Vesuvianit
Vesuvianit | |
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Vesuvianit aus Alchuri, Shigar Valley, Pakistan | |
Allgemeines und Klassifikation | |
IMA-Nummer |
1962 s.p.[1] |
IMA-Symbol |
Ves[2] |
Andere Namen |
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Chemische Formel | (Ca,Na)19(Al,Mg,Fe)13(SiO4)10(Si2O7)4(OH,F,O)10 |
Mineralklasse (und ggf. Abteilung) |
Silikate und Germanate |
System-Nummer nach Strunz (8. Aufl.) Lapis-Systematik (nach Strunz und Weiß) Strunz (9. Aufl.) Dana |
VIII/B.17 VIII/C.26-010 9.BG.35 58.02.04.01 |
Ähnliche Minerale | Demantoid, Diopsid, Epidot, Hyazinth, Peridot, Sinhalit |
Kristallographische Daten | |
Kristallsystem | tetragonal |
Kristallklasse; Symbol | ditetragonal-dipyramidal; 4/m2/m2/m[3] |
Raumgruppe | P4/nnc (Nr. 126)[4] |
Gitterparameter | a = 15,678 Å; c = 11,828 Å[4][3] |
Formeleinheiten | Z = 2[4][3] |
Physikalische Eigenschaften | |
Mohshärte | 6 bis 7 |
Dichte (g/cm3) | 3,32 bis 3,47 |
Spaltbarkeit | undeutlich |
Bruch; Tenazität | uneben bis muschelig, splittrig |
Farbe | grün, gelb, hellblau, violett, braun, farblos |
Strichfarbe | weiß |
Transparenz | durchsichtig bis durchscheinend |
Glanz | Glasglanz, Fettglanz, matt |
Kristalloptik | |
Brechungsindizes | nω = 1,703 bis 1,752[5] nε = 1,700 bis 1,746[5] |
Doppelbrechung | δ = 0,003 bis 0,006[5] |
Optischer Charakter | einachsig negativ |
Pleochroismus | schwach |
Vesuvianit (früher kurz Vesuvian), auch Idokras oder Jewreinowit genannt, ist ein selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Silikate und Germanate“. Es kristallisiert im tetragonalen Kristallsystem mit der chemischen Zusammensetzung (Ca,Na)19(Al,Mg,Fe)13(SiO4)10(Si2O7)4(OH,F,O)10[6] und entwickelt kurze, prismatische bis säulige oder tafelige Kristalle, aber auch radialstrahlige, körnige, massige Aggregate in grüner, gelber, hellblauer, violetter oder brauner Farbe. Auch farblose Kristalle sind bekannt.
Etymologie und Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Erstmals als eigenes Mineral wurde Vesuvianit 1795 von Abraham Gottlob Werner erkannt. Er benannte es nach dem einzigen damals bekannten Fundort, dem Vesuv in Italien, der darum auch als Typlokalität gilt. Eine erste genaue chemische Analyse führte Martin Heinrich Klaproth durch. Dabei erkannte er auch die Übereinstimmung mit einer von Erich G. Laxmann 1790 in Sibirien gefundenen und für Hyazinth (eine Zirkon-Varietät) gehaltenen Mineralprobe.[7] Eine zweite Bezeichnung ist Idokras (griech. „gemischte Form“) als Verweis auf seine gemischten Kristallformen.
Klassifikation
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]In der veralteten 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Vesuvianit zur allgemeinen Abteilung der „Gruppensilikate (Sorosilikate)“, wo er als Namensgeber die „Vesuvianitgruppe“ mit der System-Nr. VIII/B.17 bildet, die neben Vesuvianit kein weiteres Mitglied enthält.
Die seit 2001 gültige und von der International Mineralogical Association (IMA) verwendete 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Vesuvianit ebenfalls in die Abteilung der „Gruppensilikate (Sorosilikate)“ ein. Diese ist allerdings präziser unterteilt nach der Art der in der Verbindung auftretenden Silikatkomplexen und der Koordinierung der beteiligten Kationen, so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung „Gruppensilikate mit gemischten SiO4- und Si2O7-Gruppen; Kationen in oktaedrischer [6] und größerer Koordination“ zu finden ist, wo er ebenfalls die „Vesuvianitgruppe“ mit der System-Nr. 9.BG.35 bildet.
Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Vesuvianit in die Abteilung der Gruppensilikate, dort allerdings in die Unterabteilung der „Gruppensilikate mit insularen, gemischten, einzelnen und größeren Tetraedergruppen und Kationen in [6] und höherer Koordination; Einzel- und Doppelgruppen (n=1,2)“. Hier ist er allerdings ebenfalls als Namensgeber der Vesuvianitgruppe zu finden.
