Ala I Hispanorum

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Der Grabstein des Rufus (CIL 13, 7026)

Die Ala I Hispanorum [Antoniniana] [Philippiana] (deutsch 1. Ala der Hispanier [die Antoninianische] [die Philippianische]) war eine römische Auxiliareinheit. Sie ist durch Militärdiplome, Inschriften und Ziegelstempel belegt. In den meisten Militärdiplomen sowie in einigen Inschriften[1] wird sie als Ala Hispanorum bezeichnet, in zwei Inschriften[2] als Ala Hispana.

Namensbestandteile

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  • I: Die römische Zahl steht für die Ordnungszahl die erste (lateinisch prima). Daher wird der Name dieser Militäreinheit als Ala prima .. ausgesprochen.
  • Hispanorum: der Hispanier. Die Soldaten der Ala wurden bei Aufstellung der Einheit aus den verschiedenen Stämmen der Hispanier auf dem Gebiet der römischen Provinz Hispania Tarraconensis rekrutiert.
  • pia fidelis: loyal und treu. Der Zusatz kommt in einer Inschrift[3] vor.[A 1]
  • Antoniniana: die Antoninianische. Eine Ehrenbezeichnung, die sich auf Caracalla (211–217) oder auf Elagabal (218–222) bezieht. Der Zusatz kommt in einer Inschrift[4] und in einem Ziegelstempel[5] vor.
  • Philippiana: die Philippianische. Eine Ehrenbezeichnung, die sich auf Philippus Arabs (244–249) bezieht. Der Zusatz kommt in zwei Inschriften[6] vor.

Da es keine Hinweise auf den Namenszusatz milliaria (1000 Mann) gibt, war die Einheit eine Ala quingenaria. Die Sollstärke der Ala lag bei 480 Mann, bestehend aus 16 Turmae mit jeweils 30 Reitern.

Die Ala war im Heeresbezirk Germania sowie in den Provinzen Pannonia, Moesia inferior, Dacia superior und Dacia inferior (in dieser Reihenfolge) stationiert. Sie ist auf Militärdiplomen[7] für die Jahre 92 bis 150 n. Chr. aufgeführt.[8][9][10][11]

Die Einheit wurde vermutlich unter Augustus aufgestellt.[8][12][A 2] Die Ala ist an verschiedenen Orten in Germania durch Inschriften belegt. Zu einem unbestimmten Zeitpunkt wurde sie zuerst nach Dalmatia und im Anschluss nach Pannonia verlegt.[12][13][14][A 3] Vermutlich am Anfang der Regierungszeit von Vespasian (69–79) wurde die Einheit von Pannonia in die Provinz Moesia verlegt.[12][A 4]

Der erste Nachweis der Einheit in Moesia inferior beruht auf einem Diplom, das auf 92 datiert ist. In dem Diplom wird die Ala als Teil der Truppen (siehe Römische Streitkräfte in Moesia inferior) aufgeführt, die in der Provinz stationiert waren. Weitere Diplome, die auf 97 bis 107 datiert sind, belegen die Einheit in derselben Provinz.[15] Die Ala nahm vermutlich sowohl an den Dakerkriegen von Domitian (81–96) als auch von Trajan (98–117) teil.[12]

Zu einem unbestimmten Zeitpunkt wurde die Einheit nach Dacia superior verlegt, wo sie erstmals durch ein Diplom nachgewiesen ist, das auf 119 datiert ist.[16] In dem Diplom wird die Ala als Teil der Truppen (siehe Römische Streitkräfte in Dacia superior) aufgeführt, die in der Provinz stationiert waren. Ein weiteres Diplom, das auf 120 datiert ist, belegt die Einheit (vermutlich) in derselben Provinz.[17]

Zu einem unbestimmten Zeitpunkt wurde die Ala nach Dacia inferior verlegt, wo sie erstmals durch ein Diplom nachgewiesen ist, das auf 125/126 datiert ist. Weitere Diplome, die auf 129 bis 150[18] datiert sind, belegen die Einheit in derselben Provinz.

Der letzte Nachweis der Ala beruht auf zwei Inschriften,[6] die auf 244 datiert sind.

Standorte der Ala in Dacia, Dalmatia, Germania und Pannonia waren möglicherweise:

  • Burnum (Ivoševci): zwei Inschriften[23] wurden hier gefunden.
  • Mogontiacum (Mainz): zwei Inschriften[24] wurden hier gefunden.
  • Slaveni:[8][12] vier Inschriften[25] und drei Ziegel[26] mit verschiedenen Stempeln der Einheit wurden hier gefunden.

