Eulenspiegel Verlagsgruppe

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
(Weitergeleitet von Verlag am Park)
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Eulenspiegel Verlagsgruppe
Rechtsform GmbH
Gründung 1993
Sitz Berlin
Leitung Matthias Oehme, Jacqueline Kühne
Branche Verlag
Website eulenspiegel-verlagsgruppe.de

Die Eulenspiegel Verlagsgruppe, gegründet 1993 von Matthias Oehme und Jacqueline Kühne, ist eine deutsche Verlagsgruppe mit Sitz in Berlin. Nach dem Erwerb von Rechten durch eine in Fortführung des Eulenspiegel Verlags 1991 gegründete Mitarbeiter-GmbH, firmierte sie zunächst als Verlagsgesellschaft Eulenspiegel / Das Neue Berlin.[1] Sie vereinigt Buchverlage aus den Segmenten Belletristik, Sachbuch, Kinderbuch sowie Hörbuch. Der Gesellschaft gelang mit der Aufnahme weiterer Verlage eine breitere Aufstellung und die Eröffnung neuer Felder. Andererseits wurden frühere Werke bekannter Autoren weiter veröffentlicht, die zuvor überwiegend für den Eulenspiegel Verlag schrieben, und diese für die Mitarbeit gewonnen, wie Renate Holland-Moritz, Rudi Strahl, Ernst Röhl, Jochen Petersdorf, Hansgeorg Stengel, Peter Ensikat, Johannes Conrad und Heinz Jankofsky.[1]

Ihren Sitz hatte die Verlagsgesellschaft zunächst in der Markgrafenstraße am Gendarmenmarkt, danach in der Torstraße in Berlin-Mitte und beschäftigt 13 Mitarbeiter. Am 14. Dezember 2017 wurde bekannt, dass die Verlagsgruppe die vorläufige Insolvenz angemeldet hat, die am 27. November 2017 vom Amtsgericht Berlin-Charlottenburg angeordnet wurde.[2][3] Bereits 2014 war der Verlag „Das Neue Berlin“ insolvent.[4]

Die Eulenspiegel Verlagsgruppe ersteigerte nach ihrer Konsolidierung unter anderem 2020 die deutschen Rechte von The Room Where It Happened, die Abrechnung des früheren Nationalen Sicherheitsberaters John R. Bolton mit US-Präsident Donald Trump.[5]

Nach den Insolvenzverfahren 2014 und 2017 ging die Verlagsgruppe 2024 erneut insolvent. Jedes Mal wurden Dutzende Mitarbeiter, Autoren und andere Urheber ihrer Honorare und Gehälter in (gesamt) Millionenhöhe beraubt. Matthias Oehme und Jacqueline Kühne sind weiter in der Leitung der Eulenspiegel Verlagsgruppe.[6][7]

Eulenspiegel Verlag

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Eulenspiegel-Verlag wurde im Jahr 1954 in der DDR gegründet und 1993 von der Treuhandanstalt abgewickelt. Danach war der Verlag Namensgeber der neu gegründeten Eulenspiegel Verlagsgruppe. Neben humoristisch-satirischer Literatur aus dem In- und Ausland finden sich Romane im Programm.

Eulenspiegel Kinderbuchverlag

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Jahr 2010 entstand der Eulenspiegel Kinderbuchverlag. Hier werden unter anderem DDR-Kinderbücher und Klassiker der Kinderbuchliteratur in neuer Gestaltung wieder aufgelegt.

Das Neue Berlin

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Verlag Das Neue Berlin wurde 1946 gegründet und war einer der größten und auflagenstärksten Verlage der DDR. In erster Linie wurden Taschenbücher in den Bereichen Krimi und Science Fiction herausgegeben. Eine der erfolgreichsten Krimi-Reihen der DDR war die „Delikte, Indizien, Ermittlungen“, kurz DIE-Reihe. Das Unternehmen wurde nach der Wende ebenfalls durch die Treuhandanstalt abgewickelt. 1993 wurde der Verlag in die Eulenspiegel Verlagsgruppe eingegliedert. Heute bilden Biografien und politische, historische sowie kriminologische Sachbücher die Schwerpunkte des Programms, ergänzt durch authentische Kriminalgeschichten. Berlin-Themen sind ebenfalls ein Programmbestandteil. Eine kleine Belletristik-Sparte veröffentlicht Werke einiger dem Verlag eng verbundener Autoren. Seit 2015 legt der Verlag außerdem die DIE-Reihe als E-Book-Reihe wieder auf.

