Tuğba Tekkal

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
(Weitergeleitet von Tugba Tekkal)
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Tuğba Tekkal
Tuğba Tekkal, 2022
Personalia
Geburtstag 5. März 1985
Geburtsort HannoverDeutschland
Größe 170 cm
Position Mittelfeldspielerin
Frauen
Jahre Station Spiele (Tore)1
2002–2007[1] TSV Havelse
2008 Hamburger SV II (6)
2008–2009 Hamburger SV 21 0(3)
2009–2011 1. FC Köln 29 0(3)
2012–2017 1. FC Köln 111 (11)
2015 1. FC Köln II 1 0(0)
1 Angegeben sind nur Ligaspiele.
Stand: Saisonende 2016/17[2]

Tuğba Tekkal (* 5. März 1985 in Hannover) ist eine ehemalige Profi-Fußballspielerin, Sozialunternehmerin und Gründerin kurdisch-jesidischer Abstammung.

Tekkals Eltern waren in den 1970er-Jahren als Einwanderer aus der Osttürkei nach Deutschland gekommen. In ihrer Heimat waren sie als Kurden und Teil der jesidischen Glaubensgemeinschaft verfolgt worden. In der neuen Heimat arbeitete ihr Vater als Fliesenleger, ihre Mutter war Hausfrau. Tekkal ist eines von elf Geschwistern, darunter die Autorin Düzen Tekkal.

Tekkal begann schon früh, Fußball zu spielen, erst auf dem Bolzplatz, später im Verein. Ihren Eltern verheimlichte sie lange ihre Leidenschaft zum Ballsport. Mit der Unterstützung ihrer Geschwister schaffte sie es dann aber doch, die Eltern von ihrem Hobby zu überzeugen.

Heute lebt Tekkal in Köln und Berlin und setzt sich mit ihrer Arbeit für das Empowerment von Frauen und die Werte des freiheitlich-demokratischen Grundgesetzes ein. Sie hält regelmäßig Vorträge über ihre Rolle als Frau, Sportlerin und Deutsche mit Migrationshintergrund.

Tekkal spielte von 2002 bis Dezember 2007 für den TSV Havelse und von Januar bis Juni 2008 beim HSV II. Im Jahr 2007 wechselte sie in die Bundesliga zum Hamburger SV. Beim HSV bestritt sie 21 Spiele, in welchen ihr drei Tore gelangen. Zur Saison 2009/10 wechselte Tekkal in die 2. Bundesliga zum 1. FC Köln. Am Ende der Saison 2010/11 verließ sie den Verein und wollte ihre sportliche Karriere wegen ihrer beruflichen Karriere als Sport- und Fitnesskauffrau beenden, kehrte aber in der Winterpause 2011/12 zum Verein zurück. Nach zwei Vizemeisterschaften 2012/13 und 2013/14 gelang ihr mit der Mannschaft 2014/15 als ungeschlagener Meister der 2. Bundesliga Süd der Aufstieg in die Bundesliga.

2017 entschied sich Tekkal, ihre fußballerische Karriere zu beenden.

Soziales Engagement

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Menschenrechtsorganisation HÁWAR.help e.V.

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

2015 gründete Tuğba Tekkal zusammen mit drei Schwestern, darunter die Journalistin Düzen Tekkal, den gemeinnützigen Verein für humanitäre Hilfe Háwar.help e.V.[3] Gegründet wurde der Verein, um auf das genozidäre Vorgehen des IS und die Menschenrechtsverletzungen aufmerksam zu machen, die die jesidische Glaubensgemeinschaft im Irak und in Syrien erleiden musste. Mittlerweile ist daraus eine Organisation erwachsen, die Menschenrechte in den Krisenregionen, aber auch in Deutschland stärkt – und sich insbesondere für die Rechte von Mädchen einsetzt, ganz egal ob sie jesidischen, muslimischen oder christlichen Glaubens sind. Der Verein verfolgt damit das Ziel, die demokratische, offene Gesellschaft zu stärken.

