Handel mit Wildtieren

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Der Handel mit Wildtieren umfasst den legalen und illegalen Handel mit Wildtieren und Produkten die aus ihnen erzeugt werden. Bei den Produkten ist zwischen solchen zu unterscheiden, die den Tod des Tieres bedeuten und solchen, bei denen dies nicht der Fall ist. Der Handel mit Wildtieren kann für den Artenschutz positive und negative Auswirkungen haben. In sehr vielen Ländern wird der Wildtierhandel durch nationale Gesetze zum Schutz von bedrohten Tierarten geregelt. International wird er durch das Washingtoner Artenschutzübereinkommen geregelt.

Muscheln, Korallen, Kiefer von Haifischen und getrocknete Kugelfische werden in Griechenland angeboten.
Schmetterlinge, Nachtfalter, Käfer, Fledermäuse und Spinnen werden als Souvenir in Rhodos angeboten.

Im Washingtoner Artenschutzübereinkommen sind, in drei unterschiedlichen Anhängen, ca. 5.600 Tiere gelistet. Der Handel mit diesen Tieren und deren Produkten, ist, je nach Anhang und Umständen, kommerziell verboten oder genehmigungspflichtig. Die entsprechenden Genehmigungen für Einfuhr, Ausfuhr und Wiederausfuhr werden von den zuständigen nationalen Behörden ausgestellt.[1] Das UNEP World Conservation Monitoring Centre führt im Auftrag des Sekretariats des Washingtoner Artenschutzübereinkommens eine Datenbank, in der Handel mit den gelisteten Arten gespeichert wird; so wie er von den Mitgliedsstaaten gemeldet.[2]

Ungefähre Zahl der 2013 lebend gehandelten CITES-Tiere (Zahlen der Importeure)[3]
Taxon Lebend, gesamt Lebend, Handelscode: Wildnis
Säugetiere ca. 15.000 ca. 500
Vögel ca. 230.000 ca. 125.000
Reptilien ca. 1.000.000 ca. 150.000
Amphibien ca. 35.000 ca. 7.500
Fische ca. 230.000 ca. 40.000
Invertebraten ohne Korallen ca. 375.000 ca. 25.000
Korallen ca. 1.250.000 ca. 1.000.000

Abseits lebender Individuen werden vor allem Häute (Säugetiere, Reptilien) und Fleisch international gehandelt. Im Zeitraum 2009 bis 2013 sind die wichtigsten Importregionen für lebende Individuen USA, China, die Europäische Union und Süd-Ost Asien. Dies ist nur bei den Vögeln anders, wo die wichtigsten Importeure Mexiko und die Vereinigten Arabischen Emirate sind.[3] Für den internationalen Handel mit nicht in CITES gelisteten Wildtieren liegen keine exakten Daten vor. Dieser Handel kann allerdings durch nationale Bestimmungen reguliert sein. In vielen Ländern ist die Nahrungsmittel- oder Kleidungsproduktion aus Wildtieren durch Jagd- und Fischereigesetze geregelt und an den Besitz entsprechender Lizenzen gebunden. Abgesehen von Zoll- und Quarantänebestimmungen unterliegt der Handel dann häufig keiner weiteren Genehmigungspflicht. In der weltweiten Fischerei wurden 2006 92 Millionen Tonnen Fischereierzeugnisse gefangen, wobei 81,9 Millionen Tonnen auf den Fang in Meeren entfallen und der Rest auf den Fang in Flüssen und Seen.[4]

Illegaler Handel

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Auf einem Flughafen beschlagnahmte Chamäleons

