Adalbertus Ranconis de Ericinio

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Adalbertus Ranconis de Ericinio (tschechisch Vojtěch Raňkův z Ježova, lateinisch Albertus Ranconis de Ericinio; * um 1320 in Klein Jeschau, Taborer Kreis; † 15. August 1388 in Prag) war ein böhmischer Theologe und Philosoph, Rektor der Universität Paris und Kanoniker des Prager Domkapitels bei St. Veit.

Adalbert stammte aus dem Landadelgeschlecht der Raňek aus Klein Jeschau. 1346 schloss er an der Sorbonne das Studium als Meisters der sieben freien Künste ab. Danach wurde er zum Prokurator der englischen Universitätsnation und 1352 zum Mitglied der Sorbonne berufen. 1355 folgte die Ernennung zum Rektor der Sorbonne. Neben seiner Tätigkeit an der musischen Fakultät setzte er sein Studium der Philosophie fort und legte 1363 das Baccalaureat ab.

Der Aufenthalt in Paris wurde durch Aufenthalte als päpstlicher Verwalter in Avignon und in Oxford unterbrochen. Hier lernte er Richard Fitzralph († 1360) kennen und schloss mit ihm Freundschaft. Mit 46 Jahren kehrte er nach Prag zurück und wurde zum Kanoniker des Prager Domkapitels ernannt, 1369 zu dessen Scholaster. In Prag kam es zu einem theologischen Streit mit Heinrich Totting von Oyta, den Adalbert der Häresie beschuldigte und ihn deshalb bei der Kurie in Avignon anklagte. Erst 1373 wurde Heinrich durch das päpstliche Gericht in Avignon freigesprochen. Vermutlich deshalb fiel Adalbert bei Kaiser Karl IV. in Ungnade und musste Prag verlassen. Er ging wieder nach Paris, wo er den akademischen Abschluss eines Doktor der Theologie erwarb. 1375 konnte er auf Fürsprache des Erzbischofs Johann von Jenstein nach Prag zurückkehren.[1] Beim Begräbnis von Karl IV. durfte er die Grabrede halten.

Während des Abendländischen Schismas stellte er sich auf Seite des Papstes Urban VI., tolerierte aber die Gegenseite. 1386 kam es zu theologischem Zwist mit dem Prager Erzbischof und seinem früheren Förderer Johann von Jenstein. Hier trat er als Verteidiger des nationalen Staates gegen die Anhänger des päpstlichen Universalismus an und verfasste seine Meinung dazu in Apologia.

In seinen Predigten trat er als scharfer Kritiker der herrschenden Verhältnisse in der Kirche auf und freundete sich immer mehr mit dem Gedankengut der böhmischen Reformatoren an. Er korrespondierte mit Konrad von Waldhausen und war eng mit Johannes Milicius befreundet. Sein Vermögen vermachte er einer Stiftung, die bedürftige Studenten beim Studium der Theologie und Philosophie in Paris und Oxford unterstützte.

Von seinen umfangreichen Schriften ist nur noch ein Teil erhalten, der jedoch sein tiefes Wissen und seine umfangreiche Bildung zeigt. Er kannte die Bibel, beschäftigte sich mit der antiken und mittelalterlichen Literatur und hatte umfangreiches Wissen in der Philosophie, der Theologie und im Recht. In seinen philosophischen Werken setzte er sich mit Platon, Aristoteles, Seneca, Boëthius und Wilhelm von Ockham auseinander. Alle seine Schriften hatte er in Latein verfasst.

Philosophische Werke
  • Chvála filozofie, Antologie I, 1981;
  • Philosophia vera docet, 1346
Theologische Werke
  • De frequenti communione ad plebanum Martinum
  • De scismate
  • Řeč při pohřbu Karla IV., in Ján Vilikovský: Próza z doby Karla IV., 1938 (Rede anlässlich der Beisetzung Karls IV.)
Lyrische Werke

Carmen sive cantilena De evitatione amoris carnalis

  • Jaroslav Kadlec:
    • Leben und Schriften des Prager Magisters Adalbert Rankonis de Ericinio. Aus dem Nachlass von Rudolf Kolinka und Jan Vilikovský. Aschendorff, Münster 1971.
    • Mistr Vojtěch Raňkův z Ježova, Prag 1969.
  • Hermenegild Jireček: Magister Adalbertus Ranconis de Ericinio. In: Časopis Musea Království Českého, Jg. 46 (1872), S. 133–142.
  • Johann Loserth:
    • Beiträge zur Geschichte der husitischen Bewegung. Nachträgliche Bemerkungen zu dem Magister Adalbertus Ranconis de Ericinio. In: Mitteilungen des Vereins für Geschichte der Deutschen in Böhmen, Jg. 17 (1879), S. 198–213.
    • Beiträge zur Geschichte der husitischen Bewegung II. Der Magister Adalbertus Ranconis de Ericinio. In: Archiv für österreichische Geschichte. Jg. 57 (1879), 203–276.
  • Ferdinand Tadra: Mistr Vojtěch, professor učení Pařížského a scholastik kostela Pražského. In: Časopis Musea Království Českého, Jg. 53 (1879), S. 558–560.
  • Ján Vilikovský: Latinská poezie v středověkých Čechách, Teil I: Mistr Vojtěch Raňkův a jeho komentátor. In: Bratislava. Časopis Ucené Spolecnosti Safaríkovy v Bratislave, Jg. 4 (1930), S. 87–128 (Übersetzung des tschechischen Titels: Lateinische Poesie im mittelalterlichen Böhmen, Teil I: Magister Adalbertus Ranconis und sein Kommentator).
  • Paul Lehmann: Mitteilungen aus Handschriften, VII: Albertus Ranconis de Ericinio. In: Sitzungsberichte der Königlichen Bayerischen Akademie der Wissenschaften. Philosophisch-Historische Abteilung, Bd. 10. Verlag der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, München 1942, S. 3–28.
  • František Michálek Bartoš: Dva slavní rodáci podblaničtí. M. Matěj z Janova a Vojtěch Raňkův z Ježova. Jihoceska spolecnost, Tb̀or 1952.
  • Franz Josef Worstbrock: Adalbert Rankonis de Ericinio. In: 2VL Bd. 1 (1978), 35–41.
  • Johann Friedrich von SchulteRanconis, Adalbert. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 27, Duncker & Humblot, Leipzig 1888, S. 226 f.

Einzelnachweise

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  1. Franz Machilek: Ludolf von Sagan und seine Stellung in der Auseinandersetzung um Konziliarismus und Hussitismus. Wissenschaftliche Materialien und Beiträge zur Geschichte und Landeskunde der Böhmischen Länder. Heft 8, Verlag Robert Lerche München, 1967, S. 15f.