Vercors (Schiff, 1975)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Koordinaten: 21° 54′ 46″ S, 14° 6′ 1″ O

Die Vercors war ein französischer und, ab 2001, als Chamarel ein mauritischer Kabelleger, der im Dienst von France Télécom stand. Im Jahr 2012 wurde er vor der Küste Namibias durch einen Brand zerstört.

Vercors
Die Vercors im Jahr 1995
Die Vercors im Jahr 1995
Schiffsdaten
Flagge Frankreich Frankreich (1973–2001)
Mauritius Mauritius (ab 2001)
andere Schiffsnamen

Chamarel (ab 2001)

Schiffstyp Kabelleger
Rufzeichen VC8560 (1994)
Heimathafen Brest (1973–2001)
Port Louis (ab 2001)
Eigner Société France Câbles & Radio (1973–2001)
Chamarel Marine Services (ab 2001)
Bauwerft Société Nouvelle des Ateliers & Chantiers, Le Havre
Bestellung 26. April 1972
Kiellegung Januar 1973
Stapellauf 27. September 1973
Übernahme 5. November 1974
Verbleib am 8. August 2012 bei Henties Bay durch Brand zerstört, später bei 21° 54′ 46″ S, 14° 6′ 1″ O gestrandet und bis 2013 in situ verschrottet
Schiffsmaße und Besatzung
Länge 133,00 m (Lüa)
Breite 18,20 m
Tiefgang (max.) 7,300 m
Verdrängung 10.960 t
Vermessung 7000 BRZ
 
Besatzung 115
Ab 1991
Länge 136,09 m (Lüa)
Vermessung 8575 BRZ / 2572 NRZ
Maschinenanlage
Maschine 2 × Crepelle 6PSN3-Dieselmotor (Viertakt-Achtzylindermotor)

2 × Crepelle 6PSN3-Dieselmotor (Viertakt-Sechszylindermotor)

Maschinen­leistungVorlage:Infobox Schiff/Wartung/Leistungsformat 6.914 kW (9.400 PS)
Höchst­geschwindigkeit 16,6 kn (31 km/h)
Propeller 1
Ausstattung
Zuladung

5000 t Telefonkabel / 6000 t Energiekabel

Pfahlzug
  • Unterwasserpflug AT&T Mark IV (ab 1975)
  • Unterwasserpflug Elise 1 (ab 1982)
  • Unterwasserpflug AT&T Mark V (ab 1982)
  • Unterwasserpflug Elise 2 (ab 1991)
  • Unterwasserpflug Elise 3 (ab 1995)
  • Unterwasserpflug Elise 4 (ab 1998)
Kran

1

Sonstiges
  • 1 × ROV Scorpio (1996–2001)
  • 1 × ROV Hector 4 (ab 2001)
Sonstiges
Klassifizierungen Bureau Veritas
Registrier­nummern IMO 7347718

Bau- und Vorgeschichte bis 1974

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ab Ende der 1960er Jahre wurde bei der France Télécom die Notwendigkeit für ein neues Kabellegerschiff offensichtlich. Die vorhandene Flotte begann zu altern und eine zunehmende Anzahl an verlegten Kabeln benötigte eine zuverlässige Wartung. Ab 1970 wurde der Vertrag für den Bau eines Kabellegers ausgeschrieben und schließlich fiel der Zuschlag auf die Werft Société Nouvelle des Ateliers & Chantiers in Le Havre. Die vertragliche Bestellung des Schiffes bei der Werft erfolgte im April 1972. Anfänglich vorgesehene Namen für den Neubau, wie Arago und Alsace wurden, da sie bereits für andere Schiffe vergeben waren, zugunsten von Vercors, einem Gebirgsmassiv, das als Rückzugsort des französischen Widerstandes im Zweite Weltkrieg diente, verworfen.[1]

Der Stapellauf und die Taufe des Schiffes fanden am 27. September 1973 statt. Der Anlass wurde unter Anwesenheit des damaligen Ministers für Post und Telekommunikation, Hubert Germain, und Medienvertretern festlich gestaltet. Germains Ehefrau, Simone Germain, fungierte als Taufpatin des Schiffes.[2][3] Am 5. November 1974 wurde das Schiff an die Société France Câbles & Radio, einem Tochterunternehmen der France Télécom, abgeliefert.[3]

