Wilfried Jochims

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Wilfried Jochims, auch Wilfrid Jochims (* 3. Dezember 1936 in Düren; † 19. Juli 2024[1]), war ein deutscher Opernsänger (Tenor), Professor für Gesang und Gründungsrektor der Hochschule für Musik und Theater in Rostock.

Wilfried Jochims entstammte einer internationalen Familie, sein Vater war holländischer Abstammung, seine Mutter kam aus dem Elsaß.[2] Zusätzlich zu seinem wissenschaftlichen Studium der Germanistik und Philosophie[2] an der Universität Köln studierte er an der Kölner Musikhochschule Schulmusik und Konzertgesang.[3]

Seine erste Verpflichtung war 1964–1967 als lyrischer Tenor am Opernhaus in Essen. Parallel begann er eine Karriere als Konzert- und Oratorientenor, wobei er sich als bedeutender Bach-Interpret erwies.[3] So sang er etwa 1966 bei einer Italien-Tournee Soli der Johannes-Passion (BWV 245) und der h-Moll-Messe (BWV 232).[3][4] 1968 wurde er als Dozent an die Kölner Musikhochschule berufen. 1969–1972 widmete er sich fast ausschließlich seiner Konzerttätigkeit, die ihn auf Gastspiel- und Konzertreisen nach Nord- und Südamerika, Australien, Neuseeland, Indonesien und Indien führte.[3] Jochims bekleidete in Köln die Position des Prorektors.[5]

Am 12. Januar 1994 wurde Jochims in einem feierlichen Gründungsakt im Rostocker Barocksaal durch den Ministerpräsidenten Berndt Seite zum Gründungsrektor der Hochschule für Musik und Theater in Rostock ernannt.[6][7] Neben der Funktion des Rektors hatte er die Professur für das Fach „Gesang“. Seine Aufgabe in der Gründungsphase war es, die drei vorgesehenen Institute – für Musik, für Musikpädagogik und Musikwissenschaft sowie für Schauspiel – aufzubauen.[7] Bei der Besetzung der Professuren hatte er als Vorgabe, neben der fachlichen Qualifikation auch die Internationalität des Sprachraums der Ostseeanrainerstaaten abzubilden.[7] Seiner Initiative ist die 1995 erfolgte Gründung der Association of Baltic Academics of Music (ABAM) zu verdanken, einer internationalen Konferenz, die die Kunsthochschulen der Anrainerstaaten des Ostseeraumes zusammenschloss.[7] Sie sollte u. a. dem Studenten- und Hochschullehreraustausch dienen und gemeinsame Orchesterprojekte fördern. Seiner „Zukunftspolitik“ entsprang die Schaffung des Studienganges „Klavierduo“ als Alleinstellungsmerkmal der Hochschule an der Peripherie Deutschlands.[8] Ein bedeutsamer Höhepunkt während Jochims’ Rektorat war 2001 der Umzug der Hochschule in das von 1998 bis 2001 renovierte und mit modernen Gebäuden ergänzte historische Katharinenstift in der Rostocker Altstadt.[8]

Aus einem mittäglichen Zusammentreffen Jochims mit dem Hamburger Unternehmer Horst Rahe entwickelte sich Ende der 1990er Jahre dessen Gründung der Horst-Rahe-Stiftung, die hochbegabte Studierende der Hochschule für Musik und Theater Rostock fördert.[9] Im September 2001 durfte sich Jochims ins Ehrenbuch der Hansestadt Rostock eintragen.[1]

„Am 22. März 2002 wurde Herr Prof. Jochims im Bildungsministerium wegen Erreichens der Altersgrenze in den Ruhestand versetzt. Der Bildungsminister [Peter Kauffold] stellte fest, dass Herr Professor Jochims durch sein Ausscheiden eine Lücke hinterlässt, die zu schließen für seinen Nachfolger eine große Herausforderung darstellen wird.“[8]

Schriften (Auswahl)

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  • Die Hochschule für Musik und Theater Rostock. Einzige Neugründung einer Kunsthochschule in Ostdeutschland nach der Wende. In: Hochschule Ost. Leipziger Beiträge zu Hochschule & Wissenschaft. Band 5, Heft 4, Universität Leipzig, 1996, ISSN 0944-7989, S. 68–76 (Volltext, PDF)[10]
  • Hrsg.: Glücksmomente – zur Einweihung des neuen Hauses der Hochschule für Musik und Theater Rostock. Konrad Reich Verlag, Rostock 2001, ISBN 3-86167-113-1

Diskografie (Auswahl)

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weitere Aufnahmen entstanden mit Werken von Johann Ludwig Bach, Wilhelm Friedemann Bach, Dietrich Buxtehude, Johann Adolf Hasse, Johann David Heinichen, Orlando di Lasso, Heinrich Schütz, Georg Philipp Telemann.[11]

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. a b Früherer HMT-Rektor gestorben. In: Ostsee-Zeitung, 15. August 2024, S. 11.
  2. a b Leonas Stepanauskas: Das interessiert uns auch: Siehe Literatur, hier Seite 159.
  3. a b c d Jochims, Wilfried. In: Großes Sängerlexikon. Siehe Literatur.
  4. a b c Wilfried Jochims Bach Cantatas (englisch)
  5. Hochschule Ost. Siehe Schriften, hier S. 69.
  6. Jubiläum 30 Jahre HMT. „Zeitstrahl“ Hochschule für Musik und Theater Rostock. abgerufen am 26. August 2024.
  7. a b c d Mecklenburg-Vorpommern – Mitteilungsblatt des Ministeriums für Bildung, Wissenschaft und Kultur, 12. Jahrgang, Schwerin, den 15. Mai 2002, Nr. 5/2002, S. 192, (Volltext, PDF). „Bildungsminister Prof. Dr. Peter Kauffold dankte Prof. Wilfried Jochims, Gründungsrektor der Hochschule für Musik und Theater, für seine Leistungen sowie den außerordentlichen Einsatz und verabschiedete ihn in den Ruhestand.“
  8. a b c Hochschule für Musik und Theater Rostock blickt auf 25 Jahre Klavierduoausbildung zurück. Deutsches Musikinformationszentrum, 9. Juli 2024, abgerufen am 26. August 2024.
  9. Almuth Knigge: Eigentum verpflichtet. Deutschlandfunk Kultur, 25. Januar 2010, abgerufen am 27. August 2024.
  10. Hochschule Ost. Siehe Schriften, Hinweis zum PDF: Das PDF ist teilweise unsortiert, S. 68–71 im PDF als S. 35 f und S. 72–76 im PDF als S. 42 ff.
  11. a b c Wilfried Jochims bei ClassicalArchives.com
  12. Nachweis im Katalog des GBV