Adalbert Trillhaase

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Adalbert Fritz August Trillhaase (* 7. Januar 1858 in Erfurt; † 12. Mai 1936 in Niederdollendorf) war ein deutscher Maler der Richtung Naive Malerei.

Adalbert Trillhaase stammte aus einer bürgerlich-religiösen Erfurter Kaufmannsfamilie. Nach der Schule schloss er eine kaufmännische Ausbildung ab. Vor 1890 heiratete er Augusta Löhrer, eine Tochter aus einer reichen Kaufmannsfamilie aus Hattingen an der Ruhr. Um 1890 betrieb er eine Leinenfabrik in Bielefeld. Das Paar bekam drei Kinder, darunter den 1892 geborenen Sohn Siegfried, der ein Jurist und als Autodidakt Maler wurde. Trillhaase ließ sich spätestens 1894 erstmals in Düsseldorf nieder. 1896 übersiedelte mit seiner Familie nach Stuttgart, wenig später nach Hagen in Westfalen, wo er als Geschäftsführer einer Eisenfabrik arbeitete. Nachdem ihm durch den Tod des Schwiegervaters ein stattliches Erbe zugefallen war, kehrte er 1899 nach Düsseldorf zurück, legte das Vermögen in Immobilien an und verwaltete es. Zeitweise lebte er während des Ersten Weltkriegs in den Niederlanden, ab 1919 wieder in Düsseldorf.

Otto Pankok, in den 1920er Jahren gemalt von Trillhaase

Seine Zeit nutzte er fürs Lesen, hauptsächlich in Reisegeschichten und in der Bibel, insbesondere im Alten Testament. Erst in höherem Alter, spätestens jedoch 1918, begann er als Autodidakt mit dem Malen. Durch seinen Sohn Siegfried, der ebenfalls malte, wurde er 1919 mit Otto Pankok bekannt gemacht und in den Kreis um Mutter Ey eingeführt. Pankok, ein Protagonist der Künstlergruppe „Junges Rheinland“, ermunterte Trillhaase in seinen künstlerischen Anfängen. Von Künstlern der Düsseldorfer Avantgarde, die in seinem Hause verkehrten, wurde er porträtiert, etwa von Otto Dix, der gleichzeitig Mieter in einem seiner Häuser war (Die Familie des Malers A. T., 1923, Berlin, Neue Nationalgalerie[1]), oder von Karl Schwesig (Das Ehepaar Trillhaase, 1924). Auf der „Ersten Internationalen Kunstausstellung“, die Adolf Uzarski 1922 im Düsseldorfer Warenhaus Tietz veranstaltete, hatte Trillhaase mit dem Gemälde Kreuzigung sein Ausstellungsdebüt. Nach weiteren Ausstellungen, an denen er sich bis 1932 beteiligt hatte, wurde er 1933 von den Nationalsozialisten als „entarteter Künstler“ mit Malverbot belegt. Am 12. Mai 1936 starb er unbeachtet in Niederdollendorf. Die nach ihm bis zuletzt sogenannte Villa Trillhaase (Hauptstraße 248), in der seine Witwe noch längere Zeit wohnte[2], wurde 1965 abgebrochen.[3]

Der Überfall der Wölfe, 1923
Salomé und das Haupt Johannes des Täufers, 1923

Trillhaase malte häufig biblische Szenen und hinterließ einen hohen Anteil von Zeichnungen. Im Vergleich mit anderen Naiven Künstlern ist die Anzahl seiner Arbeiten gering (ca. 75 Gemälde und 250 Zeichnungen).

Seine Bedeutung liegt in der unbefangenen und erfrischend neuen Darstellung und Komposition seiner Themen. Er setzt seine kindlich-religiösen Vorstellungen in eine individuelle Bilderwelt um, die nicht idyllisch-idealisierend ist und damit ein Stereotyp der Naiven Kunst in Frage stellt.

Die oft dämonisch wirkenden Darstellungen werden als Bewältigung seiner Ängste und Aggressionen interpretiert.[4] Ob Trillhaase wirklich psychische Probleme hatte und inwieweit diese seinen Stil beeinflusst haben, lässt sich aufgrund der dürftigen Quellenlage nicht verifizieren.

Trillhaases Œuvre wird auf 75 Ölgemälde und 250 Zeichnungen geschätzt. Sein Nachlass gilt als nicht vollständig gesichert. Seine Tochter Felicitas Haller, geb. Trillhaase (genannt „Chichio“, 1894–1955), kurzzeitig Ehefrau des Bildhauers Hermann Haller, holte die Bilder in die Schweiz. Werke Trillhaases befinden sich heute beispielsweise im Clemens Sels Museum in Neuss[5], in der Sammlung Zander in Köln[6] oder im Kolumba, Kunstmuseum des Erzbistums Köln.

  • Trillhaase, Adalbert. In: Allgemeines Lexikon der bildenden Künstler des XX. Jahrhunderts. Band 4: Q–U. E. A. Seemann, Leipzig 1958, S. 471.
  • Juliane Roh: Adalbert Trillhaase. Aurel Bongers, Recklinghausen 1968.
  • Mathias T. Engels: Adalbert Trillhaase als Zeichner. Aurel Bongers, Recklinghausen 1977.
  • Adalbert Trillhaase (1858–1936). Retrospektive zum 50. Todestag. Ausstellung 14. September – 2. November 1986. Katalog und Kommentar von Gisela Götte. Clemens Sels Museum, Neuss 1986.
  • Adalbert Trillhaase (1858–1936) zum 130. Geburtstag. Katalog Remmerth und Barth, Selbstverlag, 1988.
  • Manja Wilkens: Trillhaase, Adalbert. In: De Gruyter Allgemeines Künstler-Lexikon. Die bildenden Künstler aller Zeiten und Völker. Walter de Gruyter, Berlin 2010 ff., ISBN 978-3-598-23033-2, Band 110: Toroni–Tupynambá (2021), S. 272.
  • Susanne Zander (Hrsg.): 26 Künstler*innen. Arbeiten aus der Sammlung Zander. Verlag der Buchhandlung Walther und Franz König, Köln 2023, S. 249.
Commons: Adalbert Trillhaase – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Die Familie des Malers Adalbert Trillhaase, Objektdatenblatt im Portal bildindex.de
  2. Oberkasseler Zeitung, 21. November 1940, S. 3 (zeitpunkt.nrw)
  3. Angelika Schyma: Stadt Königswinter (= Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland, Denkmäler im Rheinland, Band 23.5.). Rheinland-Verlag, Köln 1992, ISBN 3-7927-1200-8, S. 149.
  4. Juliane Roh: Adalbert Trillhaase. 1968
  5. Adalbert Trillhaase im Clemens Sels Museum. Abgerufen am 14. November 2024.
  6. Adalbert Trillhaase in der Sammlung Zander. Abgerufen am 14. November 2024.
  7. Website des Siebengebirgsmuseums