Vercors 1975–2001

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Den ersten Einsatz hatte das Schiff von Januar bis Februar 1975 bei der Verlegung eines Unterseekabels von Saint-Raphael nach La Foux entlang der französischen Küste auf einer Kurzstrecke von 35 Kilometern.[4][5] In den 1970er Jahren war das Schiff mit Schwerpunkt im Mittelmeer im Einsatz.[4] Mitte Oktober 1980 war das Schiff an der Rettung eines Hubschraubers im Mittelmeer beteiligt.[6] Von März bis April 1983 verlegte das Schiff Unterseekabel zwischen Dänemark und den Niederlanden, im Gebiet eines ehemaligen Minenfeldes, was die französische Presse zum Anlass für reißerische Berichterstattung nahm.[7] Im April 1987 wurde der Bug des Schiffes zum Verlegen für Verstärker-Kabel im Hafen von Calais mit einer Plattform modifiziert, die aufgrund ihres Aussehens den Spitznamen Giraffe erhielt.[3] Um ein Teilstück des transatlantischen TAT-8-Kabels zu verlegen, wurde das Schiff 1987 als erstes nicht-US-amerikanische zivile Schiff mit GPS ausgestattet.[8] Von August bis November 1988 verlegte das Schiff 360 km des TAT-8-Kabels.[5][4] Von Dezember 1990 bis Februar 1991 wurde das Schiff im Hafen von Brest umgebaut. Die Giraffe wurde entfernt und der Bug des Schiffes wurde um 3,05 Meter verlängert.[3] Im September 1996 wurde das Schiff für den Einsatz von ROVs modifiziert.[3] Im Herbst 1996 verlegte die Vercors das ALETAR-Kabel zwischen Ägypten und Syrien.[5] In den Jahren 1998 und 1999 wurde die Verzweigungssektion im Heck des Schiffes erneuert.[3] Zwischen 1998 und 1999 verlegte das Schiff zudem Abschnitte des SEA-ME-WE 3-Kabels.[4] Im Sommer 2000 legte das Schiff ein Teilstück des TAT-14-Kabels.[4][5] Von August bis September 2001 wurde das Schiff erneut modernisiert, unter anderem für den Einsatz eines neueren ROV-Modell.[3]

Chamarel 2001–2012

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Am 28. September 2001 wurde die Vercors an Chamarel Marine Services, einer Tochterfirma der France Télécom, verkauft, nach Mauritius umgeflaggt und in Chamarel umbenannt. Namensgeber war die gleichnamige Ortschaft Chamarel auf der Insel Mauritius. Die Chamarel operierte seitdem von Kapstadt aus.[3] Ab dem Jahr 2002 war das Schiff nur noch für Wartungsarbeiten an den SAT 3- und SAFE-Unterseekabeln im Raum vom Golf von Guinea bis in den Indischen Ozean eingesetzt.[9][10] Im September 2011 brach ein Feuer im Maschinenraum der Chamarel aus, konnte aber unter Kontrolle gebracht werden. Bis Oktober desselben Jahres wurde das Schiff repariert.[9] Bis zu ihrer Havarie 2012 verlegte das Schiff insgesamt über mehr als 120.000 Kilometer an Kabel.[6]

Brand und Verbleib

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Das ausgebrannte Wrack der Chamarel vor der Küste Namibias im Januar 2013

Am 8. August 2012 befand sich die Chamarel vor der Küste von Namibia, auf dem Rückweg von Wartungsarbeiten an den SAT 3- und SAFE-Unterseekabeln, als am späten Nachmittag Ortszeit Feuer an Bord ausbrach. Da die Besatzung das Feuer nicht löschen konnte, verließen alle 56 Mann gegen 20.00 Uhr das Schiff und wurden von dem namibischen Fischereischutzboot Nathaniel Maxuilili gerettet.[11][12][9]

Verbleib 2012–2013

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Chamarel strandete daraufhin auf einer Sandbank, unmittelbar vor der Küste, in vier Meter tiefem Wasser, etwa 30 Kilometer nördlich von Henties Bay, entfernt. Namibische Behörden forderten den Eigner zur Entfernung von Schadstoffen von Bord des Schiffes auf, woraufhin Abpumparbeiten unter der Leitung von Smit eingeleitet wurden. Bis Mitte September wurden alle Öl- und Treibstofftanks abgepumpt.[13][14][15] Als Ersatz für die Chamarel wurde der Kabelleger Leon Thevenin nach Kapstadt entsandt.[13]

Da ein Freischleppen des Havaristen nicht möglich war, wurde das Schiff durch dreizehn Kettenflaschenzüge an Land gezogen und bis 2013 in situ verschrottet.[16][17][18]

Die Vercors wurde auf Briefmarken und Ersttagsbriefen von Dschibuti, Singapur und Ascension abgebildet.

