Coenonympha

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Coenonympha

Bildtafel aus Adalbert Seitz' Großschmetterlinge der Welt

Systematik
Unterstamm: Sechsfüßer (Hexapoda)
Klasse: Insekten (Insecta)
Ordnung: Schmetterlinge (Lepidoptera)
Familie: Edelfalter (Nymphalidae)
Unterfamilie: Augenfalter (Satyrinae)
Gattung: Coenonympha
Wissenschaftlicher Name
Coenonympha
Hübner, 1819
Kleines Wiesenvögelchen (C. pamphilus)
Großes Wiesenvögelchen (C. tullia)
Großes Wiesenvögelchen (C. tullia)
Stromtal-Wiesenvögelchen (C. oedippus)
Wald-Wiesenvögelchen (C. hero)
Weißbindiges Wiesenvögelchen (C. arcania)
Alpen-Wiesenvögelchen C. gardetta ssp. darwiniana

Coenonympha ist eine über 30 Arten umfassende Schmetterlings-Gattung aus der Unterfamilie der Augenfalter (Satyrinae) in der Familie der Edelfalter (Nymphalidae). Die Gattung ist holarktisch verbreitet und lebt meist in grasigen Lebensräumen. Arten mit deutschem Namen werden als Wiesenvögelchen bezeichnet.

Die Coenonympha sind kleine Falter mit trüben Farben, meist gelb- bis dunkelbraun, selten weißlich gefärbt. Sie sind auf der Oberseite der Flügel entweder augenlos oder haben im Apex ein Auge, sowie zuweilen auf den Hinterflügeln mehrere Augen. Der Außenrand der Hinterflügel ist fast kreisrund, selten mit leicht gewelltem Saum, am Analwinkel zuweilen vorgezogen. Die Unterseite ist meist grauem Sand angepasst, aber auf dem Hinterflügeln zuweilen mit metallisch glänzenden Linien am Außenrand und zeigen – besonders bei den waldbewohnenden Arten – eine Serie gekernter Augenflecken. Die Augen sind nackt, die Palpen lang, aufgerichtet und spitz, mit langborstiger, abstehender Behaarung. Die Fühler sind zart, unter halber Costallänge und am Ende kaum merklich verdickt.[1]

Präimaginalstadien

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Die Eier sind länglich und haben Längsrippen.[2] Die grünen, leicht behaarten Raupen sind zart mit kugeligem Kopf und hinten spitz. Die gedrungene Stürzpuppe ist grün oder grau.[1][2]

Die Gattung mit über 30 Arten kommt hauptsächlich in der Paläarktis vor, vier davon im nördlichen Afrika. Zwei Arten kommen in der Nearktis vor.[3] In Europa kommt die Gattung von Nordspanien über ganz Kontinentaleuropa und den britischen Inseln bis zum Polarkreis vor. Nach Osten reicht das Verbreitungsgebiet bis zur Mongolei, China und Korea. Auch die großen Mittelmeerinseln (Balearen, Sardinien, Korsika und Kreta) sind besiedelt. Im nahen Osten reicht die Verbreitung im Süden bis in den Libanon.

Die Arten der Gattung Coenonympha leben meist in grasigen Habitaten, wo sie teilweise sehr zahlreich vorkommen.[4] Für die Raupenentwicklung ist die Beschaffenheit der Habitate, wie etwa Verbuschungsgrad, Nährstoffgehalt und Mikroklima, wichtiger als das Vorkommen bestimmter Grasarten. Die Falter legen die Eier einzeln an Bodenstreu oder direkt an Gras ab, von dem sich die Raupen ernähren. Bei allen Arten überwintert die Raupe.[5] Die Puppe hängt nahe der Erde an Stängeln oder Steinen.[1] Die Coenonympha bilden eine bis drei Generationen im Jahr, wobei die mehrbrütigen (polyvoltinen) Arten in nördlichen oder hochgelegenen Lebensräumen weniger Generationen bilden.[5] Den territorialen Arten dienen exponierte Büsche als Balzplätze, an denen die Männchen auf unbefruchtete Weibchen warten. Bei nicht-territorialen Arten fliegen die Männchen umher und suchen Weibchen.[6] Die Falter sind seitliche Absorptionssonner und schließen deshalb sofort nach der Landung ihre Flügel und stellen eine Flügelunterseite ins Lot zur Sonne. Je nach Sonnenstand können sie dabei fast liegen.[7] Untersuchungen an nordwesteuropäischen Arten zeigten, dass Offenlandarten eine längere Lebensdauer und höhere Eiproduktion als Waldarten haben.[6]

