Tyczka (Unternehmen)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
(Weitergeleitet von Tyczka Energy)
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Tyczka

Logo
Rechtsform GmbH
Gründung 2002
Sitz Geretsried, Deutschland Deutschland
Leitung Frank Götzelmann, Frederick Tyczka-Christoph[1]
Mitarbeiterzahl 516[2]
Umsatz 413,54 Millionen Euro[2]
Branche Flüssiggas
Website www.tyczka.com
Stand: 2021

Die Tyczka GmbH ist eine im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen ansässige Holdinggesellschaft im Bereich Flüssig- und Industriegase sowie Wasserstoff.[3]

Unternehmensgeschichte

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die heutige Unternehmensgruppe Tyczka führt ihren Ursprung auf das Georg Tyczka Sauerstoffwerk zurück, das 1924 zur Zeit der Weimarer Republik in Görlitz von Georg Tyczka gegründet wurde. Nach der Machtergreifung stieg Georg Tyczka im NS-Staat 1934 mit seiner Firma in die Flüssiggasversorgung ein, zwei Jahre später eröffnete er das erste Abfüllwerk. Das Unternehmen profitierte von der Treibstoffverknappung Anfang des Zweiten Weltkriegs, da so größere Mengen Flüssiggas an die deutsche Zivilbevölkerung abgesetzt werden konnten.[4]

Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurde Tyczka durch die SMAD entschädigungslos enteignet. Anschließend übersiedelte er nach Westdeutschland[5] und baute in Schwarzenfeld in der Oberpfalz 1947 das Unternehmen Industriegas GmbH auf.[6] Georg Tyczkas Sohn Hans-Wolfgang trat 1950 in das Unternehmen ein. Im Zuge der Olympischen Sommerspiele 1972 in München gründete dieser gemeinsam mit Gloria-Gas München die Olympiagas GmbH, welche die Hand- und Stadionfackeln für die Olympischen Spiele entwickelte.[7]

2002 gründete Tyczka gemeinsam mit dem Mineralölunternehmen Total Deutschland das Joint Venture Tyczka Totalgaz.[8][9] Im Jahr 2005 gründeten Tyczka Totalgaz und die Valentin-Gruppe das Joint Venture Valentin Flüssiggas.[10] Im Jahr 2010 wurden die restlichen 50 Prozent der Anteile an Valentin Flüssiggas in die Unternehmensgruppe eingegliedert.[10]

2015 nahm Tyczka eine Luftzerlegungsanlage in Braunau am Inn im Ortsteil Ranshofen in Österreich in Betrieb, in der Argon, Stickstoff und Sauerstoff produziert werden.[11] Im Juli 2017 gab Tyczka bekannt, dass das Unternehmen den 50-prozentigen Anteil des bisherigen Gemeinschaftsunternehmens Tyczka Totalgaz von Total Deutschland übernahm. Tyczka Totalgaz wurde daraufhin in die Tyczka Energy GmbH umfirmiert.[8]

Der Einstieg in den Geschäftsbereich Wasserstoff erfolgte mit der Gründung einer Tochtergesellschaft im Jahr 2021.[12] Im Geschäftsjahr 2021 erwirtschaftete der Konzern einen Umsatz in Höhe von 413,54 Mio. Euro und beschäftigte 516 Mitarbeiter.[3] Im Februar 2022 übernahm das Unternehmen den Gaslieferanten Gase Partner GmbH (GPG) aus Witten in Nordrhein-Westfalen.[13] Mit Frederick Tyczka-Christoph trat 2022 die dritte Generation der Unternehmerfamilie in die Geschäftsführung ein.[1]

Beteiligung am Flüssiggaskartell

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ende 2007 gehörten Tyczka Energie und Tyczka Totalgaz zu den sieben Unternehmen der Flüssiggasbranche (inklusive der jeweiligen Geschäftsführer), gegen die aufgrund von Kundenschutzabsprachen vom Bundeskartellamt Bußgelder in Höhe von insgesamt knapp 208 Mio. Euro verhängt wurden.[14] Im April 2013 ging das OLG Düsseldorf in seiner Entscheidung gegen das von 1997 bis 2005 aktive „Flüssiggas-Kartell“ über die Kartellamtsentscheidung hinaus und erhöhte das Bußgeld für fünf Unternehmen, darunter Tyczka Totalgaz, auf 244 Mio. Euro.[15][16] Damit gehört das Kartell zu den höchsten Strafen wegen Wettbewerbsverstößen in der EU.

