Abtei Santissima Trinità di Venosa
Die Abbazia della Santissima Trinità (Abtei der Allerheiligsten Dreifaltigkeit), ist eine römisch-katholische Abtei bei Venosa, im Vulture-Gebiet der Provinz Potenza in der süditalienischen Region Basilicata. Die Architektur der Abtei zeigt römische, lombardische und normannische Einflüsse. Der Abteikomplex gehört zum archäologischen Park von Venosa und liegt etwa 1,5 Kilometer nordöstlich der Stadt. Er gehört zum römisch-katholischen Bistum Melfi-Rapolla-Venosa und besteht aus der alten Kirche, Resten der Klostergebäude und einem unvollendeten Kirchenneubau. Der Komplex wurde durch königliches Dekret von 20. November 1897 zum Nationaldenkmal erklärt.[1] Er ist heute kein Kloster mehr, wird aber vom Trinitarierorden genutzt.[2]
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Baubeginn ist unbekannt, einige Elemente könnten auf das 8. Jahrhundert zurückgehen.[3] Ein Gründungsdatum 954 wird in der Fälschung Chronicon Cavense des Fälschers, Gelehrten und Priesters Francesco Maria Pratilli (1689–1763) angegeben.[4] Nach dem Konzil von Melfi im Jahre 1059 wurde die Kirche am 17. August 1059 durch Nikolaus II. geweiht und am 25. August durch ein päpstliches Privileg direkt der römischen Kirche unterstellt, der eine Goldunze als Zins zu zahlen war, von allen weltlichen Leistungen befreit, mit dem Recht der freien Abtswahl begabt und dem Gewählten die Weihe durch den Papst zugesichert.[5] In dieser Urkunde wird Graf Drogo als Gründer genannt. Sein Nachfolger Humfred war ebenfalls ein Förderer des Klosters. in dem er auch beigesetzt wurde.[6] Die Zahl der Mönche stieg unter Abt Berengar, der aus Saint-Évroult in das normannisch beherrschte Apulien gekommen war und von Alexander II. geweiht wurde[7], nach 1066 von 20 auf 100. Robert Guiscard, der auf der Kirchenversammlung in Melfi als Herzog von Apulien und Kalabrien eingesetzt worden war und dort Papst Nikolaus II. den Treueid leistete[8], machte die Abtei zum religiösen Zentrum seines Herrschaftsgebietes und der Memoria der Familie Hauteville.[2]
Die alte Kirche steht auf den Überresten eines römischen Gebäudes aus dem römischen Kaiserreich, möglicherweise ein domus. Dieses zeigt Spuren sowohl früherer Besiedelung in republikanischen Zeiten als auch spätklassische Veränderungen. Einige Mauern der Kirche sind direkt auf die Mosaikböden des alten Bauwerks aufgesetzt.[9]
Südlich der Kirche befinden sich die Reste einer frühchristlichen Basilika, die vielleicht auf das späte fünfte oder frühe sechste Jahrhundert datiert. Sie besaß in einer dreipassförmigen Apsis ein sechseckiges Taufbecken.[9]
1297 ging die Abtei auf Anweisung von Papst Bonifaz VIII. von den Benediktinern an die Johanniter über.[2]
Alte Kirche
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das romanische Portal der Kirche wird von zwei Steinlöwen flankiert. Die Kirche hat den typischen Grundriss einer frühchristlichen Basilika mit einem Narthex, einem Atrium, einem breiten Mittelschiff und Seitenschiffen, einem Querschiff und einer halbkreisförmigen Apsis mit Chorumgang.[3] Änderungen wurden von den Lombarden im 10. Jahrhundert und von den Normannen zwischen dem 11. und 13. Jahrhundert vorgenommen. Im Schiff stehen auch zwei korinthische Säulen.
Im rechten Seitenschiff befindet sich das Hauteville-Grab (italienisch La tomba degli Altavilla), in dem fünf Mitglieder der normannischen Familie Hauteville bestattet sind: Wilhelm Eisenarm (1010–1046), sein Bruder Drogo (um 1010 – 1051) und Humfred (um 1010 – 1057) sowie ihrer Halbbrüder Robert Guiscard (um 1015 – 1085) und Wilhelm (um 1027 – 1080). Ihre Knochen wurden Mitte des 16. Jahrhunderts von Agostino Gorizio Barba da Novara, Vogt des Malteserordens, aus ihren Einzelgräbern exhumiert und hier neu bestattet.[10]
Im linken Seitenschiff befindet sich das Grab von Alberada von Buonalbergo, der ersten Ehefrau von Robert Guiscard. Alberadas Sohn mit Guiscard, Bohemund von Tarent, bedeutender Teilnehmer des Ersten Kreuzzuges, starb 1111 bei Canosa di Puglia und ist dort begraben. Die lateinische Inschrift auf Alberadas Grab lautet:
L’Incompiuta
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Bau der unvollendet gebliebenen L’Incompiuta begann im letzten Viertel des 11. Jahrhunderts unter Verwendung von Baumaterialien aus Bauwerken verschiedener Epochen, darunter römischer, lombardischer und jüdischer Gebäude. Der Grundriss ist für Italien ungewöhnlich und vom Konzept her französisch, er zeigt Ähnlichkeit mit den Kathedralen von Aversa und Acerenza.
