Acetylcyanid

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Strukturformel
Strukturformel von Acetylcyanid
Allgemeines
Name Acetylcyanid
Andere Namen
  • 2-Oxopropannitril (IUPAC)
  • Pyruvonitril
  • Brenztraubensäurenitril
  • Cyanacetyl
Summenformel C3H3NO
Kurzbeschreibung

gelbe Flüssigkeit[1]

Externe Identifikatoren/Datenbanken
CAS-Nummer 631-57-2
EG-Nummer 211-159-2
ECHA-InfoCard 100.010.146
PubChem 69430
ChemSpider 62638
Wikidata Q15738374
Eigenschaften
Molare Masse 69,06 g·mol−1
Aggregatzustand

flüssig[1]

Dichte

0,974 g·cm−3[1]

Siedepunkt

92–93 °C[1]

Sicherheitshinweise
GHS-Gefahrstoffkennzeichnung[1]
Gefahrensymbol Gefahrensymbol

Gefahr

H- und P-Sätze H: 225​‐​301+331​‐​315​‐​335​‐​412
P: 210​‐​273​‐​301+310+330​‐​302+352​‐​304+340+311[1]
Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet.
Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen (0 °C, 1000 hPa).

Acetylcyanid ist eine chemische Verbindung aus der Gruppe der Nitrile.

Die früheste Synthese wurde von Hans Hübner 1861 berichtet. Acetylchlorid wurde mit Silbercyanid zwei Stunden bei 100 °C zum Rückfluss erhitzt.[2] Dies führt theoretisch zu quantitativem Umsatz unter stöchiometrisch anfallendem Silberchlorid als Nebenprodukt.

Mit der Motivation der Gewinnung von α-Ketosäuren gelang Claisen im Jahr 1887 die Synthese von Acetylcyanid durch Wasserabspaltung aus 2-Oxopropanaloxim.[3][S 1]

Wie auch Benzoylcyanid kann Acetylcyanid zur selektiven Acylierung von OH-Gruppen in Kohlenhydraten oder allgemein in Polyolen verwendet werden. Dabei sind die sauersten, axialen OH-Gruppen am reaktivsten, sogar reaktiver als primäre OH-Gruppen. Forscher der Universität Konstanz konnten 2016 zeigen, dass dieser sogenannte Cyanid-Effekt durch doppelte Wasserstoffbrückenbindung vom Polyol zum Cyanidion zustande kommt, nachdem durch den Katalysator DMAP Dissoziation des Acetylcyanids eingetreten ist. Weil diese Reaktion kinetisch kontrolliert ist, ist die Selektivität bei Durchführung in tiefkalter Lösung am höchsten. Jedoch können mitunter selbst bei Raumtemperatur gute Ergebnisse erzielt werden. Die Selektivität ist hierbei umgekehrt als bei Anhydriden als Acylierungsmittel und in der Höhe vergleichbar.[4]

Einzelnachweise

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  1. a b c d e f Datenblatt Acetylcyanid bei Sigma-Aldrich, abgerufen am 16. Oktober 2021 (PDF).Vorlage:Sigma-Aldrich/Name nicht angegeben
  2. H. Hübner: Ueber einige Zersetzungen des Acetylchlorids. In: Justus Liebigs Annalen der Chemie. Band 120, Nr. 3, 1861, S. 330–336, doi:10.1002/jlac.18611200313.
  3. L. Claisen, O. Manasse: Beiträge zur Kenntniss der Nitrosoketone. In: Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft. Band 20, Nr. 2, 1887, S. 2194–2198, doi:10.1002/cber.18870200217.
  4. Peng Peng, Michael Linseis, Rainer F. Winter, Richard R. Schmidt: Regioselective Acylation of Diols and Triols: The Cyanide Effect. In: Journal of the American Chemical Society. Band 138, Nr. 18, 11. Mai 2016, S. 6002–6009, doi:10.1021/jacs.6b02454.
  1. Externe Identifikatoren von bzw. Datenbank-Links zu 2-Oxopropanaloxim: CAS-Nr.: 31915-82-9, EG-Nr.: 628-911-4, ECHA-InfoCard: 100.157.142, PubChem: 6399095, Wikidata: Q72499036.