Meles Zenawi

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Meles Zenawi (Januar 2012)
Meles Zenawi (Dezember 2002)

Legesse Meles Zenawi (äthiopisch: መለስ ዜናዊ; * 8. Mai 1955 in Adwa, Tigray als Legesse Zenawi; † 20. August 2012[1][2] in Brüssel[3]) war ein äthiopischer Politiker und von 1995 bis zu seinem Tod Premierminister. Sein gebräuchlicher Rufname in Äthiopien war Meles, nicht Zenawi.[4]

Meles studierte ab 1972 Medizin an der Universität von Addis Abeba. Nach dem Sturz des Kaisers Haile Selassie und der Errichtung der kommunistischen Diktatur von Mengistu Haile Mariam brach er 1974 das Studium ab, kehrte in seine Heimatprovinz zurück und schloss sich der neu gegründeten Volksbefreiungsfront von Tigray (TPLF) an. 1983 gelangte er an die Spitze der Bewegung und führte ab 1989 ein breites Bündnis äthiopischer Oppositionsgruppen an. Mit der Unterstützung der Eritreischen Volksbefreiungsfront (EPLF) des damals zu Äthiopien gehörenden Eritrea gelang diesem Bündnis im Mai 1991 der Sturz des Mengistu-Regimes.[4][5]

Er wurde Chef der Übergangsregierung und war seit den Wahlen 1995 Regierungschef seines Landes. Am 23. Mai 2010 wurde in Äthiopien ein neues Parlament gewählt. Dem regierenden Parteienbündnis Revolutionäre Demokratische Front der Äthiopischen Völker EPRDF (Ethiopian People’s Revolutionary Democratic Front) unter Leitung von Meles wurde zwei Tage nach der Wahl der Sieg zugesprochen.[6]

Von Juni 1995 bis Juni 1996 war Meles Vorsitzender der Organisation für Afrikanische Einheit, der heutigen Afrikanischen Union.[4]

Nachdem Meles zunächst von westlichen Politikern, z. B. Tony Blair,[7] unterstützt und als „Hoffnung für die Demokratie in Äthiopien“ gelobt wurde, kam es im Laufe seiner Regierungszeit vermehrt zu Berichten über Menschenrechtsverletzungen.[8] Außerdem wurde die massive militärische Aufrüstung infolge der Grenzstreitigkeiten mit Eritrea und des Bürgerkrieges in Somalia kritisiert, die das ohnehin arme Land hohe Summen kostete.[9] Nach den Wahlen im Mai 2005 wurde er kritisiert für sein harsches Vorgehen gegen Demonstranten, welche gegen die Umstände der Wiederwahl Zenawis protestierten.[10] Viele demonstrierende Oppositionelle und kritische Journalisten wurden festgenommen und saßen zum Teil noch 2007 im Gefängnis,[11] außerdem wurden die Mitwirkungsrechte der Opposition im Parlament stark beschränkt. Während Zenawis Regierung kam es zu systematischen Menschenrechtsverletzungen gegen politische Gegner und Demonstranten, die unter anderem in dem ehemaligen Gefängnis Maekelawi inhaftiert wurden und dort Folter und Willkür ausgesetzt wurden. Fortschritte gab es dagegen in der Landwirtschaft und der Ernährungssituation des in der Vergangenheit von zahlreichen Hungersnöten heimgesuchten Landes.[12]

Am 24. Dezember 2006 erklärte er der somalischen Union islamischer Gerichte den Krieg und ließ somalische Städte, die unter der Kontrolle der Union islamischer Gerichte stehen, bombardieren. Dies begründete er mit der akuten Gefährdung der nationalen Sicherheit von Äthiopien.[13]

Am Abend des 20. Augusts 2012 starb der Regierungschef in einem Brüsseler Krankenhaus an den Folgen einer Infektion.[3]

Commons: Meles Zenawi – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Äthiopien: Ministerpräsident Meles Zenawi gestorben. FAZ, 21. August 2012, abgerufen am 21. August 2012.
  2. Markus M. Haefliger, NZZ Online vom 21. August 2012: Ungewissheit nach dem Tod des Herrschers, abgerufen am 21. August 2012
  3. a b dapd: Äthiopiens Regierungschef in Brüssel gestorben. 22. August 2012, abgerufen am 22. August 2012
  4. a b c Äthiopische Botschaft in Berlin, Lebenslauf Meles Zenawi (Memento vom 10. Dezember 2011 im Internet Archive), abgerufen am 9. Mai 2012 (en)
  5. Peter Biles, BBC News vom 10. August 2005, Profile: Ethiopian leader Meles Zenawi (Memento vom 13. September 2016 im Internet Archive), abgerufen am 9. Mai 2012 (en)
  6. Regierungspartei zur Wahlsiegerin erklärt derstandard.at, 25. Mai 2010
  7. Uduak Amimo, BBC News vom 17. Mai 2010, Profile: Ethiopian leader Meles Zenawi, abgerufen am 9. Mai 2012 (en)
  8. Amnesty International, Länderbericht Äthiopien 2010, abgerufen am 9. Mai 2012
  9. BBC News vom 14. April 2000, Ethiopia rejects war criticism, abgerufen am 9. Mai 2012 (en)
  10. BBC News vom 19. Oktober 2006, Ethiopian protesters 'massacred', abgerufen am 9. Mai 2012 (en)
  11. BBC News vom 11. Juni 2007, Ethiopian protest leaders guilty, abgerufen am 9. Mai 2012 (en)
  12. Welt Online vom 16. April 2012, Weg vom Image des Hunger-Landes, abgerufen am 9. Mai 2012
  13. netzeitung.de vom 24. Dezember 2006, Äthiopien erklärt Somalias Islamisten den Krieg (Memento vom 29. September 2007 im Internet Archive), abgerufen am 9. Mai 2012