Wu Yaozong

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Wu Yaozong (1937)
Wu Yaozong und Mao Zedong (Juni 1950)

Wu Yaozong (chinesisch 吴耀宗; geb. 4. November 1893; gest. 17. September 1979), auch Y. T. Wu, war ein protestantischer chinesischer Theologe. Er war Gründer der christlichen patriotischen Drei-Selbst-Bewegung[1].

Wu Yaozong stammt aus Shunde in der Provinz Guangdong. Angaben seines in die USA emigrierten Sohnes Wu Zongsu bei Radio Free Asia zufolge wurde Wu Yaozong im Jahr 1918 in der Pekinger Kongregationalistischen Kirche[2] getauft und schloss sich dann der Pekinger Kongregationalistischen Kirche (Beijing Congregational Church) an. Danach ging er nach Amerika und studierte Theologie. Nach seiner Rückkehr nach China arbeitete er als Verwaltungssekretär in einer Hochschulgruppe der National Association of China Christian Youth Society. Früher war er Direktor des chinesischen Zweigs der Organisation Fellowship of Reconciliation. Vor 1949 traf Wu Yaozong dreimal mit dem Führer der chinesischen Kommunisten, Zhou Enlai, zusammen, und nach 1949 traf und sprach er fünfmal mit dem Vorsitzenden der chinesischen Kommunisten, Mao Zedong.[3]

Wu Yaozong war einer der führenden Unterzeichner des 1950 veröffentlichten Christlichen Manifestes bzw. Drei-Selbst-Manifestes,[4] eines politischen Manifestes von Protestanten in China, womit sie die neu gegründete Volksrepublik China (VR China) und die Führung der Kommunistischen Partei Chinas unterstützen.

Das Theologisches Seminar in Nanjing (金陵协和神学院, Jīnlíng xiéhé shénxuéyuàn, englisch Nanjing Union Theological Seminary), das vom Chinesischen Christenrat (CCC) geleitete zentrale theologische Seminar des protestantischen Christentums in China

Wu Yaozong war eine umstrittene Persönlichkeit, die von der Regierung der Volksrepublik China als "Vorbild an Patriotismus und Liebe zur Religion" (爱国爱教的典范) bezeichnet wurde, aber von fundamentalistischen Christen (wie Wang Mingdao) als Ungläubiger verspottet wurde, weil er Mitglied der Social-Gospel-Bewegung (Modernist) war. Diejenigen, die die Drei-Selbst-Bewegung ablehnten, denunzierten ihn als "kommunistischen Agenten in religiösem Gewand" (披上宗教外衣的共党特务) und "Verräter am Christentum" (基督教的叛徒).[5]

Dem Sinologen Ingo Nentwig zufolge galten die chinesischen Protestanten bis dahin als „fremdbestimmt“ und in der neugegründeten Bewegung vereinigten sich „alle protestantischen Sekten“, wobei „Drei-Selbst“ „Selbstverwaltung, Selbstversorgung und Selbstverbreitung“ heißt, „womit die Unabhängigkeit von ausländischen Einflüssen betont wird.“[6]

Gemeinsamer Sitz des Chinesischen Christenrates (CCC) und der Drei-Selbst-Bewegung (TSPM) in der Jiujiang Road in Shanghai

Ding Guangxun[7] löste ihn nach seinem Tod in der Führung der Drei-Selbst-Bewegung ab.

Mit Personen wie Ma Xiangbo, Zhao Zichen, Wang Mingdao und Wu Jingxiong zählte Wu Yaozong zu den prominentesten christlichen Persönlichkeiten des 20. Jahrhunderts.[8]

Werke (Auswahl)

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  • Wu, Yaozong: “My Conception of the Universe and of Life since I Knew Jesus”, in: Monumenta Serica Monograph Series, Band 50.3
  • Wu, Yaozong (2010): Wu Yaozong wenxuan [Ausgewählte Werke von Y. T. Wu] (chinesisch). Shanghai: TSPM und CCC.
  • Li Jingtian 李景田 (Hrsg.):《中国共产党历史大辞典 (1921–2011) 》人物卷 [Historisches Wörterbuch der Kommunistischen Partei Chinas (1921–2001). Personenband], eking 北京:Verlag der Zentralen Parteihochschule der Kommunistischen Partei Chinas 中共中央党校出版社,2011
  • Chen, Chi-rong: Wu Yao-Tsung: ein Theologe im sozialistischen China 1920–1960. Münster; Hamburg: Lit 1993 (Inhalt)
  • Philip L. Wickeri: Seeking the Common Ground: Protestant Christianity, the Three-Self Movement, and China's United Front. Orbis Books, Maryknoll, NY, 1988, ISBN 0-88344-441-0, ISBN 978-0-88344-441-2.
  • K. H. Ting: What We Can Learn from Y. T. Wu Today. In: International Bulletin of Missionary Research. 14. Jahrgang, Nr. 4, 1990, ISSN 2396-9393, S. 158–161, doi:10.1177/239693939001400402.

Einzelnachweise und Fußnoten

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  1. chinesisch 三自爱国运动; Pinyin: Sānzì Àiguó Yùndòng; engl. Three-Self Patriotic Movement (TSPM), kurz: Three-Self Church (三自教会, Sānzì Jiàohuì), einer protestantischen Organisation in der Volksrepublik China und eine der größten protestantischen Organisationen der Welt.
  2. Die Kongregationalistische Dengshikou-Kirche (公理会灯市口教堂) an der Nordseite der Dengshikou-Straße im Pekinger Stadtbezirk Dongcheng war einst die größte evangelische Kirche der Stadt.
  3. Wu Yaozong’s son: Wu Yaozong, the founder of China’s Three-Self Patriotic Church, is a ‘tragic figure’ (Radio Free Asia)
  4. chin. Sanzi xuanyan 三自宣言 / The Christian Manifesto bzw. 中國基督教在新中國建設中努力的途徑 Zhōngguó jīdūjiào zài Xīn Zhōngguó jiànshè zhōng nǔlì de tújìng / Wie das chinesische Christentum am Aufbau eines Neuen China mitwirkt
  5. vgl. 吴耀宗儿子:中国“三自爱国教会”创始人吴耀宗是位悲剧人物 (Radio Free Asia)
  6. Ingo Nentwig: „Religion im heutigen China“. In: Claudius Müller u. Wu Shun-chi (Hrsg.): Wege der Götter und Menschen. Religionen im traditionellen China. Staatliche Museen Preußischer Kulturbesitz, Berlin 1989, S. 65–70 (hier S. 67).
  7. chinesisch 丁光訓; auch K. H. Ting, Ting Kuang-hsun (20. September 1915 – 22. November 2012).
  8. vgl. De Bary, W.: Sources of Chinese tradition, Bd. II.