Rocket Lab

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
(Weitergeleitet von Venus Life Finder)
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Rocket Lab

Logo
Rechtsform Incorporated
ISIN US7731221062
Gründung Juni 2006
Sitz Los Angeles, Kalifornien,
Vereinigte Staaten Vereinigte Staaten
Leitung Peter Beck, CEO
Mitarbeiterzahl > 1100[1]
Branche Raumfahrttechnik und
-dienstleistungen
Website www.rocketlabusa.com

Rocket Lab ist ein Raumfahrtunternehmen mit Hauptsitz in Los Angeles (ursprünglich in Auckland), das einen Raketenstartplatz in Neuseeland betreibt. Das Unternehmen wurde im Jahr 2006 als Rocket Lab Ltd. von Peter Beck gegründet. Es entwickelte und betreibt die Trägerrakete Electron, um Kleinsatelliten in den Orbit zu bringen. Zudem stellt Rocket Lab Bauteile für Satelliten her.

Hauptinvestoren waren zumindest in der Anfangszeit Khosla Ventures, Bessemer Venture Partners, Data Collective, Promus Ventures, Lockheed Martin und K1W1. Zudem erhielt das Unternehmen Finanzmittel von der Foundation for Research, Science and Technology, für die Peter Beck als Wissenschaftler tätig war.

Im Dezember 2021 übernahm das Unternehmen die Firma SolAero Holdings, Inc., einen Hersteller für hochspezialisierte Solarzellen für den Weltraum. Mit der Akquisition erhöhte sich die Mitarbeiterzahl um 475 auf mehr als 1.100.[1]

Rocket Lab entwickelte zunächst die Höhenforschungsrakete Ātea-1 (Māori für 'Weltraum'), die nur einen Start absolvierte. Die 6 m lange und 60 kg schwere Rakete sollte 2 kg Nutzlast in eine Höhe von 120 km bringen können.[2] Sie sollte kleine wissenschaftliche Nutzlasten und möglicherweise auch persönliche Gegenstände transportieren.[3][4]

Ātea-1 wurde erfolgreich von Great Mercury Island in der Nähe von Coromandel am 30. November 2009 gestartet.[5]

Eine größere Ātea-2 war in Planung, wurde jedoch nicht realisiert.[6]

Im Dezember 2010 schloss Rocket Lab einen Vertrag mit dem Operationally Responsive Space Office (ORS), um kostengünstige Trägerraketen für Kleinsatelliten zu entwickeln.[7][8] Gebaut wurde eine zwei- bis dreistufige Rakete mit der Bezeichnung Electron, die Nutzlasten bis 225 kg in eine Erdumlaufbahn bringen kann.[9] Als Startplatz wurde die Māhia Peninsula an der Ostküste der Nordinsel ausgewählt;[10] die Bauarbeiten für den so bezeichneten Rocket Lab Launch Complex 1 begannen im März 2016.[11] Der erste von drei Testflügen fand am 25. Mai 2017 um 06:20 Uhr MEZ statt und endete in einem Fehlschlag.[12] Der zweite Testflug wurde am 21. Januar 2018 durchgeführt und brachte erfolgreich drei Cubesats in eine Erdumlaufbahn.[13] Bis Ende 2023 erfolgten insgesamt 39 erfolgreiche Starts dieser Rakete.

Die optionale dritte Stufe (die Kickstufe) der Electron entwickelte Rocket Lab zu einem Satellitenbus mit der Bezeichnung „Photon“ weiter. Photon stellt eine 28-Volt-Stromversorgung sowie S-Band-Kommunikation und 1 Terabyte Datenspeicher bereit. Die in den Bus eingebaute Nutzlast kann bis zu 170 kg schwer sein und mindestens fünf Jahre lang mit Photon im Orbit verbleiben. Rocket Lab möchte selbst als Satellitenbauer auftreten und die Nutzlasten der Kunden mit Photon zu Satelliten integrieren.[14][15] Das erste Photon-Exemplar wurde im August 2020 mit der Electron-Mission „First Light“ gestartet. Es soll fünf bis sechs Jahre als Satellit in einer Erdumlaufbahn bleiben.[16] Ein zweites Testexemplar namens „Photon Pathstone“ kam beim 19. Electron-Start am 22. März 2021 zum Einsatz.[17]

Im Sommer 2021 beauftragte Varda Space Industries den Bau von drei Photon-Missionen für den erdnahen Orbit[18] und stockte diesen Auftrag im Frühjahr 2022 auf vier Stück auf.[19] Das erste Exemplar wurde im Mai 2023 fertiggestellt und am 12. Juni 2023 von der SpaceX Transporter-8 Mission erfolgreich in den Orbit gebracht.[20]

