Überlebensrate

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Die Überlebensrate ist ein Begriff aus der Epidemiologie und gibt die Wahrscheinlichkeit an, einen definierten Zeitraum ab Diagnosestellung oder einem therapeutischen Eingriff (z. B. Operation) zu überleben.[1] Sie dient zur Einschätzung der Prognose einer Erkrankung. Bei der Jahresüberlebensrate muss es sich nicht um den Zeitraum bis zum Tod der Patienten handeln (z. B. bei Krebs), sondern sie kann sich auch auf den Ausfall mechanischer Systeme (z. B. künstliche Herzklappen, Endoprothesen oder Zahnersatz) sowie Organersatz beziehen. Wenn im Folgenden von Krebs die Rede ist, lassen sich alle Überlegungen jedoch auch auf den Ausfall mechanischer Systeme übertragen. Die Angabe der Jahres-Überlebensrate ist ein statistischer Wert und erfolgt in Prozent. Es wird zwischen der absoluten und relativen Überlebensrate unterschieden. Der komplementäre Wert zur Überlebensrate ist die Mortalität.

Absolute Überlebensrate

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Standardisierte Inzidenz/100.000, die fünfjährigen (5a) Überlebensraten in % (Stand 2016)[2]
Art Inzidenz relative 5a-Überlebensrate [%]
2014 1980er
Insgesamt 348 423 ♀: 65; ♂: 59 ♀:50–53; ♂:38–40
Krebs bei Kindern 17 ca. 85 ca. 67
Mundhöhlen- und Rachenkrebs 7 18 ♀: 63; ♂: 47
Speiseröhrenkrebs 2 9 ♀: 22; ♂: 24 <10
Magenkrebs 7 15 ♀: 34; ♂: 32
Darmkrebs 32 51 ♀: 63; ♂: 62 ca. 50
Pankreaskrebs 11 14 ♀: 9; ♂: 9
Kehlkopfkrebs 1 5 ♀: 64; ♂: 61
Lungenkrebs 31 58 ♀: 21; ♂:15
Malignes Melanom 20 21 ♀: 93; ♂: 91
Brustkrebs der Frau 112 87
Gebärmutterhalskrebs 9 67
Gebärmutterkörperkrebs 17 78
Eierstockkrebs 11 43
Prostatakrebs 92 89
Hodenkrebs 10 97
Niere und ableitende Harnwege 8 16 ♀: 77; ♂: 76 ca. 50
Harnblasenkrebs 9 35 ♀: 45; ♂: 55
Krebs im Nervensystem 6 8 ♀: 24; ♂: 21
Schilddrüsenkrebs 11 5 ♀: 94; ♂: 88 ♀:ca. 77; ♂:ca. 67
Morbus Hodgkin 2 3 ♀: 84; ♂: 86
Non-Hodgkin-Lymphome 12 16 ♀: 70; ♂: 68
Leukämien 9 14 ♀: 57; ♂: 58

Die absolute Überlebensrate beschreibt den Anteil von Patienten, die nach einer bestimmten Zeit noch leben. Sie ergibt sich also aus den direkt beobachteten Fällen von Patienten, die innerhalb des Zeitraums gestorben sind. Es kann aus der Inzidenz und der absoluten Überlebensrate auf die Prävalenz einer Krankheit in einer definierten Bevölkerung geschlossen werden. Die absolute Überlebensrate kann Werte zwischen 0 und 100 % annehmen. Hierbei bedeutet 0 %, dass nach der Diagnosestellung innerhalb eines bestimmten Zeitraumes kein Patient mehr am Leben ist. Die absolute Überlebensrate ist der komplementäre Wert zur Letalität (Ü = 100 % – L).

Fünfjahresüberlebensrate

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Man bezeichnet mit der Fünfjahresüberlebensrate (auch 5a-Überlebensrate) den Anteil der Patienten mit einer bestimmten Krankheit, die fünf Jahre, nachdem die Krankheit erkannt wurde, noch am Leben sind. Eine Fünfjahresüberlebensrate von beispielsweise 80 % heißt, dass von 100 Patienten nach fünf Jahren noch 80 Patienten leben. Der Begriff wird insbesondere in der Onkologie benutzt.

Die Fünfjahresüberlebensrate ist stark von der Art der Krebserkrankung abhängig. So lag die relative Fünfjahresüberlebensrate im Zeitraum 2013–2014 für Bauchspeicheldrüsenkrebs bei neun bis zehn Prozent,[3] für Lungenkrebs zwischen 15 % und 20 %,[4] dagegen für das maligne Melanom der Haut, den Hodenkrebs und mittlerweile auch den Prostatakrebs bei über 93 Prozent.[5]

Abweichend davon wird bei einigen Krebserkrankungen, wie beispielsweise dem Brustkrebs, ergänzend auch die Zehnjahresüberlebensrate betrachtet, weil bei diesen Erkrankungen auch nach einem mehrjährigen tumorfreien Verlauf noch Rezidive der Krankheit auftreten können.