Der illegale Handel mit Wildtieren ist ein Problem und kann eine ernsthafte Bedrohung für bedrohte und gefährdete Tierarten darstellen.[5] Illegaler und verbotener Handel mit Wildtieren schließt als Haustiere gehaltene Tiere, Jagdtrophäen, Modeartikel, Kunstgegenstände, Inhaltsstoffe für traditionelle Medizin und Fleisch von wildlebenden Tieren für den menschlichen Verzehr ein. Ein illegaler Handel mit Wildtieren liegt vor wenn die Einfuhr gegen das Washingtoner Artenschutzübereinkommen, gegen nationale Gesetze zur Quarantäne als auch gegen andere Gesetze, die den Handel mit bestimmten Tieren oder Produkten regeln (z. B. bei Schlangenschnaps), verstößt.[6] Die Beziehungen zwischen Wohlstand, Armut und Beteiligung am Handel mit Wildtieren sind komplex: die am Handel beteiligten Menschen sind nicht unbedingt arm, und die Armen, die beteiligt sind, streichen nicht den Großteil des Geldwertes des Handels ein.[7] Im Jahr 2014 wurde veranschlagt, dass der illegale Artenhandel (Pflanzen und Tiere) jährlich zwischen 7 Milliarden US$ und 23 Milliarden US$ umsetzt.[8] Damit zählt der illegale Handel mit Wildtieren zu den fünf weltweit einträglichsten rechtswidrigen Wirtschaftssystemen.

Europäische Union

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Die Europäische Union ist nach Angaben von Europol einer der wichtigsten Märkte für illegal gehandelte Arten sowohl als Herkunftsort als auch als Absatzmarkt. Für den Haustiermarkt ist die Europäische Union ein wichtiger Absatzmarkt im illegalen Handel. Für seltene Vögel, Korallen und Schildkröten ist die Europäische Union ein wichtiger Herkunftsort, dazu kommt gestohlenes Rhinozeros-Horn, das vor allem nach China geschmuggelt wird. Laut Europol ist die Nachfrage in der EU, trotz der derzeitigen Krise, noch immer deutlich höher als das verfügbare Angebot.[9] Inzwischen ist auch ein lukrativer illegaler Handel mit Glasaalen von Europa nach Asien entstanden.[10]

Ein erheblicher Teil des internationalen illegalen Handels mit Wildtieren findet in Asien statt, wo der Bedarf an bestimmten Tierteilen zur Anwendung in traditioneller asiatischer Medizin, zum menschlichen Verzehr und als Symbol von Wohlstand die Nachfrage bestimmt. In Südostasien nimmt die Nachfrage tendenziell zu, zum Teil aufgrund des Wirtschaftsbooms in der Region und des damit einhergehenden Wohlstands.[6] Südostasien ist aber auch Herkunft von Produkten, die aus Wildtieren hergestellt werden.[11]

Flosse eines Haifischs zum Verkauf in Hongkong
Felle von Leoparden

China ist ein wichtiger Absatzmarkt des illegalen Handels für Schildkröten, Elfenbein, Tigerprodukten, Schuppentieren und vielen anderen Arten.[12] Indien und Nepal sind Ursprung und Transit für den Handel mit Körperteilen von Tigern, Nashörnern, Leoparden, Schneeleoparden, Ottern und Moschustieren, die in Traditioneller Chinesischer Medizin und als Dekoration verwendet werden. Die Händler benutzen Landstrecken über Sikkim, Ladakh und Tibet, da Grenzen durchlässig und Zollabfertigungen nachlässig sind.[13] In Thailand ist der Chatuchak-Markt in Bangkok ein wichtiger Umschlagsplatz für den Verkauf von Süßwasserschildkröten und Landschildkröten als Haustiere. Der größte Teil der Arten illegalen Ursprungs, die in den Jahren 2006 und 2007 im Rahmen von Untersuchungen beobachtet oder in den letzten Jahren konfisziert worden sind, waren nicht in Thailand heimisch, sondern kamen aus Indonesien, Indochina, Madagaskar, Kongo, Uganda, Kasachstan, Libanon, Barbados und Venezuela.[11][14][15]

In Vietnam wurden von 1996 bis März 2007 181.670 Individuen beschlagnahmt und 14.758 Fälle nachgewiesen und strafrechtlich verfolgt, bei denen es um die Jagd nach und Verstöße gegen den Handel mit Wildtieren ging. Die Ausdehnung von Märkten und Erhöhung von Preisen haben erheblich zur Entwicklung des Handels mit Wildtieren beigetragen, der der wichtigste Faktor für den deutlichen Rückgang von Populationen einiger Arten ist, wie Elefanten, Schuppentieren (der Untergattung Manis), Amphibien, Reptilien, Orchideen und Adlerholz.[16]