Der Verein betreibt mehrere Projekte. Dazu gehört das Mädchen-Fußball-Projekt SCORING GIRLS* sowie das Frauen-Empowerment-Zentrum Back to Life, das psychosoziale Betreuung, Alphabetisierungs- und Handwerkskurse sowie Bildungsworkshops zu Themen wie Frauenrechte und Unternehmertum für Frauen und Kinder aus IS-Kriegsgefangenschaft im Irak und in Deutschland bietet.  

2021 übernahm Annalena Baerbock die Schirmherrschaft des Projekts Back to Life.[4]

Ein weiteres Projekt des Vereins ist das Projekt School Talks, das Dialoge an deutschen Schulen über Menschenrechte, Marginalisierung und entwicklungspolitische Zusammenhänge, sowie Sensibilisierung und politisches Engagement ermöglicht. In diesem Rahmen tritt Tekkal mit Schulklassen in einen offenen Dialog. Außerdem leitet sie Capacity Building Workshops und stärkt somit die Kompetenzen der jungen Menschen.

Mädchen-Empowerment-Projekt SCORING GIRLS*

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Jahr 2016 initiierte Tekkal im Rahmen von HÁWAR.help das Empowerment-Projekt SCORING GIRLS*[5], das Mädchen und jungen Frauen aus zugewanderten oder sozio-ökonomisch schlechter gestellten Familien kostenloses Fußballtraining und werteorientierte Bildung ermöglicht.

Die Mädchen und jungen Frauen bekommen unabhängig ihrer Nationalität, sozio-ökonomischer Herkunft oder Religion die Chance, gemeinsam ihre Stärken und Interessen zu erkennen und genug Selbstvertrauen aufzubauen, um ihre Lebensträume umsetzen zu können.

Mittels Fußball, aber auch Schul- und Hausaufgabenhilfe, Berufsorientierung und der Einbindung starker Frauen-Vorbilder werden Werte wie Teamgeist, Empathie, Verantwortungsbewusstsein oder Führungsstärke bei Mädchen und jungen Frauen gefördert. Die  Projektteilnehmerinnen lernen so, respektvoll miteinander umzugehen und an sich selbst zu glauben – ob im Klassenraum oder auf dem Fußballfeld.

Mittlerweile haben die SCORING GIRLS*-Projekte in Berlin und Köln bereits über 150 Mädchen mit verschiedensten Lebensgeschichten aus mehr als 15 Ländern erreicht.

Schirmherrin des Projekts ist die Journalistin und Fernsehmoderatorin Anne Will[6].

Bildungsinitiative GermanDream

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Darüber hinaus gründete sie 2019 mit ihren Schwestern zusammen die Bildungsinitiative GermanDream[7], mit der Wertedialoge an hunderten deutschen Schulen veranstaltet werden. Anliegen ist es, jungen Menschen die Werte von Freiheit und Selbstbestimmung zu vermitteln und Extremismus vorzubeugen, insbesondere dem Islamismus und Rechtsextremismus. Zu den Werbebotschaftern, die als positive Vorbilder Integration erleichtern sollen, gehören u. a. die Managerin Janina Kugel, FDP-Chef Christian Lindner, Cem Özdemir, der ehemalige Gesundheitsminister Jens Spahn, der Fußballer Leon Goretzka, die Schauspielerin Jasna Fritzi Bauer und das Model Sara Nuru.

In diesem Rahmen tritt Tekkal selbst auch regelmäßig als Wertebotschafterin mit jungen Menschen in den Dialog über die Werte der Demokratie. Sie konzipiert dafür Formate und Workshops gegen Rassismus, Populismus und Extremismus.

Des Weiteren hielt sie Vorträge bei der Konrad-Adenauer-Stiftung[8], beim Volkswagen #WeDriveDiversity-Talk[9], bei der internationalen Woche gegen Rassismus für die Landessportjugend[10]. Tekkal war Testimonial der Corona-Kampagne von Chancen NRW[11] sowie Gesicht der Integrationskampagne #IchDuWirNRW[12].