Der Verlag Neues Leben war einer der größten Belletristik-Verlage der DDR. 2004 wurde er in die Eulenspiegel Verlagsgruppe aufgenommen. Eine der wichtigsten Reihen des Verlags war „Spannend erzählt“. Hier erschienen u. a. Klassiker der internationalen Abenteuer- und Jugendliteratur. Heute publiziert der Verlag Sachbücher und Biografien aus den Bereichen Musik, Sport sowie Film und Theater. Die Themenfelder Literatur, erzähltes Leben und ausgewählte Bildbände gehören ebenfalls zum Programm.

Zu den Autoren gehören Dieter Birr von den Puhdys, Trainer und Stasi-IM Eduard Geyer und Moderator Hellmuth Henneberg.

Der Aurora Verlag für Kunst und Wissenschaft wurde 2009 als Imprint der Eulenspiegel Verlagsgruppe gegründet. Sein Programm widmet sich in erster Linie der Pflege und Erforschung des Werkes von Peter Hacks.

Im Frühjahr 2010 wurde der Allpart Verlag ins Leben gerufen. Er bot bis 2012 ein Programm von kulturgeschichtlichen Themen über Kochbücher bis hin zu einer Erotik-Reihe (Allpart Erotica).

Die Edition Ost wurde im Jahr 1991 gegründet und gehört als Imprint seit 2001 zur Eulenspiegel Verlagsgruppe. Edition Ost publiziert vor allem Literatur zu DDR-Themen. Laut Udo Baron (Verfassungsschutz Niedersachsen) veröffentlichen hier ehemalige Funktionäre des Macht- und Herrschaftsapparates der DDR ihre Geschichtsbilder.[8]

Im November 2020 verklagte Florian Heyden, der Urenkel Walter Ulbrichts, den Verlag vor dem Landgericht Berlin wegen Verfälschung seines Buches Walter Ulbricht. Mein Urgroßvater. Daraufhin wurde es dem Verlag untersagt, Heyden als Autor zu nennen.[9]

Der Spotless-Verlag gehört seit 2008 zur Eulenspiegel Verlagsgruppe.

Der 1956 gegründete Militärverlag war ein staatlicher Verlag in der DDR. Er wurde 2010 durch den Verlag Das Neue Berlin erworben und in die Eulenspiegel Verlagsgruppe integriert. Im Verlag erschienen bis 2013 Werke zum deutschen und internationalen Militärwesen, zur Geschichte der NVA und des Warschauer Pakts einschließlich Autobiografien von Militärs, zur Auseinandersetzung mit der aktuellen deutschen und internationalen Militär- und Sicherheitspolitik sowie zur regionale Militärgeschichte.

Der Verlag am Park wurde 1996 als Imprint der Edition Ost gegründet. Seit 2002 gehört er als eigenständiger Verlag zur Eulenspiegel Verlagsgruppe und publiziert biographische, belletristische und politisch-historische Texte.

1968 schuf Jörg Schröder, Verleger des März Verlags, die deutsche Olympia Press. Er sah in der Veröffentlichung pornografischer Literatur eine Chance, das politisch und literarisch ambitionierte Programm des März Verlags zu finanzieren. Zuerst erschienen deutsche Übersetzungen des englischen Olympia Press Programms, später kamen eigene Veröffentlichungen hinzu. Als Imprint wurde der Verlag von 2012 bis 2015 innerhalb der Eulenspiegel Verlagsgruppe weitergeführt. Neben Neuauflagen bekannter Titel erschienen hier auch neue Originalausgaben.

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. a b Gudrun Schmidt: Ottokar und andere Phänomene, Was gibt's Neues beim Eulenspiegel? In: Edition Luisenstadt. 1998, abgerufen am 22. August 2022.
  2. https://www1.wdr.de/kultur/kulturnachrichten/eulenspiegel-verlag-insolvent-100.html
  3. Berlin: Eulenspiegel Verlagsgruppe meldet vorläufige Insolvenz an, buchmarkt.de, 15. Dezember 2017, abgerufen am 15. Dezember 2017
  4. „Nicht nur der Verlag Das Neue Berlin sei insolvent (wie gemeldet), sondern die gesamte Gruppe.“
  5. Kleinverlag bringt Trump-Abrechnung. 30. Juni 2020, abgerufen am 21. August 2022 (deutsch).
  6. https://www.berliner-zeitung.de/kultur-vergnuegen/literatur/eulenspiegel-verlag-insolvenz-als-geschaeftsmodell-li.2239746?id=7e462f98185545eabefba6e7cc1a4e0c?id=56df4c60f6764ffa92021622e1bfe307
  7. Eulenspiegel-Chef wird mit Haftbefehl gesucht
  8. Udo Baron: Die DDR im Spiegel des deutschen Linksextremismus Veröffentlichung des Verfassungsschutzes Niedersachsen
  9. Jens Bisky: "Lieber kein Buch als dieses Buch". 11. November 2020, abgerufen am 1. September 2024.