Bilder
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Treppe zum Kloster
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Grab der Alberada
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Säule der Freundschaft
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Inneres der Incompiuta
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Inneres der Incompiuta
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Inneres der Incompiuta
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Druck aus dem 19. Jahrhundert mit der Incompiuta
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Walther Holtzmann: Italia Pontificia IX: Samnium – Apulia – Lucania. Berlin 1962, S. 490–494.
- Léon-Robert Ménager: Les fondations monastiques de Robert Guiscard, duc de Pouille et de Calabre. In: Quellen und Forschungen aus italienischen Archiven und Bibliotheken 39, 1959, S. 1–116; hier S. 22–57: II. La ss.ma Trinità di Venosa und S. 82–116: Actes relatifs à la Trinité de Venosa rapportés dans les notices de Prignano (online).
- Monasticon Italiae III: Puglia e Basilicata a cura di Giovanni Lunardi, Hubert Houben, Giovanni Spinelli. Prefazione di Cosimo Damiano Fonseca. Cesena 1986 (Monasticon Italiae. Repertorio topo-bibliografico dei monasteri italiani, 3) S. 202f. Nr. 96.
- Corrado Bozzoni: Saggi di architettura medievale: la Trinità di Venosa, il Duomo di Atri. Roma: Università degli studi, Istituto di fondamenti dell’architettura 1979.
- Emanuele Lauridia: La chiesa della SS. Trinità di Venosa: monumento nazionale dal 20-XI-1897. Arti grafiche Laterza, Bari 1961.
- Antonio Vaccaro: Guida di Venosa. Edizioni Osanna 1998.
Siehe auch
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Website der Gemeinde Venosa zum Kloster ( vom 31. Mai 2016 im Internet Archive)
- Veröffentlichungen von Hubert Houben zu Venosa im Opac der Regesta Imperii
Anmerkungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Luigi Ranieri: Basilicata. Torino: UTET 1972, S. 289
- ↑ a b c Mariarosaria Salvatore: Venosa, un parco archeologico ed un museo: come e perché. Taranto: Scorpione 1984.
- ↑ a b Rosa Villani: Età angioina: La Chiesa della SS. Trinità a Venosa ( vom 3. Mai 2014 im Internet Archive; PDF) (italienisch). Consiglio Regionale di Basilicata 1999: Cultura/Arte.
- ↑ Giacomo Cirsone: La basilica della SS. Trinità di Venosa dalla Tarda Antichità all’Età Moderna (II parte), in: La Capitanata, Semestrale della Biblioteca Provinciale di Foggia. XLX 2012,(27): 99–141 ( vom 3. Mai 2014 im Internet Archive; PDF) (italienisch).
- ↑ Walther Holtzmann: Italia Pontificia IX: Samnium - Apulia - Lucania. Berlin 1962, S. 493 Nr. 4
- ↑ Das Grabmal ist allerdings nicht erhalten.
- ↑ Walther Holtzmann: Italia Pontificia IX: Samnium - Apulia - Lucania. Berlin 1962, S. 493 Nr. 5.
- ↑ Paul Fridolin Kehr: Italia Pontificia VIII: Regnum Normannorum - Campania. Berlin 1935, S. 11–12 Nr. 14*, 15, 16.
- ↑ a b Giacomo Cirsone: La basilica della SS. Trinità di Venosa dalla Tarda Antichità al Medioevo. La Capitanata, Semestrale della Biblioteca Provinciale di Foggia. XLVIII 2011 (25): 125–180 ( vom 3. Mai 2014 im Internet Archive; PDF) (italienisch).
- ↑ Giacomo Cirsone (2013): La basilica della SS. Trinità di Venosa dalla Tarda Antichità all’Età Moderna (III parte) ( italienisch). La Capitanata, Semestrale della Biblioteca Provinciale di Foggia. LI (28): 113–134. ( vom 3. Mai 2014 im Internet Archive; PDF)
Koordinaten: 40° 58′ 10,2″ N, 15° 49′ 39,4″ O