Ahlfeldit

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Ahlfeldit
Ahlfeldit (rosa) mit Chalkomenit (blau) und Alfredopetrovit (farblos bis grau) aus der El Dragón Mine, Provinz Antonio Quijarro, Potosi, Bolivien
(Größe: 1,3 cm × 0,7 cm × 0,8 cm)
Allgemeines und Klassifikation
IMA-Symbol

Afe[1]

Andere Namen
  • Nickelseleniat[2]
Chemische Formel
Mineralklasse
(und ggf. Abteilung)
Oxide und Hydroxide
System-Nummer nach
Strunz (8. Aufl.)
Lapis-Systematik
(nach Strunz und Weiß)
Strunz (9. Aufl.)
Dana

IV/G.02b
IV/K.07-030

4.JH.10
34.02.03.03
Kristallographische Daten
Kristallsystem monoklin
Kristallklasse; Symbol monoklin-prismatisch; 2/m[6]
Raumgruppe P21/n (Nr. 14, Stellung 2)Vorlage:Raumgruppe/14.2[3]
Gitterparameter a = 7,52 Å; b = 8,75 Å; c = 6,44 Å
β = 99,0°[3]
Formeleinheiten Z = 4[3]
Häufige Kristallflächen {110}, {011}, {032}, {103}, {101}[7]
Physikalische Eigenschaften
Mohshärte 2 bis 2,5[7]
Dichte (g/cm3) gemessen: 3,37(2); berechnet: 3,51[7]
Spaltbarkeit gut nach {110} und {103}[7]
Bruch; Tenazität spröde[7]
Farbe hellgrün, apfelgrün, olivgrün, braun, bräunlichrosa[7]
Strichfarbe blassgrün bis weiß[5]
Transparenz durchsichtig[7]
Glanz Glasglanz[7]
Kristalloptik
Brechungsindizes nα = 1,709[8]
nβ = 1,752[8]
nγ = 1,787[8]
Doppelbrechung δ = 0,078[8]
Optischer Charakter zweiachsig negativ
Achsenwinkel 2V = 85° (gemessen); 82° (berechnet)[8]
Pleochroismus Sichtbar:[8]
X = hellgrün
Y = hellrosa
Z = rosa

Ahlfeldit ist ein sehr selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Oxide und Hydroxide“ (einschließlich V[5,6]-Vanadate, Arsenite, Antimonite, Bismutite, Sulfite, Selenite, Tellurite, Iodate) mit der idealisierten chemischen Zusammensetzung Ni(SeO3)·2H2O[3][4] und damit chemisch gesehen ein wasserhaltiges Nickel-Selenit.

Ahlfeldit kristallisiert im monoklinen Kristallsystem, entwickelt aber nur selten mit bloßem Auge sichtbare Kristalle bis etwa einem Millimeter Größe mit einem glasähnlichen Glanz auf den Oberflächen. Bisher fand er sich überwiegend in Form kugeliger Mineral-Aggregate und krustiger Überzüge von hell-, apfel- oder olivgrüner sowie bräunlichrosa bis brauner Farbe. Auf der Strichtafel hinterlässt Ahlfeldit einen blassgrünen bis weißen Strich.

Mit Cobaltomenit (CoSeO3·2H2O) bildet Ahlfeldit eine Mischkristallreihe[7] und die Mischformel kann entsprechend mit (Ni,Co)[SeO3]·2H2O[5] angegeben werden.

Etymologie und Geschichte

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Der Erstbeschreibung von Robert Herzenberg und Friedrich Ahlfeld zufolge wurde 1923 nahe der Blei-Silbermine Hiaco und etwa 30 km ostnordöstlich von Colquechaca in der Provinz Chayanta im bolivianischen Departamento Potosí ein reichhaltiger Silbererz-Gang entdeckt, der sich aber aufgrund der ungünstigen Erzverteilung und des brüchigen Nebengesteins als nicht abbaubar erwies. Die von Bergingenieur Hans Block gesammelten Mineralproben aus diesem Erzgang wurden 1935 durch Herzenberg und Ahlfeld analysiert. Sie konnten darin zwei bisher unbekannte Selen-Minerale entdecken. Das eine mit der chemischen Zusammensetzung (Cu,Ni)Se2 benannte Herzenberg zu Ehren seines Entdeckers Blockit. Für das andere, dass sich durch qualitative Untersuchungen als Nickel-Seleniat erwies, schlug Herzenberg den Namen Ahlfeldit vor.[9]

