Aktionsquotient

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Der Aktionsquotient ist ein Stilmerkmal von Texten, das der Pädagoge und Psychologe Adolf Busemann (Psychologe) (1887–1967) vorschlug, um in der Entwicklung von Kindern und Jugendlichen „Aktionsphasen“ und „Qualitätsphasen“ unterscheiden zu können. Zu diesem Zweck wurden Texte von Schülern daraufhin ausgewertet, wie sich der Aktionsquotient mit dem Alter ändert. Er ist definiert als Q = a/q. Dabei bedeutet: Q = „Aktionsquotient“ a: „aktionale Aussagen“; q: „qualitative Aussagen“. a wird dadurch bestimmt, dass alle Verben, die nicht nur Orts- und Besitzangaben oder Existenz- oder Teil-Ganzes-Aussagen beinhalten, addiert werden; für q werden alle Vorkommen von „sein“ und anderen Hilfsverben, Appositionen und Attribute zusammengefasst (Busemann 1925: 11–13). Auf der Grundlage von 470 Niederschriften von Jugendlichen im Alter von 9 bis 17 Jahren zu einem vorgegebenen Thema stellt Busemann einen besonders hohen Aktionsquotienten bei den 9- und dann wieder bei den etwa 13-jährigen fest und schloss daraus auf periodische Veränderungen im Lauf der Entwicklung. Ein weiteres Ergebnis erbringt der Vergleich mit gesprochenen Äußerungen: der Aktionsquotient in der gesprochenen Sprache ist deutlich höher ist als in der geschriebenen.

Busemanns Hypothese wurde aus zwei Richtungen kritisiert:

  • Erstens wird angezweifelt, ob es sich tatsächlich um periodische Wechsel zwischen Aktions- und Qualitätsphasen handelt; es gibt Untersuchungen, die zu einer solchen Schlussfolgerung keinen Anlass geben und vielmehr eine kontinuierliche Entwicklung zeigen (z. B. Bakker 1965).
  • Zweitens wird der gebildete Quotient aus mathematischen Überlegungen heraus infrage gestellt und ein verbessertes Modell vorgeschlagen (Altmann 1978, 1988: 18–23).

Man kann feststellen, dass Busemann einen Vorschlag gemacht hat, der sich nach Verbesserungen dazu eignet, bestimmte stilistische Qualitäten von Texten zu messen und daran anschließend Texte auch hinsichtlich der gemessenen Eigenschaft zu vergleichen und zu klassifizieren. In weiterer Perspektive ist zu fragen, wie diese Stileigenschaft sich zu anderen verhält. Damit kommt als Ziel in den Blick, auch Stile als Wechselspiel verschiedener messbarer Texteigenschaften darzustellen (Tuldava 2005).[1]

  • Gabriel Altmann: Zur Verwendung der Quotiente in der Textanalyse. In: Gabriel Altmann (ed.): Glottometrika 1. Brockmeyer, Bochum 1978, S. 91–106. ISBN 3-88339-030-5.
  • Gabriel Altmann: Wiederholungen in Texten. Brockmeyer, Bochum 1988, S. 18–36. ISBN 3-88339-663-X.
  • Franz J. Bakker: Untersuchungen zur Entwicklung des Aktionsquotienten. In: Archiv für die gesamte Psychologie 117, 1965, 78–101. Auch in: Hermann Helmers (Hrsg.): Zur Sprache des Kindes. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1969 S. 369–401.
  • Adolf Busemann: Die Sprache der Jugend als Ausdruck der Entwicklungsrhythmik. Sprachstatistische Untersuchungen. Verlag von Gustav Fischer, Jena: 1925. Teildruck in: Hermann Helmers (Hrsg.): Zur Sprache des Kindes. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1969 S. 1–59. (Erweiterung der Diss.)
  • Ursula Pieper: Über die Aussagekraft statistischer Methoden für die linguistische Stilanalyse. Narr, Tübingen 1979. ISBN 3-87808-355-6. Zum Aktionsquotient als Mittel zur Textgruppendifferenzierung: S. 28, 68f.
  • Juhan Tuldava: Stylistics, author identification. In: Reinhard Köhler, Gabriel Altmann, Gabriel, Rajmund G. Piotrowski (Hrsg.): Quantitative Linguistik – Quantitative Linguistics. Ein internationales Handbuch. de Gruyter, Berlin / New York 2005, S. 368–387; bes.: 376–377. ISBN 3-11-015578-8.

Einzelnachweise

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  1. Eine Anwendung des Aktionsquotienten auf Goethes Erlkönig wird in Vivien Altmann, Gabriel Altmann: Anleitung zu quantitativen Textanalysen. Methoden und Anwendungen. RAM-Verlag, Lüdenscheid 2008, S. 104–107 vorgeführt. ISBN 978-3-9802659-5-9.