105-mm-Gebirgshaubitze Modell 56

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105-mm-Gebirgshaubitze Modell 56


Gebirgshaubitze Mod. 56 der Bundeswehr mit geändertem Rohr und neuer Mündungsbremse

Allgemeine Angaben
Militärische Bezeichnung Model 56 Pack Howitzer,
105 mm Type 56
Herstellerbezeichnung Pack Howitzer 105/14 Model 56[1]
Entwickler/Hersteller Oto Melara
Entwicklungsjahr 1950er-Jahre
Produktionsstart 1957[2]
Stückzahl 2.500[3]
Waffenkategorie Feldhaubitze
Mannschaft 6–7[2]
Technische Daten
Gesamtlänge 4,8 m
(feuerbereit)
Rohrlänge 1,48 m
Kaliber 105 mm
Kaliberlänge L/14
Gewicht in
Feuerstellung
1.290 kg
Kadenz 8–10 Schuss/min
Höhenrichtbereich −6° bis 65 Winkelgrad
Seitenrichtbereich ±36°[3]
Ausstattung
Verschlusstyp Keilverschluss[1]
Ladeprinzip manuell
Munitionszufuhr manuell

Die Gebirgshaubitze Modell 56 ist eine Haubitze mit dem Kaliber 105 mm und 14 Kaliberlängen (L/14) des italienischen Herstellers Oto Melara. Sie benutzt standardisierte NATO-Munition (US-type M1).

Das Modell 56 wurde in den 1950er Jahren als leichte Haubitze entwickelt, um die Brigaden der italienischen Gebirgstruppe auszurüsten. Seit ihrer Auslieferung waren Haubitzen dieses Modells dort ein halbes Jahrhundert im Einsatz.

Trotz ihres Kalibers kann die Gebirgshaubitze Modell 56 von ihrer Geschützgruppe getragen und auch zum direkten Richten eingesetzt werden. Als Gebirgshaubitze kann sie in zwölf Baugruppen zerlegt werden, die leicht transportiert werden können.[4] Daneben ist auch ein Transport mit Tragtieren auf einem speziellen Packsattel vorgesehen. Üblicherweise wird das Modell 56 von einem Jeep oder Landrover gezogen, wobei sie ohne Schild sogar in einem M113 oder als Außenlast an einer Bell UH-1D transportiert werden kann. Ansonsten wird die Gebirgshaubitze außerhalb des Kampfgebietes bei langen Distanzen auf Lastkraftwagen transportiert.

Größte Bedeutung hatte die Gebirgshaubitze für westliche Armeen der 1960er Jahre aufgrund ihres geringen Gewichts von knapp über 1,2 Tonnen, welches auch den Transport per Helikopter erlaubte. Daher fand die Haubitze in der leichten Artillerie vieler Länder und auch bei Spezialkräften wie Gebirgs- und Luftlandetruppen Verwendung. Insgesamt wurde das Modell 56 in etwa 30 Staaten der Welt eingesetzt.

Allerdings war das geringe Gewicht der Haubitze auch nachteilig. Die australischen und neuseeländischen Streitkräfte bemängelten im Vietnamkrieg ihre mangelnde Robustheit und befanden sie als untauglich für langwierige Einsätze. Daher wurden sie nach wenigen Jahren durch US-amerikanische M101 A1 ersetzt.

Der chinesische Hersteller Norinco bietet heute eine Version der Panzerhaubitze Modell 56 mit Munition an.[5]

In den Armeen des Commonwealth wurde die Haubitze als L5 Pack Howitzer mit L10-Munition verwendet. Jedoch bewegten ihre kurze Reichweite und die verschiedenartige Kampfstärke der Munition die British Army bereits zwei Jahre nach Indienststellung, als Ersatz für die Haubitze das L118 Light Gun zu entwickeln.

