Wolliger Schneeball
Wolliger Schneeball | ||||||||||||
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Wolliger Schneeball (Viburnum lantana) | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Viburnum lantana | ||||||||||||
L. |
Der Wollige Schneeball (Viburnum lantana) ist eine Pflanzenart in der Familie der Moschuskrautgewächse (Adoxaceae). Sie wird als Ziergehölz verwendet.
Beschreibung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Wollige Schneeball ist ein kräftiger, sommergrüner Strauch mit aufrechten Ästen, der Wuchshöhen von 1 bis 4 Meter erreicht. Die Rinde der Zweige ist braun und dicht mit Sternhaaren (Trichome) besetzt, also nicht wollig.
Die gegenständig angeordneten Laubblätter sind in Blattstiel und Blattspreite gegliedert. Der Blattstiel ist 1 bis 3 Zentimeter lang. Die einfache, dickliche, weiche, mattgrüne Blattspreite ist bei einer Länge von 5 bis 12 Zentimetern und einer Breite von bis zu 6 Zentimetern eiförmig. Der Blattrand ist scharf gesägt. Die Blattunterseite ist grau filzig behaart und die Blattoberseite ist mehr oder weniger runzelig. Die Knospen sind nackt, sie besitzen also keine Knospenschuppen.
Die Blütezeit reicht von April bis Juni. Die Blüten stehen in einem leicht gewölbten, meist siebenstrahligen, schirmrispigen Blütenstand zusammen, der einen Durchmesser von 5 bis 10 Zentimetern aufweist. Die Blüten duften etwas unangenehm. Die cremeweiße Krone weist einen Durchmesser von 6 bis 8 Millimetern auf.
Die eiförmigen Steinfrüchte sind zuerst rot und später glänzend schwarz. Sie sind Wintersteher, das heißt, sie hängen im Winter oft noch getrocknet an den Zweigen. Die Fruchtreife erfolgt ab September.
Die Chromosomenzahl beträgt 2n = 18.[1]
Vorkommen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Verbreitungsgebiet umfasst Europa von den Britischen Inseln bis ins Mittelmeergebiet inklusive Nordafrika mit Algerien und Marokko. Weiters erstrecken sich die Vorkommen über das südöstliche Europa bis in die Kaukasus-Region, den nördlichen Iran und die Türkei.[2] In Deutschland fehlt der Wollige Schneeball im nordwestlichen Tiefland. In Österreich verzeichnet man ein häufiges Vorkommen in allen Bundesländern.
Als Standort bevorzugt diese kalkliebende Pflanze lichte Laubwälder (Eichenmischwälder und Föhrenwälder), Gebüsche und Wegränder. Es handelt sich beim Wolligen Schneeball um eine Licht- bis Halbschattengehölzart. Sie ist eine Charakterart des Verbands Berberidion, kommt aber auch in Gesellschaften der Ordnungen Quercetalia pubescentis und Fagetalia vor, außerdem in denen des Galio-Abietenion.[1]
Taxonomie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Viburnum lantana wurde 1753 von Carl von Linné in Species Plantarum, Band 1, Seite 268, erstveröffentlicht.[3]
Etymologie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Sowohl der Gattungs- als auch der Artname beziehen sich auf die biegsamen Zweige dieser Art: "Viburnum" entstammt der indogermanischen Wurzel "ueib" = winden, drehen. "lantana" kommt von lat. "lentus" = biegsam, zäh; langsam. Linné, der der Pflanze den lateinischen Namen gab, dachte aber dabei an die Gattung Lantana, denn das Wort ist bei ihm groß geschrieben.[3]
Nutzung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Wollige Schneeball wird häufig entlang von Straßen angepflanzt.
Aus den Ästen des Strauches wurden und werden Pfeile für das Bogenschießen gefertigt, die wegen des faserigen Aufbaus sehr elastisch und bruchfest sind. Speziell Schützen des traditionellen Bogenschießens nutzen sie. Schon die bei der 5300 Jahre alten Gletschermumie Ötzi gefundenen Pfeile waren aus diesem Holz gefertigt.[4]
Giftigkeit
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Wollige Schneeball enthält in der Rinde die Triterpene alpha- und beta-Amyrin. Die reifen Früchte enthalten anscheinend keine Toxine.[5]
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Manfred A. Fischer, Wolfgang Adler, Karl Oswald: Exkursionsflora für Österreich, Liechtenstein und Südtirol. 2., verbesserte und erweiterte Auflage. Land Oberösterreich, Biologiezentrum der Oberösterreichischen Landesmuseen, Linz 2005, ISBN 3-85474-140-5.
- Kremer: Strauchgehölze. Niedernhausen, 2002. ISBN 3-576-11478-5
- Helmut Genaust: Etymologisches Wörterbuch der botanischen Pflanzennamen. 3., vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage. Birkhäuser, Basel/Boston/Berlin 1996, ISBN 3-7643-2390-6.
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ a b Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora für Deutschland und angrenzende Gebiete. Unter Mitarbeit von Angelika Schwabe und Theo Müller. 8., stark überarbeitete und ergänzte Auflage. Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 2001, ISBN 3-8001-3131-5, S. 876.
- ↑ GRIN Taxonomy for Plants. Taxon: Viburnum lantana L. In: Germplasm Resources Information Network. United States Department of Agriculture - Agricultural Research Service, Beltsville Area, abgerufen am 4. April 2012 (englisch).
- ↑ a b Carl von Linné: Species Plantarum. Band 1. Stockholm 1753, S. 268 (Online – Erstveröffentlichung von Viburnum lantana eingescannt bei Biodiversity Heritage Library).
- ↑ Die Pfeile. Südtiroler Archäologiemuseum, archiviert vom (nicht mehr online verfügbar) am 3. September 2011; abgerufen am 15. Juni 2011.
- ↑ Die Giftpflanze Wolliger Schneeball bei giftpflanzen.com.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Wolliger Schneeball. auf FloraWeb.de
- Wolliger Schneeball. In: BiolFlor, der Datenbank biologisch-ökologischer Merkmale der Flora von Deutschland.
- Steckbrief und Verbreitungskarte für Bayern. In: Botanischer Informationsknoten Bayerns.
- Viburnum lantana L. In: Info Flora, dem nationalen Daten- und Informationszentrum der Schweizer Flora. Abgerufen am 29. März 2016.
- Thomas Meyer: Schneeball Datenblatt mit Bestimmungsschlüssel und Fotos bei Flora-de: Flora von Deutschland (alter Name der Webseite: Blumen in Schwaben)