Als Typlokalität gilt allerdings die Silbergrube Mina Virgen de Surumi (auch Pacajake Mine) auf der Hiaco gegenüberliegenden Seite des Pakajake Canyon, wobei der Name Pacajake Mine eine weit verbreitete Fehlbezeichnung sein soll. Die bekannten Selenminerale dieser Gegend wurden zudem oft fälschlich entweder Hiaco oder der 28 km südwestlich liegenden Colquechaca-Mine zugeschrieben.[10]

Das Typmaterial von Ahlfeldit wird im Natural History Museum in London (England) unter der Katalog-Nr. 1972,347 aufbewahrt.[11]

Bereits in der veralteten 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Ahlfeldit zur Mineralklasse der „Oxide und Hydroxide“ und dort zur Abteilung der „Arsenite, Selenite, Tellurite und Jodate“, wo er zusammen mit Cobaltomenit und Molybdomenit die „Cobaltomenit-Reihe“ mit der System-Nr. IV/G.02b bildete.

Im zuletzt 2018 überarbeiteten und aktualisierten Lapis-Mineralienverzeichnis nach Stefan Weiß, das sich aus Rücksicht auf private Sammler und institutionelle Sammlungen noch nach dieser klassischen Systematik von Karl Hugo Strunz richtet, erhielt das Mineral die System- und Mineral-Nr. IV/K.07-30. In der „Lapis-Systematik“ entspricht dies der Abteilung „Sulfite, Selenite, Tellurite“ (mit Baugruppen [XO3]2- und Verwandte), wo Ahlfeldit zusammen mit Cobaltomenit, Klinochalkomenit, Millsit und Nestolait eine gemeinsame, aber unbenannte Gruppe bildet.[5]

Die seit 2001 gültige und von der International Mineralogical Association (IMA) bis 2009 aktualisierte[12] 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Ahlfeldit ebenfalls in die Klasse der „Oxide und Hydroxide“ und dort in die Abteilung der „Arsenite, Antimonite, Bismutite, Sulfite, Selenite, Tellurite; Iodate“ ein. Diese ist allerdings weiter unterteilt nach, so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung „Selenite ohne zusätzliche Anionen; mit H2O“ zu finden ist, wo es zusammen mit Cobaltomenit und Klinochalkomenit die „Cobaltomenit-Gruppe“ mit der System-Nr. 4.JH.10 bildet.

Die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Ahlfeldit dagegen in die Klasse der „Sulfate, Chromate und Molybdate“ und dort in die Abteilung der „Selenite, Tellurite und Sulfite“ ein. Hier ist er in der unbenannten Gruppe 34.02.03 innerhalb der Unterabteilung „Selenite - Tellurite - Sulfite mit A2+XO3 × x(H2O)“ zu finden.

Die idealisierte, theoretische Zusammensetzung von Ahlfeldit (Ni(SeO3)·2H2O) besteht aus 58,69 % Nickel (Ni), 35,62 % Selen (Se), 36,04 % Sauerstoff (O) und 1,82 % Wasserstoff (H). Aufgrund der Mischkristallbildung mit Cobaltomenit ist allerdings meist ein Teil des Nickels durch Cobalt (Co) ersetzt (substituiert).

Kristallstruktur

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Ahlfeldit kristallisiert isotyp mit Cobaltomenit[13] monoklin in der Raumgruppe P21/n (Raumgruppen-Nr. 14, Stellung 2)Vorlage:Raumgruppe/14.2 mit den Gitterparametern a = 7,52 Å; b = 8,75 Å; c = 6,44 Å und β = 99,0° sowie vier Formeleinheiten pro Elementarzelle.[3]

Bildung und Fundorte

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Ahlfeldit bildet sich sekundär als Umwandlungsprodukt aus nickelhaltigen Seleniden und Sulfiden. Als Begleitminerale treten unter anderem Anglesit, Cerussit, Chalkomenit, Goethit, Lepidokrokit, Olsacherit und Penroseit auf.

