(115) Thyra

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Asteroid
(115) Thyra
Berechnetes 3D-Modell von (115) Thyra
Berechnetes 3D-Modell von (115) Thyra
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Eigenschaften des Orbits Animation
Epoche: 17. Oktober 2024 (JD 2.460.600,5)
Orbittyp Innerer Hauptgürtel
Asteroidenfamilie
Große Halbachse 2,380 AE
Exzentrizität 0,192
Perihel – Aphel 1,922 AE – 2,838 AE
Perihel – Aphel  AE –  AE
Neigung der Bahnebene 11,6°
Länge des aufsteigenden Knotens 308,8°
Argument der Periapsis 96,9°
Zeitpunkt des Periheldurchgangs 27. Juni 2026
Siderische Umlaufperiode 3 a 246 d
Siderische Umlaufzeit {{{Umlaufdauer}}}
Mittlere Orbital­geschwin­digkeit km/s
Mittlere Orbital­geschwin­digkeit 19,13 km/s
Physikalische Eigenschaften
Mittlerer Durchmesser 79,8 ± 1,4 km
Abmessungen {{{Abmessungen}}}
Masse Vorlage:Infobox Asteroid/Wartung/Masse kg
Albedo 0,27
Mittlere Dichte g/cm³
Rotationsperiode 7 h 14 min
Absolute Helligkeit 7,8 mag
Spektralklasse {{{Spektralklasse}}}
Spektralklasse
(nach Tholen)
S
Spektralklasse
(nach SMASSII)
S
Geschichte
Entdecker James Craig Watson
Datum der Entdeckung 6. August 1871
Andere Bezeichnung 1871 PA
Quelle: Wenn nicht einzeln anders angegeben, stammen die Daten vom JPL Small-Body Database. Die Zugehörigkeit zu einer Asteroidenfamilie wird automatisch aus der AstDyS-2 Datenbank ermittelt. Bitte auch den Hinweis zu Asteroidenartikeln beachten.

(115) Thyra ist ein Asteroid des inneren Hauptgürtels, der am 6. August 1871 vom US-amerikanischen Astronomen James Craig Watson am Detroit Observatory in Ann Arbor entdeckt wurde.

Der Asteroid wurde benannt nach einer frühen dänischen Königin. Königin Thyra Danebod (* um 880; † um 935) war die Frau von König Gorm „dem Alten“ von Dänemark (* vor 900; † ca. 958/964) und die Mutter des Dänen Harald Blauzahn (* um 910, † 985/986), der als Christ starb. 935 schrieb König Harald auf einen Runenstein, dass er ganz Dänemark und Norwegen unter sich vereint und die Dänen zu Christen gemacht habe. Dieses einzigartige Denkmal errichtete Harald für sich und seine Eltern in Jelling, Jütland. Diese beiden riesigen Runensteine von Jelling sind die größten und beeindruckendsten der Welt. Der kleinere der beiden wurde von Gorm zu Ehren seiner Frau Thyra, der Wiederherstellerin Dänemarks, geweiht. Zur Zeit, als dieser Asteroid entdeckt wurde, war der Entdecker gerade von einer Reise nach Europa zurückgekehrt, und wahrscheinlich wurde dieser besondere Name als Erinnerung an seinen Aufenthalt in Dänemark gewählt.

Mit Daten radiometrischer Beobachtungen im Infraroten am Cerro Tololo Inter-American Observatory in Chile im Jahr 1974 wurden für (115) Thyra erstmals Werte für den Durchmesser und die Albedo von 98 km und 0,12 bestimmt.[1] Eine Beobachtung im März 1976 am Kitt-Peak-Nationalobservatorium in Arizona ergab Werte von 91 km und 0,13.[2] Aus Ergebnissen der IRAS Minor Planet Survey (IMPS) wurden 1992 Angaben zu Durchmesser und Albedo für zahlreiche Asteroiden abgeleitet, darunter auch (115) Thyra, für die damals Werte von 79,8 km bzw. 0,27 erhalten wurden.[3] Mit dem Satelliten Midcourse Space Experiment (MSX) wurden 1996 bis 1997 im Rahmen der Infrared Minor Planet Survey (MIMPS) Daten erhalten, aus denen Werte von 83,9 km bzw. 0,25 bestimmt wurden.[4] Eine Auswertung von Beobachtungen durch das Projekt NEOWISE im nahen Infrarot führte 2011 zu vorläufigen Werten für den Durchmesser und die Albedo im sichtbaren Bereich von 55,1 km bzw. 0,65.[5] Nach der Reaktivierung von NEOWISE im Jahr 2013 und Registrierung neuer Daten wurden die Werte 2016 angegeben mit 72,0 km bzw. 0,29, diese Angaben beinhalten aber alle hohe Unsicherheiten.[6] Eine Bedeckung der Radiogalaxie J0014+0854 durch (115) Thyra am 23. März 2015 konnte am Radioteleskop Effelsberg bei 5 GHz verfolgt werden und dabei ein Durchmesser des Asteroiden von 75 ± 6 km abgeleitet werden.[7]