Die USA sind ebenfalls ein wichtiger Importeur von Wildtieren, bzw. deren Produkten, und ein großer illegaler Markt mit Wildtieren als Haustiere.[12] Von 2001 bis 2005 wurden mehr als 11.000 Exemplare, d. h. lebende Tiere und aus Wildtieren hergestellte Produkte von Vögeln, Reptilien, Meeresschildkröten, Korallen und Säugetieren in Lieferungen beschlagnahmt, die aus Costa Rica, El Salvador, Guatemala, Honduras, Nicaragua und der Dominikanischen Republik kamen.[17] Tiere aus dem Regenwald des Amazonas werden auf demselben Weg in die USA geschmuggelt wie Drogen.[18]

Wildtierhandel und Artenschutz

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Wildtierhandel kann ein Problem für den Artenschutz sein, dies gilt insbesondere für den illegalen Handel und wenn Arten für ein kleines Gebiet endemisch sind bzw. die Populationen klein sind. Ein Beispiel dafür ist der Zagros-Molch (Neurergus kaiseri), der mittlerweile auf Anhang A des Washingtoner Artenschutzübereinkommens gelistet ist.[19] Aber auch weiter verbreitete Arten können, z. B. durch Jagd, bedroht sein, wie Gazella saudiya die 2008 für ausgestorben erklärt wurde.[20] Der Handel mit Wildtieren kann, bei einer nachhaltigen Nutzung, auch positiv für eine Art sein. Die Schraubenziege war unter anderem durch Wilderei wegen des Fleisches und der Hörner bedroht; 1994 gab es in Pakistan nur noch 700 Tiere. Seit 1992 sind alle Unterarten in Anhang I von CITES gelistet und 1998 wurde innerhalb der Konvention ein Programm initiiert das eine streng regulierte Trophäenjagd erlaubt. Dieses Programm wird von lokalen Dorfgemeinschaften umgesetzt und kontrolliert und das erwirtschaftete Geld fließt in den Schutz der Art und die Dorfgemeinschaften. Bis 2010 wurden 2 Millionen USD erwirtschaftet und die Population ist in Pakistan wieder auf 4.000 Tiere gestiegen.[21] 2015 wurde die Art von der IUCN von „Endangered (stark gefährdet)“ auf „Near Threatened (potenziell gefährdet)“ heruntergestuft.[22] Weitere Beispiele, bei denen der Handel mit Wildtieren zum Erhalt der Art beigetragen hat, sind Vicugna vicugna und Strombus gigas.[21]

Des Weiteren wird der Wildtierhandel für die Einschleppung von Krankheitserregern verantwortlich gemacht. Dies bedroht laut Studien einige Amphibien.[23] Unter anderem wird zum Zweck einer Rettung des Feuersalamanders in Deutschland eine Beschränkung des Wildtier-Imports empfohlen.[24]

