Bolsena

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Bolsena
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Bolsena (Italien)
Bolsena (Italien)
Staat Italien
Region Latium
Provinz Viterbo (VT)
Koordinaten 42° 39′ N, 11° 59′ OKoordinaten: 42° 38′ 41″ N, 11° 59′ 9″ O
Höhe 350 m s.l.m.
Fläche 63,94 km²
Einwohner 3.739 (31. Dez. 2022)[1]
Postleitzahl 01023
Vorwahl 0761
ISTAT-Nummer 056008
Bezeichnung der Bewohner Bolsenesi
Schutzpatron Santa Cristina
Website Bolsena

Bolsena ist eine Stadt mit 3739 Einwohnern (Stand 31. Dezember 2022) in der Provinz Viterbo in der italienischen Region Latium.

Westliches Stadttor und Burg

Bolsena liegt inmitten der vulkanisch entstandenen Monti Volsini am Bolsenasee, einem durch Einsturz einer unterirdischen Magmakammer entstandenen See.[2] Der Vulcano Vulsinio begann seine Tätigkeit vor ca. 600.000 Jahren und war zum letzten Mal 103 v. Chr. aktiv.[2]

Zur Gemeinde gehören auch die Ortsteile Sant’Antonio und Val di Lago.

Nachbargemeinden sind Orvieto (20 km), Montefiascone (15 km), Bagnoregio, Capodimonte, Castel Giorgio (TR), Gradoli und San Lorenzo Nuovo.

Bolsena liegt an der Regionalstraße SR2 Via Cassia, die Rom mit Florenz verbindet. Der nächste Bahnhof befindet sich in Montefiascone. Buslinien verbinden die Stadt u. a. mit Orvieto, Viterbo (33 km) und Rom (120 km). Die nächste Autobahnauffahrt ist Orvieto (Autostrada A1); das südliche Ende der Küstenautobahn A12 ist 110 km entfernt und der nächste Küstenort, Albinia, 80 km.

Blick über die Altstadt von Bolsena, im Vordergrund der Hafen, Sept. 2021

Wahrscheinlich entstand Bolsena, als die Römer im Jahre 241 v. Chr. die Einwohner des eroberten etruskischen Hauptortes Volsinii, des heutigen Orvieto, hierher umsiedelten: Daher rührt der antike Name Volsinii Novi für Bolsena, wo zudem der Bronzespiegel von Bolsena aufgefunden wurde. Ob das zentrale Heiligtum der Etrusker für den Gott Voltumna, das Fanum Voltumnae, in der Nähe lag, ist umstritten. Ruinen der antiken Stadt sind heute zu besichtigen.

Durch Bolsena verläuft die Via Cassia, eine der alten Römerstraßen, die von Rom aus in die Toskana führte und in der Verlängerung bis Genua reichte. Während des Mittelalters wurde diese Straße Teil des Pilgerwegs der Via Francigena, auf der Pilger aus Mittel- und Nordeuropa über die Alpen bis nach Rom zogen. Eine Beschreibung gab der Erzbischof Sigerich der Ernste von Canterbury um 990 n. Chr.

Der Besitz von Bolsena war im Mittelalter zwischen den Päpsten und der Stadt Orvieto umstritten. Karl der Große übereignete den Ort im Jahre 774 den Päpsten, während der Zeiten der Schwäche des Papsttums ergriff Orvieto die faktische Oberherrschaft und betraute die Familie Monaldeschi della Cervara mit der Vertretung. Diese wandelte Papst Bonifatius IX. 1398 offiziell in ein Vikariat über Bolsena und die nähere Umgebung um, das im Jahre 1451 endete. Seitdem gehörte Bolsena zum Kirchenstaat und seit 1870 zu Italien.

Wunder von Bolsena

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Kirche Santa Cristina

In der Kirche Santa Cristina der hier begrabenen heiligen Christina ist die nach ihr benannte Katakombe zu besichtigen. Blutflecken auf einem Altarstein sollen von einem Blutwunder herrühren: Ein böhmischer Priester, der an der Transsubstantiation zweifelte, machte im Jahr 1263 auf einer Pilgerreise nach Rom Station in Bolsena. In der heiligen Messe brach er dort eine Hostie, aus der gemäß der Legende Blut tropfte. Daraufhin wurde in Orvieto von Papst Urban IV. das Fronleichnamsfest eingerichtet. Später wurde dort der Dom gebaut, in dem das Altartuch, das Korporale, als Reliquie aufbewahrt wird.

Das Fest der hl. Christina wird in Bolsena jedes Jahr am 24. Juli mit großem Aufwand gefeiert. Die allerdings dubiose Lebensgeschichte der Heiligen, die dort im Jahre 304 als Märtyrerin umgebracht worden sein soll, wird in Form eines Mysterienspiels an verschiedenen Plätzen des Ortes in Szene gesetzt.[3]

Bevölkerungsentwicklung

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Jahr 1881 1901 1921 1936 1951 1971 1991 2001 2009
Einwohner 2736 3288 3704 3996 4253 3946 4064 4111 4237

Quelle: ISTAT

Bürgermeister ist seit dem 26. Mai 2019 Paolo Dottarelli von der Lokalpartei (ital.: lista civica) „Sìamo Bolsena“.