Anlässlich der Verlegung des SEA-ME-WE 1-Seekabels, gab die Post von Dschibuti 1986 zwei Ersttagsbriefe mit der Vercors heraus. Die Post von Singapur gestaltete aus dem selben Anlass vier Briefmarken (10, 35, 50 und 75 Cents), die die Silhouette des Schiffes zeigten.[19][20]

Anlässlich der Unterzeichnung zur Verlegung des SEA-ME-WE 2-Seekabels gab die Post von Dschibuti im November 1991 eine Briefmarke zu 130 Franc und einen Erstagsbrief mit einem der Vercors nachempfundenen Schiff heraus.[20]

Im Juni 1993 gab Ascension anlässlich des 25-jährigen Gründungsjubiläums der Gesellschaft des SAT 1-Kabels zwei Briefmarken zu 25 und 70 Pence mit dem Kabelleger Vercors als Motiv heraus, obwohl das Schiff nicht an der Verlegung beteiligt war.[19][20]

Commons: IMO 7347718 – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. René Salvador: On l'a appele "Vercors". In: Bulletin de la association des amis des cables sous-marins. Le Navire-Câblier Vercors. Band 19, Juli 2001, S. 3–9.
  2. Sur les mers du monde: le nom de "Vercors". In: Association Nationale des Pionniers et Combattants Volontaires du Vercors (Hrsg.): Le Pionnier du Vercors. Band 46, April 1984, S. 14–15.
  3. a b c d e f g h Yves Rolland: L'evolution du navire cablier Vercors au travers des ages. In: Bulletin de la association des amis des cables sous-marins. Le Navire-Câblier Vercors. Band 19, Juli 2001, S. 29–50.
  4. a b c d e G. Fouchard: Liste des références. In: Bulletin de la association des amis des cables sous-marins. Le Navire-Câblier Vercors. Band 19, Juli 2001, S. 24.
  5. a b c d Patrick Thivet: Les campagnes du Vercors. In: Bulletin de la association des amis des cables sous-marins. Le Navire-Câblier Vercors. Band 19, Juli 2001, S. 20–23.
  6. a b Le Vercors/Chamarel, un navire câblier hors du commun. In: marine.orange.com. Abgerufen am 7. Dezember 2024 (französisch).
  7. Alain Van Oudheusden: Le NC Vercors dans les champs de mines! In: Bulletin de la association des amis des cables sous-marins. Band 14, Dezember 1999, S. 31–35.
  8. José Chesnoy: Back Reflection: Submarine Cable Positioning. In: Submarine Telecoms Forum (Hrsg.): Submarine Telecoms Forum. Band 111, März 2020, ISSN 1948-3031, S. 67.
  9. a b c Bill Glover: CS Vercors. In: atlantic-cable.com. History of the Atlantic Cable & Undersea Communications, 2012, abgerufen am 6. Dezember 2024 (englisch).
  10. Aboard the ship that helps keep SA connected - a photo essay - TechCentral. In: techcentral.co.za. 13. Oktober 2009, abgerufen am 7. Dezember 2024 (englisch).
  11. African Press Organization: Namibia: France Telecom-Orange Announces a Major Incident On One of Its Cable Ships Off the Coast of Namibia. In: allafrica.com. 10. August 2012, archiviert vom Original; abgerufen am 7. Dezember 2024 (englisch, Pressemitteilung, veröffentlicht für Orange).
  12. Erwin Leuschner: Kabel-Legeschiff Chamarel der Telecom-Orange brennt weiter vor Küste Namibias. In: namibiana.de. 14. August 2012, abgerufen am 6. Dezember 2024 (Pressemeldung der Allgemeinen Zeitung).
  13. a b African Press Organization: Namibia: France Telecom-Orange - Salvage Operation Underway - Risk of Pollution Under Control. In: allafrica.com. 20. August 2012, archiviert vom Original; abgerufen am 7. Dezember 2024 (englisch, Pressemitteilung, veröffentlicht für Orange).
  14. Smit: Chamarel. In: smit.com. Abgerufen am 7. Dezember 2024 (englisch).
  15. J. L. Bricout: L'Odyssée du Chamarel (ex Vercors). In: Bulletin de la association des amis des cables sous-marins. Band 46, Januar 2013, S. 40–47.
  16. Soenen BVBA: 2013 - Chamarel. In: soenenbvba.be. Abgerufen am 7. Dezember 2024 (englisch, Umfangreiche Bebilderung).
  17. Resolve Marine: Successful Wreck Removal of the French Cable-Laying Vessel Chamarel by Resolve Marine in Namibia. In: resolvemarine.com. Abgerufen am 7. Dezember 2024 (englisch).
  18. TMC Marine: TMC Historical Cases: Chamarel, Namibia. In: tmcmarine.com. Abgerufen am 7. Dezember 2024 (englisch).
  19. a b Bill Glover: Cableship Stamps - S to W. In: atlantic-cable.com. History of the Atlantic Cable & Undersea Communications, abgerufen am 7. Dezember 2024 (englisch).
  20. a b c G. Fouchard: Le Vercors et la philatélie. In: Bulletin de la association des amis des cables sous-marins. Le Navire-Câblier Vercors. Nr. 19, Juli 2001, S. 69–70.