Relative Überlebensrate

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Die relative Überlebensrate setzt das Überleben Erkrankter in Relation zum Überleben der allgemeinen Bevölkerung, welches anhand von Sterbetafeln entsprechend der Alters- und Geschlechtsstruktur geschätzt wird. Die absolute Überlebensrate dient als Bindeglied zwischen Inzidenz und Prävalenz. Eine relative Überlebensrate von 100 % bedeutet, dass die Sterblichkeit unter den Erkrankten genauso hoch ist wie die Sterblichkeit der allgemeinen Bevölkerung gleichen Alters.

Basierend auf dem Krebsregister des Saarlandes ergab sich bezogen auf den Zeitraum von 1998 bis 2002 für alle Krebsarten eine relative Fünfjahresüberlebensrate von etwa 55 %.[6]

Mittleres Überleben

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Unter dem Begriff Mittleres Überleben oder Mittlere Überlebenszeit (MÜZ) versteht man in der Regel den Medianwert der Überlebenszeiten. Damit ist also jene Zeit gemeint, nach der die Hälfte der Patienten nach Diagnosestellung noch am Leben ist.

Die mittlere Überlebenszeit wird von der US Food and Drug Administration sowie der Europäischen Arzneimittel-Agentur häufig verwendet, um die Wirksamkeit einer neuen Krebsbehandlung zu bewerten. Studien zeigen, dass neue, von der US Food and Drug Administration zugelassene Krebsmedikamente die mittlere Überlebenszeit um 2 bis 3 Monate verbessern (je nach Stichprobe und analysiertem Zeitraum): 2,1 Monate[7], 2,4 Monate[8], 2,8 Monate[9].

Besondere Aspekte

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Die richtige Interpretation der Überlebensdaten klinischer Krebsstudien kann schwierig sein, und Fallstricke im Zusammenhang mit der Natur der Kaplan-Meier-Analysen können zu falschen Schlussfolgerungen führen. Bei der Auswertung einer randomisierten kontrollierten Studie stießen die Autoren einer Methodenstudie auf einige statistische Probleme, die offensichtlich schwer zu erkennen waren und möglicherweise mit einer Fehlinterpretation der Überlebensfunktionen verbunden sind.[10] Zu diesen Themen gehörten die angenommene Kreuzung von Überlebenskurven, die Änderung des statistischen Ansatzes in der Nachuntersuchung, die unterschiedliche Vorbehandlung zwischen den Gruppen und das ereignisfreie Überleben als primäres Ergebnis.

Einzelnachweise

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  1. Elisa T. Lee, John Wenyu Wang: Statistical Methods for Survival Data Analysis. In: Wiley Series in Probability and Statistics. 4. Auflage. John Wiley & Sons, 2013. ISBN 978-1-118-59305-9. Kapitel 2: Functions of Survival Time.
  2. Krebs in Deutschland 2015/2016. (PDF) gemeinsame Veröffentlichung des Robert Koch-Instituts und der Gesellschaft der epidemiologischen Krebsregister in Deutschland e. V., 2019, abgerufen am 10. Oktober 2018.
  3. Bauchspeicheldrüsenkrebs. Zentrum für Krebsregisterdaten
  4. Lungenkrebs. Zentrum für Krebsregisterdaten
  5. Krebs gesamt. Zentrum für Krebsregisterdaten
  6. Brenner et al.: Verbesserte Langzeitüberlebensraten von Krebspatienten: Die unterschätzten Fortschritte der Onkologie. In: Dtsch Arztebl 2005, 102(39), S. A-2628 / B-2220 / C-2096
  7. Tito Fojo, Sham Mailankody, Andrew Lo: Unintended Consequences of Expensive Cancer Therapeutics—The Pursuit of Marginal Indications and a Me-Too Mentality That Stifles Innovation and Creativity: The John Conley Lecture. In: JAMA Otolaryngology–Head & Neck Surgery. Band 140, Nr. 12, 1. Dezember 2014, ISSN 2168-6181, S. 1225, doi:10.1001/jamaoto.2014.1570.
  8. Aviv Ladanie, Andreas M. Schmitt, Benjamin Speich, Florian Naudet, Arnav Agarwal: Clinical Trial Evidence Supporting US Food and Drug Administration Approval of Novel Cancer Therapies Between 2000 and 2016. In: JAMA Network Open. Band 3, Nr. 11, 10. November 2020, ISSN 2574-3805, S. e2024406, doi:10.1001/jamanetworkopen.2020.24406, PMID 33170262 (jamanetwork.com [abgerufen am 12. August 2022]).
  9. Daniel Tobias Michaeli, Thomas Michaeli: Overall Survival, Progression-Free Survival, and Tumor Response Benefit Supporting Initial US Food and Drug Administration Approval and Indication Extension of New Cancer Drugs, 2003-2021. In: Journal of Clinical Oncology. 3. August 2022, ISSN 0732-183X, S. JCO.22.00535, doi:10.1200/JCO.22.00535.
  10. Peinemann F: Issues possibly associated with misinterpreting survival data: a method study. In: Journal of Evidence-Based Medicine. 11. Jahrgang, Nr. 3, Juni 2018, S. 208–215, doi:10.1111/jebm.12301, PMID 29877035.