Koreanische Wiedervereinigung

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Koreanische Vereinigungsflagge
Koreanische Vereinigungsflagge
Wiedervereinigung
Koreanisches Alphabet: 통일
Hanja: 統一
Revidierte Romanisierung: tongil
McCune-Reischauer: t’ongil
Flagge am Cheonggyecheon-Weihnachtsfestival
Die geteilte koreanische Halbinsel

Mit dem Schlagwort Koreanische Wiedervereinigung werden Hypothesen und Theorien benannt, die sich mit verschiedenen Möglichkeiten einer Vereinigung der beiden Staaten der koreanischen Halbinsel befassen.

Das diktatorisch regierte Nordkorea im Norden und das seit Ende der 80er Jahre demokratisierte[1] Südkorea im Süden der Halbinsel sind seit 1947 geteilt (siehe dazu Teilung Koreas) – seit dem Ende des Koreakrieges kam es zu verschieden intensiven Phasen der Annäherung und Entfremdung der beiden Staaten und einer Reihe bewaffneter Grenzzwischenfälle, jedoch befinden sie sich bis heute formell im Kriegszustand (siehe dazu Korea-Konflikt). Voraussetzung für eine Wiedervereinigung wäre daher eine formale Beendigung dieses Konfliktes mit einem Friedensvertrag.

Dass den Nord- und Südkoreanern die Wiedervereinigung ihrer Länder ein Anliegen ist, zeigt allein die Tatsache, dass sich auf dem Gipfel des Seoraksan Menschen treffen, um laut das Wort Heung Min Son (kor. „Wiedervereinigung“) über die Grenze zu rufen. Ähnlich wie im Deutschland der 1980er-Jahre sind Familienzusammenführungen in begrenztem Maße möglich, auch eine grenzüberschreitende Straße und Eisenbahnlinie wurden eingerichtet. Die Beschallung der Soldaten mit Propaganda entlang der streng befestigten Grenze wurde eingestellt. Allerdings befinden sich beide Seiten nominell immer noch im Kriegszustand, seit Ende des Koreakrieges 1953 wurden lediglich ein Waffenstillstand und ein Nichtangriffspakt abgeschlossen; Raketentests und die Entwicklung von Atomwaffen durch die nordkoreanische Seite belasten das gespannte Verhältnis.

Am 4. Oktober 2007 wurde jedoch bei einem historischen Gipfeltreffen in der Mansudae-Kongresshalle in Pjöngjang zwischen beiden Staaten eine Friedenserklärung unterschrieben. Beide Staatschefs riefen in der Erklärung zu Frieden, Wohlstand und engerer Wirtschaftszusammenarbeit auf der Koreanischen Halbinsel auf. Am 27. April 2018 wurde beim dritten innerkoreanischen Gipfeltreffen auf der südlichen Seite der Joint Security Area eine ähnliche Erklärung unterschrieben.[2] Dies ist die bislang deutlichste Bewegung zu einem Friedensvertrag, weil darin unter anderem vereinbart wurde, Gespräche mit USA oder auch mit der VR China über ein Ende des Kriegszustandes noch in diesem Jahr zu führen.

Anfang 2024 gab der nordkoreanische Diktator Kim Jong-un das Ziel einer Wiedervereinigung auf.[3] Im selben Jahr erklärte der südkoreanische Staatspräsident Yoon Suk-yeol, dass eine Wiedervereinigung nur möglich sei, „wenn auf der gesamten koreanischen Halbinsel eine einheitliche, freie und demokratische Nation entsteht, die rechtmäßig dem Volk gehört“.[4]

Beide Seiten haben unterschiedliche Konzepte, wie eine Wiedervereinigung aussehen soll. Es gibt die südkoreanische National Community Unification Formula (NCUF) und die Demokratische Föderative Republik Koryo, die hauptsächlich auf eine Konföderation abzielen. Die nordkoreanische Seite hingegen stellt sich ein Föderativsystem vor.

Das erste Wiedervereinigungskonzept kam von Kim Il-Sung, der 1960 die Schaffung einer Demokratischen Föderativen Republik Koryo vorschlug. Koryo ist insofern ein neutraler Name, als das Land in Nordkorea Chosŏn und in Südkorea Hanguk genannt wird. Dies wird in der Übersetzung der Landesnamen in Fremdsprachen nicht in jeder Sprache deutlich.