Michael Alexander Speidel nimmt an, dass die Einheit in Germania an den folgenden Standorten (in dieser Reihenfolge) stationiert war: bis ca. 16/17 n. Chr. in Trier, danach vermutlich in Augusta Raurica (möglicherweise nur ein Teil der Einheit) und zuletzt (möglicherweise gleichzeitig) bis ca. 45 in Worms und Mainz.[13]

Laut Margaret M. Roxan ist es nicht sicher, dass die Ala während der Regierungszeit von Augustus in Trier stationiert war. Eine Stationierung in Worms und Mainz ist ebenfalls nicht gesichert, jedoch dürfte die Einheit dem Befehlshaber des Legionslagers in Mainz unterstellt gewesen sein.[12]

Nikola Cesarik, David Štrmelj nehmen an, dass die Ala nach dem Ende des Pannonischen Aufstands um 6/9 n. Chr. in Burnum stationiert wurde und dass sie dort verblieb, bis sie am Anfang der Regierungszeit von Claudius (41–54) nach Pannonia verlegt wurde.[14]

Laut John Spaul nahm Barnabás Lőrincz an, dass die Einheit um 50 von Burnum nach Aquincum und von dort um 69 nach Moesia verlegt wurde.

Angehörige der Ala

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Folgende Angehörige der Ala sind bekannt:[8][12]

Commons: Ala I Hispanorum – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  1. Laut Margaret M. Roxan wurden von D. Tudor in der Inschrift nach HISPANOR die Buchstaben PF gelesen; da die Inschrift heute verloren ist und es keine weiteren Inschriften mit dieser Auszeichnung gibt, hält sie die Ergänzung Pia Fidelis für nicht gesichert (S. 136). Der Teil der Inschrift wird bei der EDCS als alae pri(mae) Hispanor(um) P(iae) Fi(delis) und bei der EDH als alae pri(mae) Hispanor(um) p(iae?) fi(delis?) wiedergegeben.
  2. Laut Roxan könnte die Ala aus einer Reitereinheit hervorgegangen sein, die bereits während der Republik existierte; wahrscheinlich wurde sie aber unter Augustus im Zusammenhang mit der Reorganisation des Heeres aufgestellt (S. 124). Laut John Spaul waren möglicherweise die Ala Hispanorum Tironum und die Ala Hispanorum Veterana Vorgängereinheiten, aus denen später die Ala Hispanorum gebildet wurde. Florian Matei-Popescu nimmt an, dass die Ala Hispanorum aus der Ala Hispanorum Veterana hervorging.
  3. Laut Roxan wurde die Ala möglicherweise um 42 im Zusammenhang mit der Revolte des Furius Camillus Scribonianus zunächst nach Dalmatia verlegt. Da die Revolte aber sehr schnell zusammenbrach, wurde die Einheit im Anschluss weiter nach Aquincum in Pannonia verlegt (S. 130–131). Michael Alexander Speidel nimmt an, dass die Einheit zunächst um ca. 45 nach Dalmatien und noch unter Claudius weiter nach Pannonien verlegt wurde (S. 169). Nikola Cesarik, David Štrmelj nehmen dagegen an, dass die Ala wahrscheinlich nach dem Ende des Pannonischen Aufstands in Dalmatia stationiert wurde, bis sie am Anfang der Regierungszeit von Claudius nach Pannonia verlegt wurde (S. 235).
  4. Laut Roxan wurde die Ala möglicherweise unter Vespasian nach Moesia verlegt. Nachdem Gaius Fonteius Agrippa im Kampf gegen eingedrungene Sarmaten im Jahr 70 eine Niederlage erlitten hatte und dabei gefallen war, wurden durch seinen Nachfolger, Rubrius Gallus, die Garnisonen in der Provinz verstärkt. (S. 132).
  5. a b Die in Augusta Raurica gefundene Inschrift ist nur unvollständig erhalten. Laut Michael Alexander Speidel handelt es sich bei der Inschrift um einen Grabstein für einen Angehörigen der Ala Moesica, der von seinem Erben, einem Vexillarius der Ala Hispana (oder Ala Hispanorum) errichtet wurde.
  6. a b Die Zuordnung zu der Einheit ist unsicher bzw. umstritten.
  7. Roxan ordnet Q(uintus) Vibius I[] der Ala I Hispanorum zu. Die Lesung der EDCS ist [praef(ecto) alae(?)] Hispanorum.
  8. John Spaul, Roxan und Speidel (S. 169 Anm. 21) ordnen []rianus Amba der Ala I Hispanorum zu. In der Inschrift ist der Name der Ala nicht angegeben. Laut Roxan ist es aus verschiedenen Gründen zweifelhaft, dass er ein Angehöriger der Einheit war (S. 125).
  9. Nikola Cesarik, David Štrmelj ordnen []us der Ala I Hispanorum zu. In der Inschrift ist der Name der Ala nicht angegeben.
  10. Spaul und Roxan geben den Namen mit Maloger an; Roxan hält den Namen Amalogerus für möglich. Die Lesung der EDCS ist AMALOGVERO.
  11. Laut Roxan wurde Ti(berius) Claudiu[s] A[] der Ala I Hispanorum zugeordnet (S. 141 Anm. 30).
  12. Spaul und Roxan ordnen Titus Lucretius A[] der Ala I Hispanorum zu. Die Lesung der EDCS ist eque[s alae I(?) Hispan]orum. Laut Roxan ist es aus verschiedenen Gründen zweifelhaft, dass er ein Angehöriger der Einheit war (S. 126–127).

