Ahmose Nefertari

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
(Weitergeleitet von Ahmosenefertari)
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Ahmose Nefertari in Hieroglyphen
N12
F31
F35X1M17D21
Z4
Ahmose Nefertari
(Ah mose Nefert ari)
Jˁḥ ms Nfrt jry
Der Mond(gott) ist geboren, Die Schönste davon[1]
Holzstatue (posthume Verehrung)
im Ägyptischen Museum Berlin (Inv.-Nr. 6908)

Ahmose Nefertari, auch Iahmose Nefertari oder Ahmes-Nefertari (* um 1562 v. Chr.; † um 1495 v. Chr.) war eine altägyptische Königin der 18. Dynastie und Schwestergemahlin des Pharaos Ahmose I.

Die Herkunft von Ahmose Nefertari ist nicht eindeutig geklärt. Mit dem Titel „Tochter einer Großen Königsgemahlin“ gehörte sie wahrscheinlich einer Hauptlinie der Ahmosiden an, war also entweder die Tochter von Seqenenre und Ahhotep I. oder von Kamose und Ahhotep II. Ihr Gatte und Halbbruder war Ahmose I. Als Vollschwester kann sie ausgeschlossen werden, da die Skelette beider Mumien deutliche Unterschiede aufwiesen.[2] Sicher belegt sind drei Söhne und zwei Töchter[3], wobei die meisten Kinder wohl in einem sehr jungen Alter verstarben. Ahmose Nefertari überlebte ihren Sohn Amenophis I. Sie starb in der Regierungszeit von Thutmosis I. im Alter von etwa 70 Jahren.

Ahmose Nefertari und Amenophis I.

Königin Ahmose Nefertari führte zahlreiche Titel: Sie war „Königstochter“, „Königsschwester“, „Große königliche Gemahlin“, „Königsmutter“ und „Herrin der beiden Länder“. Unter ihrem Bruder und Gatten Ahmose I. ist erstmals ihr Titel „Gottesgemahlin des Amun“ belegt, der vielleicht[4] zur Sicherung der Thronansprüche durch göttliche Abstammung eingeführt wurde, wobei der Reichsgott Amun in der Gestalt des irdischen Gemahls den Thronfolger zeugt. Nachträglich wurde Ahmose Nefertari außerdem das Priesteramt einer „Gotteshand des Amun“ verliehen.[5]

Eine im Tempel von Karnak gefundene Stele berichtet von dem Verkauf ihres hohen Priesteramtes eines „Zweiten Propheten des Amun“ an den Bruder, König Ahmose, wodurch sie in den Besitz von eigenen Ländereien gelangte.[6] Ihr persönlicher Reichtum ermöglichte ihr eine beispiellose Darbietung ritueller Opfer in ganz Ägypten. Hierauf finden sich Hinweise in Abydos, Theben, Serabit el-Chadim und sogar im Sinai.

Ahmose Nefertari überlebte ihren Brudergatten Ahmose I. und übernahm vermutlich für den noch unmündigen Sohn Amenophis I. die Regentschaft. Nach dem Tod von Amenophis I., der ohne Nachkommen war, hatte sie durch ihre überragende Stellung maßgeblichen Einfluss bei der Bestimmung Thutmosis I. als Nachfolger, so dass sich bei dem Dynastiewechsel die Thronfolge ohne Wirren vollzog.[7]

Darstellungen und Verehrung

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Darstellung der Ahmose Nefertari in Grab TT359

Nach dem Tod der Ahmose Nefertari und Amenophis’ I. wurden beide in der Region von Deir el-Medina als Schutzgottheiten verehrt. Dort lebten die „Diener an der Stätte der Maat“: Handwerker und Künstler, welche die Gräber im Tal der Könige und später auch im Tal der Königinnen, schufen. Hier finden sich in etwa fünfzig Privatgräbern Abbildungen der Königin, die sie als „Herrin des Himmels“ oder „Edle des Westens“ zeigen, und sie somit als Göttin der Wiedergeburt darstellen. Oft wird sie deshalb, wie beispielsweise in Grab TT359, dem Grab des Inihercha, mit schwarzer Hautfarbe dargestellt, die als Symbol für Fruchtbarkeit und Wiedergeburt steht. Darüber hinaus wurde Ahmose Nefertari in ihrem Totentempel in Dra Abu el-Naga von einem eigenen Priesterkollegium kultisch versorgt.[8] Auch in königlichen Kultbauten ist sie als Gottheit dargestellt: in Karnak, wo sie Ramses II. „Leben und Gesundheit“ verheißt, ferner im Ramesseum und in Abydos, sowie im Totentempel Sethos I. in el-Qurna, wo sie auf ihrer Götterbarke am Talfest teilnimmt.[9] Der letzte Beleg, der die göttliche Ahmose Nefertari erwähnt, stammt aus der 21. Dynastie.[10]

Grabstätte und Mumie

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Sarg der Ahmose Nefertari befand sich bei seiner Entdeckung in der sogenannten „Cachette von Deir el-Bahari“ (DB/TT320). Grabräuber hatten die Mumie in ihrer früheren, eigentlichen Grabanlage in Dra Abu el-Naga (AN B) beschädigt und ihre rechte Hand abgebrochen, die sie nach Entfernung des Schmucks wieder zurücklegten. Ihr Sarg ist ein monumentaler Rischi-Sarg von fast drei Metern Länge und gehört zu den bedeutendsten Kunstwerken der frühen 18. Dynastie. Er stellt die Königin mit der Federkrone des Reichsgottes Amun dar. Ihre Arme sind über die Brust gekreuzt und halten Anch-Zeichen.[11]

Emil Brugsch wickelte die Mumie der Ahmose Nefertari im September 1885 aus, begrub sie jedoch vorerst auf dem Museumsgelände in Kairo, da die Überreste der Königin unangenehm rochen. Einige Zeit später erfolgte die Untersuchung, bei der festgestellt wurde, dass Ahmose Nefertari im Alter von ungefähr 70 Jahren gestorben war. Dem dünnen Haar waren zum Teil künstliche Zöpfe eingeflochten worden, um es voller erscheinen zu lassen.[12] Die Mumie Ahmose Nefertaris befindet sich heute im Ägyptischen Museum von Kairo.

