Deutsche Morgenländische Gesellschaft

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Logo der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft

Die Deutsche Morgenländische Gesellschaft (DMG) ist die älteste wissenschaftliche Vereinigung deutscher Orientalisten. Sie wurde am 2. Oktober 1845 in Darmstadt gegründet; ihr Sitz ist seit 2006 in Halle (Saale).[1] Im Unterschied zur archäologischen Deutschen Orient-Gesellschaft befassen sich ihre Mitglieder vorwiegend mit Sprachen und Kulturen des Nahen Ostens und mit Teilen Asiens, Ozeaniens und Afrikas.

Medaille zum 25-jährigen Jubiläum der DMG für die führenden Gründungsmitglieder Hermann Brockhaus, Heinrich Leberecht Fleischer, August Friedrich Pott und Emil Rödiger, 1870. Das Motiv auf der Vorderseite stammt von Theodor Grosse und zeigt die Erforschung des Orients durch die personifizierte Germania.[2]

Der Arabist und Orientalist an der Universität Leipzig, Heinrich Leberecht Fleischer (1801–1888), gilt als der wesentliche Gründervater der DMG. Von 1886 bis 1902 war der bedeutende Indologe und Begründer der modernen Prakrit-Forschung Richard Pischel, Professor an der Universität Halle, Sekretär der DMG.

Die bis heute maßgebliche wissenschaftliche Transkriptionsmethode der arabischen in die lateinische Schrift (DMG-Umschrift) im Kontext arabischer, persischer und türkischer Texte wurden 1936 auf dem Internationalen Orientalistenkongress in Rom angenommen. Darüber hinaus existiert heute der darauf basierende DIN-Standard 31635. Im Falle des osmanischen Türkisch hat sich in der Orientalistik die der DMG-Transliteration ähnelnde Transliteration der İslâm Ansiklopedisi von 1940 durchgesetzt.

Unter Martin Schede, Präsident der DMG ab 1939, wurde 1940 der Arierparagraph endgültig eingeführt[3]. Eine bisweilen behauptete „Auflösung“ der DMG während der Nachkriegszeit und eine anschließende „Wiederbegründung“ 1948 gab es nicht. Die Zeitschrift der DMG existierte ununterbrochen fort. Die DMG nannte auf der ersten Mitgliederversammlung nach dem Krieg im Juni 1948 nur ihre wissenschaftliche Tätigkeit „unterbrochen“, Scheel und Hartmann hätten jedoch den äußeren Betrieb aufrechterhalten.[4] Der Sitz wurde nach Mainz verlegt.

Seit dem 28. September 2006 hat die DMG ihren Sitz in Halle (Saale), zuvor in Leipzig. Ihre Mitglieder-Versammlungen hält die DMG unter anderem auf dem Deutschen Orientalistentag wie 2010 in Marburg oder 2017 in Jena.

Forschungseinrichtungen

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Das 1960 eröffnete Nepal-Forschungszentrum (internat. Nepal Research Centre NRC) in Kathmandu/Nepal war bis 1974 unter der Bezeichnung Forschungsunternehmen Nepal-Himalaya bekannt.

Das 1961 gegründete Orient-Institut in Beirut/Libanon ging 2002 in Trägerschaft der Max Weber Stiftung über. Es besitzt Außenstellen in Kairo (ab 2010) und in Istanbul (ab 1987), wobei die Letztere 2009 unabhängig wurde.

Die Bibliothek der DMG befindet sich in der Villa Kaehne in Halle (Saale). Ihre Bestände (etwa 64.000 Titel) können über die Universitäts- und Landesbibliothek Sachsen-Anhalt recherchiert werden.

