Wikipedia:Unsere Antworten auf Kritik

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Abkürzung: WP:UAAK

Und umzuschaffen das Geschaffne,
Damit sich's nicht zum Starren waffne,
Wirkt ewiges lebendiges Tun.
Und was nicht war, nun will es werden,
Zu reinen Sonnen, farbgen Erden,
In keinem Falle darf es ruhn.

Es soll sich regen, schaffend handeln,
Erst sich gestalten, dann verwandeln;
Nur scheinbar steht's Momente still.
Das Ewige regt sich fort in Allen:
Denn alles muss in Nichts zerfallen,
wenn es im Sein beharren will.
Johann Wolfgang von Goethe: Eins und Alles

Diese Seite versucht, auf eine Reihe kritischer Fragen und skeptischer Einwände, die dem Projekt Wikipedia entgegengebracht werden, eine Antwort zu geben. Beachte auch die ausführlichere englische Version dieses Artikels.

Quellen, wer welche öffentliche Kritik an Wikipedia äußert, kann man

nachschlagen oder eintragen.

Wenn jeder alles ändern darf, dann kann doch auch jeder beliebig Unsinn machen

Im Prinzip ja, aber Wikipedia ist – sowohl in Bezug auf die Anzahl der Artikel als auch die Anzahl der Mitmachenden – kein kleines Projekt mehr. Hier in der deutschsprachigen Wikipedia gibt es derzeit 17.213 aktive Wikipedianer, die in den letzten 30 Tagen mindestens einen Beitrag geleistet haben; insgesamt gibt es 4.472.333 angemeldete Benutzer (siehe Statistik). Es kommt in der Praxis nicht mehr vor, dass zu einem beliebigen Zeitpunkt keiner dieser Menschen online ist. Zu den wichtigsten Arbeitsmitteln der Wikipedianer gehören die Beobachtungslisten, die erlauben, besonders interessante oder vandalismusanfällige Artikel (gern genommen: Penis, Geschlechtsverkehr, etc.) unter gesonderter Beobachtung zu halten. Darüber hinaus werden Änderungen von Neulingen dem Leser nicht sofort angezeigt, sondern erst, wenn ein erfahrener Autor sie überprüft hat. (Wikipedia:Gesichtete Versionen)

Damit ist in der Praxis gewährleistet, dass offensichtlicher Blödsinn („Vandalismus“) sofort auffällt. Die Wikipedia-Software löscht bei einer Änderung nicht die alte Artikelversion, sondern behält sie in einer Artikel-Historie. Es kostet nur zwei Mausklicks, einen solchen Vandalismus in einem Artikel rückgängig zu machen und einen dritten, den Benutzer bei wiederholter Auffälligkeit gegebenenfalls zu sperren.

Warum sollte ich mich als Wissenschaftler an der Wikipedia beteiligen?

Warum sollte ich mich als Wissenschaftler an der Wikipedia beteiligen, wenn jeder dahergelaufene Besserwisser meine Artikel ändern und verunstalten kann?
Theoretisch könnte ein Vandale einen guten Eintrag verunstalten, und wir wollen auch nicht leugnen, dass so etwas ab und zu geschieht. Da aber jede, vor allem jede anonyme Änderung an einem Artikel von einer Reihe von Leuten, den Wikipedianern, begutachtet wird, findet sich kurze Zeit später immer jemand, der diese Änderung wieder rückgängig macht. Alte Fassungen sind nicht verloren, sondern jede Änderung wird gespeichert und es kann leicht die vorherige Version wiederhergestellt werden.

Falls du ein eigenes Benutzerkonto hast, kannst du beliebige Artikel auch auf deine Beobachtungsliste setzen. Dort werden dir dann alle Änderungen angezeigt.

Wie wird laienhaftes Halbwissen verhindert?

Aber was hindert Leute mit laienhaftem Halbwissen daran, dieses zu verbreiten?
Das kann am besten derjenige verhindern, der es besser weiß – vielleicht Du? Wikipedia baut darauf, dass jeder einschätzen kann, wann jemand anderes Besseres geleistet hat und diesem dann den Vorrang gewährt. Dieses Prinzip funktioniert bisher erstaunlich gut. Außerdem werden Änderungen, die nicht ausreichend belegt sind, besonders kritisch betrachtet.

Was haben Laien bei der Schaffung einer Enzyklopädie verloren?

