Heinz Trettner

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Heinrich Trettner als Oberst i. G. der Luftwaffe (um 1941/1942)

Heinrich „Heinz“ Trettner (* 19. September 1907 in Minden; † 18. September 2006[1] in Mönchengladbach-Rheydt) war ein deutscher Offizier im Rang eines Generals und von 1964 bis 1966 Generalinspekteur der Bundeswehr.[2]

Heinz Trettner wurde geboren als Sohn des preußischen Offiziers Ludwig Trettner, der mit seiner Kompanie des Infanterie-Regiments „Prinz Friedrich der Niederlande“ (2. Westfälisches) Nr. 15 1902 und 1904 den Kaiserpreis erschoss. Das Abitur legte er 1925 am humanistischen Hohenzollern-Gymnasium in Düsseldorf ab, heute Görres-Gymnasium.

Heinz Trettner trat danach als Fahnenjunker in das 18. Reiterregiment der Reichswehr in Stuttgart-Cannstatt ein, absolvierte die Ausbildung zum Offizier und wurde 1929 zum Leutnant ernannt.

Am 30. September 1932 schied Trettner de jure aus der Reichswehr aus, um in Beachtung der Verbote des Friedensvertrags von Versailles als Zivilist an der Flugzeugführerschule Braunschweig die Pilotenausbildung zu absolvieren. Im Rahmen eines Geheimabkommens mit der Sowjetunion wurde er zeitweise auch an der geheimen Fliegerschule und Erprobungsstätte der Reichswehr in Lipezk in der Sowjetunion zum Flugzeugführer ausgebildet. Am 1. Mai 1933 trat er in die geheime Luftwaffe der Reichswehr ein. Am 1. Juni 1933 wurde er reaktiviert und zum Oberleutnant befördert. Zur weiteren Ausbildung wurde Trettner zur Flugfunkschule Berlin, zur Lufthansa und zur italienischen Luftwaffe abkommandiert. Ab dem 1. Oktober 1933 war Trettner im Reichsluftfahrtministerium (RLM) in Berlin bei der Inspektion der Schulen eingesetzt. Am 1. Mai 1934 wurde er zum Adjutanten der Fliegerschule Kitzingen ernannt. Nach seiner Beförderung zum Hauptmann, 1. Juni 1935, wurde er am 1. August 1935 Adjutant der Fliegerschule Magdeburg. Am 1. April 1936 wurde er als Adjutant zum Stab des höheren Fliegerkommandeurs II nach Dresden versetzt, am 5. Oktober 1936 an die Luftkriegsschule II nach Berlin kommandiert. Am 22. November 1936 wurde er als Adjutant und 2. Generalstabsoffizier im Stab der Legion Condor versetzt und nahm am Spanischen Bürgerkrieg teil. Ab 15. September 1937 übernahm er als Staffelkapitän die 1. Staffel der K/88 (Bomber) der Legion Condor. Am 14. Januar 1938 wurde Trettner zur Generalstabsausbildung an die Luftkriegsakademie nach Berlin–Gatow kommandiert.[3][4]

Am 1. Juli 1938 übernahm er den Posten eines 1. Generalstabsoffiziers im Stab der 7. Fliegerdivision.[4] Am 1. August 1939 wurde er zum Major befördert.

Zweiter Weltkrieg

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Während des Zweiten Weltkrieges plante er als Chef des Stabes den Einsatz der Fallschirmjäger 1940 bei der Eroberung der „Festung Holland“ und erhielt dafür das Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes.

Am 15. Dezember 1940 übernahm er die Aufgabe eines 1. Generalstabsoffiziers im XI. Fliegerkorps und war damit maßgeblich an der Planung des Unternehmens Merkur, der Luftlandeschlacht um Kreta beteiligt, dessen Durchführung dem Korps oblag.

Am 1. Oktober 1941 wurde er zum Oberstleutnant befördert und zum 1. Dezember 1941 zum Chef des Stabes des XI. Fliegerkorps ernannt. Dort erreichte ihn am 1. März 1943 die Beförderung zum Oberst.

