Rofecoxib

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Strukturformel
Strukturformel von Rofecoxib
Allgemeines
Freiname Rofecoxib
Andere Namen

4-[4-(Methylsulfonyl)phenyl]-phenylfuran-2(5H)-on

Summenformel C17H14O4S
Externe Identifikatoren/Datenbanken
CAS-Nummer 162011-90-7
EG-Nummer (Listennummer) 803-260-0
ECHA-InfoCard 100.230.077
PubChem 5090
ChemSpider 4911
DrugBank DB00533
Wikidata Q411412
Arzneistoffangaben
ATC-Code

M01AH02

Wirkstoffklasse

nichtsteroidales Antirheumatikum, COX-2-Hemmer

Wirkmechanismus

selektive Inhibition der COX-2

Eigenschaften
Molare Masse 314,36 g·mol−1
Sicherheitshinweise
Bitte die Befreiung von der Kennzeichnungspflicht für Arzneimittel, Medizinprodukte, Kosmetika, Lebensmittel und Futtermittel beachten
GHS-Gefahrstoffkennzeichnung[1]

Achtung

H- und P-Sätze H: 302
P: ?
Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet.
Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen (0 °C, 1000 hPa).

Rofecoxib ist der Freiname eines Arzneistoffs, der als selektiver COX-2-Inhibitor (Kürzel: Coxib) wirkt. Das nichtsteroidale Antirheumatikum diente ähnlich dem Celecoxib zur Behandlung rheumatischer Erkrankungen und Schmerzen. Es wurde vom US-Pharmakonzern Merck Sharp & Dohme (MSD) unter dem Handelsnamen Vioxx im Jahr 1999 in Verkehr gebracht und 2004 aufgrund kardiovaskulärer Nebenwirkungen durch MSD wieder vom Markt genommen.[2]

In Deutschland stellte Vioxx mit etwa 20 % des nationalen Konzernumsatzes das umsatzstärkste Produkt der Firma dar. Weltweit erreichte MSD mit Vioxx die Marktführerschaft für COX-2-Hemmer (Coxibe) und erzielte 2003 einen Jahresumsatz von 2,5 Milliarden US-Dollar.[2]

Die Zulassung durch die amerikanische Gesundheitsbehörde FDA für Tabletten und die orale Suspension erfolgte am 20. Mai 1999.[3]

Am 30. September 2004 kündigte der Konzern an, Vioxx wegen einer neuen Langzeitstudie, die bisher wenig beachtete Nebenwirkungen des Medikaments als schwerwiegend eingestuft hatte, unverzüglich vom Markt zu nehmen.[2][4] In dieser Studie[5] zeigte sich im Vergleich zu einem Placebo nach 18 Monaten eine nahezu verdoppelte Rate an Herz-Kreislauferkrankungen, insbesondere Herzinfarkten, instabiler Angina Pectoris und Schlaganfällen. Die Studie musste aus diesem Grund vorzeitig abgebrochen werden.

Es drohten danach Schadenersatzforderungen gegen den Hersteller: Seit Rückzug des Medikaments vom Markt waren bis März 2006 nahezu 10.000 Klagen gegen MSD erhoben worden. Im ersten Gerichtsverfahren in dieser Sache, welches im Sommer 2005 in Angleton (Texas) stattfand, sprach eine Jury der Witwe eines mutmaßlichen Vioxx-Opfers 253 Millionen Dollar zu. Der Mann hatte nach acht Monaten kontinuierlicher Einnahme des Medikaments einen tödlichen Herzinfarkt erlitten. Nach zwei weiteren Gerichtsprozessen, in denen es um Herzinfarkte mit Todesfolge nach Einnahme des Präparates ging, sprach das Gericht MSD frei.[6][7]

Vioxx wurde zur Behandlung von Arthrose, Osteoarthritis, rheumatoider Arthritis, akuten Schmerzen bei Erwachsenen und bei primärer Dysmenorrhoe angewendet. Noch Anfang September 2004 hatte die US-Gesundheitsbehörde FDA die Zulassung des Medikaments auf die Behandlung von Kindern ab zwei Jahren erweitert.

  • C. Bombardier et al.: Comparison of upper gastrointestinal toxicity of rofecoxib and naproxen in patients with rheumatoid arthritis. VIGOR Study Group. In: N. Engl. J. Med., 2000, 343(21), S. 1520–1528, PMID 11087881, nejm.org (PDF; englisch)
  • Thomas Nesi: Poison Pills: The Untold Story of the Vioxx Drug Scandal, St. Martin’s Press 2008[8]
  • William F. McIntyre und Gerald Evans: The Vioxx® legacy: Enduring lessons from the not so distant past. In: Cardiology Journal. Band 21, Nr. 2, 2014, S. 203–205, doi:10.5603/CJ.2014.0029 (viamedica.pl [abgerufen am 22. März 2020]).

Einzelnachweise

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  1. Vorlage:CL Inventory/nicht harmonisiertFür diesen Stoff liegt noch keine harmonisierte Einstufung vor. Wiedergegeben ist eine von einer Selbsteinstufung durch Inverkehrbringer abgeleitete Kennzeichnung von 4-[4-(methylsulfonyl)phenyl]-3-phenylfuran-2(5H)-one im Classification and Labelling Inventory der Europäischen Chemikalienagentur (ECHA), abgerufen am 12. Juli 2020.
  2. a b c MSD gibt freiwillige Rücknahme von Vioxx® bekannt. In: Deutsches Ärzteblatt. 4. Januar 2004 (aerzteblatt.de [abgerufen am 26. Mai 2021]).
  3. Schreiben des Center for Drug Evaluation and Research (CDER) an die Merck Research Laboratories, West Point, Pennsylvania, vom 20. Mai 1999 (PDF).
  4. VIOXX® Internet-Präsenz von Merck & Co. (Memento vom 3. Januar 2006 im Internet Archive).
  5. APPROVe: Adenomatous Polyp Prevention on VIOXX-StudieStudie zur adenomatösen Polypenprävention bei VIOXX
  6. Roxanne Khamsi: Painkiller verdict shows mistrust of Merck. In: Nature, 2005, 436, 1070, doi:10.1038/4361070a.
  7. Make or break time in Vioxx drama. In: Nature, 2006, 440, 277, doi:10.1038/440277a.
  8. Rezension von Daniel H. Solomon. In: J Clin Invest. Band 119, 2009, S. 427, PMC 2648690 (freier Volltext)