Kriegseinsätze

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Die Haubitze wurde von den argentinischen Streitkräften im Falklandkrieg 1982 verwendet. Sie wurde außerdem als L5 von der Royal Artillery im Südjemen und von britischen und australischen Truppen während der Konfrontasi 1963–1966 auf Borneo verwendet. Das Royal Regiment of New Zealand Artillery benutzte die Haubitze im Vietnamkrieg 1965–1967. Das Geschütz wird von der Ukraine im Russisch-Ukrainischen Krieg eingesetzt. Laut dem Oryx-Blog ging mit Stand November 2024 ein Geschütz verloren.[6]

Während die Mehrheit der Oto-Melara-105-mm-Gebirgshaubitzen mit dem italienischen L 14-Geschützrohr (in Quellen teilweise als „Modell 1958“ bezeichnet) ausgerüstet waren, wurden die 105-mm-Gebirgshaubitzen der Gebirgstruppe der Bundeswehr mit einem neuen Geschützrohr aus deutscher Fertigung sowie einer geänderten Mündungsbremse versehen.

Die Bezeichnung war Gebirgshaubitze 105 (GebHaub 105). Die beiden Gebirgsartilleriebataillone 225, 1962 in Sonthofen aufgestellt (später in Füssen), und 235, aufgestellt 1959 in Bad Reichenhall aus dem vorherigen II./Gebirgsartillerieregiment 8, waren mit der Gebirgshaubitze ausgestattet[7]. Die luftverlastbare Version ohne Schild war bei der Luftlandeartilleriebatterie 9 AMF im Einsatz.

Ladevorgang GebHaub 105mm
Kanadische Haubitze L5 mit der ursprünglichen Mündungsbremse

Als Zugmaschine kam zunächst der Unimog U 1,5t gl (1,5 Tonner), später der Unimog U 2t gl sowie der Husky zum Einsatz.

Am 31. Juli 1967 brachte die 2. Batterie des Gebirgsartilleriebataillons 235 im Rahmen einer Gefechtsübung eine Gebirgshaubitze 105 mm auf dem Watzmann, Hocheck, in 2624 m Höhe in Stellung. Sie wurde auf den ersten 1000 Höhenmetern mit zwei Tragtiergruppen an einem halben Tag transportiert. Für die restlichen 700 Höhenmeter wurden die zwölf Lasten mit jeweils 120 kg auf Schlitten verladen und mittels Zugseilen im Mannschaftszug innerhalb von zwei Tagen nach oben in die Feuerstellung gebracht.[8][9]

Derzeitige Nutzer

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Nutzer der 56 (gegenwärtige in blau – ehemalige in rot)

Frühere Nutzer

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Commons: Gebirgshaubitze Modell 56 – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. a b Shelford Bidwell: Brassey’s Artillery of the World. Brassey’s, Vereinigtes Königreich, 1981, ISBN 978-0-08-027035-7, S. 34–35.
  2. a b T. J. O’Malley: Moderne Artilleriesysteme. Motorbuch Verlag, Deutschland, 1996, ISBN 3-613-01758-X, S. 40–41.
  3. a b Christopher F. Foss: Jane’s Armour and Artillery 2011–2012. Jane’s Information Group, Vereinigtes Königreich, 2011, ISBN 978-0-7106-2960-9, S. 964–965.
  4. Ian Hogg: Twentieth Century Artillery. Grange Press, Hoo 2002, ISBN 1-84013-315-5
  5. Christopher F. Foss: China expands tube artillery capability. In: Jane’s International Defence Review, Jg. 42 (2009), Mai, ISSN 0020-6512.
  6. Oryx: Attack On Europe: Documenting Russian Equipment Losses During The Russian Invasion Of Ukraine. In: Oryx. Abgerufen am 30. November 2024.
  7. Chronik der 1. Gebirgsdivision, RMS-Verlag, Wolfsheim 1994
  8. Fahnenjunker Reiser, Beitrag in Chronik der 1. Gebirgsdivision, RMS-Verlag, Wolfsheim 1994
  9. Poppe, Michael, Das Heer 1950–1970 Konzeption, Organisation und Aufstellung, Oldenbourg Verlag, München 2006, S. 303