Eine leistungsstärkere Photon-Version ermöglicht auch Flüge jenseits der Erde. Das erste Exemplar dieser „interplanetary Photon“ brachte am 28. Juni 2022 den Capstone-Orbiter der NASA auf den Weg zum Mond und flog dann selbst am Mond vorbei. Für Ende 2024 plant Rocket Lab den Start der Venusmission Venus Life Finder.[21] Photon soll dabei im Vorbeiflug eine Tochtersonde aussetzen, die beim Durchfliegen der Venusatmosphäre nach Anzeichen von Leben sucht.[22][23]

Im März 2021 kündigte Rocket Lab die Entwicklung der mittelgroßen, teilweise wiederverwendbaren Rakete „Neutron“ an. Das vorgestellte Konzept sah eine zweistufige, etwa 40 Meter hohe Rakete mit einem Durchmesser von etwa 4,5 Metern vor. Sie sollte bis zu 8 t Nutzlast in eine niedrige Erdumlaufbahn und bis zu 1,5 t in eine interplanetare Transferbahn bringen können.[24] Die Triebwerke der angekündigten Rakete sollten wie bei der Elektron mit Kerosin und Flüssigsauerstoff betrieben werden,[25] im Gegensatz zu dieser aber keine elektrisch angetriebenen Treibstoffpumpen verwenden. Die Rakete sollte so ausgelegt werden, dass auch bemannte Missionen möglich wären. Rocket Lab plane allerdings keine Entwicklung eines eigenen Raumschiffs.[26]

Die ersten Starts der neuen Rakete sollten ab 2024 von der Rampe 0A des Mid-Atlantic Regional Spaceport (MARS) erfolgen. Diese befindet sich direkt neben dem Electron-Startplatz LC-2 und wurde bisher für die ähnlich große Rakete Antares 200 genutzt. Die Erststufe der Neutron sollte nach dem Start auf einer schwimmenden Plattform im Atlantik landen.[26]

Die tatsächlich entwickelte Neutron-Rakete ist größer, hat eine höhere Nutzlast-Kapazität, kann auch mit Methan statt Kerosin betrieben werden und soll ab 2025 von einem neuen Startplatz des MARS starten, der seit 2023 im Bau ist.[27][28][29] Direkt neben dem Weltraumbahnhof baut Rocket Lab auch eine Raketenfabrik für die Neutron.[30]

Satellitentechnik

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Rocket Lab übernahm im Jahr 2020 das kanadische Unternehmen Sinclair Interplanetary, das unter anderem Reaktionsräder und Sternsensoren für Satelliten herstellt.[31][32] So lieferte Rocket Lab nach eigenen Angaben beispielsweise die Reaktionsräder für den deutschen Satelliten GMS-T.[33] Zudem werden die eigenen Satellitenkomponenten im Photon-Bus verwendet.[31]

Seit 2016 besitzt Rocket Lab den bereits beschriebenen Startplatz in Neuseeland. Zudem sollen Vereinbarungen mit der NASA über die Nutzung von Startplätzen im Kennedy Space Center und mit der Alaska Aerospace Corporation über die Nutzung des Pacific Spaceport Complex – Alaska bestehen; beide sind bislang aber nicht für Electron-Starts ausgerüstet. Im Oktober 2018 kündigte Rocket Lab den Mid-Atlantic Regional Spaceport als Standort für Rocket Lab Launch Complex 2 an.[34] Als dritter Standort ist der in Planung befindliche Sutherland Spaceport in den schottischen Highlands im Gespräch.[35]

