Ähriges Tausendblatt
Ähriges Tausendblatt | ||||||||||||
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Ähriges Tausendblatt (Myriophyllum spicatum), Illustration | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Myriophyllum spicatum | ||||||||||||
L. |
Das Ährige Tausendblatt (Myriophyllum spicatum), auch Ährenblütiges Tausendblatt genannt, ist eine Pflanzenart aus der Gattung Tausendblatt (Myriophyllum) innerhalb der Familie der Tausendblattgewächse (Haloragaceae). Diese Wasserpflanze wächst bis auf dem Blütenstand mit den Blüten komplett untergetaucht. Sie hat ein großes Verbreitungsgebiet auf der Nordhalbkugel.
Beschreibung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Vegetative Merkmale
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Ährige Tausendblatt ist eine ausdauernde krautige Pflanze. Ihr Stängel kann 40 bis 200 Zentimeter lang werden.[1] Das Ährige Tausendblatt wurzelt mit einem Rhizom[2] in etwa 1 bis 5 Meter Wassertiefe.[3] Die verzweigten Stängel sind rötlich oder bräunlich[1] und mit wenigen hell-grünen Warzen versehen.[4] Im Stängel findet sich ein stark ausgebildetes Durchlüftungsgewebe (Aerenchym). Meist vier (drei oder fünf) feingefiederten Stängelblätter sind in einem Quirl am Stängel angeordnet. Die feingefiederten Stängelblätter sind in 14 bis 40 fadenförmige oder borstige Fiederblättchen geteilt, die mehr oder weniger gegenständig angeordnet sind.
Generative Merkmale
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Blütezeit reicht von Juni bis September.[5] Die ährigen Blütenstände, die zur Blütezeit stets über das Wasser herausragen, sind 4 bis 16 Zentimeter lang. Jeweils vier Blüten sind in Quirlen angeordnet,[1] Im unteren Bereich des Blütenstands finden sich weibliche, im oberen männliche Blüten,[2] selten gibt es auch zwittrige Blüten.[4] Die oberen Tragblätter der Blütenquirle sind rundlich und ungeteilt, kürzer als die Blüten,[1] die unteren können eingeschnitten bis fiederförmig sein.[2] Die vierzähligen Blüten sind rosafarben oder selten weiß. Die männlichen Blüten stehen über einem ganzrandigen Tragblättchen und ihre vier Kelchblätter sind bis zu ihrer Mitte glockenförmig verwachsen, es sind vier Kronblätter und acht Staubblätter vorhanden. Das Tragblättchen der weiblichen Blüten ist kammartig geteilt, ihr Kelch ist röhrenförmig, Kronblätter fehlen meist oder sind sehr klein.[4] Auf einem kurzen Griffel sitzt die fedrige,[2] rosafarbene[1] Narbe.
Die vierteilige Frucht ist etwa 2 Millimeter groß.[4]
Die Chromosomenzahl beträgt 2n = 28, 36 oder 42.[3]
Vorkommen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Ähren-Tausendblatt ist recht häufig in Tauchblattgesellschaften eutropher, auch belasteter, eher kalkhaltiger, stehender Gewässer mit schlickigem Untergrund zu finden. Es wächst auch in Deutschland und ist circumpolar auf der gesamten Nordhalbkugel verbreitet.[3] Bestände gibt es in Eurasien und Afrika. Es ist besonders häufig im Süßwasser, tritt aber auch im Brackwasser auf. In Europa kommt es in fast allen Ländern vor und fehlt nur in Island, in Polen, im Baltikum, in Belgien, Serbien, Kosovo, Bosnien-Herzegowina und in Nordmazedonien.[6] In Island, in Skandinavien, im europäischen Russland und in der Ukraine kommt auch die nahe verwandte Art Myriophyllum sibiricum vor.[6]
In den Alpen steigt das Ährige Tausendblatt am Silsersee in Graubünden bis 1800 Meter[5], in Pakistan ist es von 1000 bis 2500 Metern Höhe zu finden[2] und in China bis 4200 Meter, nach einigen Quellen in Tibet sogar bis 5200 Meter Höhe.[4]
Die ökologischen Zeigerwerte nach Landolt et al. 2010 sind in der Schweiz: Feuchtezahl F = 5 (unter Wasser), Lichtzahl L = 4 (hell), Reaktionszahl R = 4 (neutral bis basisch), Temperaturzahl T = 3 (montan), Nährstoffzahl N = 4 (nährstoffreich), Kontinentalitätszahl K = 4 (subkontinental), Salztoleranz 1 = tolerant.[7]
Das Ährige Tausendblatt ist eine Charakterart der pflanzensoziologischen Ordnung der Süßwasser-Laichkraut-Gesellschaften (Potamogetonetalia).[3]
Ökologie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Ährige Tausendblatt ist eine untergetauchte freischwimmende oder mit einem Rhizom als Schlammwurzler im Boden verankerte Wasserpflanze. Zum Gasaustausch und zum Auftrieb hat sie ein Aerenchym. An ihren Blättern lagern sich oft Kalkteilchen ab. Die Bestäubung der Blüten erfolgt über Wasser. Der Pollen wird meist durch Wind, seltener durch Insekten auf die anderen Pflanzen übertragen, wo es dann zur Befruchtung kommt. Blütezeit ist von Juni bis August.
Die daraus entstehende, in vier kleine Nüsse zerfallenden Spaltfrüchte werden über das Wasser ausgebreitet.[3] Fruchtreife ist im Oktober.
