Bromethen

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
(Weitergeleitet von Vinylbromid)
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Strukturformel
Struktur von Bromethen
Allgemeines
Name Bromethen
Andere Namen
  • Vinylbromid
  • Vinylbromür
  • Monobromethylen
  • R 1140B1
  • Bromethylen
Summenformel C2H3Br
Kurzbeschreibung

hochentzündliches, farbloses Gas mit angenehmem Geruch[1]

Externe Identifikatoren/Datenbanken
CAS-Nummer 593-60-2
EG-Nummer 209-800-6
ECHA-InfoCard 100.008.911
PubChem 11641
Wikidata Q421041
Eigenschaften
Molare Masse 106,95 g·mol−1
Aggregatzustand

gasförmig

Dichte

1,527 kg·m−3 (als Flüssigkeit am Siedepunkt)[1]

Schmelzpunkt

−138 °C[1]

Siedepunkt

15,7 °C[1]

Dampfdruck
  • 1,193 bar (20 °C)[1]
  • 1,7 bar (30 °C)[1]
  • 3,3 bar (50 °C)[1]
Löslichkeit

praktisch unlöslich in Wasser[1]

Sicherheitshinweise
GHS-Gefahrstoffkennzeichnung aus Verordnung (EG) Nr. 1272/2008 (CLP),[2] ggf. erweitert[1]
Gefahrensymbol Gefahrensymbol Gefahrensymbol

Gefahr

H- und P-Sätze H: 220​‐​231​‐​280​‐​350
P: 202​‐​210​‐​280​‐​308+313​‐​377​‐​381​‐​403[1]
MAK

Schweiz: 5 ml·m−3 bzw. 22 mg·m−3[3]

Toxikologische Daten

500 mg·kg−1 (LD50Ratteoral)[1]

Thermodynamische Eigenschaften
ΔHf0

79,2 kJ/mol[4]

Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet.
Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen (0 °C, 1000 hPa).

Bromethen ist eine chemische Verbindung aus der Gruppe der aliphatischen ungesättigten Halogenkohlenwasserstoffe und organischen Bromverbindungen.

Bromethen wurde 1835 von Henri Victor Regnault entdeckt und zum ersten Mal beschrieben.

Gewinnung und Darstellung

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bromethen kann durch Reaktion von Ethin mit Bromwasserstoffsäure mithilfe von Quecksilber(II)-bromid gewonnen werden, wobei auch 1,1-Dibromethan entsteht.

Weiterhin kann es durch Reaktion von 1,1-Dibromethan mit 1,2-Dibromethan (die beide bei der Reaktion von Ethen mit Brom entstehen) und anschließende Reduktion mit Kalilauge dargestellt werden.

Physikalische Eigenschaften

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bromethen ist ein farbloses Gas, das bei Normaldruck bei 15,7 °C siedet.[1] Die molare Verdampfungsenthalpie beträgt 24,8 kJ·mol−1.[5] Die Dampfdruckfunktion ergibt sich nach Antoine entsprechend

im Temperaturbereich von 185,7 K bis 289 K.[5] Festes Bromethen schmilzt bei −138 °C.[1]

Chemische Eigenschaften

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bromethen ist chemisch instabil und kann spontan (unter Lichteinfluss) polymerisieren, es kommt deshalb in Druckgasflaschen in verflüssigter Form zum Teil versetzt mit Stabilisatoren in den Handel. Es ist nur geringfügig löslich in Wasser, jedoch löslich in Ethanol, Aceton, Benzol, Ether und Chloroform.[6] Unter bestimmten Bedingungen lagert es verschiedene einfache Verbindungen an, so zum Beispiel Halogenwasserstoffsäuren. Mit Diazomethan vereinigt es sich zu Pyrazolhydrobromid:

Sicherheitstechnische Kenngrößen

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bromethen bildet leicht entzündliche Dampf-Luft-Gemische.[1][7] Der Explosionsbereich liegt zwischen 5,6 Vol.‑% (249 g/m3) als untere Explosionsgrenze (UEG) und 13,5 Vol.‑% (600 g/m3) als obere Explosionsgrenze (OEG).[1][7] Die Zündtemperatur beträgt 500 °C.[1][7] Der Stoff fällt somit in die Temperaturklasse T1.

Bromethen wird als flammhemmendes Monomer für Copolymere bei der Polymerisation zu synthetischen Fasern verwendet (z. B. von Polyvinylbromid) und als Alkylierungreagenz bei organischen Synthesen.

Sicherheitshinweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bromethen ist aufgrund seines dem Vinylchlorid analogen Metabolismus, des genotoxischen Potentials und der positiven Kanzerogenitätstests an Ratten als krebserzeugend eingestuft.[1]

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. a b c d e f g h i j k l m n o p q Eintrag zu Bromethen in der GESTIS-Stoffdatenbank des IFA, abgerufen am 28. Oktober 2024. (JavaScript erforderlich)
  2. Eintrag zu Bromoethylene im Classification and Labelling Inventory der Europäischen Chemikalienagentur (ECHA), abgerufen am 1. Februar 2016. Hersteller bzw. Inverkehrbringer können die harmonisierte Einstufung und Kennzeichnung erweitern.
  3. Schweizerische Unfallversicherungsanstalt (Suva): Grenzwerte – Aktuelle MAK- und BAT-Werte (Suche nach 593-60-2 bzw. Bromethen), abgerufen am 2. November 2015.
  4. David R. Lide (Hrsg.): CRC Handbook of Chemistry and Physics. 90. Auflage. (Internet-Version: 2010), CRC Press / Taylor and Francis, Boca Raton FL, Standard Thermodynamic Properties of Chemical Substances, S. 5-21.
  5. a b Guyer, A.; Schütze, H.; Weidenmann, M.: Über einige thermische Eigenschaften des Vinylbromids in Helv. Chim. Acta 20 (1937) 936–949, doi:10.1002/hlca.193702001136.
  6. David R. Lide (Hrsg.): CRC Handbook of Chemistry and Physics. 85. Auflage. (Internet-Version: 2005), CRC Press / Taylor and Francis, Boca Raton FL, Physical Constants of Organic Compounds, S. 3-68.
  7. a b c Chemsafe Datenbank für sicherheitstechnische Kenngrößen im Explosionsschutz, PTB Braunschweig/BAM Berlin, abgerufen am 28. Oktober 2024.