Victor Schultze

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Prof. Victor Schultze um 1896

Victor Schultze (* 13. Dezember 1851 in Fürstenberg, Fürstentum Waldeck; † 6. Januar 1937 in Greifswald) war ein deutscher evangelisch-lutherischer Theologe und Kirchenhistoriker und Christlicher Archäologe.

Victor Schultze war das jüngste von sieben Kindern einer im Fürstentum Waldeck ansässigen Pastorenfamilie. Er begann an der Universität Basel Kunstgeschichte und Evangelische Theologie zu studieren. 1873 wurde er Mitglied des Corps Alamannia Basel.[1] Als Inaktiver wechselte er an die Universität Jena und die Kaiser-Wilhelms-Universität Straßburg.[2] 1877 ging er als Reisestipendiat des Deutschen Archäologischen Instituts für drei Jahre nach Rom. 1879 promovierte er an der Universität Leipzig zum Dr. theol. Er lehrte bis 1883 in Leipzig und folgte 1883 dem Ruf der Universität Greifswald auf den Lehrstuhl für Christliche Archäologie und Kirchengeschichte. 1895 war er Rektor der Universität. Ab 1907 war er Ehrenmitglied des Greifswalder Wingolf.[3] Zudem war Schultze stellvertretender Vorsitzender der Lutherischen Konferenz in Greifswald.[4] Nach 37 Jahren als Lehrstuhlinhaber wurde er 1920 emeritiert.[2] Viele Jahre leitete er den Geschichtsverein für Waldeck und Pyrmont. Er war Schwiegervater des Archäologen und Bauforschers Armin von Gerkan (1884–1969).

Schultze war Begründer und Wegbereiter der Christlichen Archäologie als Wissenschaft und eigenständiges Lehrfach in der evangelischen Theologie. Er sah die Bedeutung dieses Fachs nicht nur in einer kunsthistorischen Interpretation altchristlicher und mittelalterlicher Kunstwerke. Diese müssten vielmehr mit den Methoden der klassischen Archäologie auch als Quellen der Kirchengeschichte erfasst werden. Das war insofern ein neuer Ansatz, als man die Kirchengeschichte bislang weithin nur als Dogmengeschichte betrieb und sich dabei allein auf die dazu verfügbaren literarisch-liturgischen Quellen stützte. Er erschloss durch seine Studien demgegenüber den Bedeutungs- und Sinngehalt, der den frühchristlichen Bildwerken und Monumenten, die jeweils aus ihrer Zeit heraus verstanden werden müssten, für die christliche Geistesgeschichte zukam. In besonderen Maße hatten seine Forschungen die christlichen Katakomben und den darin vorgefundenen Bilderschmuck zum Gegenstand. Neben seinen auf die antike christliche Kunst bezogenen Arbeiten hat sich „Katakomben-Schultze“ ausgiebig mit der Reformation befasst.

1946 wurde das sogenannte Traditionsinstitut „Victor-Schultze-Institut“ gegründet. Es ist laut Michael Altripp kein Institut im Sinne des Landeshochschulgesetz[5] und beherbergt die oben erwähnten Sammlungen (Werke mittelalterlicher und kirchlicher Kunst, in etwa 6000 Diapositive, sowie mehrere Gipsabgüsse spätantiker und mittelalterlicher Kunstwerke).[6] Die Victor-Schultze-Sammlung für christliche Archäologie und kirchliche Kunst gehört, gemeinsam mit einem weiteren Traditionsinstitut, dem Gustav-Dalman-Institut zu der Theologischen Fakultät der Universität Greifswald.[7][8]

Aus der Victor-Schultze-Sammlung befinden sich auch Leihgaben in der Dauerausstellung zur Landesgeschichte des Pommerschen Landesmuseums. Darunter ein noch recht unerforschtes Andachtsbild („Maria an der Fensterbank“).

Künstler vermutl. aus dem Umfeld des Quentin Massys: „Maria an der Fensterbank“, Öl auf Holz, 38x27 cm, ca. 1500/1520, Pommersches Landesmuseum, Greifswald

Veröffentlichungen

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  • Klaus Wessel: Victor Schultze. In: Festschrift zur 500-Jahrfeier der Universität Greifswald, 17. 10. 1956. Band 2. Verlag der Volksstimme, Greifswald 1956, S. 63–68.
Commons: Victor Schultze – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikisource: Victor Schultze – Quellen und Volltexte

Einzelnachweise

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  1. Kösener Korpslisten 1910, 1/35.
  2. a b Schultze, Viktor in BBKL.
  3. Gesamtverzeichnis des Wingolf, Lichtenberg 1991
  4. Heinz Boberach, Carsten Nicolaisen, Ruth Pabst (Hrsg.): Handbuch der deutschen evangelischen Kirchen 1918 bis 1949. Organe - Ämter - Verbände - Personen. Band 1: Überregionale Einrichtungen. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2010, S. 283.
  5. 1830–1853. 31. Dezember 1930, doi:10.1515/9783112355480.
  6. Fritz Heinrich: Das Religionswissenschaftliche Institut der Ernst Moritz Arndt-Universität Greifswald 1944-1945. In: Zeitschrift für Religionswissenschaft. Band 5, Nr. 2, Januar 1997, ISSN 2194-508X, doi:10.1515/0027.203.
  7. Michael Altripp: Victor-Schultze-Institut. In: theologie.uni-greifswald.de. 10. Februar 2016, abgerufen am 27. Oktober 2023.
  8. Heinrich Boriss: Lehre und Forschung an der Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald. Greifswald 1959, S. 170.
VorgängerAmtNachfolger
Eduard KoschwitzRektor der Universität Greifswald
1895
Paul Grawitz