Aires (Unternehmen)
Aires war ein japanischer Kamerahersteller, der von 1950 bis 1960 tätig war. Von 1949 bis 1950 war das Unternehmen als Yallu Optik AG bekannt.
Firmengeschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Gegründet 1949 als Yallu Optik AG (japanisch ヤルー光学株式会社, Yarū Kōgaku K.K., auch englisch Yallu Optical Co.,Ltd.) mit Sitz in 6-banchi, Shiba Shin-Sakurada-cho, Minato-ku, Tokio (heute Nishi-Shinbashi), machte das Unternehmen mit dem Prototyp einer zweiäugigen Spiegelreflexkamera für 35-mm-Kleinbildfilm, der ersten solchen in Japan hergestellten Kamera[1], auf sich aufmerksam. Die als Yallu Flex, Yallu ReFlex Model I bzw. Yallu Reflex-35 bezeichnete Kamera, beworben in Anzeigen von November 1949 bis April 1950 in mehreren Ausgaben der monatlich erscheinenden japanischen Fotozeitschrift Asahi Camera[2], war in Anlehnung an die Zeiss Contaflex von 1935 gestaltet.[Anm. 1] Die Yallu Flex wurde mit einem Konishiroku-Hexar-50-mm-f/3.5-Objektiv in einem Seikosha-Rapid-Verschluss gefertigt, beides galt damals als hochwertig.[1] Nach einer begrenzten Produktion von nur ungefähr 50 Stück wurde die weitere Entwicklung eingestellt. Auch eine zweiäugige Spiegelreflexkamera im Mittelformat 6 × 6 cm, die Yallu Reflex-60 wurde in einer Anzeige angekündigt.[3] Fertiggestellte Exemplare dieser Kamera sind nicht bekannt.
Das Unternehmen wurde im August 1950 in Aires Kamerawerke AG (japanisch ㈱アイレス写真機製作所, K.K. Aires Shashinki Seisakusho, auch Aires Camera Ind. Co.,Ltd.) umbenannt. Bereits im September 1950 wurde das erste Modell, die Airesflex YI, eine zweiäugige Spiegelreflexkamera im Mittelformat 6 × 6 cm vorgestellt, die sich aufgrund des Kamerabooms in Japan Anfang der 1950er Jahre sehr gut verkaufte. 1952 wurde die Airesflex Z, ein halbautomatisches Nachfolgemodell ausgestattet mit einem Nikkor-Objektiv von Nippon Optische Werke (derzeit Nikon) herausgebracht.[1] 1953 veranstaltete die Aires Kamerawerke AG einen sehr beliebten Fotowettbewerb mit einem Preisgeld von einer Million Yen.[1] Neben einem anhaltend starken Verkauf der Airesflex-Serie wurde im Juni 1954 eine 35mm Messsucherkamera, die Aires 35, vorgestellt. Im gleichen Jahr wurde bereits das Nachfolgemodell Aires 35 II herausgebracht, die erste japanische Kamera, die mit einem lichtstarken Sucher gefertigt wurde.[1] Im Februar 1956 brach in der Fabrik ein Feuer aus. Die Produktion und der Firmensitz wurden daraufhin in ein vierstöckiges ehemaliges Lagerhaus in 1-chome 437, Nishi-Okubo, Shinjuku-ku, Tokio verlegt, und die Einweihungszeremonie fand im Juli 1956 statt. Im Oktober 1958 wurde mit der Aires 35 V die erste Kleinbildsucherkamera der Firma mit Wechselobjektiven vorgestellt. 1960 brachte Aires mehrere neue Modelle auf den Markt, darunter mit der Aires Penta 35 und der Aires Ever die ersten einäugigen Spiegelreflexkameras der Firma für 35-mm-Kleinbildfilm. Auch weitere neue Messsucherkameras wurden eingeführt. Die Aires Viscount M2.8 hatte eine im Sucher sichtbare Belichtungsmessernadel, ebenso wie die im April eingeführte Aires Radar-Eye. Der Name Radar-Eye sollte andeuten, dass im Sucher alle notwendigen Daten zur Bildaufnahme angezeigt wurden: die Entfernung wurde mit dem gekoppelten Entfernungsmesser bestimmt, die Belichtung wurde durch passende Mess- und Verfolgungsnadeln am Rand des Suchers bestimmt, und die Bildkomposition wurde im Parallaxe-kompensierten hellen Sucher durchgeführt.