Kurunta
Kurunta (auch Kunruntiya) war der jüngere Sohn des hethitischen Großkönigs Muwatalli II. (ca. 1290–1272 v. Chr.), Bruder dessen älteren Sohns und Nachfolgers Muršili III. und damit Neffe des Ḫattušili III. und Cousin des Tudḫaliya IV.
Leben
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Muwatallis II. ältester Sohn Muršili III. (ca. 1272–1265 v. Chr.) wurde von dessen Onkel Ḫattušili III. (ca. 1265–1236 v. Chr.) gestürzt. Infolgedessen konnte auch Kurunta Ansprüche auf den hethitischen Thron anmelden.
Die 1986 in Ḫattuša entdeckte Bronzetafel aus Boğazköy lieferte neue Informationen zu Kurunta. Es handelt sich dabei um die Abschrift eines Staatsvertrags zwischen Tudḫaliya IV. und Kurunta, der Kurunta die Herrschaft über die Region Tarḫuntašša im Süden Kleinasiens zusicherte sowie seinen Status als Vizekönig, einen Rang, den sonst nur die Könige von Karkemiš innehatten. Der Staatsvertrag nimmt Bezug auf einen Vertrag, in dem bereits Ḫattušili III. Kurunta die Herrschaft über Tarḫuntašša übertragen hatte. Die Regelungen auf der Bronzetafel legen Kuruntas Herrschaftsgebiet nochmal genau fest und enthalten einige abweichende Bestimmungen, die für Kurunta günstiger ausfallen als diejenigen im früheren Vertrag. Anscheinend wollte Tudḫaliya seinen Rivalen auf diese Weise besänftigen.
Kurunta gab sich womöglich damit nicht zufrieden. Einige Ende der 1980er in Ḫattuša entdeckte königliche Siegelabdrücke stammen von Kurunta, der auf diesen den Titel „Großkönig“ führt. Dies sowie die Titulatur des Kurunta als Großkönig auf dem Felsrelief von Hatip gaben zu Schlussfolgerungen Anlass, Kurunta habe durch einen Staatsstreich zumindest kurzzeitig die Macht im Hethiterreich übernommen, wobei der genaue Zeitpunkt – noch während der Herrschaft von Tudḫaliya IV. oder während der offenbar kurzen Herrschaft seines älteren Sohns Arnuwanda III. – ungeklärt ist. Inzwischen gilt jedoch als unsicher, ob es zu einem solchen Staatsstreich überhaupt kam.[1]
An der Südburg Ḫattušas wurde eine Inschrift in Hieroglyphen-Luwisch gefunden, die einen Angriff Šuppiluliumas II. (jüngerer Sohn Tudḫaliyas IV., ca. 1215/10–1190 v. Chr.) auf Tarḫuntašša beschreibt. Möglicherweise erfolgte dieser als Reaktion auf den eventuellen Staatsstreich Kuruntas einige Jahre zuvor. Es ist von Deportationen der Bevölkerung Tarḫuntaššas die Rede, es ist aber strittig, ob Šuppiluliuma II. Tarḫuntašša ganz erobern konnte. Ob Kurunta zur Zeit dieser Aktion noch lebte, ist unbekannt.
Auf dem Felsrelief von Hatip bei Konya ist Kurunta abgebildet, er wird in der Beischrift als Großkönig bezeichnet. Dort verlief die Grenze zwischen dem hethitischen Kernland und Tarḫuntašša.
Stammbaum
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der folgende Stammbaum wurde nach Veröffentlichungen von Volkert Haas[2] und Jörg Klinger[3] erstellt.
Tudḫaliya I. | Nikkalmati | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Arnuwanda I. | Ašmunikal | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Tudḫaliya II. | Daduḫepa | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Tudḫaliya III. | Šuppiluliuma I. | 1. Ḫinti | 2. Tawananna | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Zida | Telipinu | Piyaššili | Zannanza | Arnuwanda II. | Muršili II. | 1./2. Gaššulawiya | 2./3. Danuḫepa | Frau Šattiwazzas | Šattiwazza | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Ḫalpa-šulupi | Muwattalli II. | Mašturi | Maššana-uzzi | 1. Ehefrau | Ḫattušili III. | Puduḫepa | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Muršili III. | Kurunta | Bentešina | Gaššuliyawiya | Nerikkaili | Tudḫaliya IV. | Šauškanu | Ramses II. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Frau Ammistamrus II. | Arnuwanda III. | Šuppiluliuma II. | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Zusammenfassend hierzu Trevor R. Bryce: The Kingdom of the Hittites. Oxford University Press (1998), überarbeitete Neuauflage 2005, S. 319–321.
- ↑ Volkert Haas: Die hethitische Literatur. Walter de Gruyter, Berlin 2006, ISBN 978-3-11-018877-6, Seite 91.
- ↑ Jörg Klinger: Die Hethiter. C.H. Beck, München 2007, ISBN 978-3-406-53625-0
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Birgit Brandau, Hartmut Schickert: Hethiter, Die unbekannte Weltmacht
- Heinrich Otten: Die Bronzetafel aus Boğazköy: ein Staatsvertrag Tutḫalijas IV. (Studien zu den Boǧazköy-Texten, Beiheft 1). Wiesbaden: Harrassowitz 1988.
- Trevor R. Bryce: The Kingdom of the Hittites. Oxford University Press (1998), überarbeitete Neuauflage 2005, ISBN 978-0-19-928132-9, S. 269–273, 319–321.
Siehe auch
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Personendaten | |
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NAME | Kurunta |
KURZBESCHREIBUNG | Sohn des hethitischen Großkönigs Muwatalli II. |
GEBURTSDATUM | 13. Jahrhundert v. Chr. |
STERBEDATUM | 13. Jahrhundert v. Chr. |