CSL Vifor
CSL Vifor | |
---|---|
Rechtsform | Aktiengesellschaft |
ISIN | CH0364749348 |
Gründung | 1927[1][2] |
Sitz | St. Gallen, Schweiz |
Leitung | Hervé Gisserot (General Manager)[3] |
Mitarbeiterzahl | 2'600[4] |
Umsatz | 1,75 Mrd. CHF (1,87 Mrd. Euro)[5] |
Branche | Pharma, Biotechnologie |
Website | csl.com |
Stand: 31. Dezember 2021 |
CSL Vifor ist ein weltweit tätiges Pharmaunternehmen in den Therapiegebieten Eisenmangel, Dialyse sowie Nephrologie und Seltene Krankheiten. Das Unternehmen hat seinen Hauptsitz in der Schweiz und besteht aus CSL Vifor, Vifor Fresenius Medical Care Renal Pharma (VFMCRP) und Sanifit Therapeutics.
Allgemeines
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]CSL Vifor ist ein globales Pharmaunternehmen[6], das sich auf drei Ausrichtungen konzentriert: Eisenmangel, Nephrologie und kardiorenale Therapien.[7] CSL Vifor ist seit August 2022 im Besitz des australischen Biotech-Unternehmens CSL.[8] Davor war Martin Ebner mit 23,2 Prozent der grösste Aktionär.[9]
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Unternehmen wurde 2008 mit der Übernahme der früheren Aspreva Pharmaceuticals als Geschäftseinheit der Galenica-Gruppe gegründet. Unter diesem Dach wurden die früheren Unternehmen des Pharmabereichs von Galenica – Vifor (International), Vifor und Potters – zu einem voll integrierten Pharmaunternehmen zusammengeschlossen. Im September 2009 übernahm Galenica OM Pharma, ein im Gebiet der Immunologie tätiges Pharmaunternehmen. Das US-amerikanische Unternehmen Relypsa wurde von Galenica im September 2016 übernommen und in Vifor Pharma integriert.[10]
Im August 2014 wurde Galenica organisatorisch in die Sparten Vifor Pharma und Galenica Santé aufgespalten.[11] Ziel war, zwei voneinander unabhängige Unternehmen[12] durch einen Börsengang von Galenica Santé mittels öffentlicher Aktienplatzierung (IPO) zu schaffen.[13] Der Börsengang wurde am 7. April 2017 durchgeführt,[14] im Nachgang dazu wurden am 11. Mai 2017 die übrigen Bereiche in Vifor Pharma Gruppe umbenannt. Der Ertrag des Börsengangs soll unter anderem für die Rückzahlung des Kredits von 1,5 Mrd. USD verwendet werden, der im September 2016 für die Akquisition der Biotech-Firma Relypsa aufgenommen worden war.[15]
Im November 2021 übernahm die Vifor Pharma Gruppe das Unternehmen Sanifit mit seinem neuartigen Hemmstoff der Gefässverkalkung SNF472 (Hexanatriumfytat) für die Behandlung der Calciphylaxie (CUA) und der peripheren arteriellen Verschlusskrankheit (pAVK) bei Patienten mit Nierenerkrankungen im Endstadium. Am gleichen Tag kündigte Vifor Pharma die Übernahme der Schweizer Firma Inositec an, die Therapien für Weichgewebe- und Gefässverkalkungen und Aortenklappenstenose (AVS) entwickelt.[16] Im Dezember 2021 wurde bekannt, dass CSL ein Übernahmeangebot für Vifor Pharma getätigt hatte.[9] Der Verkauf wurde im August 2022 abgeschlossen.[17]
Therapien
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das wichtigste Therapiegebiet CSL Vifors behandelt Eisenmangel. In diesem Bereich ist das Unternehmen Weltmarktführer.[18] Die intravenöse Behandlung mit Ferinject / Injectafer (Eisencarboxymaltose) setzte dabei 2021 666 Mio. Schweizer Franken um, was mehr als einem Drittel des Umsatzes der CSL Vifor entspricht. CSL Vifor betreibt mit Fresenius Medical Care zudem das Gemeinschaftsunternehmen Vifor Fresenius Medical Care Renal Pharma (VFMCRP) im Bereich Dialyse und Behandlungen von Nierenleiden. Auch in diesem Gebiet wird CSL Vifor eine starke Stellung zugesprochen.
