Wurzellose Zwergwasserlinse
Wurzellose Zwergwasserlinse | ||||||||||||
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Wurzellose Zwergwasserlinse (Wolffia arrhiza) | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Wolffia arrhiza | ||||||||||||
(L.) Horkel ex Wimm. |
Die Wurzellose Zwergwasserlinse (Wolffia arrhiza), in manchen Florenwerken auch Wurzellose Zwerglinse oder einfach Zwergwasserlinse oder Entenlinse genannt[1], ist eine Pflanzenart aus der Gattung der Zwergwasserlinsen (Wolffia) in der Unterfamilie Wasserlinsengewächse (Lemnaceae) innerhalb der Familie der Aronstabgewächse (Araceae). Diese Wasserpflanze gilt zusammen mit anderen Vertretern ihrer Gattung als die kleinste Blütenpflanze der Welt. Sie gedeiht in warm-gemäßigten bis tropischen Gebieten.
Beschreibung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die winzigen Pflanzenkörper, die bei Wasserlinsen als „Sprossglieder“ (nicht: Blätter!) bezeichnet werden, sind bei Wolffia arrhiza bei einer Länge von 0,5 bis 1,5 Millimetern ellipsoid bis eiförmig, manchmal leicht durchscheinend und grün. Sie treiben entweder einzeln oder zu zweit (mit einem Tochter-Sprossglied) an der Wasseroberfläche. Im Gegensatz zu anderen „Wasserlinsen“ sind keine Wurzelfäden vorhanden. Es handelt sich quasi nur um ein paar Chlorophyll-Zellen, die in ein Miniatur-Schwimmpolster integriert sind. Ein Sprossglied weist zwischen zehn und einhundert Stomata (Spaltöffnungen) auf.
Die Wurzellose Zwergwasserlinse iar monözisch und „blühen“ unsichtbar im Verborgenen. Dabei existiert nur jeweils ein Griffel und ein Staubfaden in einer eigenen Grube ohne Hüllblatt auf der Oberseite des Sprosses[2] – manche Botaniker interpretieren diesen Aufbau auch als Blütenstand zweier eingeschlechtiger Pflanzen. In Mitteleuropa bleibt die Wurzellose Zwergwasserlinse allerdings in der Regel steril – entscheidend ist hier die vegetative Vermehrung durch Sprossung und die passive Verbreitung mit Hilfe von Wasservögeln. In Europa wurden blühende Pflanzen nur im Kaukasusvorland beobachtet.[2]
Zur Überwinterung übernehmen die kleineren Tochtersprosse die Funktion von Turionen, die im Herbst auf den Gewässergrund sinken. Die übrigen Sprossglieder sterben dann ab.
Reibt man Zwergwasserlinsen zwischen den Fingerspitzen, fühlt sich die Konsistenz granulatartig an oder auch wie grobe Sandkörner. Eine Verwechslung mit kümmerwüchsigen Exemplaren anderer Wasserlinsen sollte eigentlich auszuschließen sein, wenn man diese Art einmal gesehen und befühlt hat (man beachte allerdings den Hinweis unten auf mögliche Vorkommen anderer, neophytischer Wolffia-Arten in Europa!).
Die Chromosomenzahl beträgt 2n = 40, 50 oder 80.[3]
Vorkommen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Wurzellose Zwergwasserlinse ist in Europa mediterran bis gemäßigt kontinental verbreitet. Ihr Verbreitungsgebiet reicht von Europa bis Nordindien, darüber hinaus auch in Asien von Südkorea bis zu den Philippinen und umfasst Afrika und Australien.[4][4] In Brasilien und Kalifornien ist sie ein Neophyt.[4]
Die Wurzellose Zwergwasserlinse ist recht wärmebedürftig und wächst im Sommerhalbjahr auf der Oberfläche stehender, mäßig nährstoff- und basenreicher, besonnter, windgeschützter Gewässer, etwa in Feldweihern, Altwässern, Gräben und Torfstichen. Normalerweise tritt sie gesellig auf, indem sie das Gewässer dicht an dicht mit Millionen von Sprossgliedern bedeckt. Dabei ist sie meist mit verschiedenen anderen Teich- und Wasserlinsenarten (beispielsweise Vielwurzelige Teichlinse (Spirodela polyrhiza), Kleine Wasserlinse (Lemna minor)) oder auch mit dem Teichlebermoos (Riccia fluitans) vergesellschaftet. Sie gilt als Charakterart des Verbands Lemnion minoris und besiedelt Gewässer bis zu einer Wassertiefe von 75, selten von 150 Zentimetern.[3][2]
In Deutschland gilt die Wurzellose Zwergwasserlinse als sehr selten. Gewisse Schwerpunktvorkommen bestehen in Teilen des norddeutschen Tieflandes, unter anderem im Raum Bremen und bei Uelzen. Die wenigen bekannten Nachweise in Süddeutschland sind wahrscheinlich synanthrop, resultieren also aus Ansiedlungen durch den Menschen. Auf der Roten Liste Deutschlands wird Wolffia arrhiza als „stark gefährdet“ geführt.
