Agrippinische Sibylle

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Zugeschrieben Jan van den Hoecke, Sibilla Agrippina, ca. 1630, Museum Kunstpalast, Düsseldorf
Sibilla Agrippina mit Propheten, Glasfenster in der Kathedrale von Auch, Frankreich (1503)

Agrippinische Sibylle, lateinisch Sibylla Agrippina ist der Name einer Sibylle, die zusammen mit der Europäischen Sibylle im Mittelalter den in der Spätantike von Laktanz aufgelisteten zehn[1] Sibyllen hinzugefügt wurde. Somit ergab sich eine den kleinen Propheten des Zwölfprophetenbuchs des Alten Testaments gleiche Zahl von Frauen, die damals als pagane Verkünderin einer Gotteserwartung angesehen wurden.[2]

Trotz ihrer indirekten Entstehung aus der Sibyllentradition der Antike hat die Agrippinische Sibylle keinerlei weiteren Bezug zur klassischen Mythologie und ist in der Antike in keinerlei Weise zu finden.

Motiv der Kunst

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Obwohl in der Kunst der Gotik und Renaissance Sibyllen ein häufig anzutreffendes Motiv sind, so wird die Agrippinische Sibylle jedoch vor ca. 1500 nicht dargestellt. Ab und zu findet man sie danach in einigen Gruppen von solchen Frauen, so z. B. an folgenden Orten:

  • Tours, Frankreich, als Illumination in einem Manuskript mit Prophezeiung der zwölf Sibyllen von 1490[3]
  • Auch, Frankreich, in der Kathedrale in einem der von Arnaud de Moes zwischen 1503 und 1513 erschaffenen Glasfenstern[4] mit Sibyllen und Propheten
  • Passau, Deutschland, im Dom Sankt Stephan als eine Zwickelbild in dem von Carpoforo Tencalla geschaffenen Deckenbildern des Zyklus mit mehreren Sibyllen von 1682
  • aus Holland die Agrippina des Abraham Janssens (ca. 1575–1632), heute Düsseldorf, museum kunst palast

In den Kupferstichen mit Folgen von Sibyllen der Renaissance ist sie dann eher anzutreffen, so z. B. Die Agrippinische Sibylle in der Folge von Claude Vignon[5] von 1593 oder die Sibylla Agrippina in der Folge herausgegeben um 1615 von Crispin de Passe dem Älteren.[6]

Die Agrippinische Sibylle wurde ab dem beginnenden Barock manchmal – und als einzige unter der Sibyllen – als Frau des Afrikanischen Kontinents interpretiert und dargestellt. Dies wird kunsthistorisch als eine damals noch ungewöhnliche Anerkennung des Wissen, des Sehertums und der Attraktivität von Frauen aus dieser Region angesehen.[7]

Einzelnachweise

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  1. Des Lucius Caelius Firmianus Lactantius Schriften. Aus dem Lateinischen übersetzt von Aloys Hartl. (Bibliothek der Kirchenväter, 1. Reihe, Band 36) München 1919. 5. Kapitel
  2. vgl. z. B. H. Schedel (Hrsg.): Weltchronik, 1493, Blatt XXXVI bei Wikisource
  3. Sibyllae et prophetae de Christo Salvatore vaticinantes, Tours 1490 – 1500, Bayrische Staatsbibliothek Cod.icon. 414
  4. J. Droste-Hennings; T. Droste: DuMont Kunst-Reiseführer Frankreich Der Südwesten. Die Landschaften zwischen Zentralmassiv, Atlantik und Pyrenäen (DuMont Kunst-Reiseführer), DuMont Reiseverlag 2007, S. 284–285.
  5. Dresden, Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Kupferstich-Kabinett
  6. London, The British Museum, aus der Sammlung Horace Walpole
  7. s. a. E. Schreuder: Black people in the art of the Low Countries, Katalog zur Ausstellung von Juli bis Oktober 2008 in Amsterdam (Nationale Stichting De Nieuwe Kerk). Waanders 2008, Englische Ausgabe.