Kristallstruktur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Vesuvianit kristallisiert tetragonal in der Raumgruppe P4/nnc (Raumgruppen-Nr. 126) mit den Gitterparametern a = 15,678 Å und c = 11,828 Å[4] sowie zwei Formeleinheiten pro Elementarzelle.[3]
Eigenschaften
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Aufgrund wechselnder, chemischer Zusammensetzung zeigt Vesuvianit große Schwankungen in seinen physikalischen Eigenschaften. Verschiedentlich wird auch schwacher Pleochroismus beobachtet, der bei grünen Kristallen zwischen gelbgrün und gelbbraun, bei gelben Kristallen zwischen gelb und fast farblos und bei braunen Kristallen zwischen gelbbraun und hellbraun schwankt.
Modifikationen und Varietäten
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Californit – grün, wird fälschlicherweise oft als Vesuvian-Jade bezeichnet
- Cyprin – himmelblaue Varietät aus Norwegen
- Duparcit – kalium- und eisenreiche Varietät aus Marokko, benannt nach Louis Duparc[8][9]
- Egeran – Bräunlich stängelige Varietät, die bereits von Johann Wolfgang von Goethe als Mineral geschätzt wurde.[10]
Bildung und Fundorte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Vesuvianit bildet sich entweder metamorph oder hydrothermal in calciumreichen Gesteinen wie beispielsweise Skarn, Marmor oder Rodingit. In seltenen Fällen entsteht Vesuvianit auch in alkalischen, magmatischen Gesteinen. Begleitminerale sind unter anderem Grossular, Wollastonit und Diopsid.
Weltweit konnte Vesuviant bisher (Stand: 2009) an 960 Fundorten nachgewiesen werden, so unter anderem bei Monzoni in Italien, Asbestos/Quebec in Kanada, Hazlov in Tschechien, Crestmore/Kalifornien und Franklin/New Jersey in den USA.
Verwendung als Schmuckstein
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Da Vesuvianit ein Mineral von mittlerer Härte und geringer Spaltungsneigung ist, wird er gerne als Schmuckstein verwendet. Klare Kristalle erhalten dabei einen Facettenschliff, trübe Varietäten eher einen Cabochonschliff oder werden zu Trommelsteinen verarbeitet.
Aufgrund seiner Farbe kann Vesuvianit mit Demantoid, Diopsid, Epidot, Hyazinth, Peridot oder Sinhalit verwechselt werden.
Siehe auch
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Martin Okrusch, Siegfried Matthes: Mineralogie. Eine Einführung in die spezielle Mineralogie, Petrologie und Lagerstättenkunde. 7., vollständig überarbeitete und aktualisierte Auflage. Springer Verlag, Berlin u. a. 2005, ISBN 3-540-23812-3, S. 88.
- Petr Korbel, Milan Novák: Mineralien-Enzyklopädie. Nebel Verlag GmbH, Eggolsheim 2002, ISBN 3-89555-076-0, S. 217 (Dörfler Natur).
- Walter Schumann: Edelsteine und Schmucksteine. Alle Arten und Varietäten der Welt. 1600 Einzelstücke. 13., überarbeitete und erweiterte Auflage. BLV Verlags-GmbH, München u. a. 2002, ISBN 3-405-16332-3, S. 202.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Mineralienatlas:Vesuvianit (Wiki)
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Malcolm Back, Cristian Biagioni, William D. Birch, Michel Blondieau, Hans-Peter Boja und andere: The New IMA List of Minerals – A Work in Progress – Updated: July 2024. (PDF; 3,6 MB) In: cnmnc.units.it. IMA/CNMNC, Marco Pasero, Juli 2024, abgerufen am 13. August 2024 (englisch).
- ↑ Laurence N. Warr: IMA–CNMNC approved mineral symbols. In: Mineralogical Magazine. Band 85, 2021, S. 291–320, doi:10.1180/mgm.2021.43 (englisch, cambridge.org [PDF; 320 kB; abgerufen am 5. Januar 2023]).
- ↑ a b c Webmineral – Vesuvianite (englisch)
- ↑ a b c American Mineralogist Crystal Structure Database – Vesuvianite (englisch, 2007)
- ↑ a b c Mindat – Vesuvianite (englisch)
- ↑ Ernest H. Nickel, Monte C. Nichols: IMA/CNMNC List of Minerals 2009. (PDF; 1,9 MB) In: cnmnc.units.it. IMA/CNMNC, Januar 2009, archiviert vom am 29. Juli 2024; abgerufen am 30. Juli 2024 (englisch).
- ↑ Martin Heinrich Klaproth: Untersuchung des Vesuvians. In: Beiträge zur chemischen Kenntniss [sic] der Mineralkörper. 2. Band, 1797, S. 27–38 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
- ↑ L. J. Spencer: Thirteenth list of new mineral names In: Mineralogical Magazine Band 23, 1934, S. 624–640 (PDF 725,8 kB ( des vom 25. Februar 2016 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. )
- ↑ The Mineralogical Record: Glossary of Obsolete Mineral Names – D (PDF 193,6 kB; S. 20)
- ↑ Johannes Baier: Goethe und der Egeran von Haslau (Hazlov; Tschechische Republik) – Z. geol. Wiss., 41/42, 115–122; Berlin, 2013/14.