Translationale Medizin

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Der Begriff Translationale Medizin (TM) (von englisch: translation = übersetzen) – oder Translationale Forschung im Gesundheitswesen – beschreibt Aktivitäten und Maßnahmen, die sich mit der Umsetzung von Forschungsergebnissen aus Medizin und Gesundheitswissenschaften in der Gesundheitsversorgung beschäftigen.[1][2]

Als Grundlage der TM, also der Implementierung von Forschungsergebnissen in die Gesundheitsversorgung, werden die enge Zusammenarbeit und der gegenseitige Austausch von Grundlagenforschung bzw. theoretischer Medizin, patientenorientierter Forschung und Patientenversorgung sowie bevölkerungsbezogener Gesundheitsforschung und Gesundheitsversorgung angesehen. „The three main pillars of Translational Medicine: Bench – Bedside – Community“ (Definition der European Society for Translational Medicine, 2015).[3]

Ziel der TM ist es, „verschiedene Disziplinen, Ressourcen, Expertisen und technisches Know-how zusammenzubringen, um eine Weiterentwicklung und Verbesserung von Gesundheitsförderung, Prävention, Diagnose, Therapie und Rehabilitation zu fördern“. Translationale Medizin bzw. Forschung verbindet somit Grundlagenforschung mit der praktischen Anwendung von Forschungsergebnissen in der Patientenversorgung. Zugleich lassen sich auf diese Weise Fragestellungen aus der Praxis zurück an die Wissenschaftler tragen.

Wissenstranslation im Gesundheitswesen

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Übersichtsstudien legen nahe, dass derzeit nur ein sehr niedriger zweistelliger Prozentsatz neuer Konzepte der Gesundheitsforschung und Biowissenschaften in klinische Studien und den Behandlungsalltag übertragen wird.[4] Eine wesentliche Voraussetzung für erfolgreiche TM ist wirksame Wissenstranslation (englisch: Knowledge Translation) im Gesundheitswesen.[5][6][7][8][9]

Der Begriff Knowledge Translation wurde von den kanadischen Instituten für Gesundheitsforschung etwa 2005 definiert als „ein dynamischer und iterativer Prozess, der die Synthese, Verbreitung, den Austausch und die ethisch einwandfreie Anwendung von Wissen umfasst, um die Gesundheit zu verbessern, wirksamere Gesundheitsdienste und -produkte bereitzustellen und das Gesundheitswesen sowie die Gesundheitsversorgung zu stärken“.[10][11]

Wesentlicher Unterschied zu der auch im Deutschen häufiger genutzten Bezeichnung Wissenstransfer für Wissensübertragung ist die Erweiterung des Konzeptes über die einfache Verbreitung von Wissen hinaus zur tatsächlichen Anwendung von Wissen. Die Schaffung von Wissen (das heißt Primärforschung), die systematische Qualitätsanalyse von Wissen (das heißt die Erstellung systematischer Übersichten), die Übertragung in Handlungsempfehlungen für die Patientenversorgung (zum Beispiel in Form von Leitlinien) und die Verbreitung von Wissen (etwa in Form von Publikationen und Vorträgen) allein reichen nicht aus, um den Gebrauch von Wissen bei der Entscheidungsfindung sicherzustellen.[12]

Als Medien haben sich für die Kommunikation zwischen Forschern, Therapeuten und Betroffenen (Patienten und weiteren Interessierten) unter anderem bewährt: evidenzbasierte Leitlinien für Ärzte und andere Gesundheitsberufe, Patienten- und Gesundheitsinformationen, Maßnahmen der gemeinsamen Entscheidungsfindung zwischen Patient und Arzt (z. B. der Einsatz Medizinischer Entscheidungshilfen), seriöse Gesundheitsportale.

Studiengänge TM (Deutschland – Auswahl)

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Forschungseinrichtungen

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Neben diversen An-Instituten nationaler und internationaler Universitäten (z. B. ETH Zürich, Trinity College Dublin, Colorado State University, Privatuniversität Liechtenstein) existieren an zahlreichen außeruniversitären Forschungseinrichtungen entsprechende Abteilungen und Arbeitsgruppen (z. B. Max-Delbrück-Centrum Berlin, Max-Planck-Institut für medizinische Forschung). Im September 2022 wurde in Frankfurt am Main das Fraunhofer-Institut für Translationale Medizin und Pharmakologie ITMP mit weiteren Standorten in Hamburg, Berlin, Göttingen und Penzberg gegründet.[18]

In Bern gibt es ein Zentrum für Translationale Forschung (ZTF) als Forschungsbereich der Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychotherapie.[19]

