Die drei Handwerksburschen

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Die drei Handwerksburschen ist ein Schwank (ATU 360, 1697). Er steht in den Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm an Stelle 120 (KHM 120). Zudem ist er auch im französischen[1][2][3] und spanischen[4] Sprachraum bekannt.

Drei Handwerksburschen, die zusammen auf Wanderschaft gehen, treffen unterwegs den Teufel. Dieser beruhigt sie, dass er es nicht auf sie abgesehen habe, sondern sie zur Jagd auf die Seele eines schlimmen Sünders brauche. Er bietet ihnen Wohlstand für ihr ganzes Leben, wenn sie nacheinander nichts als „wir alle drei“, „ums Geld“, „und das war recht“ sagen. Die drei ziehen weiter und kehren bei einem Wirt ein, dem sie, wie mit dem Teufel vereinbart, auf jede Frage gleich antworten und für seine Bewirtung übermäßig bezahlen. Man hält sie für verrückt. Ein reicher Kaufmann kehrt ebenfalls bei dem Wirt ein und lässt sein Geld von ihm verwahren, da er den drei Handwerksburschen nicht traut. Nachts ermordet ihn der Wirt aus Habgier und beschuldigt die Burschen. Sie scheinen durch ihre stets gleichen Sprüche zu gestehen, werden zum Tode verurteilt und sollen gerichtet werden. Der Teufel heißt sie aushalten und kommt im letzten Moment, als die drei schon auf dem Schafott stehen, als feiner Herr vorgefahren. Sie dürfen sprechen und beweisen die Wahrheit mit dem Leichenkeller des Wirts. Da wird dieser verurteilt und enthauptet. Der Teufel hat die Seele, die er haben wollte, und die drei Handwerksburschen bekommen ihren versprochenen Lohn.

Das Märchen ist in Grimms Kinder- und Hausmärchen seit dem zweiten Teil der Erstauflage von 1815 enthalten. Ihre Anmerkung notiert als Quelle eine Erzählung aus Zwehrn (von Dorothea Viehmann) und eine aus der Leinegegend (wohl Georg Goldmann). In letzterer vergräbt der Wirt das Opfer, aber ein Freund sieht sein Pferd stehen und erkennt seine Kleidung, als der Hund ihn ausscharrt. Sie zählen weitere Literaturstellen auf: Meier Nr. 64[5]; Müllenhoff Nr. 22: Die drei gelernten Königssöhne (stammt aus Heide)[6][7]; Pröhle Nr. 42: Der Jäger und die drei Brüder[8][6][9]; französisch in Bonaventure des PériersLes nouvelles Récréations et joyeux devis (dt. Titel: Von drei Brüdern, welche fast wegen ihres Lateins gehängt worden wären,[1] Von drei Brüdern, die wegen ihres Lateins fast gehängt worden wären bzw. Von drei Brüdern, die ihres Lateins wegen fast gehängt worden wären[2] und Von drei Brüdern, die glaubten, wegen ihres Lateins aufgehängt zu werden[3]) und ungarisch Stier S. 25.

Laut Hans-Jörg Uther steht die älteste Version in John Bromyards Summa predicantium, die von drei Walisern handelt, die sich englische Worte merken wollten und den Tod finden. Im 16. Jahrhundert waren es oft faule Studenten, die einen lateinischen Satz auswendiglernten (Philippe de VigneullesCent nouvelles Nouvelles), im späten 18. Jahrhundert tritt die Jenseitsfigur auf (Die stummen Bekenntnisse in Georg Gustav Fülleborns Volksmärchen der Deutschen), bei Grimm zeittypisch als Teufelspakt (vergleiche KHM 100, 101).

Eine Version aus der Tatra berichtet von drei deutschen Brüdern, die in Polen Arbeit finden wollen und dafür ein wenig Polnisch lernen. Sie stammt aus dem Werk Material zur Volkskunde des Tatravorgebirges von Andrzej Stopka und erhielt im Deutschen den Titel Wir drei Brüder.[10] Der Artia Verlag veröffentlichte unter dem Titel Die drei Brüder aus Galicien eine spanische Variante des Märchens.[4]

