Alašija

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Alašija in Hieroglyphen
M17O35M17M17N25

Asija
Jsjj / Jsy[1]
Zypern
M17A2r
Z1
Aa18Z1N25

Alasiya
Jrs3
Zypern
Flugbild der bronzezeitlichen Stadt bei Enkomi

Alašija war in der späten Bronzezeit der Name für Zypern oder ein Stadtkönigreich auf Zypern. Er ist von Texten aus der hethitischen Hauptstadt Ḫattuša, aus Alalaḫ, aus Mari, aus Ugarit sowie aus ÄgyptenAmarna, Siegeshymne des Thutmosis III., Ortsnamenliste von Ramses II. und Reisebericht des Wenamun – bekannt.

Alašija ist der älteste bekannte Name der Insel Zypern, der in verschiedenen bronzezeitlichen Sprachen überliefert ist: akkadisch und hethitisch: Alašija[2], ägyptisch: Alasija und jünger Asija sowie ugaritisch: alṯy. Möglicherweise gehört hierher auch der mykenische Männername Alasios (a-ra-si-jo) „Zypriote“ aus Knossos.[3] Nachbronzezeitlich ist der Name noch erhalten im Völkerkatalog der Bibel, wo Elischa (אלישה) der Sohn von Jawan ist. Die Assyrer dagegen übernahmen den phönizischen Namen als Jadnana (KUR ia-ad-na-na), was möglicherweise „Insel der Danunäer“ bedeuten könnte.[4] Schließlich nennt in kyprischer Schrift eine griechisch-phönizische Bilingue aus Tamassos, die 375 v. Chr. verfertigt wurde, den Apollon Alasiotas (a-la-si-o-ta-i, im Dativ), die phönizische Inschrift hat dagegen Eleites (lhyts).[5] Der deutsche Name Zypern stammt aus dem griechischen Namen Kypros (Κύπρος f.).

Die genaue Lage von Alašija und dessen Hauptstadt ist umstritten. H. R. Hall und R. S. Merrilees[6] wollten Alašija in Kilikien, Wainright in Nordsyrien oder Karkemisch lokalisieren. Oft wurde es auch mit Enkomi auf Zypern gleichgesetzt.[7] Obwohl es eine reiche Stadt mit etwa 15.000 Einwohnern war, fehlt archäologische Evidenz für die Existenz eines größeren Staatswesens in der Region um Enkomi.[8] Für diese Lokalisation sprechen die Seelage, eine nachgewiesene lange Handelstradition mit Städten der Levante, Ägypten, Griechenland sowie die Existenz einer Kupferschmelze, in deren Nähe die Statue eines gehörnten Barrengottes gefunden wurde.

In einem Projekt zu der Petrographie der Amarna-Briefe der Universität Tel Aviv[9][10] von Yuval Goren, Israel Finkelstein und Nadav Na’aman wurde der Ton einiger „Alašija-Briefe“ (EA 33, 34, 37, 38, RS L.1, RS 20.18) petrographisch und chemisch untersucht, die eingeschlossenen Foraminiferen identifiziert und mit Tontafeln und Scherben von bekannten Fundorten verglichen. Ophiolithreste sprechen für eine Herkunft des Tons aus der Moni-Formation am südöstlichen Rand des Troodos-Gebirges auf Zypern. Goren und andere[11] halten Kalavasos-Ayios Dhimitrios im Vasiliskos-Tal oder Alassa (Palaiotaverna) im Südwesten Zyperns für die wahrscheinlichsten Herkunftsorte der Tafeln. In der Nähe von Kalavasos liegen reiche Kupfervorkommen, was diese Lokalisierung stützt.

Die ersten Erwähnungen von Alašija finden sich in syrischen und babylonischen Texten des späten 19. Jahrhunderts v. Chr. Die unter dem hethitischen Großkönig Arnuwanda I. verfassten Anklageschrift gegen den westkleinasiatischen Vasallen Madduwatta (CTH 147)[12] berichtet von räuberischen Überfällen Madduwatas im Bund mit Attariššija von Aḫḫija auf Alašija im späten 15. Jahrhundert v. Chr.[13] Auch Leute aus Lukka plünderten die Küste von Alašija und nahmen Geiseln, was Anlass zu Beschwerden des Königs bei dem hethitischen Großkönig gab.

In den Briefen aus dem Amarna-Archiv nennt der König von Alašija den Pharao „Bruder“, was anzeigt, dass er sich als gleichgestellt betrachtete. Er berichtet, sein Land liege unter der Hand des Nergal, was die Kupferproduktion beeinträchtige („… sie hat alle Männer meines Landes getötet, kein einziger Kupferschmelzer ist übrig …“). Das deutet auf eine Seuche hin, der vielleicht auch der Sohn des Königs zum Opfer fiel.

Handelsbeziehungen

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Das Königreich von Alašija hatte mindestens vom 15. bis zum 13. Jahrhundert v. Chr. (Zyprische Späte Bronzezeit IIB und IIC) lebhafte Handelskontakte mit Syrien und Ägypten. Die Amarna-Briefe stammen von den Königen von Alašija, ein Brief von dem Präfekten von Alašija. Alašija exportierte vor allem Kupfer und Holz, die gegen Silber und „süßes Öl“ eingetauscht wurden (EA 35).

