Hippolyt von Turno

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Hippolyt Andreas Kasimir von Turno (* 30. November 1828 in Objezierze (Oberau); † 13. März 1897 ebenda) war ein Rittergutsbesitzer und Reichstagsabgeordneter.

Turno entstammt der neumärkischen Uradelsfamilie von Tornow, ersterwähnt 1217, und gehörte genealogisch der Familienlinie II an, die sich bis heute Turno nennt.

Er besuchte das Köllnische Gymnasium in Berlin und die Bergakademie Freiberg im Königreich Sachsen. Nach einem Aufenthalt in Paris wurde er Landwirt.[1] Turno besaß die die Herrschaft Objezierze mit den Rittergütern Objezierze, Nieczajna,[2] Zulin und Pacholewo (alle im Kreis Obornik). 1863 wurde er kurzzeitig auf seinem Gut verhaftet und nach Berlin gebracht. Hintergrund war u. a. die Eigentumskonfiszierung des polnischen Grafen Johann von Dzialynski, der schon im Pariser Exil lebte.[3] 1864 fand ein großer Prozess statt.[4] Graf Dzialynski wurde dann 1870 amnestiert.

1865 heiratete er die Gräfin Marie von Skörzewski (* 20. Juni 1840; † 29. Oktober 1896 in Objezierze),[5][6] jüngste Tochter der Emilie von Grabowska († 1875) und des Gutsherrn einer Herrschaft mit mehreren Gütern, Helidor von Skörzewski. Marie und Hippolyt hatte eine Tochter und zwei Söhne, die Güter des Vaters erbte der älteste Sohn Stanislaus (* 1866; † 1936), Päpstlicher Geheimer Kämmerer war.

Von 1871 bis 1881 war er Mitglied im Posener Provinziallandtag und von 1879 bis 1882 des Preußischen Abgeordnetenhauses. Von 1871 bis 1874 vertrat er den Wahlkreis Bromberg 4 (InowraclawMogilno) und von 1877 bis 1884 den Wahlkreis Posen-Stadt im Deutschen Reichstag für die Polnische Fraktion.[7]

1882 saß Turno im Vorstand einer Lebensversicherungs-Bank auf Gegenseitigkeit, namens Vesta.[8] 1888 war er als Gutsherr Inhaber einer Branntwein-Brennerei mit Kontingent.[9]

  • A. Philipps (Hrsg.): Historisch-Politisches Jahrbuch von 1880, I. Jahrgang, I. Hälfte, R. v. Decker Marquardt & Schenk, Berlin 1880. Text (Reprints 2024)
  • Anton Bettelheim (Hrsg.): Biographisches Jahrbuch und deutscher Nekrolog. Band 4, 1900, Reimer, Berlin 1900, S. 353.
  • Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Adeligen Häuser. Zugleich Adelsmatrikel der Deutschen Adelsgenossenschaft. Teil A. (Uradel). 38. Jahrgang. 1942. Justus Perthes, Gotha September 1938, S. 552.
  • Bernhard Mann: Biographisches Handbuch für das preußische Abgeordnetenhaus (1867–1918). In: Handbücher zur Geschichte des Parlamentarismus und der Politischen Parteien, Band 3, Droste, Düsseldorf 1988, ISBN 3-7700-5146-7.

Einzelnachweise

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  1. Königl. Bergakademie zu Freiberg (Hrsg.): Jahrbuch für den Berg- und Hüttenmann auf das Jahr 1847, Craz und Gerlach, Freiberg 1847, S. 124.
  2. Paul Hoffmann (Hrsg.): Grossgrundbesitzer- und Güter-Lexikon zugleich Adressbuch der Ritterguts- und Gutsbesitzer in der Provinz Posen, P. Lentz, Berlin 1883, S. 158. Reprint: BoD Norderstedt, Klaus D. Becker, Potsdam 2013. ISBN 978-388372-274-0.
  3. Posen, 3. Nov.: Hippolyt v. Turno, In: Gustav Messert: Aschaffenburger Zeitung, Dienstag, Nro. 269, Wailandt, Aschaffenburg, 10. November 1862 (Unpagniert).
  4. Polen-Prozeß. Erste bis elfte Sitzung. Verhandlungen des Königl. Staats-Gerichtshofes zu Berlin, №. 1, vom 7. Juli 1864, bis №. 7, 2. Dezember 1864, Reichardt & Zander, Berlin 1864, S. 1–26.
  5. Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Gräflichen Häuser 1881, 54. Jahrgang, Justus Perthes, Gotha 8. November 1880, S. 871.
  6. Nekrolog, In: Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Gräflichen Häuser 1898, 71. Jahrgang, Justus Perthes, Gotha 15. November 1897, S. 1252.
  7. Fritz Specht, Paul Schwabe: Die Reichstagswahlen von 1867 bis 1903. Eine Statistik der Reichstagswahlen nebst den Programmen der Parteien und einem Verzeichnis der gewählten Abgeordneten. 2. Auflage, Carl Heymanns Verlag, Berlin 1904, S. 55 und 64.
  8. Achte Bilanz der Vesta, In: Beilage zur Deutschen Versicherungs-Zeitung No. 48, Druck Julius Sittenfeld, Verlag Dr. A. F. Eisner, Berlin, den 22. Juni 1882, S. 360.
  9. Protokolle über die Verhandlungen des Bundesraths des Deutschen Reichs, Jahrgang 1888, Reichsdruckerei, Berlin 1888, S. 146.