Nach Funden der sehr ähnlichen, aus Amerika stammenden Kolumbianischen Zwergwasserlinse (Wolffia columbiana H.Karst.) im Jahr 2013 in Deutschland und den Niederlanden stellte sich bei Kontrollen heraus, dass es sich bei mehreren der vermeintlichen Vorkommen der Wurzellosen Zwergwasserlinse (Wolffia arrhiza) in Wirklichkeit um diesen Neophyten handelt.[5]
Nutzung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Wie Wolffia neglecta lässt sich auch Wolffia arrhiza als Aquarienpflanze kultivieren.[6]
Taxonomie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Erstveröffentlichung erfolgte 1771 unter dem Namen (Basionym) Lemna arhiza durch Carl von Linné in Mantissa Plantarum Altera, Seite 294. Die Neukombination zu Wolffia arhiza (L.) Horkel ex Wimm. wurde 1857 durch Johann Horkel in Christian Friedrich Heinrich Wimmers Flora von Schlesien preussischen und österreichischen Antheils ..., 3. Auflage, S. 140 veröffentlicht. Das Artepitheton arrhiza bedeutet „ohne Wurzel“. Weitere Synonyme von Wolffia arhiza (L.) Horkel ex Wimm. sind: Horkelia arrhiza (L.) Druce, Lenticula arrhiza (L.) Lam., Wolffia michelii Schleid.[4]
Quellen und weiterführende Informationen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Eckhard Garve: Atlas der gefährdeten Farn- und Blütenpflanzen in Niedersachsen und Bremen. – Naturschutz Landschaftspflege Niedersachsen 30 (1994). ISBN 3-922321-68-2.
- Henning Haeupler, Thomas Muer: Bildatlas der Farn- und Blütenpflanzen Deutschlands (= Die Farn- und Blütenpflanzen Deutschlands. Band 2). Herausgegeben vom Bundesamt für Naturschutz. Ulmer, Stuttgart 2000, ISBN 3-8001-3364-4.
- Henning Haeupler, Peter Schönfelder: Atlas der Farn- und Blütenpflanzen der Bundesrepublik Deutschland. Ulmer Verlag, Stuttgart, 1988, ISBN 3-8001-3434-9.
- Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora. – Ulmer Verlag, Stuttgart, 6. Aufl. 1990. ISBN 3-8001-3454-3.
- Elfrune Wendelberger: Pflanzen der Feuchtgebiete: Gewässer, Moore, Auen. – BLV-Verlag, München, 1986. ISBN 3-405-12967-2.
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Wolffia arrhiza (L.) Wimm. In: Info Flora, dem nationalen Daten- und Informationszentrum der Schweizer Flora. Abgerufen am 20. November 2023.
- ↑ a b c Riklef Kandeler: Familie Lemnaceae. In: Gustav Hegi: Illustrierte Flora von Mitteleuropa. 3. Auflage, Band II, Teil 1. Verlag Paul Parey, Berlin und Hamburg 1980, ISBN 3-489-54020-4, S. 345–346.
- ↑ a b Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora für Deutschland und angrenzende Gebiete. Unter Mitarbeit von Angelika Schwabe und Theo Müller. 8., stark überarbeitete und ergänzte Auflage. Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 2001, ISBN 3-8001-3131-5, S. 120.
- ↑ a b c d Datenblatt Wolffia arhiza bei POWO = Plants of the World Online von Board of Trustees of the Royal Botanic Gardens, Kew: Kew Science.
- ↑ ULF SCHMITZ, STEFFEN KÖHLER & HASKO NESEMANN: Neue Nachweise der Kolumbianischen Zwergwasserlinse Wolffia columbiana in Europa – Bei wie vielen vermeintlichen Vorkommen von Wolffia arrhiza handelt es sich in Wirklichkeit um den Neophyten? In: Veröffentlichungen des Bochumer Botanischen Vereins 8(1): 1-10. Bochumer Botanischer Verein, 9. Juli 2016, abgerufen am 16. Juli 2016.
- ↑ Christel Kasselmann: Aquarienpflanzen. Ulmer Verlag, Stuttgart 1995; 2., überarbeitete und erweiterte Auflage 1999, ISBN 3-8001-7454-5, S. 438 f.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Wolffia arrhiza (L.) Horkel ex Wimm., Zwergwasserlinse. auf FloraWeb.de
- Wurzellose Zwergwasserlinse. In: BiolFlor, der Datenbank biologisch-ökologischer Merkmale der Flora von Deutschland.
- Steckbrief und Verbreitungskarte für Bayern. In: Botanischer Informationsknoten Bayerns.
- Verbreitung in den Niederlanden.
- Günther Blaich: Datenblatt mit Fotos.
- Thomas Meyer: Datenblatt mit Bestimmungsschlüssel und Fotos bei Flora-de: Flora von Deutschland (alter Name der Webseite: Blumen in Schwaben)
- Wolffia arrhiza in der Roten Liste gefährdeter Arten der IUCN 2013.1. Eingestellt von: Gupta, A.K., 2011. Abgerufen am 3. September 2013.