Im Gegensatz zum Quirligen Tausendblatt bildet das Ähren-Tausendblatt keine Winterknospen (Turionen) aus.[1][5]
Das Ährige Tausendblatt kann in tieferen Gewässern auch grün überwintern.[5] Es wächst in Wassertiefen von 1 bis 4 Metern selten auch bis 5 oder 6 Metern.[5]
Ähriges Tausendblatt als invasive Spezies
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]In Nordamerika wurde das Ährige Tausendblatt wahrscheinlich in den 1940er-Jahren eingeschleppt[8] und ist heute über weite Teile des Kontinents verbreitet[9][10]. Dort gilt es als Schadpflanze und invasive Spezies, da es sich schnell ausbreitet, einheimische Wasserpflanzen verdrängt, Gewässer zuwuchert, zu Sauerstoffmangel in diesen Gewässern führen kann und sich auf die Lebensbedingungen einheimischer Tierarten auch sonst vielfach negativ auswirkt.
Aquaristik
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Ährige Tausendblatt wird gelegentlich als Zierpflanze in Aquarien gehalten.[1]
Gefährdung und Schutzmaßnahmen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Da für diese Art keinerlei Bestandsbedrohungen bekannt sind, wird sie von der IUCN in der Kategorie Least Concern geführt.[11]
Bilder
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Die Laubblätter sind kammförmig gefiedert und später kalkinkrustiert
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Der Blütenstand ragt über die Wasseroberfläche
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Detailansicht des ährenförmigen Blütenstands mit oben männlichen und unten weiblichen Blüten
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Blütenquirle mit vier weiblichen Blüten
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Blütenquirle mit vier männlichen Blüten
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ a b c d e f g Henning Haeupler, Thomas Muer: Bildatlas der Farn- und Blütenpflanzen Deutschlands (= Die Farn- und Blütenpflanzen Deutschlands. Band 2). Herausgegeben vom Bundesamt für Naturschutz. Ulmer, Stuttgart 2000, ISBN 3-8001-3364-4, S. 323.
- ↑ a b c d e Shahina A. Ghazanfar: Myriophyllum spicatum. In: S. I. Ali, M. Qaiser (Hrsg.): Flora of Pakistan. Haloragidaceae. Missouri Botanical Garden Press, St. Louis, S. 2 (eFloras.org).
- ↑ a b c d e Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora für Deutschland und angrenzende Gebiete. Unter Mitarbeit von Angelika Schwabe und Theo Müller. 8., stark überarbeitete und ergänzte Auflage. Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 2001, ISBN 3-8001-3131-5, S. 691.
- ↑ a b c d e Jiarui Chen, Michele Funston: Myriophyllum spicatum. In: Wu Zhengyi, Peter H. Raven (Hrsg.): Flora of China. Band 13. Missouri Botanical Garden Press, St. Louis 1994, S. 430 (eFloras.org).
- ↑ a b c d e Gustav Hegi: Illustrierte Flora von Mitteleuropa. 1. Auflage, unveränderter Textnachdruck Band V, Teil 2. Verlag Carl Hanser, München 1965. S. 901–903.
- ↑ a b P. Uotila (2009+): Haloragaceae. Datenblatt Myriophyllum In: Euro+Med Plantbase - the information resource for Euro-Mediterranean plant diversity.
- ↑ Myriophyllum spicatum L. In: Info Flora, dem nationalen Daten- und Informationszentrum der Schweizer Flora. Abgerufen am 23. Mai 2022.
- ↑ R. Couch, Nelson, E.: Myriophyllum spicatum in North America. In: Proceedings of the First International Symposium on Watermilfoil (Myriophyllum Spicatum) and Related Haloragaceae Species. 1985, S. 8–18 (englisch).
- ↑ Myriophyllum spicatum (spiked watermilfoil). CABI, 6. November 2018, abgerufen am 4. März 2019 (englisch).
- ↑ J.B. Bole, Allan, J.R.: Uptake of Phosphorus from Sediment by Aquatic Plants, Myriophyllum spicatum and Hydrilla verticillata. In: Water Research. 12. Jahrgang, Nr. 5, 1978, S. 352–358, doi:10.1016/0043-1354(78)90123-9, bibcode:1978WatRe..12..353B (englisch).
- ↑ Myriophyllum spicatum in der Roten Liste gefährdeter Arten der IUCN 2013.2. Eingestellt von: Lansdown, R.V., 2012. Abgerufen am 14. Mai 2014.
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Ruprecht Düll, Herfried Kutzelnigg: Taschenlexikon der Pflanzen Deutschlands und angrenzender Länder. Die häufigsten mitteleuropäischen Arten im Portrait. 7., korrigierte und erweiterte Auflage. Quelle & Meyer, Wiebelsheim 2011, ISBN 978-3-494-01424-1.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Myriophyllum spicatum L., nom. cons. prop., Ähren-Tausendblatt. auf FloraWeb.de
- Steckbrief und Verbreitungskarte für Bayern. In: Botanischer Informationsknoten Bayerns.
- Ähriges Tausendblatt. In: BiolFlor, der Datenbank biologisch-ökologischer Merkmale der Flora von Deutschland.
- Thomas Meyer: Datenblatt mit Bestimmungsschlüssel und Fotos bei Flora-de: Flora von Deutschland (alter Name der Webseite: Blumen in Schwaben).