Eine spektroskopische Untersuchung von 820 Asteroiden zwischen November 1996 und September 2001 am La-Silla-Observatorium in Chile ergab für (115) Thyra eine taxonomische Klassifizierung als S- bzw. K-Typ.[8]

Berechnetes 3D-Modell von (115) Thyra

Photometrische Beobachtungen von (115) Thyra fanden erstmals statt in einer Zusammenarbeit vom 24. Oktober bis 12. November 1978 am Osservatorio Astronomico di Torino in Italien und am 5. Dezember am Table Mountain Observatory in Kalifornien. Aus den aufgezeichneten Lichtkurven konnte für den Asteroiden eine Rotationsperiode von 7,241 h bestimmt werden.[9] Weitere Messungen wurden am 13. und 18. Januar 1983 am Observatorio del Teide auf Teneriffa durchgeführt. Die lückenhafte Lichtkurve wurde zu einer Rotationsperiode von 7,244 h ausgewertet. Farbveränderungen wiesen auf eine inhomogene Zusammensetzung der Oberfläche hin.[10] Bei einer Beobachtung am 27. Februar 1987 am La-Silla-Observatorium konnte aus der Lichtkurve nur einer Nacht keine Rotationsperiode bestimmt werden,[11] während am 19. und 20. März 1987 am gleichen Ort erneut eine Lichtkurve aufgenommen werden konnte. Zusammen mit den archivierten Daten aus den Jahren 1978 und 1983 wurde ein Gestaltmodell und zwei alternative Positionen für die Rotationsachse mit einer prograden Rotation sowie die Achsenverhältnisse der ellipsoidischen Gestalt des Asteroiden abgeleitet. Für die Rotationsperiode wurde ein wahrscheinlichster Wert mit 7,2376 h angegeben.[12]

Aus archivierten Lichtkurven und neuen photometrischen Messungen aus dem Zeitraum 1995 bis 2000 an verschiedenen Observatorien, wie dem La-Silla-Observatorium, dem Charkiw-Observatorium in der Ukraine, dem Observatorium Ostrowik und dem Observatorium Borówiec in Polen, konnte in einer Untersuchung von 2004 zunächst die Rotationsperiode mit einem Wert von 7,241 h bestätigt werden. Außerdem wurden mehrere alternative Positionen für die Rotationsachse mit einer retrograden Rotation sowie die Achsenverhältnisse dreiachsig-ellipsoidischer Gestaltmodelle bestimmt. Allerdings gab es auch eine Lösung mit prograder Rotation und abweichender Rotationsperiode bei Anwendung eines anderen Berechnungsverfahrens. Es wurden daher weitere Beobachtungen des Asteroiden als notwendig erachtet, um die Unklarheiten über dieses eher ungewöhnliche Objekt aufzulösen.[13]