[1] Doch selbst die vielen neuen, teils innovativen Modelle konnten den Abstieg des Unternehmens im von einem harten Preiskampf bestimmten japanischen Heimatmarkt Ende der 1950er Jahre nicht mehr aufhalten, und so ging Aires bereits nach einem Jahrzehnt der Herstellung von Kameras im Juli 1960 in Konkurs.[1] Nach der Reorganisation wurden Produktion und Verkauf von Aires-Kameras noch etwa ein Jahr lang von der Firma Osawa (株式会社 大沢商会, K. K. Ōsawa Shōkai, auch J. Osawa Group Co.,Ltd.) fortgeführt.[4]
Export
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Kameras von Aires wurden auch im Ausland mit einigem Erfolg verkauft. 1954 begann Kalimar mit dem Import des Kameramodells in die USA. Laut Angaben von Kalimar war es die erste 35-mm-Kleinbildkamera auf dem US-amerikanischen Markt mit einem Endkundenpreis von unter $100[5], was einem Kaufpreis von knapp unter $1.000 im Jahr 2021 entspricht.[Anm. 2] 1957 wurde die Aires 35 für $99,50 verkauft.[6] Die Aires 35 IIIL, produziert von 1957 bis 1959, wurde für $99,95 verkauft.[7] 1958 verkaufte Kalimar die Aires 35 IIIC für $110 und die Aires 35 V mit 45-mm-f:1.5j-Objektiv für $159,50.[8] 1959 wurde die Aires Viscount für $69,95 und die Aires 35 V mit 45-mm-f:1.9-Objektiv für $129,95 verkauft.[9]
Produkte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Fotokameras der Yallu Optik AG
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Yallu Flex bzw. Reflex-35 (Prototyp)
Fotokameras der Aires Kamerawerke AG
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Zweiäugige 6x6 Mittelformat-Spiegelreflexkameras
- Aires Automat
- Airesflex
- Airesflex IV, IVSA
- Airesflex U, UA, UC, US, UT
- Airesflex Y, YI, YII, YIII
- Airesflex Z, Aires Reflex Z
- Sears Tower Reflex (gleiches Modell wie die Airesflex YII)
- Sears Tower Reflex 6x6 (Automatic) (gleiches Modell wie die Aires Automat)
- Einäugige 6x6 Mittelformat-Faltkamera
- Aires Viceroy
- 35mm Kleinbild-Sucherkameras
- Aires 35 I, II, IIA, III, IIIA, IIIB, IIIC, IIIL, IIIS, IIISA
- Aires 35 V
- Aires M28
- Aires Radar-Eye
- Aires Viscount
- Aires Viscount M2.8
- 35mm Kleinbild-Spiegelreflexkameras
- Aires Penta 35
- Aires Penta 35 LM
- Aires Ever
- Aires Reflex 35
Objektive
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Für die ersten Kameras kamen Objektive verschiedener Hersteller und Marken zum Einsatz: Excelsior[Anm. 3], Zuiko von Olympus Optische Werke (derzeit Olympus) und Nikkor von Nippon Optische Werke (derzeit Nikon). Nachdem jedoch die Objektivproduktion von Showa Kōki übernommen wurde, ging man bei Aires dazu über, die Objektive der Marke Coral des Unternehmens zu verwenden. Der zusätzliche Buchstabe aufgedruckt auf das Objektiv verweist auf die Anzahl der Linsen, wobei Q für vier, P für fünf, H für sechs und S für sieben Linsen steht. Bei fehlendem Buchstaben sind es drei Linsen.
