Adam Bartold Ludwig von Lützow

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Stammwappen derer von Lützow

Adam Bartold Ludwig von Lützow, auch Adam Barthold Ludwig von Lützow, ab 1862 Adam Bartold Ludwig Freiherr von Lützow genannt von Dorgelo (* 19. Dezember 1792 in Wölzow, heute Ortsteil von Wittenburg[1]; † 29. September 1871 in Nieder-Girbigsdorf, heute Ortsteil von Schöpstal) war ein deutscher Verwaltungsjurist, oldenburgischer Kammerherr und Abgeordneter.

Adam Bartold Ludwig von Lützow entstammte dem mecklenburgischen Uradelsgeschlechts von Lützow. Er war ein Sohn des Hauptmanns Ludwig von Lützow auf Wöltzow/Wölzow und dessen Frau Wilhelmina, geb. von Linstow. Sein Großvater Egidius Barthold von Lützow (1713–1791) war 1755 einer der Unterzeichner des Landesgrundgesetzlichen Erbvergleichs gewesen.

Er studierte Recht- und Staatswissenschaften. Nach seinem Examen trat er als Kammerjunker und Landgerichts-Auditor in den Dienst des Großherzogtums Oldenburg. Im Herbst 1819 wurde er Günther von Berg, dem oldenburgischen Gesandten bei den Verhandlungen zur Wiener Schlussakte, als Legationssekretär beigegeben. Er begleitete Berg auch zur Bundesversammlung in Frankfurt am Main im Mai 1820.[2] Schon bald ernannte ihn der Großherzog Peter Friedrich Ludwig zum Kammerherrn, einem der Dienstthuenden Hof-Cavaliere und zum Reisemarschall. 1825 ließ er sich in Oldenburg die heute denkmalgeschützte Villa Cloppenburger Straße 2/4 erbauen.[3] 1830 wurde er Regierungsrat. 1832 erwarb er zu einem geringen Preis das Gut Lethe (Ahlhorn (Großenkneten)). Er ließ sämtliche alten Gebäude, auch die Kapelle, abbrechen und legte eine große Brennerei und weitere Gutsgebäude an, die erhalten sind und heute unter Denkmalschutz stehen. Da der wirtschaftliche Erfolg ausblieb, verkaufte er 1852 das Gut an den Kaufmann A. Pöppelmann.[4]

Um 1845 schied er aus dem Hofdienst aus.[5] Er erwarb 1846 zwei Hufen Land in Cleve (Rensefeld) im damals oldenburgischen Fürstentum Lübeck, ließ sie zusammenlegen und errichtete darauf einen Hof, den er bis 1855 behielt.[6] Weiteren Landbesitz hatte er in Höven (1855–1864, siehe unten) und zuletzt in Nieder-Girbigsdorf (heute Ortsteil von Schöpstal) im heutigen Landkreis Görlitz.

Adam Bartold Ludwig von Lützow galt in seinen Ansichten als liberal und setzte sich für eine bürgerliche und wirtschaftliche Gleichstellung der jüdischen Bevölkerung ein.[7] Während der Revolution 1848 wurde er als Abgeordneter für das Amt Oldenburg Mitglied der Versammlung der 34, des Vorparlaments des Oldenburgischen Landtags.

1854 kam er als Abgeordneter des Wahlkreises des Fürstentums Lübeck erneut in den Oldenburgischen Landtag, schied jedoch nach kurzer Zeit wieder aus.[8]

Von seinem Großonkel und Patenonkel, dem oldenburgischen Hofmarschall Adam Levin von Dorgelo (1733–1827)[9] auf Höven war er als Erbe eingesetzt worden. Als „Universalerbe und Substitut für dessen Neffen und nächsten Erben, den am 19. Oktober 1855 ohne männliche Descendenz verstorbenen August Wilhelm Anton von Dorgelo“ erhielt Adam Bartold Ludwig von Lützow durch preußische Kabinettsorder vom 16. Juli 1862 die Erlaubnis zur Fortführung des Freiherrntitels und zur Annahme des Prädikats von Dorgelo.[10] Er und seine Nachkommen nannten sich danach Freiherr von Lützow genannt von Dorgelo.