Was den wirtschaftlichen Aspekt der Wiedervereinigung anbelangt, gibt es in Südkorea Bedenken. In jedem Falle wird man mit Engelhard sagen müssen:

„Je länger sich die Wiedervereinigung verzögert, desto größer dürften die wirtschaftlichen Belastungen für Südkorea werden.“[5]

Eine sehr optimistische Prognose hat Goldman Sachs 2009 geboten.[6] An der 24-Seiten-Studie von Goohoon Kwon hat auch Jim O’Neill mitgearbeitet. Er hatte seinerzeit (2001) Brasilien, Russland, Indien und China (BRIC, siehe Schwellenland) als aufstrebende Wirtschaftsmächte identifiziert. Wie für diese Staaten, so sprächen für Nordkorea gut ausgebildete Arbeitskräfte, ein mit Uran, Kohle und Eisenerz reiches Rohstoffvorkommen und eine günstige demografische Entwicklung. Um dieses Potential nutzen zu können, meint Kwon, bedürfte es des Abschieds von der Diktatur sowie der Wiedervereinigung mit Südkorea. In der ersten Phase der Integration hätte die nordkoreanische Konjunktur von 2013 bis 2027 um jährlich bemerkenswerte sieben Prozent anziehen können. Mitte des 21. Jahrhunderts hätte ein vereinigtes Korea dann sogar ein höheres Bruttosozialprodukt aufweisen können als Frankreich, Deutschland und Japan.[7]

Dazu bemerkt Oliver Kloss:

„Gesetzt, diese Prognose sei zu optimistisch, so sollte zumindest bedacht werden: Sobald sich die Menschen Nordkoreas von der Diktatur befreien, muss ihnen ein Weg in die Wiedervereinigung geboten werden. Andernfalls entsteht aus schierer Angst eine Fluchtbewegung nach Südkorea, wie es sie auch vom Osten in den Westen Deutschlands anfangs gegeben hat. Der nordkoreanischen Bevölkerung muss dann durch Südkorea die Sicherheit geboten werden, dass die kommunistischen Eliten nicht wieder an die Macht gelangen können. Nur dies verhindert die Massenflucht, denn eine Barriere durch die Sprache besteht nicht.“[8]

In der Populärkultur

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  • Kyu-Young Lee: Die Sonnenscheinpolitik und die koreanische Wiedervereinigung. In: Heiner Timmermann (Hrsg.): Die DDR in Europa. Zwischen Isolation und Öffnung. Lit Verlag, Münster 2005, ISBN 3-8258-8884-3, S. 208–226. (u. a. vollständiger Beitrag von Lee als Digitalisat bei Google Buchsuche frei verfügbar >>S. 208ff.)
  • Robert A. Scalapino: China and the Korean unification. A neighbor’s concerns. In: Nicholas Eberstadt, Richard J. Ellings (Hrsg.): Korea’s future and the great powers. The National Bureau of Asian Research, University of Washington Press, Seattle/Washington 2001, ISBN 0-295-98129-6, S. 107–124. (englisch)
  • Hyun-Ki Shin: Korea auf dem Weg zur friedlichen Wiedervereinigung und die vier Großmächte. Eine Analyse der Möglichkeiten zur Vereinigung im Spannungsfeld von Konfrontationspolitik und Dialogbereitschaft. Herbert Utz Verlag, München 1999, ISBN 3-89675-471-8. (zugl. Dissertation; LMU München 1999)
Commons: Koreanische Wiedervereinigung – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Aurel Croissant: Südkorea: Von der Militärdiktatur zur Demokratie. In: Einführung in die politischen Systeme Ostasiens. VS Verlag für Sozialwissenschaften, 2003, ISBN 978-3-322-86664-6, S. 225–270, doi:10.1007/978-3-322-86663-9_5 (springer.com [abgerufen am 16. April 2017]).
  2. Gipfeltreffen: Nord- und Südkorea planen atomare Abrüstung. In: Spiegel Online. 27. April 2018 (spiegel.de [abgerufen am 5. Juni 2018]).
  3. Martin Koelling: Nordkorea gibt das Ziel einer Wiedervereinigung mit dem Süden auf. In: Neue Zürcher Zeitung. 16. Januar 2024, ISSN 0376-6829 (nzz.ch [abgerufen am 28. Juni 2024]).
  4. Anja Keinath, dpa: Koreakonflikt: Südkorea stellt Strategie zur Wiedervereinigung mit Nordkorea vor. In: Die Zeit. 15. August 2024, ISSN 0044-2070 (zeit.de [abgerufen am 14. Oktober 2024]).
  5. Karl Engelhard: Südkorea. Vom Entwicklungsland zum Industriestaat, (Schriften der Arbeitsstelle Eine-Welt-Initiative, Bd. 7) Münster, Waxmann Verlag, 2004, S. 382. ISBN 3-8309-1404-0.
  6. Goohoon Kwon: A United Korea? Reassessing North Korea Risks (Part I), Goldman Sachs Global Economics Paper No: 188, September 21 (2009), Commodities and Strategy Research.
  7. Vgl. Evan Ramstad: „Study sees gains in Korean unification. A combined North and South would create an economic powerhouse by midcentury, Goldman Sachs report says“, in: The Wall Street Journal, September 22, 2009, S. 12.
  8. Oliver Kloss: Die Behandlung der ostdeutschen Machteliten im Zuge der deutschen Wiedervereinigung. Referat zur Internationalen Konferenz der Koreanisch-Deutschen Gesellschaft für Soziologie und des Koreanischen Institutes für Nationale Vereinigung anlässlich des 20. Jahrestages des Berliner Mauerfalls. Dongguk Universität in Seoul 2009, S. 27.