St. Marien und St. Nikolai (Beelitz)

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Stadtpfarrkirche St. Marien und St. Nikolai in Beelitz

Die Stadtpfarrkirche Sankt Marien und Sankt Nikolai ist eine evangelische Kirche in Beelitz im Landkreis Potsdam-Mittelmark (Bundesland Brandenburg).

Die Kirche in Beelitz wird erstmals 1247 urkundlich erwähnt. Aus dieser Zeit rühren die Feldsteine im Westquerbau, im Turmunterbau sowie in einigen Turmgeschossen. Auch in den Längswänden sind vereinzelt Steine aus dieser Zeit verbaut. Untersuchungen ergaben, dass das Gebäude im Laufe der Zeit höher gelegt wurde, da rings um die Kirche herum Bauschutt aus mehreren Stadtbränden angehäuft wurde. Erkennbar ist dies beispielsweise an zugemauerten Spitzbögen, die sich heute im Sockel der Kirche befinden. Neben der Kirche befand sich die Wunderblutkapelle als zu dieser Zeit noch frei stehendes, eigenständiges Gebäude. Sie kann heute von der Kirche aus betreten werden.

1511 wurde die Kirche eingewölbt und dabei in Backstein zu einer flach gedeckten Pfeilerbasilika zu einer dreischiffigen Hallenkirche umgebaut. An den Chor im Süden wurde eine Sakristei mit zwei Geschossen angebaut; das Dach mit Reet gedeckt. Der Kirchturm wurde um ein Holzfachwerk aufgestockt. Um die auftretenden Seitenkräfte abzufangen, wurden an der Außenseite der Kirche zusätzliche Strebepfeiler angebracht. Möglicherweise wurde in dieser Zeit auch die Kapelle in den Kirchenraum integriert, in dem ein großer Bogen den Raum zum Chor öffnete. Dieses ist mit einem reichhaltig gestalteten Kreuzgewölbe überspannt. Im Seitenschiff ist ein Sterngewölbe zu sehen, im Mittelschiff ein Kreuzrippengewölbe.

Kirche Beelitz während LAGA 2022

In den folgenden Jahrhunderten fiel die Kirche mehrfach Feuer zum Opfer. Überliefert sind Beschädigungen aus den Jahren 1526, 1563, 1619 und 1700. Nach dem letzten Brand erhielt die Kirche ein Dach aus Ziegeln. Innen verputzte man die Gewölbe und Innenwände, um die Brandspuren zu beseitigen. Gleichzeitig baute man die noch heute erhaltene Empore ein.

Während der Landesgartenschau Beelitz 2022 wird die Kirche als Blumenhalle genutzt.

Innenraum der Kirche

Die Kirche ist rund 43 Meter lang und 18 Meter breit. Abzüglich der Mauerwerke ergibt sich so eine Nutzfläche von 659 m². Das Kirchenschiff ist rund 20 Meter hoch, der Turm 35 Meter. Sehenswert ist die Petruskanzel, ein Geschenk des preußischen Königs Friedrich I. von 1703.

Schuke-Orgel 1983
Chororgel

Nach dem ersten großen Umbau im 16. Jahrhundert erhielt die Kirche 1516 eine Orgel eines unbekannten Orgelbauers aus Loburg. Sie wurde beim Brand 1619 zerstört. 78 Jahre später baute der Orgelmeister Johann Ziedlern erneut ein Instrument ein – doch auch diese Orgel wurde vernichtet, beim Brand 1700. Zum Reformationstag 1723 wurde eine weitere, gebrauchte Orgel eingeweiht, die man aus Berlin angekauft hatte. Sie musste in den Jahren 1726 und 1727 sowie 1770 repariert werden. 1814 wurde aus Teilen des bestehenden Instruments unter der Leitung von Johann Tobias Turley eine neue Orgel mit zwölf Registern auf einem Manual und Pedal errichtet. Mittels einer Spende von Gottfried Wilhelm Baer konnte ein zweites Manual mit sechs Stimmen angebaut und das Werk neu verkleidet werden. 1886 stellte man einen starken Befall durch den Gemeinen Nagekäfer fest, der einen Neubau der Orgel erforderlich machte. Adam Eifert aus Stadtilm errichtete daraufhin eine neue Orgel mit 20 Registern auf zwei Manualen. Sie wurde am 15. Mai 1887 eingeweiht. Im Zweiten Weltkrieg wurden eine Vielzahl der Metallpfeifen gestohlen, so dass das Instrument nicht mehr benutzt werden konnte. Unter Leitung von Hans-Joachim Schuke errichtete die Firma Alexander Schuke Orgelbau aus Potsdam daraufhin im Jahr 1963 die nunmehr sechste Orgel der Kirche. Sie umfasst 21 Register mit drei Zungenstimmen, verteilt auf zwei Manuale und Pedal. Der Prospekt stammt von Kirchenbaurat Werner Richter aus Berlin.