Der Dialysebereich mit den Erythropoiesis-Stimulating Agents Mircera (PEG-Epoetin beta) und Retacrit (Epoetin alfa) sowie dem Phosphatbinder Velphoro (Eisen(III)-hydroxid-Saccharose) erzielt einen ähnlich hohen Umsatz wie der Eisenmangelbereich, welcher auch das oral verabreichte Präparat Maltofer (Eisenpolymaltose) beinhaltet.[19]
Die Pipeline von neuen Behandlungen fokussiert sich auf Dialyse und Nephrologie, beispielsweise mit den Wirkstoffen SNF472 und INS-3001 (zwei Abkömmlingen des myo-Inositols) gegen Gefässverkalkung und Korsuva (Wirkstoff Difelikefalin) zur Linderung von Juckreiz bei Dialysepatienten.[20][21]
Eisenmangelanämie, entzündliche Darmerkrankungen (IBD), chronische Herzinsuffizienz (CHF) und Patientenblutmanagement (PBM) sind Erkrankungen, die mit eisenbasierten Produkten von CSL Vifor behandelt werden. CSL Vifors erste Behandlung in diesem Bereich geht auf die Pionierarbeit des Apothekers Caspar Friedrich Hausmann im Jahr 1872 in St. Gallen zurück.[22] Neben den selbst hergestellten Eisenprodukten geht CSL Vifor Partnerschaften ein und lizenziert zusätzlich zur eigenen Forschung und Entwicklung (F&E) Produkte in einem fortgeschrittenen Entwicklungsstadium.
CSL Vifor ist in der Behandlung von chronischen Nierenerkrankungen (CKD), chronischem nierenkrankheitsbedingtem Juckreiz, renaler Anämie und Hyperphosphatämie tätig. Im Therapiebereich Nephrologie und seltene Krankheiten hat sich CSL Vifor auf Hyperkaliämie, sekundären Hyperparathyreoidismus, ANCA-assoziierte Vaskulitis, Beta-Thalassämie und Sichelzellkrankheit, CKD-assoziierte periphere Arterienerkrankung und Aortenklappenstenose, fokal segmentale Glomerulosklerose, IgA-Nephropathie und herzchirurgisch bedingte akute Nierenschädigung (CSA-AKI) spezialisiert.[23][24][25]
Standorte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Von den 2600 Beschäftigten der CSL Vifor arbeiten rund 1200 in der Schweiz.[26] Am offiziellen Hauptsitz in St. Gallen werden die chemischen Wirkstoffe der Präparate hergestellt. In St. Gallen ist auch das Gemeinschaftsunternehmen Vifor Fresenius Medical Care Renal Pharma beheimatet.
1857 gründete da Caspar Friedrich Hausmann eine Apotheke, die heute noch existiert. Aus ihr gingen 1952 die Laboratorien Hausmann AG hervor, die 1983 von der Galenica Gruppe übernommen wurden.[27] Das erste eisenhaltige Medikament erhielt 1949 in der Schweiz die Zulassung.[27] St. Gallen bildet bis heute das Kompetenzzentrum der CSL Vifor für die Herstellung von Eisenpräparaten. Im intravenösen Bereich ist CSL Vifor Weltmarktführer.[27]
Der operative Hauptsitz befindet sich in Glattbrugg. Zudem unterhält CSL Vifor im Bio-Technopark in Schlieren einen Forschungsstandort für den Bereich Eisenmangel. Das Zürcher Tochterunternehmen Inositec ist ein ETH-Spin-off. Sanifit Therapeutics, welches seit 2022 zu CSL Vifor gehört, hat seinen Sitz in Palma.[28]
Siehe auch
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Der reichste Ebner aller Zeiten. In: Handelszeitung. 14. Dezember 2021, abgerufen am 31. März 2022.
- ↑ Dominik Feldges: Bei Vifor Pharma geht mit dem Rücktritt von Etienne Jornod eine Ära zu Ende. In: Neue Zürcher Zeitung. 12. März 2020, abgerufen am 30. Januar 2022 (Schweizer Hochdeutsch).
- ↑ CSL schliesst Übernahme von Vifor Pharma ab. In: Punkt4. 11. August 2022, abgerufen am 29. Dezember 2022.