Zu Ugarit bestanden freundschaftliche Beziehungen. Während der Regierungszeit von Niqmaddu III. von Ugarit ist ein Brief bezeugt, der von Kušmešuša, dem König von Alašija, gesandt wurde und die Lieferung von 33 Barren (ca. 950 Kilogramm) Kupfer dokumentiert.[14] Kurz vor dem Fall Ugarits sandte Ešuwara, der Präfekt von Alašija, einen Brief an den König von Ugarit, in dem er diesen vor feindlichen Schiffen warnt, die kurz zuvor in Alašija angelandet und dann weitergezogen waren (RS 20.18).

Gegen Ende des 12. Jahrhunderts begann der Niedergang des Kupferbergbaus auf Zypern, worunter die Fernhandelsbeziehungen Alašijas litten.[15] Möglicherweise war dieser Niedergang durch einen Mangel an Nachfrage bedingt.[16]

In der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts v. Chr. wurde der heutige Ort Enkomi – falls er denn mit Alašija identifiziert werden kann – zweimal erobert und zerstört. Die erste Zerstörung fällt möglicherweise mit der historisch belegten Eroberung Alašijas durch den Hethiterkönig Tudḫalija IV. zusammen, die zweite um 1220 v. Chr. erfolgte – das lassen archäologische Quellen erkennen – offenbar durch mykenische Griechen, die die Stadt schachbrettartig wieder aufbauten. Um 1050 v. Chr. wurde Enkomi noch einmal durch ein Erdbeben zerstört.[17]

Kušmešuša herrschte zeitgleich mit Niqmaddu III. von Ugarit. Es fehlen jedoch Indizien für eine ausgeprägte Machtzentrale der gegen Ende des 13. Jahrhunderts v. Chr. kleinräumig gegliederten Insel, so dass Peltenburg Alašija eher für einen Zusammenschluss von Territorien unter einem relativ schwachen König hält.[18] Im sog. Reisebericht des Wenamun (um 1060 v. Chr.?) berichtet ein ägyptischer Reisender, dass er von widrigen Winden von der Levante nach Alašija verschlagen worden sei. Dort habe Hatiba, die Fürstin der Stadt, den um sein Leben Bangenden verschont. Dieser Name ist Stanley Casson zufolge phönizischen Ursprungs; Phönizier siedelten seit dem 11. Jahrhundert v. Chr. auf Zypern.[19]

Andere Bewohner

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Der Amarna-BriefEA 37 nennt auch die Namen einiger Personen von Alašija, dies sind Paštummê, Kunêa, Etilluna, Usbarra und Belšamma.[20] Der Präfekt von Alašija trug den Namen Ešuwara.

  • Y. Lynn Holmes: The Location of Alashiya. In: Journal of the American Oriental Society. Band 91, 1971, S. 426–429.
  • Sibylle von Reden: Die Insel der Aphrodite. Vergangenheit und Gegenwart Zyperns. DuMont Schauberg, Köln 1969; Titel der 2. Auflage: Zypern: Vergangenheit u. Gegenwart; 8000 Jahre Geschichte im Schnittpunkt dreier Kontinente. DuMont Schauberg, Köln 1974, ISBN 3-7701-0797-7.
  • Lennart Hellbing: Alasia Problems. In: Studies in Mediterranean Archaeology. Band 57 (LVII). Paul Aström, Göteborg 1979.
  • A. Bernard Knapp: Alashiya, Caphtor/Keftiu, and Eastern Mediterranean Trade – Recent Studies in Cypriote Archaeology and History. In: Journal of Field Archaeology. Band 12, Boston 1985, S. 231–250, ISSN 0093-4690.
  • Wolfgang Helck: Zur Keftiu-, Alasia- und Ahhijawa-Frage. In: Hans-Günter Buchholz (Hrsg.): Ägäische Bronzezeit. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1987, ISBN 3-534-07028-3, S. 218–226.
  • Robert S. Merrillees: Alashiya revisited. In: Cahiers de la Revue Biblique. Band 22, Gabalda, Paris 1987, ISSN 0575-0741.
  • Kristopher Mark Armstrong: Settlement Hierarchy and the Location of Alashiya on Cyprus. thesis, Universität Ottawa 2000 (online).
  • Raymond Cohen, Raymond Westbrook (Hrsg.): Amarna Diplomacy: the beginnings of international relations. Johns Hopkins University Press, Baltimore (Md.) 2000 / 2002, ISBN 0-8018-6199-3, S. 1–12 (S. 7–8: Introduction: The Amarna System.).
  • Yuval Goren u. a.: The location of Alashiya – new evidence from petrographic investigations of Alashiyan tablets from El-Amarna and Ugarit. In: American Journal of Archaeology. Band 107, Nr. 2, Boston 2003, S. 233–256, ISSN 0002-9114.
  • Trevor Bryce: The Routledge Handbook of The People and Places of Ancient Western Asia: The Near East from the Early Bronze Age to the Fall of the Persian Empire. Routledge, London / New York 2009, ISBN 978-1-134-15908-6, S. 24 f., s. v. Alasiya.