Die deutsche morgenländische Gesellschaft ernennt nach § 12 ihrer Statuten Herrn D. Eduard Reuß, Professor der Theologie in Straßburg, zu ihrem ordentlichen Mitgliede.
  • seit 1847: Zeitschrift der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft (ZDMG). Harrassowitz, Wiesbaden, ISSN 0341-0137, Digitalisate ab Band 1 (1847) mit 3 Jahren Moving Wall in MENAdoc.
  • ab 1857: Abhandlungen für die Kunde des Morgenlandes (AKM). Harrassowitz, Wiesbaden, ISSN 0567-4980.
  • ab 1964: Beiruter Texte und Studien (BTS). Ergon, Würzburg, ISSN 0067-4931.[5]

Gemeinschaftliche Projekte

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  • Katalogisierung der Orientalischen Handschriften in Deutschland (KOHD)
  • Verzeichnis der Orientalischen Handschriften in Deutschland (VOHD)

Geförderte Projekte

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  • Die Vergleichungs-Tabellen der Muhammedanischen und Christlichen Zeitrechnung, hrsg. von Ferdinand Wüstenfeld, 1854.
  • Wörterbuch der Klassischen Arabischen Sprache (WKAS).

Deutscher Orientalistentag

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Seit 1921 richtet die DMG in Abständen von drei bis fünf Jahren den Deutschen Orientalistentag (DOT) aus, einen Kongress deutscher und ausländischer Orientalisten. Bis 2017 fanden 33 Orientalistentage statt, die letzten in Bamberg (2001), Halle (Saale) (2004), Freiburg im Breisgau (2007), Marburg (2010), Münster (2013) und Jena (2017). Der 34. Deutsche Orientalistentag war für 2021 in Berlin geplant, wurde aber wegen der COVID-19-Pandemie in Deutschland auf 2022 verschoben.[6]

Innerhalb des DOT wurde im Jahre 1929 von Anton Baumstark die Sektion Christlicher Orient gegründet.

Forschungspreis der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft

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Seit 1998 vergibt die Deutsche Morgenländische Gesellschaft in regelmäßigen Abständen anlässlich des Deutschen Orientalistentags den Forschungspreis der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft. Der Preis wird für hervorragende Forschungsarbeiten des wissenschaftlichen Nachwuchses auf einem kulturwissenschaftlich ausgerichteten, von der DMG vertretenen Forschungsgebiet der Orientalistik vergeben und ist aktuell mit 5000 Euro dotiert.

Die bisherigen Preisträger sind:

Bekannte Mitglieder

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Die heute im deutschsprachigen Raum gebräuchliche wissenschaftliche Umschrift der DMG hat ihren Ursprung im Jahr 1935. Damals legte die Transkriptionskommission der DMG, bestehend aus Carl Brockelmann, August Fischer, Wilhelm Heffening und Franz Taeschner, einen Transliterationsleitfaden für die „Hauptliteratursprachen der islamischen Welt“ auf dem 19. Internationalen Orientalistenkongress in Rom vor.[7] Die DMG-Umschrift unterscheidet sich von anderen Umschriftvarianten dadurch, dass sie als Transliteration schriftbasiert und eindeutig rückübertragbar ist.

arab. (alif) ه ﻱ / ى ــَـ ــِـ ــُـ ـءـ ٱ
pers. (alef) پ چ ژ ک گ ى
lat. (arab.) Hamzaträger (-ʾ-) / ā b t ǧ d r z s š -ʿ- ġ f q k l m n h w / ū y / ī a i u -ʾ- -'- (Waṣla)
lat. (pers.) Hamzeträger (-ʾ-) / ā p č ž ż g w / ū (ō) y / ī (ē) e (i) o (u) -'- (Waṣle)

Die in Klammern gesetzten Vokale (im Persischen) weisen auf die im Ostpersischen (Darī, Tadschikisch und Indo-Persisch) übliche Aussprache hin. (Weitere Informationen siehe DIN 31635.)