Ab 4. Oktober 1943 übernahm er die Aufstellung der 4. Fallschirmjägerdivision, deren erster Kommandeur er ab 1. Januar 1944 wurde.[5] Nach der alliierten Landung in Italien wurde die Division dort eingesetzt und operierte bis 1944 in Mittel- und Norditalien.[5]

Am 1. Juli 1944 wurde er zum Generalmajor befördert[1] und am 17. September 1944 nach den Kämpfen um Rom mit dem Eichenlaub zum Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes ausgezeichnet. Er führte die Fallschirmjägerdivision weiterhin als Divisionskommandeur und wurde am 1. April 1945 zum Generalleutnant befördert.[1] Im Mai 1945 geriet er nach der Kapitulation in amerikanische Kriegsgefangenschaft bei Modena. Am 25. Juli 1946 wurde er in englische Kriegsgefangenschaft nach Bridgend überführt, wo er bis zu seiner Entlassung im April 1948 blieb.[3]

Nach seiner Entlassung aus der Kriegsgefangenschaft 1948 arbeitete der strenggläubige Katholik[6] zunächst beim Diözesan-Caritasverband.[7] Ab Mai 1949 absolvierte er eine kaufmännische Lehre bei der Firma „Vaupel Sohn“, einem Glasgroßhandel in Düsseldorf. Danach arbeitete Trettner als Textilvertreter und später als selbständiger Textilkaufmann. Vom 10. November 1951 bis zum 31. Dezember 1956 war er als angestellter Referent bei dem vom Amt Blank gegründeten Verband deutscher Soldaten (VdS) in der Hauptgeschäftsstelle Bonn, ab dem 1. Mai 1956 bis zu seinem Eintritt in die Bundeswehr am 2. November 1956 als gutachterlicher Berater beim VdS tätig.[3]

Am 10. September 1950 stellte sich Trettner schriftlich für eine etwaige Wiederverwendung als Soldat in der damals geplanten europäischen Verteidigungsgemeinschaft (EVG) zur Verfügung. Mit Schreiben vom 27. November 1952 wurde ihm eine Wiederverwendung bei Ratifizierung eines EVG-Vertrages in Aussicht gestellt.[3]

Im Sommer 1953 begann Trettner mit dem Studium der Volkswirtschaftslehre und Rechtswissenschaft an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität in Bonn,[8] das er am 13. November 1956 – kurz nachdem er wieder in die Bundeswehr eingegliedert worden war – mit dem Examen als Diplomvolkswirt beendete.

Beim Aufbau der Bundeswehr wurde Trettner 1956 aufgefordert, sich wie jeder interessierte Offizier (vom Oberst aufwärts) dem Personalgutachterausschuss vorzustellen. Neben positiven Referenzen lag dem Ausschuss lediglich eine negative Beurteilung eines Zeugen vom 20. September 1954 vor. Seiner Erklärung, Trettner habe keinerlei Einsicht in die „verheerenden Folgen des Naziregimes“ gezeigt,[9] wurde in einem persönlichen Schreiben vom 10. April 1956 des Oberst Scupin an den damaligen Leiter der Personalabteilung des Verteidigungsministeriums entschieden widersprochen. Wörtlich heißt es u. a. darin: „Trettner war nie im Leben Nazi, oft waren wir in Sorge um ihn bei seinen freimütigen Äußerungen und oft wurde er gewarnt“.[3] Als engagierter Gegner des Naziregimes wurde Trettner auch von seinem Ic seiner Division in Italien charakterisiert.[10]

Er konnte als Generalmajor in die Bundeswehr eintreten und war bis 1959 Leiter der Abteilung Logistik beim europäischen NATO-Hauptquartier (SHAPE) in Rocquencourt bei Paris. Im Februar 1960 wurde er dritter Kommandierender General des I. Korps der Bundeswehr[8] (sein Adjutant war u. a. Johannes Poeppel) und wurde am 14. Oktober 1960 zum Generalleutnant befördert. Am 1. Januar 1964 folgte die Beförderung[11] zum General.

Nachdem bekannt wurde, dass Trettner als Generalinspekteur vorgesehen war, wurde dem damaligen Ministerialdirektor Gumbel durch einen Bundestagsabgeordneten die Aufzeichnungen des Historikers Hans-Adolf Jacobsen, damals Direktor des Forschungsinstituts der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik vom 12. Juli 1963 über eine Diskussion anlässlich eines Vortrags in Münster am 6. April 1962 zugeleitet. Jacobsen behauptete, in den Diskussionsbeiträgen habe Trettner u. a. geäußert: „Hitler habe als einer der ganz wenigen die Gefahr des Bolschewismus schon richtig eingeschätzt und entsprechend gehandelt.“ Wer so etwas vertrete, sei als einer der höchsten Vorgesetzten für die Bundeswehr nicht tragbar. Nach der daraufhin abgegebenen Stellungnahme Trettners bestanden keine Bedenken zu seiner Berufung als Generalinspekteur am 1. Januar 1964.[3]