Was haben überhaupt Laien bei der Schaffung einer Enzyklopädie verloren? Dazu braucht es Wissenschaftler!
Wikipedia verfolgt hier einen anderen Ansatz. Wir denken, dass viele Leute etwas wissen, das es wert ist, in eine Enzyklopädie aufgenommen zu werden. Herkömmliche Enzyklopädien sind gezwungen, Inhalt und Umfang zu beschränken, um rentabel zu sein. Wikipedia kennt keine solchen Beschränkungen. Das heißt nicht, dass bei uns alles geschrieben werden darf (siehe auch Was Wikipedia nicht ist), aber warum sollten beispielsweise seriös und solide geschriebene Artikel zur Geschichte einzelner deutscher Dörfer außen vor bleiben? Darüber weiß der Lehrer der dortigen Schule, der Heimatforschung als Hobby betreibt, vielleicht besser Bescheid als der Historiker, der dieses Dorf nur als temporäres Quartier der napoleonischen Truppen kennt.
Wikipedia ist auf beide angewiesen: den Wissenschaftler, der exzellente Artikel zu den Themen seines Spezialgebiets schreibt, und den begeisterten Amateur, der mit viel Liebe zum Detail auch die Gebiete abdeckt, für die man keine wissenschaftliche Ausbildung benötigt.
Weiterhin ist mit der Entstehung und Reife einer Enzyklopädie auch Arbeit verbunden, die nicht direkt darin besteht, Wissen beizutragen, und deshalb auch von Laien durchgeführt werden kann. Banale Beispiele dafür sind z. B. die Korrektur von Rechtschreibfehlern, geschicktere oder verständlichere Formulierungen zu finden oder das Unterteilen langer Artikel in Abschnitte. Etwas aufwendiger ist die Organisation von Artikeln in Kategorien und das Zusammenfügen von unnötig doppelter Information. Solche Aufgaben werden oft und gerne von Laien übernommen, die zum entsprechenden Fach nichts anderes beizutragen haben.

Wissenschaftler mit entgegengesetzten Standpunkten

Unter Wissenschaftlern gibt es entgegengesetzte Standpunkte. Auch wenn Amateure meine Artikel in Ruhe lassen, kann es passieren, dass jemand meine Artikel nach einem ganz anderen methodischen und theoretischen und meiner Ansicht nach völlig verkehrten Ansatz umschreibt.
Wikipedia trifft grundsätzlich keine Entscheidung, welcher Ansatz als der richtige und wahre anzusehen ist. Wir fühlen uns der Regel verpflichtet, in der Darstellung einen neutralen Standpunkt zu wahren. Kontroversen sollten sachlich präsentiert werden, und jeder wichtige Standpunkt sollte, zusammen mit den Argumenten, mit denen er üblicherweise begründet wird, erwähnt werden. Wenn sich Vertreter unterschiedlicher Ansätze über einen Artikel uneins sind, werden sie sich über einen Kompromiss einigen müssen, der beide Seiten zufrieden stellt. Keine Richtung besitzt ein Exklusivrecht.
Vor allem in der englischen Urwikipedia sind viele gute Artikel aus einem solchen Prozess zwischen Vertretern unterschiedlichster politischer, religiöser und gesellschaftlicher Überzeugungen hervorgegangen.

Wie kann ich einem Artikel vertrauen?

Wie kann ich einem Artikel vertrauen, der keinen zuweisbaren und bekannten Autor hat? Woher soll ich wissen, ob der Artikel nicht eine völlig verzerrte Sichtweise präsentiert?
Natürlich können sich Fehler eingeschlichen haben, aber die Erfahrung hat gezeigt, dass Texte, die von etlichen Leuten beobachtet und gegebenenfalls überarbeitet werden, meist weniger Fehler enthalten als solche, die nur von einer kleinen Redaktion bearbeitet wurden. Es widersprechen sich z. B. viele Lexika gegenseitig. Grundsätzlich sollte man sich in mehreren Quellen versichern. Falls dir etwas auffällt, bist du eingeladen und aufgefordert, dies zu verbessern oder durch Setzen eines Qualitätssicherungs-Bausteins bzw. Eintrag in eines der anderen speziellen Wartungsprojekte kundzutun.

Die Wikipedia ist unausgewogen, Trivialkultur hat mehr Artikel als seriöse Literatur

Wikipedianer schreiben über das, was sie interessiert. So kann es vorkommen, dass die Wikipedia über Themen aus der Popkultur, Triviales, Science-Fiction usw. sehr ausführlich ist. In einem gedruckten Nachschlagewerk wäre das für den „seriösen“ Leser tatsächlich störend, da er die Trivialkultur „mitkaufen“ müsste. In der frei zugänglichen und nicht von Seitenzahlen begrenzten Wikipedia hingegen ist es für den „seriösen“ Leser nur wichtig, dass „seine“ Themen genügend ausführlich behandelt werden (er kann sie ja auch leicht selber ergänzen). Ob andere Themengebiete mehr Raum einnehmen, darf ihm egal sein.