Produkte und Dienstleistungen

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Unternehmensgruppe ist in den Geschäftsfeldern Flüssig- und Industriegase, Wasserstoff sowie im Bereich Handel vertreten. Neben acht deutschen Tochtergesellschaften unterhält das Unternehmen jeweils eine Vertretung in Österreich und Polen.[2]

Das Geschäftsfeld Flüssiggase wird durch die Firmen Tyczka Energy GmbH und Tyczka Trading & Supply GmbH & Co. KG vertreten.[2] In der Sparte Industriegase, vertreten durch die Tyczka Industrie-Gase GmbH,[2] bietet das Unternehmen den Kunden technische Dienstleistungen, anwendungstechnische Beratung sowie On-Site-Versorgungssysteme an[17] und vertreibt technische Gase wie Sauerstoff, Stickstoff, Argon, Acetylen, Wasserstoff, Kohlendioxid, Spezialgase sowie Kältemittel in Flaschen und Tanks an Kunden in Deutschland und Österreich.[11] In der Luftzerlegungsanlage werden sog. Green Atmospheric Gases in Form von grünem Stickstoff, Sauerstoff und Argon in tiefkalt verflüssigter Form für Tankanlagen mit Strom aus österreichischer Wasserkraft hergestellt.[11]

Die Sparte Wasserstoff wird durch die Tyczka Hydrogen GmbH vertreten. Diese bietet Dienstleistungen in den Bereichen Wasserstoffproduktion, Verdichtung und Abfüllung, Transport und Logistik sowie in der Betankungs- und Anwendungstechnik an[18] und beliefert Kunden aus den Bereichen Mobilität, Industrie, Forschung und Entwicklung.[12]

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. a b Dritte Generation rückt in die Chefetage nach. In: Münchner Merkur. 19. August 2022.
  2. a b c d e Tyczka Unternehmensgruppe, Konzernabschluss zum Geschäftsjahr vom 1. Januar 2021 zum 31. Dezember 2021, veröffentlicht im Bundesanzeiger am 18. Januar 2020, abgerufen am 20. Dezember 2022.
  3. a b Firmenprofil Tyczka GmbH. In: Bisnode. 7. August 2023.
  4. Der Beginn einer Erfolgsgeschichte im Unternehmen Tyczka. In: Andreas Christian de Morales Roque (Hrsg.): StadtBild Görlitz. Juni 2020, S. 34.
  5. Dr. Tyczka in Görlitz: Geretsrieder Unternehmer verewigt sich im Goldenen Buch. In: Merkur. 12. Dezember 2018, abgerufen am 20. Februar 2024.
  6. Doris Schmid: Ein ausgezeichneter Unternehmer wird 95. In: Münchner Merkur. 26. Februar 2021, abgerufen am 19. August 2023.
  7. Feuer und Flamme für Olympia. In: Flüssiggas Magazin. September 2022, abgerufen am 19. August 2023.
  8. a b Tanja Lühr: Tyczka setzt künftig auf erneuerbare Energien. In: Münchner Merkur. 11. Juli 2017, abgerufen am 20. August 2023.
  9. Felicitas Amler: Marktführer aus Geretsried. In: Süddeutsche Zeitung. 10. Juli 2017, abgerufen am 20. August 2023.
  10. a b Tyczka Totalgaz will alleiniger Gesellschafter der Valentin Flüssiggas werden. In: Flüssiggas Magazin. 3. August 2010, abgerufen am 20. August 2023.
  11. a b c Gashersteller Tyczka öffnet von Ranshofen aus Markt für Österreich. In: Oberösterreichische Nachrichten. 27. Juni 2023, abgerufen am 20. August 2023.
  12. a b Susanne Weiß: Tyczka setzt auf Wasserstoff: „Das Thema passt perfekt zu uns“. In: Münchner Merkur. 4. März 2023, abgerufen am 19. August 2023.
  13. Claudia Koestler: Geretsrieder Unternehmen expandiert. In: Süddeutsche Zeitung. 8. Februar 2022, abgerufen am 20. August 2023.
  14. Bundeskartellamt verhängt Millionenbußen gegen Flüssiggasunternehmen. In: bundeskartellamt.de. 19. Dezember 2007, abgerufen am 24. April 2024.
  15. OLG Düsseldorf verhängt hohe Geldbußen gegen „Flüssiggas-Kartell“ (Memento vom 5. Oktober 2013 im Internet Archive)
  16. OLG Düsseldorf verschärft Geldbußen gegen das Flüssiggaskartell. In: bundeskartellamt.de. 16. April 2013, abgerufen am 24. April 2024.
  17. Neue Vertriebswege für Industriegase: Technische Gase von Tyczka für Österreich. In: Verfahrenstechnik. 6. Juni 2023, abgerufen am 7. Dezember 2023.
  18. Testfahrt des ersten bayerischen Wasserstoffzugs. In: Verkehr: Internationale Wochenzeitung seit 1945. 16. September 2023, abgerufen am 6. Dezember 2023.