Im Februar 1964 stellte die DDR ein Weißbuch zusammen, das über angebliche „Kriegsverbrechen des Generalinspekteurs der Bundeswehr, General Heinz Trettner“ informierte. Dieses Weißbuch wurde mit Schreiben vom 5. März 1964 vom Führungsstab (FüB) u. a. dem Abteilungsleiter P zugeleitet. Darin kündigte der Führungsstab der Bundeswehr eine ausführliche Stellungnahme an, „die in der Bundesrepublik, im westlichen Ausland und in der Sowjetzone verbreitet wird“. Diese Gegendokumentation Die kommunistische Verleumdungskampagne gegen General Trettner wurde am 20. März 1964 von der Bundesregierung entsprechend publiziert und verteilt.[3]

1965 kam es wegen organisatorischer Fragen (unter anderem die Spitzengliederung des Ministeriums betreffend) zu Differenzen mit seinem Abteilungsleiterkollegen Ernst Wirmer (Leiter der Hauptabteilung III Administrative Angelegenheiten) sowie dem damaligen Verteidigungsminister Kai-Uwe von Hassel.[8] Im August 1966 bat er im Zusammenhang mit dem Gewerkschaftserlass um seinen Abschied, weil er „die Ausschaltung der militärischen Führung bei dieser Grundsatzfrage“ für untragbar hielt".[12] Am 25. August 1966 wurde er wunschgemäß in den einstweiligen Ruhestand versetzt. Solidarisch reichte auch Generalmajor Günther Pape seinen Rücktritt ein.[8] Sein Nachfolger als Generalinspekteur wurde Ulrich de Maizière.

Trettners Name ist mit dem Konzept von Atomminen an der damaligen innerdeutschen Grenze verbunden.[13] Es handelt sich dabei um eine Falschmeldung vom 16. Dezember 1964 in der FAZ, wie neuere Forschungen ergaben.[14] Trettner hatte schon 1960 eine negative Grundeinstellung zum Einsatz taktischer Atomwaffen (ADM), weil ein solcher Einsatz seiner Überzeugung nach die physische Belastbarkeit der Menschen übersteigen und die eigene Vernichtung miteinschließen würde: „man kann sich in geschlossenen Räumen eben nicht mit Handgranaten duellieren“.[15] Trettner gehörte wie General Graf Kielmannsegg als Oberbefehlshaber der Streitkräfte Mitteleuropa und de Maizière, damals Inspekteur des Heeres, zur Gruppe der nuklearkritischen Offiziere. So erfolgte unter Trettner ein Perspektivwechsel im Kriegsbild, weg von einem Atomschlag zu einer vorwiegend konventionellen Kriegsführung.[16]

Trettner war seit 1951 Mitglied im Verband deutscher Soldaten. Seit dem 7. Juni 1958 war Trettner Ehrenmitglied der katholischen Studentenverbindung KDStV Hercynia Freiburg im CV.

Er veröffentlichte 1969 u. a. auch im nationalkonservativen Deutschlandmagazin, dort vertrat er die These gegen den mit eigenen Rechten versehenen Bürgersoldaten nach Baudissinischem Verständnis.[17] Dagegen setzte er das Bild militärischer Führungspersönlichkeiten, die in der Lage sind, selbständig auch politisch relevantes Handeln zu verantworten.[18]

Im Rahmen der Debatte um die erste Wehrmachtsausstellung veröffentlichte der Bonner General-Anzeiger am 11. März 1997 einen Leserbrief Trettners. Er propagiert darin die Präventivkriegsthese: „Es dürfte heute erwiesen sein, dass der Krieg gegen die Sowjetunion – anders als die Umerziehungspropaganda behauptet – in erster Linie ein nur schweren Herzens begonnener, aufgezwungener Präventivkrieg war.“[19]

2005 unterzeichnete Trettner den kontroversen Aufruf „Gegen das Vergessen“ des Instituts für Staatspolitik. Dieser richtete sich gegen die Namenstilgung des Jagdfliegers Werner Mölders und den Umgang der Bundeswehr mit Tradition und Soldatenverbänden. So blieb er demonstrativ den Feierlichkeiten zum 50. Jahrestag der Bundeswehr fern.