Commons: Wildlife trade – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. CITES How CITES works, cites.org, abgerufen am 26. November 2015.
  2. UNEP World Conservation Monitoring Centre Species Database (Memento des Originals vom 12. April 2011 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.unep-wcmc.org unep-wcmc.org, abgerufen am 26. November 2015.
  3. a b CITES trade data dashboard dashboards.cites.org, abgerufen am 26. November 2015.
  4. The State of World Fisheries and Aquaculture. FAO Fisheries and Aquaculture Department, Rome, 2009 The State of World Fisheries and Aquaculture@1@2Vorlage:Toter Link/ftp.fao.org (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im April 2019. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. ftp.fao.org, abgerufen am 27. November 2015.
  5. Nowell, K., Jackson, P. (1996) Wild Cats: status survey and conservation action plan. IUCN/SSC Cat Specialist Group, Gland, Switzerland.
  6. a b Wyler, L.S., Sheikh, P.A. (2008) International Illegal Trade in Wildlife: Threats and U.S. Policy (Memento des Originals vom 7. Oktober 2012 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.dtic.mil (PDF; 758 kB). Congressional Research Service, The Library of Congress, Washington DC, 22. August 2008, abgerufen am 26. November 2015.
  7. name="traffic2008">TRAFFIC (2008) What’s Driving the Wildlife Trade? A Review of Expert Opinion on Economic and Social Drivers of the Wildlife Trade and Trade Control Efforts in Cambodia, Indonesia, Lao PDR and Vietnam (PDF; 3,2 MB). East Asia and Pacific Region Sustainable Development Discussion Papers. East Asia and Pacific Region Sustainable Development Department, World Bank, Washington, DC.
  8. Nellemann, C., Henriksen, R., Raxter, P., Ash, N., Mrema, E. (Eds) (2014): The Environmental Crime Crisis – Threats to Sustainable Development from Illegal Exploitation and Trade in Wildlife and Forest Resources. A UNEP Rapid Response Assessment. United Nations Environment Programme and GRID-Arendal, Nairobi and Arendal, www.grida.no ISBN 978-82-7701-132-5, Seite 23.
  9. Threat Assessment 2013 - Environmental Crime in the EU, public version europol.europa.eu 2013; abgerufen am 26. November 2015.
  10. Der Europäische Aal – eine vom Aussterben bedrohte Fischart. (PDF; 286 KB) Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen, 6. Februar 2019, abgerufen am 1. Dezember 2019.
  11. a b TRAFFIC (2008) What’s Driving the Wildlife Trade? A Review of Expert Opinion on Economic and Social Drivers of the Wildlife Trade and Trade Control Efforts in Cambodia, Indonesia, Lao PDR and Vietnam (PDF; 3,2 MB). East Asia and Pacific Region Sustainable Development Discussion Papers. East Asia and Pacific Region Sustainable Development Department, World Bank, Washington, DC.
  12. a b Hance, J. (2009) Wildlife trade creating 'empty forest syndrome' across the globe. mongabay.com, 19. Januar 2009 online
  13. Yonzon, P.S. (2006) The Illicit Trade on Megavertebrates of Asia. Conservation Biology in Asia, Paper 6. pdf (Memento des Originals vom 1. März 2012 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.wcn.org.np
  14. Nijman, V., Shepherd, C. R. (2007) Trade in non-native, CITES-listed, wildlife in Asia, as exemplified by the trade in freshwater turtles and tortoises (Chelonidae) in Thailand. Contributions to Zoology, 76 (3): 207-212 doi:10.1163/18759866-07603007
  15. Shepherd, C. R., Nijman, V. (2008) Pet freshwater turtle and tortoise trade in Chatuchak Market, Bangkok, Thailand. TRAFFIC Southeast Asia, Petaling Jaya, Malaysia pdf.
  16. Nguyen Manh Ha, Vu Van Dung, Nguyen Van Song, Hoang Van Thang, Nguyen Huu Dung, Pham Ngoc Tuan, Than Thi Hoa and Doan Canh (2007) Report on the review of Vietnam’s wildlife trade policy. CRES/FPD/UNEP/CITES/IUED, Hanoi, Vietnam. pdf (Memento des Originals vom 19. Februar 2013 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.cites.org
  17. Traffic North America (2009) Wildlife Trade Control CAFTA-DR Regional Gap Analysis Report. Traffic North America. Washington DC.: World Wildlife Fund. pdf.
  18. Kneidel, S. (2008) Monkeys and Parrots Pouring from the Jungle.... Veggie Revolution, November 10, 2008 online.
  19. Neurergus kaiseri speciesplus.net, abgerufen am 27. November 2015.
  20. IUCN SSC Antelope Specialist Group 2008. Gazella saudiya. In: IUCN 2011. IUCN Red List of Threatened Species. Version 2011.1. <www.iucnredlist.org>, abgerufen am 27. November 2015.
  21. a b CITES - Hope for a sustainable future, 2014, CITES Secretariat - International Environment House, Geneva – Switzerland, Seite 16 [1] cites.org, abgerufen am 27. November 2015.
  22. Michel, S. & Rosen Michel, T. 2015. Capra falconeri. The IUCN Red List of Threatened Species 2015: e.T3787A82028427. abgerufen am 27. November 2015.
  23. Andrea Rehmsmeier: Globalisiertes Amphibiensterben: Chronik eines angekündigten Todes. In: deutschlandfunk.de. 18. April 2022, abgerufen am 28. April 2022.
  24. Lutz Dalbeck, Heidrun Düssel-Siebert, Alexander Kerres, Kai Kirst: Die Salamanderpest und ihr Erreger Batrachochytrium salamandrivorans (Bsal): aktueller Stand in Deutschland. In: Zeitschrift für Feldherpetologie. Nr. 25, März 2018, S. 1–22.