Einige Arten der Gattung gehören zu den am stärksten gefährdeten Tagfalter-Arten in Europa. Das Stromtal-Wiesenvögelchen (C. oedippus) ist vom Aussterben bedroht. Das Wald-Wiesenvögelchen (C. hero) und das Große Wiesenvögelchen (C. tullia) sind sehr gefährdet.[4] In Nordamerika ist das nur sehr lokal an der kanadischen Ostküste vorkommende Coenonympha nipisiquit durch Lebensraumveränderung und -verlust gefährdet.[8]

Taxonomie und Systematik

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Die Verwandtschaftsverhältnisse innerhalb und außerhalb der Gattung waren lange unklar und sind nicht endgültig geklärt. Genetische Untersuchungen von Kodandaramaiah und Wahlberg aus 2009 führten dazu, dass die Gattungen Lyela Swinhoe, 1908 mit drei Arten (mcmahoni, amirica und myops) und Triphysa Zeller, 1850 mit zwei Arten (phryne und albovenosa) mit der Gattung Coenonympha synonymisiert wurden, da Triphysa mit dem Stromtal-Wiesenvögelchen (C. oedippus) und Lyela mit C. nolckeni jeweils eine Klade bilden.[9][10]

Äußere Systematik

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Die Verwandtschaftsverhältnisse in der Unterfamilie der Augenfalter sind noch nicht vollständig geklärt. Nach genetischen Analysen bilden die Gattungen Oreixenica, Tisiphone, Nesoxenica, Hypocysta, Lamprolenis, Dodonidia, Argyrophenga, Erebiola, Percnodaimon, Heteronympha, Geitoneura, Oressinoma, Orsotriaena, Zipaetis, Argyronympha zusammen mit Coenonympha die Gruppe Coenonymphina.[11]

Innere Systematik

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Innerhalb der Gattung gibt es viele Artkomplexe mit nicht klar erkennbaren Artgrenzen. Einerseits gibt es innerhalb einiger Arten große Variationen auf Grund ökologischer Unterschiede in den einzelnen Lebensräumen. Auf der anderen Seite gibt es an Kontaktzonen von Arten, die genetisch noch nicht weit auseinander sind, Hybride. Besonders viele ökologische Formen bildet das Große Wiesenvögelchen (Coenonympha tullia), das in Eurasien und Nordamerika vorkommt.[4] Die Unterarten im Grasland sind viel heller als die Wald-Bewohnenden.[12] Diese Art hat noch eine weitere Besonderheit, da sich bei ihr die Populationen Eurasiens und Nordamerikas genetisch stärker unterscheiden als die eurasische Population von den in Eurasien abgetrennten Arten C. amaryllis und C. rhodopensis.[10] Artkomplexe bilden das Weißbindiges Wiesenvögelchen (C. arcania) mit dem Alpen-Wiesenvögelchen (C. gardetta) und dessen Unterart C. gardetta darwiniana, die an Kontaktzonen in den Alpen fruchtbare Hybriden bilden.[13] Genetisch eng verwandt ist C. arcania auch mit dem Wald-Wiesenvögelchen (C. hero), von denen einige, vermutlich sterile, Hybriden aus früheren Kontaktzonen bekannt sind, in denen heute aber C. hero ausgestorben ist.[14]

Die Artenliste fasst einige Taxa, die von manchen auch als eigene Arten betrachtet werden, zusammen. C. iphioides wird als Unterart von C. glycerion betrachtet, da keine Artgrenze festgestellt wurde.[15] C. corinna elbana wird von manchen Autoren als eigene Art betrachtet. Veröffentlichungen zu genetischen Untersuchungen, die diese Annahmen stützen, fehlen aber bislang.[16] C. gardetta darwiniana wird von manchen Autoren als eigene Arten betrachtet. C. orientalis wird von manchen Autoren als Unterart von C. gardetta oder C. leander betrachtet, die Einstufung als Art wird vom Lepiforum und Fauna Europaea geteilt.[17][18]