  • Christiane Desroches Noblecourt: La femme au temps des Pharaons. Éditions Stock, Paris 1986, ISBN 2-234-01941-9.
  • Aidan Dodson, Dyan Hilton: The Complete Royal Families of Ancient Egypt. Thames & Hudson, London 2004, ISBN 0-500-05128-3.
  • Michel Gitton: Ahmose Nofretere. In: Wolfgang Helck (Hrsg.): Lexikon der Ägyptologie (LÄ). Band I, Harrassowitz, Wiesbaden 1975, ISBN 3-447-01670-1, Sp. 102–109.
  • Michel Gitton: L’Épouse du Dieu Ahmes Néfertary. Documents sur sa vie et son culte posthume. In: Annales littéraires de l’Université de Besançon (= Centre de recherches d’histoire ancienne. Bd. 15). Les Belles Lettres, Paris 1981.
  • Alfred Grimm, Sylvia Schoske: Im Zeichen des Mondes. Ägypten zu Beginn des Neuen Reiches (= Schriften aus der Ägyptischen Sammlung. Band 7). Staatliche Sammlung Ägyptischer Kunst, München 1999, ISBN 3-87490-691-4.
  • Gay Robins: Women in Ancient Egypt. Harvard University Press, Cambridge MA 1993, ISBN 0-674-95468-8.
  • Hermann A. Schlögl: Das alte Ägypten (= Beck’sche Reihe 2305, C. H. Beck Wissen). 3., durchgesehene Auflage. Beck, München 2008, ISBN 978-3-406-48005-8.
  • Joyce Tyldesley: Die Königinnen des Alten Ägypten. Von den frühen Dynastien bis zum Tod Kleopatras. Koehler & Amelang, Leipzig 2008, ISBN 978-3-7338-0358-2, S. 88–90.
Commons: Ahmose Nefertari – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  1. Hermann Ranke: Die ägyptischen Personennamen. Band 1: Verzeichnis der Namen. Augustin, Glückstadt 1935, S. 12 und 201 (online als PDF).
  2. Alfred Grimm, Sylvia Schoske: Im Zeichen des Mondes. S. 42.
  3. Ahmose-Ankh, Amenophis I., Siamun, Satamun und Meritamun: Aidan Dodson, Dyan Hilton: The Complete Royal Families of Egypt. S. 126–129.
  4. Weder die Mutter der Hatschepsut, Königin Ahmose, noch Mutemwia, Mutter Amenophis III., führten diesen Titel. Siehe: Gay Robins: Women in Ancient Egypt. S. 151.
  5. Constantin Emil Sander-Hansen: Das Gottesweib des Amun (= Historisk-filologiske skrifter. Bd. 1, Nr. 1, ZDB-ID 204516-3). Munksgaard, København 1940, S. 11.
  6. Christiane Desroches Noblecourt: La femme au temps des Pharaons. S. 67. So auch: Michel Gitton: La résiliation d’une fonction religieuse: Nouvelle interprétation de la stèle de donation d’Ahmès Néfertary. In: Bulletin de l’Institut français d’archéologie Orientale. Vol. 76, 1976, ISSN 0255-0962, S. 65–89, S. 71, online (PDF; 2,46 MB): „[Appartenait] la fonction de deuxième Prophète d’Amon à l’Épouse du Dieu“. Da der Text an einer wesentlichen Stelle eine Lücke aufweist, kann es sich allerdings auch um eine Übereignung des Priesteramtes mitsamt Domäne und Personal handeln: Bernadette Menu: La „stèle“ d’Ahmès Néfertary dans son contexte historique et juridique. In: Bulletin de l’Institut français d’archéologie Orientale. Vol. 77, 1977, S. 89–100, hier S. 89,online (PDF; 1,05 MB): „Le roi Ahmosis investit son épouse Ahmès Nefertary d’une fonction religieuse afin de la doter.
  7. Aus der Botschaft Thutmosis’ I. an Turi, den Vizekönig von Nubien: „Eine Mitteilung ist dies, um dich es wissen zu lassen, dass das Königshaus wohlbehalten und heil ist. Jahr I, Monat 8 der Wintersjahreszeit, Tag 21, am Tage des Festes der Krönung.“ (= Urkunden des aegyptischen Altertums. Deutsche Abteilung. IV (Urk IV), S. 81).
  8. Michel Gitton: L’Épouse du Dieu Ahmes Néfertary. S. 80–82.
  9. Michel Gitton: L’Épouse du Dieu Ahmes Néfertary. S. 59 u. 76.
  10. Michel Gitton: L’Épouse du Dieu Ahmes Néfertary. S. 91.
  11. Bild des Sarges
  12. Joyce Tyldesley: Die Königinnen des Alten Ägypten. S. 90