  • Verhandlungen der ersten Versammlung deutscher und ausländischer Orientalisten in Dresden. Leipzig 1845.
  • Die Deutsche Morgenländische Gesellschaft 1845–1895: ein Ueberblick. Gegeben von den Geschäftsführern […]. Brockhaus, Leipzig 1895. Digitalisate: Internet Archive = Stanford Univ., Palo Alto, CA (USA) in der Google-Buchsuche (Letzteres nur via US-Proxy einsehbar)
  • Ekkehard Ellinger: Deutsche Orientalistik zur Zeit des Nationalsozialismus 1933–1945 (= Thèses. Band 4). Edingen-Neckarhausen 2006, ISBN 3-932662-11-3.
  • Johann Fück: Die Arabischen Studien in Europa bis in den Anfang des 20. Jahrhunderts. Leipzig 1955. (Digitalisat).
  • Sabine Mangold: Eine „weltbürgerliche Wissenschaft“ – Die deutsche Orientalistik im 19. Jahrhundert. Stuttgart 2004.
  • Holger Preißler: Die Anfänge der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft. In: Zeitschrift der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft. Band 145, Heft 2, 1995, S. 241–327. (Digitalisat).
  • Vorstand der DMG (Hrsg.): Die Deutsche Morgenländische Gesellschaft, seit 1845 der Erforschung der Sprachen und Kulturen des Orients, Asiens und Afrikas und dem Verstehen des Fremden verpflichtet. 2. Auflage. Frankfurt 1998.
  • Deutsche Orientalisten und die Öffentlichkeit um die Mitte des 19. Jahrhunderts. In: Stefan Wild, Hartmut Schild (Hrsg.): Akten des 27. Orientalistentages (Bonn 28.9.–2.10.1998). Würzburg 2001.
  • Burchard Brentjes: Die „Arbeitsgemeinschaft Turkestan“ im Rahmen der DMG. In Burchard Brentjes: 60 Jahre „Nationale Sowjetrepubliken“ in Mittelasien im Spiegel der Wissenschaften. Halle 1985, S. 151–172.
  • Mirjam Thulin: Zeitschrift der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft. In: Dan Diner (Hrsg.): Enzyklopädie jüdischer Geschichte und Kultur (EJGK). Band 6: Ta–Z. Metzler, Stuttgart/Weimar 2015, ISBN 978-3-476-02506-7, S. 516–520.
Commons: Deutsche Morgenländische Gesellschaft – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Zielsetzung. In: Deutsche Morgenländische Gesellschaft. Abgerufen am 28. November 2021.
  2. Stefan Krmnicek, Marius Gaidys: Gelehrtenbilder. Altertumswissenschaftler auf Medaillen des 19. Jahrhunderts. Begleitband zur online-Ausstellung im Digitalen Münzkabinett des Instituts für Klassische Archäologie der Universität Tübingen (= Von Krösus bis zu König Wilhelm. Neue Serie, Band 3). Universitätsbibliothek Tübingen, Tübingen 2020, S. 35–37 (online).
  3. Nachrichten über Angelegenheiten der D. M. Gesellschaft, ZDMG Bd. 94 (1940). Der Paragraph war schon 1938 beschlossen worden, aber das Registergericht hatte formal das Protokoll bemängelt, daher wurde er neu formuliert und von der Mitgliederversammlung noch einmal beschlossen.
  4. http://menadoc.bibliothek.uni-halle.de/dmg/periodical/pageview/77378
  5. Vgl. MENAdoc (sortiert nach Erscheinungsdatum).
  6. Deutsche Orientalistentage. In: Deutsche Morgenländische Gesellschaft. Abgerufen am 10. März 2021.
  7. Carl Brockelmann, August Fischer, Wilhelm Heffening und Franz Taeschner: Die Transliteration der arabischen Schrift in ihrer Anwendung auf die Hauptliteratursprachen der islamischen Welt. Hrsg.: Transkriptionskommission der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft. Kommissionsverlag Franz Steiner GmbH, Wiesbaden 1969 (dmg-web.de [PDF]).