Einzelnachweise

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  1. Diese Schreibung ist in der Siegeshymne des Thutmosis III. und der Ortsnamenliste von Ramses II. belegt.
  2. Giuseppe F. del Monte, Johann Tischler: Die Orts- und Gewässernamen der hethitischen Texte (= Répertoire Géographique des Textes Cunéiformes. Band 6). Reichert, Wiesbaden 1978, S. 6: Alasija.
  3. L. Himmelhoch: The Use of the Ethnics a-ra-si-jo and ku-pi-ri-jo in Linear B Texts(= Minos. Band 25 und 26, Universidad de Salamanca: Ediciones Universidad de Salamanca, Salamanca 1990-1991, S. 91–104.
  4. D.D. Luckenbill: Jadanan and Javan (Danaans and Ionians). In: Zeitschrift für Assyriologie und Vorderasiatische Archäologie. (ZA) Band 28, 1914, S. 92–99.
  5. Beatrice Pestarino: A Cypriot city-kingdom for sale. Looking for political implications in two Tamassian bilingual inscriptions. In: Kadmos. Band 59, Nr. 1−2, 2020, S. 63–76; hier: S. 66.
  6. R. S. Merrilees: Alashiya revisited. In: Cahiers de la Revue Biblique. Band 22, 1987.
  7. A. Bernard Knapp: Archaeology of Late Bronze Age Cypriot Society: The Study of Settlement, Survey and Landscape. University of Glasgow, Glasgow 1997, ISBN 0-85261-573-6.
  8. Edgar Peltenburg, Maria Iacovou: Crete and Cyprus: contrasting political configurations. In: G. Cadogan, M. Iacovou, K. Kopaka, J. Whitley (Hrsg.): Parallel Lives. Ancient Island Societies in Crete and Cyprus (= British School at Athens Studies. Band 20) British School at Athens, London 2012, ISBN 978-0-90488-766-2, S. 345–363 (Edgar and Maria Iacovou 2012 Crete and Cyprus contrasting political configurations Volltext als PDF).
  9. Yuval Goren, S. Bunimovitz, I. Finkelstein, N. Na'aman: Petrographic investigation of the Amarna tablets. In: Near Eastern Archaeology. Band 65, Nr. 3, 2002, S. 196–205 (Volltext online).
  10. Yuval Goren, Israel Finkelstein, Nadav Na'aman et al.: Inscribed in clay: provenance study of the Amarna tablets and other ancient Near Eastern texts (= Monograph series [Tel Aviv University, Sonia and Marco Nadler Institute of Archaeology]. Band 23). Emery and Claire Yass Publications in Archaeology, Tel Aviv 2004, ISBN 965-266-020-5 (Volltext online).
  11. Yuval Goren, S. Bunimovitz, I. Finkelstein, N. Na'aman: The Location of Alashiya: New Evidence From Petrographic Investigation of Alashiyan Tablets From El-Amarna and Ugarit. In: American Journal of Archaeology. 2003, Band 107, Nr. 2, S. 233–255 (Volltext online).
  12. zu dieser ausführlich Gary M. Beckman, Trevor R. Bryce, Eric H. Cline: The Ahhiyawa Texts (= Writings from the Ancient World 28). Society of Biblical Literature, Atlanta 2011, S. 69–100.
  13. siehe auch Wolf-Dietrich Niemeier: Griechenland und Kleinasien in der späten Bronzezeit. In: Michael Meier-Brügger (Hrsg.): Homer, gedeutet durch ein großes Lexikon. Akten des Hamburger Kolloquiums vom 6.-8. Oktober 2010 zum Abschluss des Lexikons des frühgriechischen Epos. de Gruyter, Berlin / Boston 2012, S. 161 – mit weiterer Literatur zum Madduwatta-Brief
  14. RS 94.2475 aus dem Haus des Urtenu Archiv in Ugarit, siehe dazu Itamar Singer: Ships Bound for Lukka: A New Interpretation of the Companion Letters RS 94.2530 and RS 94.2523.In: Altorientalische Forschungen. Band 33, 2006, S. 255.
  15. Thomas Stöllner: Man and Mining – Mensch und Bergbau: Studies in honour of Gerd Weisgerber on occasion of his 65th birthday. DBM, Bochum 2003, S. 438.
  16. Edgar Peltenburg, Maria Iacovou: Crete and Cyprus: contrasting political configurations. London 2012, S. 355.
  17. Enkomi Alasia in Cyprus. Auf: turkish.co.uk vom 12. Februar 2020.
  18. Edgar Peltenburg, Maria Iacovou: Crete and Cyprus: contrasting political configurations. London 2012, S. 350.
  19. Patricia Maynor Bikai: Cyprus and the Phoenicians. In: Biblical Archaeologist. 1989, Band 52, Nr. 4, S. 204.
  20. Y. Lynn Holmes: The Messengers of the Amarna Letters. In: Journal of the American Oriental Society. Band 95, Nr. 3, 1975, S. 376.