Außer an seiner Typlokalität, der Silbergrube Mina Virgen de Surumi in der Provinz Chayanta, konnte das Mineral bisher nur noch in dem ehemaligen Bergwerk „El Dragón“ (englisch El Dragón Mine) in der ebenfalls zum bolivianischen Departamento Potosí gehörenden Provinz Antonio Quijarro entdeckt werden (Stand 2019).[14]

  • Robert Herzenberg, Friedrich Ahlfeld: Blockit, ein neues seienerz aus Bolivien. In: Zentralblatt für Mineralogie, Geologie und Paläontologie. Band 6, 1935, S. 277–279 (online verfügbar bei rruff.info [PDF; 217 kB; abgerufen am 12. Februar 2019]).
  • W. F. Foshag: New Mineral Names. In: American Mineralogist. Band 20, 1935, S. 678-678 (englisch, online verfügbar bei rruff.info [PDF; 61 kB; abgerufen am 12. Februar 2019]).
  • M. Wildner: Crystal structure refinements of synthetic cobaltomenite (CoSeO3·2H2O) and ahlfeldite (NiSeO3·2H2O). In: Neues Jahrbuch für Mineralogie, Monatshefte. 1990, S. 353–362 (englisch).
Commons: Ahlfeldite – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

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  1. Laurence N. Warr: IMA–CNMNC approved mineral symbols. In: Mineralogical Magazine. Band 85, 2021, S. 291–320, doi:10.1180/mgm.2021.43 (englisch, cambridge.org [PDF; 320 kB; abgerufen am 5. Januar 2023]).
  2. Paul Ramdohr: Zwei neue mineralien. In: Zentralblatt für Mineralogie, Geologie und Paläontologie. Abt. A. Band 6, 1935, S. 189-189 (online verfügbar bei rruff.info [PDF; 80 kB; abgerufen am 12. Februar 2019]).
  3. a b c d e Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. Chemical-structural Mineral Classification System. 9. Auflage. E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 273 (englisch).
  4. a b Malcolm Back, Cristian Biagioni, William D. Birch, Michel Blondieau, Hans-Peter Boja und andere: The New IMA List of Minerals – A Work in Progress – Updated: July 2024. (PDF; 3,6 MB) In: cnmnc.units.it. IMA/CNMNC, Marco Pasero, Juli 2024, abgerufen am 13. August 2024 (englisch).
  5. a b c d Stefan Weiß: Das große Lapis Mineralienverzeichnis. Alle Mineralien von A – Z und ihre Eigenschaften. Stand 03/2018. 7., vollkommen neu bearbeitete und ergänzte Auflage. Weise, München 2018, ISBN 978-3-921656-83-9.
  6. David Barthelmy: Ahlfeldite Mineral Data. In: webmineral.com. Abgerufen am 11. Februar 2019 (englisch).
  7. a b c d e f g h i Ahlfeldite. In: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.): Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America. 2001 (englisch, handbookofmineralogy.org [PDF; 68 kB; abgerufen am 11. Februar 2019]).
  8. a b c d e f Ahlfeldite. In: mindat.org. Hudson Institute of Mineralogy, abgerufen am 11. Februar 2019 (englisch).
  9. Robert Herzenberg, Friedrich Ahlfeld: Blockit, ein neues seienerz aus Bolivien. In: Zentralblatt für Mineralogie, Geologie und Paläontologie. Band 6, 1935, S. 277–279 (online verfügbar bei rruff.info [PDF; 217 kB; abgerufen am 12. Februar 2019]).
  10. Typlokalität Virgen de Surumi mine (Pacajake mine; Pakajake mine), Pakajake Canyon (Pacajake Canyon), Chayanta Province, Potosí, Bolivia. In: mindat.org. Hudson Institute of Mineralogy, abgerufen am 26. Februar 2019 (englisch).
  11. Catalogue of type mineral specimens – W. (PDF; 59 kB) In: smmp.net. Commission on Museums (IMA), 1. Juni 2007, abgerufen am 5. Februar 2019 (englisch).
  12. Ernest H. Nickel, Monte C. Nichols: IMA/CNMNC List of Minerals 2009. (PDF; 1,9 MB) In: cnmnc.units.it. IMA/CNMNC, Januar 2009, archiviert vom Original am 29. Juli 2024; abgerufen am 30. Juli 2024 (englisch).
  13. Friedrich Klockmann: Klockmanns Lehrbuch der Mineralogie. Hrsg.: Paul Ramdohr, Hugo Strunz. 16. Auflage. Enke, Stuttgart 1978, ISBN 3-432-82986-8, S. 561 (Erstausgabe: 1891).
  14. Fundortliste für Ahlfeldit beim Mineralienatlas und bei Mindat