Objektive der Aires 35 Sucherkamera
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- festverbaute Objektive
- Aires Coral 4.5cm mit 1:3.2, 1:3.5
- Aires Q Coral 4.5cm mit 1:1.9, 1:2.8, 1:3.2
- Aires Q Coral 5cm 1:2.8
- Aires H Coral 4.5cm 1:1.8, 1:1.9, 1:2
- Aires P Coral 4.5cm 1:2.4
- Wechselobjektive für die Aires 35V
- Aires W Coral 3.5cm 1:3.2
- Aires S Coral 4.5cm 1:1.5
- Aires H Coral 4.5cm 1:1.8
- Aires Tele Coral 10cm 1:3.5
Aires in der Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]In dem Buch A Cold War Tourist and His Camera von Martha und John Langford sind die im Buch abgebildeten Fotos, die vom Protagonisten Warren Langford, dem Vater der beiden Autoren, gemacht wurden, mit einer Aires Viscount M2.8 entstanden.[10][Anm. 4]
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Eine Übersicht der zweiäugigen Spiegelreflexkameras von Aires auf TLR Cameras und CameraGraphic (beide englisch)
- Eine Übersicht einiger Aires Kameras auf Collection Appareils von Sylvain Halgand (französisch)
- Gebrauchtpreisindex auf CollectiBlend.com (englisch)
- Handbücher der Aires 35C sowie weitere elf auf Orphan Cameras von Mike Butkus (englisch)
- Anzeigen der Aires Automat, Airesflex IV und Aires 35 und der Aires 35 IIIB
- Anzeigen der Yallu Reflex-35, sowie der Yallu Reflex-35 und Yallu Reflex-60
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ a b c d e f g Gordon Lewis (Hrsg.): The History of the Japanese camera. Japan Camera and Optical Instruments Inspection and Testing Institute, Tokyo und International Museum of Photography at George Eastman House, Rochester, New York 1991, ISBN 0-935398-16-3, S. 70–107.
- ↑ Anzeige einer Yallu Reflex-35 in der japanischen Fotozeitschrift Asahi Camera, archivierte Version ( vom 15. November 2021 im Internet Archive) (japanisch)
- ↑ Anzeige einer Yallu Reflex-35 und Yallu Reflex-60 auf mikeeckman.com, archivierte Version ( vom 18. November 2021 im Internet Archive) (japanisch, englisch)
- ↑ Yoshihiko Tanimura (japanisch 谷村吉彦): Objektiv-Verschluss-Kamera (japanisch レンズシャッターカメラ). In: Kamera-Review (カメラレビュー) Nr. 22, 1992, S. 14–18.
- ↑ All about Kalimar auf kalimar.com, archivierte Version ( vom 24. Februar 1999 im Internet Archive) (englisch)
- ↑ Anzeige von Kalimar für eine Aires 35III in der Aprilausgabe der Zeitschrift Popular Photography, archivierte Version ( vom 25. Dezember 2021 im Internet Archive) (englisch)
- ↑ Anzeige von Kalimar für eine Aires 35 IIIL auf mikeeckman.com, archivierte Version ( vom 18. November 2021 im Internet Archive) (englisch)
- ↑ Anzeige von Kalimar für eine Aires 35 V und Aires 35 IIIC auf amazon.co.jp, archivierte Version ( vom 18. November 2021 im Internet Archive) (englisch)
- ↑ Anzeige von Kalimar für eine Aires Viscount und Aires 35 V auf amazon.com, archivierte Version ( vom 18. November 2021 im Internet Archive) (englisch)
- ↑ Martha Langford, John Langford: A Cold War Tourist and His Camera. McGill-Queen’s University Press, Montréal 2011, ISBN 978-0-7735-3821-4, S. 160 (englisch, 195 S. : Ill.). auf Google Books.
Anmerkungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ “The Yallu was an unusual design: there were no projections from the rounded body, the film advance lever was located in the base, and overall it had something of a resemblance to a square, upright stove.” (Übersetzung: Die Gestaltung der Yallu Flex an sich war ungewöhnlich: Es gab keine Vorsprünge aus dem abgerundeten Körper, der Filmvorschubhebel befand sich im Sockel, und insgesamt hatte sie etwas von einem quadratischen, aufrechten Ofen.) Diese recht markante Beschreibung stammt aus dem Buch The History of the Japanese camera, herausgegeben von Gordon Lewis.
- ↑ $100 in 1954 entsprachen etwa $968 in 2021, siehe auch „Value of $100 in 1954“, Zugriff am 18. November 2021.
- ↑ Unterschiedliche Schreibweisen traten auf, und so sind sowohl Objektive mit einfachem als auch doppeltem Buchstaben 'l' anzutreffen: Excelsior und Excellsior.
- ↑ siehe Fußnote 19 auf S. 160: „The camera purchased by Warren Langford was manufactured in the early sixties by Aires Camera Company of Tokyo, [...] The Viscount M2.8 had a 45mm lens, slightly wider than "normal," and a rather misleading viewfinder that promised more around the edges than it could deliver.“