Bei seinem Aufenthalt in Wien hatte Adam Bartold Ludwig von Lützow 1820 Clara Freiin von Geymüller (1801–1872) geheiratet, eine Tochter des schweizerisch-österreichischen Unternehmers und Bankiers Johann Heinrich von Geymüller. Auch sie galt als liberal.[11]

Das Paar hatte fünf Kinder:

  • (Heinrich Jakob) Ludwig Freiherr von Lützow genannt von Dorgelo (1824–1899), oldenburgischer Kammerherr, preußischer Oberst
  • Betty (1826–) ⚭ Heinrich von der Lancken
  • Ulla (1831–) ⚭ Chlodwig von Sydow
  • Rudolf (1836–), preußischer Rittmeister
  • Wilhelmine (1839–) ⚭ Richard von Cranach auf Nieder-Girbigsdorf

Das Familiengrab Lützow/Cranach ist auf dem Kirchhof an der Kirche von Ebersbach (Schöpstal) erhalten.[12]

  • Gothaisches genealogisches Taschenbuch der freiherrlichen Häuser 27 (1877), S. 527 f

Einzelnachweise

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  1. Nach dem Taufeintrag der Kirche zu Wittenburg vom 21. Dezember 1792, abgerufen über ancestry.com; aus Cleve bei Lübeck (= Cleve (Rensefeld)) in Gothaisches Genealogisches Taschenbuch 1877, S. 528 ist eine Verwechslung mit späterem Besitz
  2. Martin Sellmann: Günther Heinrich von Berg 1765–1843. Heinz Holzberg Verlag, Oldenburg 1982, ISBN 3-87358-158-2., S. 165,179
  3. Ewald Gäßler: Klassizismus: Baukunst in Oldenburg, 1785-1860. Oldenburg Isensee 1991 ISBN 978-3-89442-108-3, S. 161
  4. Nach Carl Ludwig Niemann: Das Oldenburgische Münsterland in seiner geschichtlichen Entwicklung. Schulzesche Hof-Buchhandlung und Hof-Buchdruckerei, Oldenburg (Nachdruck: Schuster, Leer 1976), Band 2, S. 133, siehe auch Liste der Baudenkmale in Großenkneten#Gut Lethe
  5. Nicht mehr aufgeführt in Oldenburgischer Staatskalender 1846
  6. Johannes von Schröder: Topographie des Herzogthums Holstein, des Fürstenthums Lübeck und der freien Städte Hamburg und Lübeck. 2. Auflage 1855, Band 1: A–H Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3D%7B%7B%7B1%7D%7D%7D~GB%3D~IA%3D~MDZ%3D%0A10457349~SZ%3D5~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D, S. 298
  7. Roland Tasch: Samson Raphael Hirsch. (= Studia Judaica 59 ISSN 0585-5306), Berlin: de Gruyter 2011, ISBN 978-3-11-025109-8, S. 56 Anm. 156
  8. 7. (außerordentlicher) Landtag 1854, Austritt des Abgeordneten von Lützow zu Cleve aus dem Landtag
  9. Siehe Neuer Nekrolog der Deutschen 1829., S. 865 Nr. 321
  10. Gothaisches genealogisches Taschenbuch der freiherrlichen Häuser 27 (1877), S. 527 f
  11. Sie soll 1848 den Aufruf „An die Frauen in Wien“ unterzeichnet haben, nach Geymüller Clara Baronin von in „biografiA. biografische datenbank und lexikon österreichischer frauen“, abgerufen am 23. April 2024 - dies ist allerdings eine Verwechslung mit ihrer Schwägerin, der 1857 in Schloss Hollenburg verstorbenen Clara Baronin von Geymüller, geb. Forgang, der Witwe des Johann Jakob von Geymüller. Als seit 28 Jahren verheiratete von Lützow hätte sie auch nicht als Clara Baronin von Geymüller unterzeichnet
  12. Siehe Cranach und die Oberlausitz, in: Stadtbild Görlitz 16 (2015), S. 18f (Digitalisat)
  13. Orden nach Oldenburgischer Staatskalender 1845, S. 25