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Einzelnachweise

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  1. Doris McGartland Rubio, Ellie E. Schoenbaum, Linda S. Lee, David E. Schteingart, Paul R. Marantz: Defining Translational Research: Implications for Training. In: Academic Medicine. Band 85, Nr. 3, März 2010, ISSN 1040-2446, S. 470–475, doi:10.1097/ACM.0b013e3181ccd618 (lww.com [abgerufen am 30. Januar 2021]).
  2. Jon Leefmann: Was ist Translationale Medizin? Zu Begriff, Geschichte und Epistemologie eines Forschungsparadigmas. In: Markus Wübbeler, Kristina Lippmann, Désirée Wünsch, Dominic Docter (Hrsg.): Lost in Translation? Translationsforschung in den Lebenswissenschaften. 1. Auflage. Schriftenreihe der Jungen Akademie der Wissenschaften und der Literatur – Mainz, Nr. 3. Frank Steiner Verlag, Stuttgart 2019, ISBN 978-3-515-12284-9, S. 119–140 (researchgate.net [abgerufen am 31. Januar 2021]).
  3. Randall J. Cohrs, Tyler Martin, Parviz Ghahramani, Luc Bidaut, Paul J. Higgins und Aamir Shahzad: Translational Medicine definition by the European Society for Translational Medicine, New Horizons in Translational Medicine, März 2015, Band 2 (3), S. 86–88: „An interdisciplinary branch of the biomedical field supported by three main pillars: benchside, bedside and community. The goal of TM is to combine disciplines, resources, expertise, and techniques within these pillars to promote enhancements in prevention, diagnosis, and therapies.“
  4. Hancheng Cao, Mengjie Cheng, Zhepeng Cen, Daniel A. McFarland, Xiang Ren: Will This Idea Spread Beyond Academia? Understanding Knowledge Transfer of Scientific Concepts across Text Corpora. 13. Oktober 2020, S. 3, arxiv:2010.06657v1.
  5. Maximiliane Wilkesmann: Wissenstransfer. In: Wissenstransfer im Krankenhaus: Institutionelle und strukturelle Voraussetzungen. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden 2009, ISBN 978-3-531-91608-8, S. 77–122, doi:10.1007/978-3-531-91608-8_4.
  6. Catherine C. Bornbaum, Kathy Kornas, Leslea Peirson, Laura C. Rosella: Exploring the function and effectiveness of knowledge brokers as facilitators of knowledge translation in health-related settings: a systematic review and thematic analysis. In: Implementation Science. Band 10, Nr. 1, 20. November 2015, ISSN 1748-5908, S. 162, doi:10.1186/s13012-015-0351-9, PMID 26589972, PMC 4653833 (freier Volltext) – (biomedcentral.com [abgerufen am 30. Januar 2021]).
  7. Laura J. Damschroder, David C. Aron, Rosalind E. Keith, Susan R. Kirsh, Jeffery A. Alexander: Fostering implementation of health services research findings into practice: a consolidated framework for advancing implementation science. In: Implementation Science. Band 4, Nr. 1, 7. August 2009, ISSN 1748-5908, S. 50, doi:10.1186/1748-5908-4-50, PMID 19664226, PMC 2736161 (freier Volltext).
  8. Michel Wensing, Richard Grol: Knowledge translation in health: how implementation science could contribute more. In: BMC Medicine. Band 17, Nr. 1, 7. Mai 2019, ISSN 1741-7015, S. 88, doi:10.1186/s12916-019-1322-9, PMID 31064388, PMC 6505277 (freier Volltext) – (biomedcentral.com [abgerufen am 30. Januar 2021]).
  9. Horst Christian Vollmar, Sara Santos, Anneke de Jong, Gabriele Meyer, Stefan Wilm: Wie gelangt Wissen in die Versorgung? Implementierungsforschung und Wissenszirkulation. In: Bundesgesundheitsblatt, Gesundheitsforschung, Gesundheitsschutz. Band 60, Nr. 10, Oktober 2017, ISSN 1437-1588, S. 1139–1146, doi:10.1007/s00103-017-2612-z, PMID 28812122.
  10. Canadian Institutes of Health Research +Government of Canada: Knowledge Translation - CIHR. 25. Oktober 2005, abgerufen am 30. Januar 2021.
  11. Ian D. Graham, Jo Logan, Margaret B. Harrison, Sharon E. Straus, Jacqueline Tetroe: Lost in knowledge translation: time for a map? In: The Journal of Continuing Education in the Health Professions. Band 26, Nr. 1, 2006, ISSN 0894-1912, S. 13–24, doi:10.1002/chp.47, PMID 16557505.
  12. Sharon E. Straus, Jacqueline Tetroe, Ian Graham: Defining knowledge translation. In: CMAJ : Canadian Medical Association Journal. Band 181, Nr. 3-4, 4. August 2009, ISSN 0820-3946, S. 165–168, doi:10.1503/cmaj.081229, PMID 19620273.
  13. Universität Düsseldorf: Studium und Lehre. Abgerufen am 31. Januar 2021.
  14. Translational Medical Research – Master – Heidelberg University. Abgerufen am 30. Januar 2021.
  15. Universität Leipzig: M.Sc. Clinical Research & Translational Medicine | ZKS. Abgerufen am 31. Januar 2021.
  16. Molecular and Translational Neuroscience - Universität Ulm. Abgerufen am 31. Januar 2021.
  17. Universität Würzburg: Translational Medicine - Faculty of Medicine. Abgerufen am 30. Januar 2021.
  18. Fraunhofer-Gesellschaft: Eröffnung des Fraunhofer ITMP und Verleihung der Fraunhofer-Medaille an Ministerpräsident a. D. Volker Bouffier. 22. September 2022, abgerufen am 16. Oktober 2023.
  19. Zentrum für Translationale Forschung auf upd.ch