Zweidimensionale Yang-Mills-Theorie

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Zweidimensionale Yang-Mills-Theorie (auch D = 2 Yang-Mills-Theorie, kurz D = 2 YM) ist in der Differentialgeometrie der Spezialfall der Yang-Mills-Theorie über einer Basismannigfaltigkeit mit zwei Dimensionen. Dieser Spezialfall erlaubt die Konstruktion des Yang-Mills-Maßes auf dem Raum aller Zusammenhänge des Hauptfaserbündels sowie ihren Orbiträumen bezüglich der Eichgruppe.[1] Außerdem sind alle nichtflachen Yang-Mills-Zusammenhänge bereits Yang-Mills-Higgs-Zusammenhänge für ein nichttriviales Higgs-Feld, welches sich direkt aus diesen konstruieren lässt. Eine zentrale Anwendung findet die zweidimensionale Yang-Mills-Theorie in einer zweidimensionalen Formulierung der Quantenchromodynamik (auch ’t Hooft-Modell genannt), welche die starke Wechselwirkung beschreibt.[2]

Sei eine Lie-Gruppe mit Lie-Algebra und ein -Hauptfaserbündel, wobei eine orientierbare Riemannsche 2-Mannigfaltigkeit ist. Es sei ein Zusammenhang und dessen Krümmungsform. Da zweidimensional ist, kann (auch notiert als ) über dieser integriert werden (wofür die Riemannsche Struktur notwendig ist). Gemäß der Chern-Weil-Theorie ergibt dies für (was für jedes kompakte wegen des Satzes von Peter-Weyl erfüllt ist) die erste Chern-Klasse des Hauptfaserbündels (definiert als die des assoziierten Vektorbündels ):[3]

Die Kronecker-Paarung der ersten Chern-Klasse mit der durch die (ebenso im Integral eingehende) Orientierung gegebenen Fundamentalklasse wird dabei zur Vereinfachung auch oft weggelassen. In diesem Fall vergleicht die Gleichung jedoch eine Kohomologieklasse mit einer ganzen Zahl.

Ist flach (), dann ist also . Daher ist die erste Chern-Klasse eine Obstruktion für die Existenz von flachen Zusammenhängen auf zweidimensionalen Mannigfaltigkeiten. Yang-Mills-Zusammenhänge () sind dadurch nicht nur eine Verallgemeinerung von flachen Zusammenhängen, sondern ebenfalls eine Alternative für Hauptfaserbündel, auf denen diese nicht existieren.

Yang-Mills-Higgs-Gleichungen

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In den Yang-Mills-Gleichungen wird noch zusätzlich der Hodge-Stern-Operator auf die Krümmungsform angewendet. Da eine 2-Mannigfaltigkeit ist, ergibt dies eine 0-Form . Daher ist der Grad nur in dieser Dimension identisch mit dem eines Higgs-Feldes , wodurch sich eine spezielle Eigenschaft ergibt. Ein Yang-Mills-Zusammenhang , also eine Lösung der Yang-Mills-Gleichungen , ist sogar ein Yang-Mills-Higgs-Zusammenhang für das nicht unbedingt triviale Higgs-Feld , also eine Lösung der Yang-Mills-Higgs-Gleichungen:

Dies folgt einfach daraus, dass die beiden Terme des Higgs-Feldes herausfallen:

Yang-Mills-Maß

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zuerst definiert wurde das Yang-Mills-Maß von Bruce Driver sowie von Leonard Gross, Christopher King und Ambar Sengupta. Mit der Yang-Mills-Wirkung:

und einem Parameter ist das Yang-Mills-Maß gegeben durch:

Anwendung auf die 2-Sphäre

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Eine einfache 2-Mannigfaltigkeit ist die 2-Sphäre . Die komplexe Hopf-Faserung ist etwa ein -Hauptfaserbündel über . Zudem korrespondieren derartige Hauptfaserbündel mit der Quantisierung der Ladung eines magnetischen Monopols in drei Dimensionen (auch Dirac-Monopol genannt). Dies entspricht ihrer Klassifikation durch die ganzen Zahlen:[4][5][6]

Dabei ist der klassifizierende Raum der Eichgruppe . Das triviale Hauptfaserbündel entspricht und die komplexe Hopf-Faserung entspricht .

  • Gerard ’t Hooft: A Two-Dimensional Model For Mesons. In: Nucl. Phys. B. Band 75, 1974, S. 461–470, doi:10.1016/0550-3213(74)90088-1 (englisch).
  • Dana S. Fine: Quantum Yang-Mills on the two-sphere. In: Communications in Mathematical Physics. Band 134, 1990, S. 273–292, doi:10.1007/BF02097703 (englisch).
  • Dana S. Fine: Quantum Yang-Mills on a Riemann surface. In: Communications in Mathematical Physics. Band 140, 1991, S. 321–338, doi:10.1007/BF02099502 (englisch).
  • Ambar Sengupta: The Yang-Mills measure for S2. In: Journal of Functional Analysis. Band 108, Nr. 2, 1992, S. 231–273, doi:10.1016/0022-1236(92)90025-E (englisch).
  • Ambar Sengupta: Quantum Gauge Theory on Compact Surfaces. In: Annals of Physics. Band 221, Nr. 1, 1993, S. 17–52, doi:10.1006/aphy.1993.1002 (englisch).

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Sengupta 92
  2. ’t Hooft 74
  3. Ralph L. Cohen: The Topology of Fiber Bundles (Lecture Notes). In: math.stanford.edu. Abgerufen am 27. Oktober 2024 (englisch, Lemma 3.50).
  4. Ralph L. Cohen: The Topology of Fiber Bundles. Lecture Notes. Stanford University, Januar 1998, abgerufen am 28. Oktober 2024 (englisch, Theorem 2.8, Theorem 2.12., Corollary 2.10, Theorem 2.13).
  5. Allen Hatcher: Algebraic Topology. Cambridge University Press, Cambridge 2002, Theorem 1.7 (englisch, cornell.edu [PDF]).
  6. Stephen A. Mitchell: Notes on principal bundles and classifying spaces. Juni 2011, abgerufen am 27. Oktober 2024 (englisch, Theorem 7.4 und Corollary 11.2).