- ↑ Kaspar Enz: CSL kündigt Vifor-Übernahme für 9. August an. In: Tagblatt. 2. August 2022, abgerufen am 29. Dezember 2022.
- ↑ Vifor Pharma mit knappem Umsatzplus. In: Finanz und Wirtschaft. 17. Februar 2022, abgerufen am 31. März 2022.
- ↑ Wer wir sind. Vifor Pharma.
- ↑ Annual Report 2017. Vifor Pharma, 2018.
- ↑ Kaspar Enz: CSL kündigt Vifor-Übernahme für 9. August an. In: Tagblatt. 2. August 2022, abgerufen am 20. Oktober 2022.
- ↑ a b Milliardenschwere Übernahme - Das Schweizer Pharma-Unternehmen Vifor steht vor dem Verkauf. In: srf.ch. 14. Dezember 2021, abgerufen am 15. Dezember 2021.
- ↑ Geschichte. Vifor Pharma.
- ↑ Juliane Lutz: Galenica verschreibt sich eine Aufspaltung. In: Berner Zeitung. 13. August 2014.
- ↑ Galenica schafft Grundlage für zwei kotierte, unabhängige Unternehmen ( vom 20. Januar 2017 im Internet Archive). Galenica, 12. August 2014 (Medienmitteilung; PDF).
- ↑ Geplante Aufteilung der Galenica Gruppe ( vom 20. Januar 2017 im Internet Archive). 19. Januar 2017 (Medienmitteilung; PDF; 3,8 kB).
- ↑ Börsendebüt Galenica ist geglückt. 7. April 2017, abgerufen am 31. März 2022.
- ↑ Annual Report 2017. Executive Message Executive Chairman. Vifor Pharma Gruppe, 2018, S. 4 (PDF; 6,7 MB).
- ↑ Thomas Griesser Kym: Biopharmazie: Die St.Galler Vifor Pharma expandiert auf dem Gebiet zur Behandlung von Gefässverkalkung. In: Tagblatt. 22. November 2021, abgerufen am 31. März 2022.
- ↑ CSL schliesst Übernahme von Vifor Pharma ab. Zürcher Handelskammer, 11. August 2022, abgerufen am 29. November 2022.
- ↑ Holger Alich: Martin Ebner macht Kasse. In: Berner Zeitung. 14. Dezember 2021, abgerufen am 31. März 2022.
- ↑ Vifor Pharma reports sustained growth in 2021. In: Bloomberg. 17. Februar 2022, abgerufen am 31. März 2022 (englisch).
- ↑ Thomas Griesser Kym: Biopharmazie: Die St.Galler Vifor Pharma expandiert auf dem Gebiet zur Behandlung von Gefässverkalkung. In: Tagblatt. 22. November 2021, abgerufen am 31. März 2022.
- ↑ RUPEN BOYADJIAN: Vifor erhält wichtige Zulassung. In: Finanz und Wirtschaft. 24. August 2021, abgerufen am 31. März 2022.
- ↑ Von der Apotheke zur Pharmafirma. In: Tagblatt. 16. März 2018, abgerufen am 30. Dezember 2022.
- ↑ Vifor Pharma stärkt Nephrologie-Portfolio. In: Punkt4. 22. November 2021, abgerufen am 30. Dezember 2022.
- ↑ Vifor Pharma vermeldet Erfolg bei Nierenmittel. In: Bio Technopark. Abgerufen am 30. Dezember 2022.
- ↑ Vifor Pharma Gruppe erzielt nachhaltiges Wachstum in 2021. 17. Februar 2022, abgerufen am 30. Dezember 2022.
- ↑ Thomas Griesser Kym: CSL übernimmt St.Galler Vifor Pharma – Auswirkungen auf die Schweizer Standorte sind noch ungewiss. In: Luzerner Zeitung. 14. Dezember 2021, ehemals im ; abgerufen am 29. Dezember 2022. (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven) (nicht mehr online verfügbar)
- ↑ a b c Vifor Pharma. In: Swiss Pharma. Abgerufen am 29. Dezember 2022.
- ↑ Vifor stärkt Geschäft für Nierenbehandlungen. In: Finanz und Wirtschaft. 22. November 2021, abgerufen am 29. Dezember 2022.