Neben der Hauptorgel verfügt die Kirche über eine einmanualige Chororgel mit Pedal und sieben Registern. Sie wurde 1983 ebenfalls von Alexander Schuke Orgelbau erbaut.

Einen ersten Hinweis auf das Vorhandensein von Glocken findet sich in Aufzeichnungen zum Stadtbrand 1526, bei denen die Musikinstrumente zerstört wurden. Weitere Exemplare wurden beim Brand 1700 zerstört. Aus Resten dieser Glocken schuf Johann Jacobi 1716 zwei neue Bronzeglocken mit einem Durchmesser von 115 bzw. 45 cm, die 1733 durch eine dritte Glocke mit 105 cm Durchmesser ergänzt wurde. Sie wurden im Ersten Weltkrieg zerstört und erst 1921 durch drei Stahlglocken aus Apolda ersetzt. Sie haben eine Höhe von 101, 122 und 156 cm.

Wunderblutkapelle

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Eine Besonderheit stellt die Wunderblutkapelle dar. Die ungewöhnliche Nähe zur Kirche sowie ihre achteckige Bauform lassen den Schluss zu, dass man eine Anlehnung an frühchristliche Taufkapellen angestrebt hatte.[1] An dieser Stelle soll sich anlässlich einer Fronleichnamsprozession im Mai 1235 ein Blutwunder ereignet haben, das sich in einem mit „Blutspuren gezeichnete[n] Corporale“ äußerte.[2] Andere Überlieferungen beschreiben hingegen einen Hostienfrevel, der zur Namensgebung der Wunderblutkapelle geführt habe[3], was aus heutiger Sicht jedoch eher fraglich erscheint.[4] Durch das Blutwunder gewann das eher abseits der großen Handelswege gelegene Beelitz eine – für damalige Verhältnisse – überregionale Aufmerksamkeit. Denkbar ist, dass die Kirche hiervon profitieren wollte[5], vergleichbar mit den Auswirkungen der Wunderblutlegenden im Kloster Zehdenick oder Wilsnack.[6]

Blick vom Kirchturm auf Beelitz

Sanierungsbedarf

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Die Kirche weist im Jahr 2013 einen hohen Sanierungsbedarf aus. So sind die Außenwände bis auf eine Höhe von 1,70 Meter durchfeuchtet und müssen mit einer Vertikalabdichtung gegen aufsteigendes Wasser versehen werden. Hierdurch kam es bereits zu Absandungen und Abplatzungen sowie vereinzelten Salzausblühungen. Fehlende Schwitzwasserrinnen an den Fenstern führen in Kombination mit einem Temperaturunterschied zwischen dem Innenraum und der Außenseite der Wand zu einem Kondenswasserausfall, der entlang der Fenster nach unten unkontrolliert abfließt. Ebenso ist der Fußboden von Feuchtigkeitsschäden betroffen, da er aus unterschiedlichen Materialien erstellt wurde, die verschiedene Wasserdurchlässigkeiten aufweisen. Diese Feuchtigkeit führt zu Echtem Hausschwamm und Weißem Porenschwamm im Gestühl, der Kanzel sowie der Treppe zur Empore auf der Nordseite.

Geplant ist daher, in einem ersten Bauabschnitt eine Trockenlegung mit einer Sockelsanierung durchzuführen. Anschließend soll die Außenhülle des Gebäudes saniert werden, um anschließend den Innenraum zu überarbeiten.[7]

Commons: St. Marien und St. Nikolai (Beelitz) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Die Bauphasen der Wunderblutkapelle, Webseite der Kirchengemeinde in Beelitz, abgerufen am 10. Juni 2013.
  2. Dieter Hoffmann-Axthelm: Das Wunderblut von Beelitz. Lukas Verlag, 2009, ISBN 978-3-86732-049-8, S. 37– (google.com [abgerufen am 11. Juni 2013]).
  3. Christian Wilhelm Spieker: Kirchen- und Reformations-Geschichte der Mark Brandenburg. Duncker und Humblot, 1839, S. 273– (google.com [abgerufen am 11. Juni 2013]).
  4. Die Judenlegende, Webseite der Kirchengemeinde in Beelitz, abgerufen am 8. Juni 2013.
  5. K. g. Saur: Jahrbuch für die Geschichte Mittel- und Ostdeutschlands 53. Walter de Gruyter, 2007, ISBN 978-3-598-23202-2, S. 381– (google.com [abgerufen am 11. Juni 2013]).
  6. Clemens Bergstedt: Im Dialog mit Raubrittern und Schönen Madonnen: Die Mark Brandenburg im späten Mittelalter. Lukas Verlag, 2011, ISBN 978-3-86732-118-1, S. 167– (google.com [abgerufen am 11. Juni 2013]).
  7. Erforderliche Sanierungsarbeiten, Webseite der Kirchengemeinde in Beelitz, abgerufen am 5. Juni 2013.

Koordinaten: 52° 13′ 58,6″ N, 12° 58′ 37,7″ O