Einzelnachweise

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  1. Inschriften mit Ala Hispanorum (AE 1971, 299, CIL 3, 10513, CIL 3, 12361, CIL 5, 4058, CIL 6, 3539, CIL 13, 7027, CIL 14, 22, ZPE-91-165).
  2. Inschriften mit Ala Hispana (CIL 12, 408, CIL 13, 7026).
  3. Inschrift mit pia fidelis (AE 1966, 314).
  4. Inschrift mit Antoniniana (IDR-02, 00499).
  5. Ziegel mit Antoniniana (CIL 3, 14216,17).
  6. a b Inschriften mit Philippiana (AE 2018, 1360, AE 2018, 1361).
  7. Militärdiplome der Jahre 92 (ZPE-148-269), 97 (RMD 5, 338), 105 (RMM 00010), 107 (Chiron-2009-514), 119 (RMD 5, 351), 120 (AE 2007, 1762), 125/126 (AE 2009, 1035), 129 (CIL 16, 75), 129/130 (RMD 5, 376), 140 (RMD 1, 39), 146 (RMD 4, 269, ZPE-176-225) und 150 (AMN-2006/07-192).
  8. a b c d John E. H. Spaul, Ala², Nr. 49, S. 144–146.
  9. Jörg Scheuerbrandt: Exercitus. Aufgaben, Organisation und Befehlsstruktur römischer Armeen während der Kaiserzeit. Dissertation, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg im Breisgau 2003/2004, S. 166, 171 Tabellen 9, 13 (PDF).
  10. a b Florian Matei-Popescu: The Roman Army in Moesia Inferior, Conphys Publishing House, Bucharest, 2010, ISBN 978-973-750-177-6, S. 186–188 (Online).
  11. Ovidiu Țentea, Florian Matei-Popescu: Alae et Cohortes Daciae et Moesiae. A review and update of J. Spaul`s Ala and Cohors In: Acta Musei Napocensis (AMN) 39–40/I, 2002–2003 (2004), S. 259–296, hier S. 268 (Online).
  12. a b c d e f g Margaret M. Roxan, The Auxilia, Nr. 06, S. 124–144, 629–633.
  13. a b Michael Alexander Speidel: Römische Reitertruppen in Augst. Ein Beitrag zur Frühgeschichte des Windischer Heeresverbandes. In: Zeitschrift für Papyrologie und Epigraphik (ZPE), Band 91 (1992), S. 165–175, hier S. 169 Anm. 21 und 22, 170 Anm. 23 bis 25 (Online).
  14. a b c d Nikola Cesarik, David Štrmelj: The Inscription of a Batavian Horseman from the Archaeological Museum Zadar In: ZPE, Band 199 (2016), S. 234–236, hier S. 235 und Anm. 7 und 8 (Online).
  15. Werner Eck, Andreas Pangerl: Moesia und seine Truppen II: Neue Diplome für Moesia, Moesia inferior, und Moesia superior In: Chiron, Band 39 (2009), S. 505–589, hier S. 517 (Online).
  16. Werner Eck, Andreas Pangerl: Ein Diplom für die Truppen von Dacia superior unter dem Kommando des Marcius Turbo im Jahr 119 n. Chr. In: AMN 41–42/I, 2004–2005 (2007), S. 61–68, hier S. 62–63 (Online).
  17. a b Werner Eck, Andreas Pangerl: Neue Diplome für die dakischen Provinzen In: AMN 43-44/I, 2006–2007 (2008), S. 185–210, hier S. 196–197 (Online).
  18. Werner Eck, Andreas Pangerl, Neue Diplome für die dakischen Provinzen, S. 192–193.
  19. Inschriften aus Aquincum (AE 1937, 216, CIL 3, 10513, CIL 3, 10514, RHP 00124).
  20. Inschrift aus Augusta Raurica (ZPE-91-165).
  21. Inschriften aus Augusta Treverorum (CIL 3, 11317, CIL 13, 3686).
  22. Inschriften aus Borbetomagus (CIL 13, 6233, CIL 13, 6234).
  23. Inschriften aus Burnum (AE 1971, 299, ZPE-199-236).
  24. Inschriften aus Mogontiacum (CIL 13, 7026, CIL 13, 7027).
  25. Inschriften aus Slaveni (AE 1966, 314, AE 2018, 1360, AE 2018, 1361, CIL 3, 13800).
  26. Ziegel aus Slaveni: Stempel A H (AE 1944, 63, AE 1974, 556) und ALA I [ ]R[ ] [ ]NTONINIA[] (CIL 3, 14216,17).
  27. Michael Alexander Speidel, Römische Reitertruppen in Augst, S. 165–168.