  • Phryne Herrich-Schäffer 1844 jüngeres Homonym von Phyrne Meigen, 1800 (Diptera)
  • Triphysa Zeller 1850
  • Lyela Swinhoe 1908[20]

Der Name Coenonympha, gesprochen Köno'nümfa, leitet sich aus den griechischen Worten κοινός, -η, -όν mit den Bedeutungen gemeinsam, gemeinschaftlich; allgemein, gewöhnlich, allbekannt, öffentlich; gemein, niedrig, vulgär; durch Gemeinschaft verbunden, verwandt und η νύμφη, -ης, die Nymphe, her. Der Name kann als miteinander verwandte Nymphen gedeutet werden.[21]

  • Martin Wiemers: Die Gattung Coenonympha HÜBNER, 1819, in Europa: Systematik, Ökologie und Schutz (Lepidoptera: Papilionoidea: Nymphalidae: Satyrinae). In: Gesellschaft für Schmetterlingsschutz (Hrsg.): Oedippus. Nr. 25. Pensoft, 30. Juni 2007, S. 1–42.
  • U. Kodandaramaiah, N. Wahlberg: Phylogeny and biogeography of Coenonympha butterflies (Nymphalidae: Satyrinae). In: Systematic Entomology. Band 34. Wiley, 2009, S. 315–323 (nymphalidae.net [PDF; 529 kB; abgerufen am 23. Juni 2012]).
  • Carlos Peña, Niklas Wahlberg, Elisabet Weingartner, Ullasa Kodandaramaiah, Sören Nylin, André V.L. Freitas, Andrew V.Z. Brower: Higher level phylogeny of Satyrinae butteries (Lepidoptera: Nymphalidae) based on DNA sequence data. In: Molecular Phylogenetics and Evolution. Band 40. Elsevier, 2006, S. 29–49 (zoologi.su.se [PDF; abgerufen am 23. Juni 2012]).
  • Die palaearktischen Tagfalter. In: Adalbert Seitz (Hrsg.): Die Großschmetterlinge der Erde. Band 1. Alfred Kernen, Stuttgart 1909.

Einzelnachweise

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  1. a b c Seitz, S. 141–143.
  2. a b Walter Forster, Theodor A. Wohlfahrt: Die Schmetterlinge Mitteleuropas. Band 2: Tagfalter. (Rhopalocera und Hesperiidae). Franckh'sche Verlagshandlung, Stuttgart 1955, DNB 456642188, S. 48.
  3. Kodandaramaiah & Wahlberg 2009, S. 315.
  4. a b c Wiemers 2007, S. 2.
  5. a b Wiemers 2007, S. 6.
  6. a b Wiemers 2007, S. 7.
  7. Tagfalter II (Augenfalter (Satyridae), Bläulinge (Lycaenidae), Dickkopffalter (Hesperiidae)). In: Günter Ebert, Erwin Rennwald (Hrsg.): Die Schmetterlinge Baden-Württembergs. Band 2. Ulmer Verlag, Stuttgart 1993, ISBN 3-8001-3459-4, S. 110.
  8. COSEWIC Assessment and Update Status Report on the Maritime Ringlet Coenonympha nipisiquit in Canada. Ottawa, 2009, ISBN 978-1-100-12933-4.
  9. Kodandaramaiah & Wahlberg 2009, S. 316.
  10. a b Kodandaramaiah & Wahlberg 2009, S. 318.
  11. Peña, Wahlberg u. a. 2006, S. 31.
  12. James A. Scott: The butterflies of North America. Stanford University Press, Stanford, Kalifornien 1986, ISBN 0-8047-1205-0, S. 80.
  13. Wiemers 2007, S. 20.
  14. Wiemers 2007, S. 19.
  15. Wiemers 2007, S. 13.
  16. Wiemers 2007, S. 27.
  17. Coenonympha orientalis. Lepiforum e. V., abgerufen am 25. Juni 2012.
  18. Coenonympha orientalis. FaunaEuropaea, abgerufen am 11. Mai 2009.
  19. Lyela myops. Russian-Insects.com, abgerufen am 26. Juni 2012.
  20. Coenonympha. Tree of Life web project, abgerufen am 26. Juni 2012.
  21. Hans-Arnold Hürter: Die wissenschaftlichen Schmetterlingsnamen, Herleitung und Deutung. Verlag Peter Pomp, Bottrop Essen 1998, ISBN 3-89355-176-X, S. 174.
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