Trettner starb einen Tag vor seinem 99. Geburtstag.[7] Er war der letzte lebende General der Wehrmacht.[1]

Spanischer Bürgerkrieg

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Zweiter Weltkrieg

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Werke (Auswahl)

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  • Verteidigung und Sicherheit – Aufgabe der Bundeswehr. Deutschland-Magazin, 1, 1969.
  • Atomgiganten sichern ihre Macht. Deutschland-Magazin, 3, 1969.
  • Die militärische Sicherheit der Bundesrepublik. Hochland, Heft 2, München und Kempten 1969, S. 133+134.
  • Der Heilige Stuhl und die Abrüstung. Anmerkungen zu einem römischen Dokument. Internationale Katholische Zeitschrift Communio, Band 7, Nr. 2, 1978, S. 151 ff.
Commons: Heinz Trettner – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

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  1. a b c d Samuel W. Mitcham: German Order of Battle: 291st-999th Infantry divisions, named infantry divisions, and special divisions in World War II. Stackpole Books, 2007, ISBN 978-0-8117-3437-0, S. 288 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  2. Personalakte Trettner, Bundesarchiv, Abteilung Militärarchiv. Im Folgenden als BArch bezeichnet
  3. a b c d e f g BArch
  4. a b Henry L. deZeng IV, Douglas G. Stankey: Luftwaffe Officer Career Summaries, Section S–Z. (PDF) 2016, S. 595, abgerufen am 12. Februar 2019 (englisch).
  5. a b Samuel W. Mitcham: German Order of Battle: 291st-999th Infantry divisions, named infantry divisions, and special divisions in World War II. Stackpole Books, 2007, ISBN 978-0-8117-3437-0, S. 287 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  6. Heinz Trettner „Gott kann auf beiden Seiten stehen“ in „Christen im Krieg“, Katholisches Militärbischofsamt, Pattloch Verlag 2001, S. 261–264
  7. a b Clemens Range: Tapfer und tatkräftig bis zum Ende. Artikel, Junge Freiheit 40/2006, S. 5.
  8. a b c d BONN / BUNDESWEHR: Seid eisern. In: Spiegel Online. Band 36, 29. August 1966 (spiegel.de [abgerufen am 2. Mai 2019]).
  9. Stefanie Schüler-Springorum: Krieg und Fliegen. Die Legion Condor im Spanischen Bürgerkrieg. Schöningh, Paderborn u. a. 2010, S. 237.
  10. Fides Krause-Brewer „Vom Brahmsee bis Shanghai. Begegnungen mit Leuten von Format“. Knaus Verlag, 1987, S. 121
  11. Hans Booms: Die Kabinettsprotokolle der Bundesregierung: 1963. Boldt, 1982, ISBN 3-486-57918-5, S. 468 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  12. Telegramm an v. Hassel vom 24. August 1966 in John Zimmermann „Ulrich de Maizière“, S. 315, Oldenbourg 2012 und Ulrich de Maizière „In der Pflicht“, Mittler & Sohn, 1989, S. 278
  13. BONN / BUNDESWEHR: Trettners Minen-Spiel. In: Der Spiegel. Nr. 1, 1965 (online).
  14. Reiner Pommerin: General Trettner und die Atom-Minen. In: Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte. 39 ( 1991) 4. Heft, S. 637–654
  15. Pommerin s. o. S. 640 f und Florian Reichenberger Der gedachte Krieg. Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften, Bd. 13, S. 297, de Gruyter 2018
  16. Reichenberger s. o., S. 427
  17. Blätter für deutsche und internationale Politik. Paul-Rugenstein Verlag., 1969, S. 808 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  18. Trettner: Yorck und die Eigenverantwortung der militärischen Führung heute. Beitrag zum „Cappenberger Gespräch“, Bd. 2 Grote’sche Verlagsbuchhandlung 1969 und Die politische Voraussetzung für eine militärische Verteidigung!, Beitrag zur Festschrift „20 Jahre Bundeswehrgarnison München“ 1976.
  19. Zitiert nach Walter Kolbow: Rede im Deutschen Bundestag am 13. März 1997 zur Wehrmachtsausstellung, hier S. 14724 (Abruf am 18. Dezember 2014). Siehe auch Hans-Erich Volkmann: Die Legende vom Präventivkrieg, in: Die Zeit, 13. Juni 1997.