  • Brüder Grimm: Kinder- und Hausmärchen. Ausgabe letzter Hand mit den Originalanmerkungen der Brüder Grimm. Mit einem Anhang sämtlicher, nicht in allen Auflagen veröffentlichter Märchen und Herkunftsnachweisen herausgegeben von Heinz Rölleke. Band 3: Originalanmerkungen, Herkunftsnachweise, Nachwort. Reclam, Stuttgart 1994, ISBN 3-15-003193-1, S. 212, S. 491.
  • Hans-Jörg Uther: Handbuch zu den Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm. de Gruyter, Berlin 2008, ISBN 978-3-11-019441-8, S. 266–268.
  • Karl Müllenhoff: Sagen, Märchen und Lieder der Herzogtümer Schleswig, Holstein und Lauenburg. Schwerssche Buchhandlung, Kiel 1845, S. 475–476.[7]
  • Ernst Heinrich Meier: Deutsche Volksmärchen aus Schwaben. C.P. Scheitlin’s Verlagshandlung, Stuttgart 1852, S. 230–233.[5]
  • Heinrich Pröhle: Märchen für die Jugend. Buchhandlung des Waisenhauses, Halle 1854, S. 169–174.[8]
  • Ernst Tegethoff: Französische Volksmärchen, Band 1 – Aus älteren Quellen. Eugen Diederichs-Verlag, Jena 1923, S. 215–216.[1][11]
  • Waltraud Woeller (Hrsg.): Deutsche Volksmärchen von arm und reich. Rütten & Loening, Berlin 1959.
  • Waltraud Woeller (Hrsg.): Deutsche Volksmärchen. Insel-Verlag, Leipzig 1985, S. 355–359, 539.
  • Ulf Diederichs (Hrsg.): Die Märchen der Weltliteratur – Französische Märchen – Märchen vor 1800. Eugen Diederichs Verlag, München 1989, S. 125–126, 361–362; aus dem Französischen übersetzt von Felix Karlinger, Ernst Tegethoff und anderen.
  • Hans-Jörg Uther (Hrsg.): Die Märchen der Weltliteratur – Märchen vor Grimm. Eugen Diederichs Verlag, München 1990, S. 223–224, 316–317.
  • Dorota Simonides, Jerzy Simonides (Hrsg. und Übers.): Die Märchen der Weltliteratur – Märchen aus der Tatra. Eugen Diederichs Verlag, München 1994, S. 105–107, 313–314.
  • Die symbolische Bedeutung der Zahl Drei in den Märchen.
Wikisource: Die drei Handwerksburschen – Quellen und Volltexte

Einzelnachweise

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  1. a b c Ernst Tegethoff: Von drei Brüdern, welche fast wegen ihres Lateins gehängt worden wären. In: Französische Volksmärchen, Band 1 – Aus älteren Quellen. Eugen Diederichs-Verlag, Jena 1923, S. 215–216; Digitalisat. zeno.org.
  2. a b Ulf Diederichs (Hrsg.): Die Märchen der Weltliteratur – Französische Märchen – Märchen vor 1800. Eugen Diederichs Verlag, München 1989, S. 125–126, 361–362; aus dem Französischen übersetzt von Felix Karlinger, Ernst Tegethoff und anderen.
  3. a b Hans-Jörg Uther (Hrsg.): Die Märchen der Weltliteratur – Märchen vor Grimm. Eugen Diederichs Verlag, München 1990, S. 223–224, 316–317.
  4. a b Spanische Volksmärchen. Artia Verlag, Prag 1990, S. 25–27; erzählt von Václav Cibula, Deutsch von Walter Kraus.
  5. a b Ernst Heinrich Meier: Die drei Handwerksburschen. In: Deutsche Volksmärchen aus Schwaben. C.P. Scheitlin’s Verlagshandlung, Stuttgart 1852, S. 230–233; Digitalisat. zeno.org.
  6. a b Waltraud Woeller (Hrsg.): Deutsche Volksmärchen von arm und reich. Rütten & Loening, Berlin 1959.
  7. a b Karl Müllenhoff: Die drei gelernten Königssöhne. In: Sagen, Märchen und Lieder der Herzogtümer Schleswig, Holstein und Lauenburg. Schwerssche Buchhandlung, Kiel 1845, S. 475–476; Digitalisat. zeno.org.
  8. a b Heinrich Pröhle: Der Jäger und die drei Brüder. In: Märchen für die Jugend. Buchhandlung des Waisenhauses, Halle 1854, S. 169–174; Digitalisat. zeno.org.
  9. Waltraud Woeller (Hrsg.): Deutsche Volksmärchen. Insel-Verlag, Leipzig 1985, S. 355–359, 539.
  10. Dorota Simonides, Jerzy Simonides (Hrsg. und Übers.): Die Märchen der Weltliteratur – Märchen aus der Tatra. Eugen Diederichs Verlag, München 1994, S. 105–107, 313–314.
  11. Ernst Tegethoff: Von drei Brüdern, welche fast wegen ihres Lateins gehängt worden wären. In: Französische Volksmärchen, Band 1 – Aus älteren Quellen – Quellennachweise und Anmerkungen. Eugen Diederichs-Verlag, Jena 1923, S. 303–319; Digitalisat. zeno.org.