Commons: Rocket Lab – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. a b Rocket Lab to Acquire SolAero Holdings, Inc., a Global Leader in Space Solar Power Products. Abgerufen am 14. Dezember 2021 (englisch).
  2. Ātea-1. Rocket Lab, 2009, archiviert vom Original am 11. Oktober 2009; abgerufen am 4. Mai 2018 (englisch, Originalwebseite nicht mehr verfügbar).
  3. Rocket project gears for take off. In: The New Zealand Herald. 15. August 2007, abgerufen am 17. November 2009 (englisch).
  4. Rob Goldsmith: Rocket lab primed to launch new zealand’s first rocket into space. In: Space Fellowship website. 16. November 2009, abgerufen am 17. November 2009 (englisch).
  5. NZ's first space launch saved by $6 replacement part. In: The New Zealand Herald. 30. November 2009, abgerufen am 11. September 2011 (englisch).
  6. Ātea-2 technical specifications (Memento vom 4. Oktober 2011 im Internet Archive)
  7. Rocket Lab News (Memento vom 23. Juli 2011 im Internet Archive): "Dezember 2010 - Rocket Lab was awarded a US contract from the Operationally Responsive Space Office (ORS) to study low cost international alternatives. Included in this study is a 640,000Ns booster, a miniature avionics system and a launch vehicle to place small mass satellites into polar and low Earth orbits."
  8. NZ set to join the space age. In: Stuff.co.nz. NZPA, 9. Oktober 2009, abgerufen am 22. November 2011 (englisch).
  9. electron. 1. Januar 2016, abgerufen am 9. April 2019 (englisch).
  10. Hamish McNicol: Rocket Lab's Mahia launch site prepared for takeoff. In: Stuff. 26. September 2016, abgerufen am 28. April 2024 (englisch).
  11. Rocketlab: Construction begins on Rocket Lab’s Orbital Launch Site. Abgerufen am 16. März 2016 (englisch).
  12. Spaceflightnow: Maiden flight of Rocket Lab’s small satellite launcher reaches space. 25. Mai 2017, abgerufen am 28. Mai 2017 (englisch).
  13. Stephen Clark: Live coverage: Test flight of Rocket Lab’s satellite launcher set for today. In: Spaceflight Now. 21. Januar 2018, abgerufen am 21. Januar 2018 (englisch).
  14. Loren Grush: Rocket Lab is now building customizable satellites. In: The Verge. 9. April 2019, abgerufen am 9. April 2019 (englisch).
  15. Herbert J. Kramer: Rocket Lab Satellite Missions. In: eoPortal. 29. Januar 2018, abgerufen am 28. April 2024 (englisch).
  16. Rocket Lab launches first Photon satellite. Spacenews, 3. September 2020.
  17. Rocket Lab Photon; Features and Missions. In: LampChart. 30. Dezember 2021, abgerufen am 22. September 2023 (englisch).
  18. Jeff Foust: Rocket Lab wins order for three Photon missions from space manufacturing startup. In: Space News. 12. August 2021, abgerufen am 22. September 2023 (englisch).
  19. Doug Messier: Varda Space Industries Orders Fourth Photon Spacecraft from Rocket Lab to Enable In-Space Manufacturing. In: Parabolic Arc. 26. Mai 2022, abgerufen am 22. September 2023 (englisch).
  20. Rocket Lab spacecraft built for Varda are successfully operating on-orbit. In: SatNews. 12. Juni 2023, abgerufen am 12. Juni 2024 (englisch).
  21. Jeff Foust: Rocket Lab plans launch of Venus mission as soon as late 2024. Spacenews, 30. Oktober 2023.
  22. Reddit-Q&A mit Peter Beck, Juni 2020: „The point of the probe is to look for possible life in Venus' atmosphere. Current probe candidates are about 25 kg and have about 6 mins of time in the sweet spot. Photon will act as the relay back to Earth.“
  23. Twitter-Nachricht von Peter Beck, 14. September 2020.
  24. Rocket Lab to go public through SPAC merger and develop medium-lift rocket. Spacenews, 1. März 2020.
  25. Neutron (Memento vom 15. Mai 2021 im Internet Archive) auf der Rocket-Lab-Website, abgerufen am 1. März 2021.
  26. a b Thomas Burghardt: Rocket Lab reveals reusable, medium-lift Neutron rocket. Nasaspaceflight.com, 6. März 2021.
  27. Neutron auf der Rocket-Lab-Website, 14. Januar 2024.
  28. Twitter-Nachricht von Rocket Lab, 14. November 2023.
  29. Rocket Lab pushes back Neutron debut to 2025. Spacenews, 7. Mai 2024.
  30. Susan Smigielski Acker: Rocket Lab expansion at NASA Wallops includes manufacturing, launching new Neutron rocket. In: The Virginian-Pilot. 18. Dezember 2023, abgerufen am 14. Januar 2024 (amerikanisches Englisch).
  31. a b Rocket Lab to acquire smallsat component manufacturer. Spacenews, 16. März 2020.
  32. Satellite Compononts auf der Rocket-Lab-Website, abgerufen am 1. März 2021.
  33. Rocket Lab Demonstrates New Orbital Maneuvering Capability with Most Complex Kick Stage Mission Yet. Rocket-Lab-Pressemeldung vom 26. Januar 2021.
  34. Tariq Malik: Rocket Lab Picks Virginia Spaceport As US Launch Site for Small Satellites. In: Space.com. 17. Oktober 2018, abgerufen am 9. September 2019 (englisch).
  35. Rocket men: locals divided over plans for UK's first spaceport. In: The Guardian. 16. Juli 2018, abgerufen am 9. September 2019 (englisch).