Auszeichnungen und Erfolge

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  • 2015: Meister 2. Bundesliga Süd 2014/15 und Aufstieg in die Bundesliga mit dem 1. FC Köln
  • 2017: Nominierung für den Take Off Award in der Kategorie „Frauenrechte“ für SCORING GIRLS*
  • 2017: Sonderpreis Ehrenamtliches Engagement im Sport der Stadt Köln[13]
  • 2019: Eine von 50 Frauen der Inspiring 50 in der DACH-Region[14]
  • 2019: CIVIS Medienpreis für Integration und kulturelle Vielfalt für SCORING GIRLS*[15]
  • 2019: Das Goldene Band[16] für SCORING GIRLS*
  • 2020: Julius Hirsch Preis für SCORING GIRLS*[17]
  • 2021: Wilhelm Wernicke Preis für SCORING GIRLS*[18]
  • 2021: Gender Diversity Award Kategorie: Audience Award[19]
  • 2022: Verdienstorden des Landes Nordrhein-Westfalen[20]
  • 2024: Elisabeth-Norgall-Preis[21]

mit Anna Dreher: Tor zur Freiheit: meine ganze Geschichte. Elisabeth Sandmann Verlag, München 2923. ISBN 978-3-949582-05-9.

Commons: Tuğba Tekkal – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Christian Lawendel: Ex-Fußballerin Tekkal: Für eine Frau war ich gut. In: Spiegel Online. 24. Juni 2011, abgerufen am 8. Juli 2018.
  2. Datencenter: Tugba Tekkal. In: dfb.de. Abgerufen am 8. Juli 2018.
  3. Startseite. Abgerufen am 23. Dezember 2021 (deutsch).
  4. BAERBOCK ÜBERNIMMT SCHIRMHERRSCHAFT VON BACK TO LIFE. In: HÁWAR.help. 20. September 2021, abgerufen am 23. Dezember 2021 (deutsch).
  5. SCORING GIRLS*. In: HÁWAR.help. Abgerufen am 23. Dezember 2021 (deutsch).
  6. ANNE WILL IST SCHIRMHERRIN DER SCORING GIRLS*. In: HÁWAR.help. 3. November 2020, abgerufen am 23. Dezember 2021 (deutsch).
  7. Startseite. Abgerufen am 23. Dezember 2021 (deutsch).
  8. „Demokratie bedeutet, dass wir an einem Tisch sitzen und unterschiedliche Meinung haben können“. 2. Juli 2017, abgerufen am 23. Dezember 2021.
  9. #VWTailgate Tour: #WeDriveDiversity-Talk. Abgerufen am 23. Dezember 2021.
  10. GWeb Solutions: „PINK gegen Rassismus“: Gleich drei Events an einem Tag! Abgerufen am 23. Dezember 2021 (deutsch).
  11. Zum Anzeigen anmelden oder registrieren. Abgerufen am 23. Dezember 2021.
  12. Bei Facebook anmelden. Abgerufen am 23. Dezember 2021.
  13. Ehrenamtspreise 2017 der Stadt Köln: Tugba Tekkal erhielt den Sonderpreis „Ehrenamtliches Engagement im Sport“. Abgerufen am 20. September 2019.
  14. Tugba Tekkal. Abgerufen am 22. September 2019 (englisch).
  15. CIVIS Medienstiftung: Preisträger 2019. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 20. Juni 2020; abgerufen am 20. September 2019.
  16. Über den Fußball in die Gemeinschaft. Abgerufen am 16. November 2019.
  17. Julius Hirsch Preis 2020 für HAWAR.help. In: Deutscher Fußball-Bund. 2. September 2020, abgerufen am 17. Juni 2022.
  18. Hertha BSC Stiftung überreicht den Wilhelm Wernicke Preis 2020 | Hertha BSC. 5. März 2021, abgerufen am 23. Dezember 2021.
  19. GermanDiversityAward. In: BeyondGenderAgenda. Abgerufen am 23. Dezember 2021 (deutsch).
  20. Verleihung des Landesverdienstordens | Land.NRW. Abgerufen am 5. Mai 2022.
  21. Ehemalige Profifußballerin erhält Elisabeth-Norgall-Preis. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung. 13. März 2024.