Sehenswürdigkeiten

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  • Auf dem das historische Zentrum bildenden Ortshügel erhebt sich die mittelalterliche Burg, die Rocca Monaldeschi della Cervara, mit vier Rechtecktürmen.[4] Sie beherbergt seit 1991 das Museo Territoriale del Lago di Bolsena mit etruskischer, römischer und mittelalterlicher Abteilung; Hauptbestandteile sind Erzeugnisse des etruskischen Kunsthandwerks, römische Inschriften und mittelalterliche Keramik.[5]
  • Direkt unterhalb der Burg steht der Palazzo Crispi-Cozza-Del Drago, erbaut um die Mitte des 16. Jahrhunderts als Sitz der päpstlichen Statthalter der Provinz Patrimonio; er besitzt im Inneren einen Freskenzyklus des Manierismus.
  • Basilica di Santa Cristina,[6] bestehend aus drei Kirchen nebeneinander, die Mittelalter und Renaissance angehören und eine vor- wie frühchristliche Katakombe einschließen, die als ursprüngliche Grabstätte der hl. Christina gilt: Enthalten sind deren angeblicher Sarkophag, eine antike Platte mit ihren angeblichen Fußabdrücken und die fragmentarische Altarplatte des Fronleichnamswunders.
  • Kirche San Francesco aus der Spätgotik mit umfangreichen Fresken aus der Erbauungszeit und der Renaissance, heute Veranstaltungsraum.
  • Palazzo Ranieri von 1299, erbaut durch Kardinal Teodoro Ranieri als Familienpalast.
  • Kirche und Franziskanerkloster Santa Maria del Giglio von 1626, heute Unterbringungsort für Pilger auf der Via Francigena.
  • Fontana di San Rocco, Brunnenanlage aus dem Jahre 1835 mit Verwendung früherer Renaissanceelemente.
  • Zwei Renaissancetore von 1548 und 1550, errichtet durch Kardinal Tiberio Crispo, Verwandter von Papst Paul III.
  • Ruinen der römischen Stadt Volsinii Novi an der Piazza del Mercatello mit Resten von Forum, zwei Tempeln, Thermen, Latrine, Wasserleitung, Wohnhausviertel, Amphitheater und Gebäuden der städtischen Verwaltung.
  • Außerhalb Bolsenas steht die Landkapelle Madonna del Cacciatore mit umfänglichem Freskenzyklus aus der Renaissance.

In und um Bolsena wird der Weißwein Est! Est!! Est!!! angebaut, dessen Zentrum der Nachbarort Montefiascone ist (siehe Weinbau in Italien).

Bolsena erhielt vom Touring Club Italiano die Bandiera Arancione.[7]

Söhne und Töchter der Stadt

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  • Raymond Bloch: Recherches archéologiques en territoire volsinien de la protohistoire à la civilisation étrusque, Paris 1972.
  • Carlo Carletti – Vincenzo Fiocchi Nicolai: La catacomba di S. Cristina a Bolsena, Vatikanstadt 1989.
  • Angelo Timperi u. a.: Bolsena e il suo Lago, Rom 1994, ISBN 88-7140-070-4.
  • Pietro Tamburini u. a.: Un museo e il suo territorio. Il Museo Territoriale del Lago di Bolsena. Dalle origini al periodo etrusco – Dal periodo romano all'era moderna, 2 Bände, Bolsena 1998/2001.
  • Ders.: Das Landesmuseum am Bolsenasee, Bolsena 2003.
  • Gerd Hofmann: Bolsenasee und Umgebung (Reiseführer), 2. Auflage Frankfurt a. M. 2009 ISBN 3-86099-769-6.
  • Antonietta Puri: Bolsena and the Towns Around the Lake (Reiseführer), Florenz/Garsington 2004.
  • Christoph Henning: Latium. Das Land um Rom. Mit Spaziergängen in der Ewigen Stadt (= DuMont-Kunst-Reiseführer). 3. aktualisierte Auflage, Ostfildern 2006, ISBN 3-7701-6031-2.
  • Giovanni Feo: Il tempio di Voltumna: Alla scoperta del sacrario dei dodici popoli etruschi, Viterbo 2009, ISBN 978-88-6222-117-7.
  • Giuseppe M. della Fina (Hrsg.): Da Orvieto a Bolsena. Un percorso tra Etruschi e Romani, Ospedaletto (Pisa) 2013 ISBN 978-88-6315-552-5.
  • Angelo di Mario u. a.: La dea di Bolsena. La storia etrusca da riscrivere, Arcidosso 2014, ISBN 978-88-6433-482-0.
  • Marco Castracane: Bolsena. Storia di Bolsena e del Fanum Voltumnae, Rom 2014, ISBN 978-88-98244-09-6.
Commons: Bolsena – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikivoyage: Bolsena – Reiseführer

Einzelnachweise

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  1. Bilancio demografico e popolazione residente per sesso al 31 dicembre 2022. ISTAT. (Bevölkerungsstatistiken des Istituto Nazionale di Statistica, Stand 31. Dezember 2022).
  2. a b L’Apparato Vulcanico Vulsinio. (Memento vom 20. April 2014 im Internet Archive) (PDF)
  3. www.visitbolsena.it
  4. La Rocca Monaldeschi (Memento vom 23. Februar 2015 im Internet Archive)
  5. www.visitbolsena.it
  6. www.basilicasantacristina.it
  7. http://2014.bandierearancioni.it
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