Viktor Voß

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
(Weitergeleitet von Viktor Graf Voß)
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Voß, um 1900

Viktor Eugen Felix Graf Voß-Schönau (* 31. März 1868 in Schorssow; † 9. August 1936 in Waren) war ein deutscher Tennisspieler. Er gewann von 1894 bis 1896 die deutschen Meisterschaften und war in den 1890er Jahren der erfolgreichste und bekannteste deutsche Tennisspieler.[1]

Voß kam am 31. März 1868 als Sohn eines Grafen des mecklenburgischen Adelsgeschlechts Voß und der ungarischen Gräfin Elise Szápáry auf dem Familiengut in Schorssow zur Welt. Zu Beginn der 1890er Jahre erlernte er dort das Tennisspiel unter der Anleitung eines amerikanischen Trainers. Von 1894 bis 1896 gewann er die deutschen Meisterschaften am Hamburger Rothenbaum, die allerdings bis dahin nur deutschen und österreichischen Spielern vorbehalten waren. 1896 erreichte er das Finale des Turniers in Baden-Baden, unterlag dort allerdings Reginald Doherty klar in drei Sätzen. Nach seinem dritten Sieg bei den deutschen Meisterschaften 1896 ging der ursprünglich von Carl Laeisz gestiftete Siegerpokal in seinen Besitz über. Voß stiftete einen neuen Pokal, den er jedoch selbst nie gewinnen sollte.

1897 engagierte er mit Burke einen der besten Berufsspieler seiner Zeit als Trainer. Er nahm nun in den Wintermonaten an Tennisturnieren an der Côte d’Azur teil, und quartierte sich dazu in Cannes im Hotel Beau-Site ein. 1897 in Nizza und 1898 in Monte Carlo konnte er ins Finale einziehen, verlor aber erneut gegen Reginald bzw. dessen Bruder Laurence Doherty.

1899 unternahm Voß eine Reise nach Großbritannien, die in der einheimischen Presse in erwartungsvoller Vorfreude bejubelt wurde: „Der deutsche Meisterspieler […] wird bald wie Alexander der Große nach neuen Eroberungen lechzen, und es wird ihm schließlich nichts mehr übrig bleiben, als nach England zu reisen, um im Kampfe mit den dortigen Größen sich wieder einmal schlagen zu lassen!“[2] Bei den irischen Meisterschaften in Dublin unterlag er bereits in der zweiten Runde in fünf Sätzen Frank Riseley. Bei einem Turnier im Londoner Chiswick Park verlor er gegen George Greville. 1899 musste er sich im Finale von Nizza Laurence Doherty glatt mit 0:6, 0:6 und 0:6 geschlagen geben.

Voß spielte häufig auf der Tennisanlage in Heiligendamm, unter anderem mit der Großherzogin Anastasia von Mecklenburg-Schwerin sowie Gräfin Clara von der Schulenburg. Sein Markenzeichen war ein nasses, um die Stirn gewickeltes Handtuch, mit dem er ein Beschlagen der Brillengläser verhinderte. Eine weitere Besonderheit war sein zweiter Aufschlag, den er stets angeschnitten von unten servierte.

Arthur Wallis Myers schrieb über Voß, dass er einen guten Vorhandschlag und Volley besäße; seine Schwächen seien allerdings die Rückhand, sein Aufschlag und ein nur durchschnittlicher Smash. Laut Myers sei auch die Verpflichtung eines professionellen Trainers ein Fehler, da dieser, finanziell abhängig, nur milde Kritik äußern würde, wodurch Voß seine Stärke überschätzen würde.[3]

Nachdem Voß bei den deutschen Meisterschaften 1900 im Halbfinale an George Hillyard gescheitert war, zog er sich aus dem Turniertennis zurück. Er widmete sich im Folgenden seinen beiden anderen Hobbys, dem Autorennen und dem Tontaubenschießen. Voß starb im August 1936 im Alter von 68 Jahren zurückgezogen in Waren an der Müritz. Obwohl er zwei Mal verheiratet war, hinterließ er keine Nachkommen.

Nr. Jahr Turnier Finalgegner Ergebnis
1. 1894 Deutsche Meisterschaften Deutsches Reich Christian Winter 6:1, 6:4, 11:9
2. 1895 Deutsche Meisterschaften Deutsches Reich Christian Winter 6:2, 6:1, 6:2
3. 1896 Deutsche Meisterschaften Deutsches Reich Georg Wantzelius 6:1, 6:0, 6:1
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Commons: Viktor Voß – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. H. Gillmeister: Kulturgeschichte des Tennis. Wilhelm Fink Verlag, München 1990, ISBN 3-7705-2618-X, S. 285 f.
  2. R. von Fichard: Deutsches Tennisjahrbuch. Dritter und vierter Jahrgang 1896 und 1897. Berlin (o. J.), S. 20 f.
  3. A. W. Myers: Lawn Tennis at Home and Abroad. Scribner’s Sons, London 1903, S. 229 f.