Einzelnachweise

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  1. D. Morrison: Asteroid sizes and albedos. In: Icarus. Band 31, Nr. 2, 1977, S. 185–220 doi:10.1016/0019-1035(77)90034-3.
  2. D. Morrison: Radiometric diameters of 84 asteroids from observations in 1974–1976. In: The Astrophysical Journal. Band 214, 1977, S. 667–677 doi:10.1086/155293 (PDF; 1,18 MB).
  3. E. F. Tedesco, P. V. Noah, M. Noah, S. D. Price: The Supplemental IRAS Minor Planet Survey. In: The Astronomical Journal. Band 123, Nr. 2, 2002, S. 1056–1085, doi:10.1086/338320 (PDF; 398 kB).
  4. E. F. Tedesco, M. P. Egan, S. D. Price: The Midcourse Space Experiment Infrared Minor Planet Survey. In: The Astronomical Journal. Band 124, Nr. 1, 2002, S. 652–670, doi:10.1086/340960 (PDF; 485 kB).
  5. J. R. Masiero, A. K. Mainzer, T. Grav, J. M. Bauer, R. M. Cutri, J. Dailey, P. R. M. Eisenhardt, R. S. McMillan, T. B. Spahr, M. F. Skrutskie, D. Tholen, R. G. Walker, E. L. Wright, E. DeBaun, D. Elsbury, T. Gautier IV, S. Gomillion, A. Wilkins: Main Belt Asteroids with WISE/NEOWISE. I. Preliminary Albedos and Diameters. In: The Astrophysical Journal. Band 741, Nr. 2, 2011, S. 1–20, doi:10.1088/0004-637X/741/2/68 (PDF; 73,0 MB).
  6. C. R. Nugent, A. Mainzer, J. Bauer, R. M. Cutri, E. A. Kramer, T. Grav, J. Masiero, S. Sonnett, E. L. Wright: NEOWISE Reactivation Mission Year Two: Asteroid Diameters and Albedos. In: The Astronomical Journal. Band 152, Nr. 3, 2016, S. 1–12, doi:10.3847/0004-6256/152/3/63 (PDF; 1,34 MB).
  7. K. Lehtinen, U. Bach, K. Muinonen, M. Poutanen, L. Petrov: Asteroid Sizing by Radiogalaxy Occultation at 5 GHz. In: The Astrophysical Journal Letters. Band 822, Nr. 2, 2016, S. 1–5, doi:10.3847/2041-8205/822/2/L21 (PDF; 706 kB).
  8. D. Lazzaro, C. A. Angeli, J. M. Carvano, T. Mothé-Diniz, R. Duffard, M. Florczak: S3OS2: the visible spectroscopic survey of 820 asteroids. In: Icarus. Band 172, Nr. 1, 2004, S. 179–220, doi:10.1016/j.icarus.2004.06.006 (arXiv-Preprint: PDF; 3,49 MB).
  9. F. Scaltriti, V. Zappalà, A. W. Harris: Photoelectric lightcurves and rotation periods of the asteroids 46 Hestia and 115 Thyra. In: Icarus. Band 46, Nr. 2, 1981, S. 275–280, doi:10.1016/0019-1035(81)90215-3.
  10. R. S. McCheyne, N. Eaton, A. J. Meadows: Visible and near-infrared lightcurves of eight asteroids. In: Icarus. Band 61, Nr. 3, 1985, S. 443–460, doi:10.1016/0019-1035(85)90135-6.
  11. P. Magnusson, C.-I. Lagerkvist: Physical studies of asteroids XXII. Photometric photometry of the asteroids 34, 98, 115, 174, 270, 389, 419 and 804. In: Astronomy & Astrophysics Supplement Series. Band 87, Nr. 2, 1991, S. 269–275, bibcode:1991A&AS...87..269M (PDF; 129 kB).
  12. E. Dotto, G. De Angelis, M. Di Martino, M.A. Barucci, M. Fulchignoni, G. De Sanctis, R. Burchi: Pole Orientation and Shape of 12 Asteroids. In: Icarus. Band 117, Nr. 2, 1995, S. 313–327, doi:10.1006/icar.1995.1158.
  13. T. Michałowski, T. Kwiatkowski, M. Kaasalainen, W. Pych, A. Kryszczyńska, P. A. Dybczyński, F. P. Velichko, A. Erikson, P. Denchev, S. Fauvaud, Gy. M. Szabó: Photometry and models of selected main belt asteroids. I. 52 Europa, 115 Thyra, and 382 Dodona. In: Astronomy & Astrophysics. Band 416, Nr. 1, 2004, S. 353–366, doi:10.1051/0004-6361:20031706 (PDF; 311 kB).