Alcantarea-Arten sind immergrüne, ausdauernde, krautige Pflanzen. Sie wachsen zumeist als Epiphyten oder Lithophyten, also auf Bäumen oder an Felsen. In der Regel sind es Trichterbromelien. Die Trichter („Zisternen“) zum Sammeln von Wasser und Nährstoffen entstehen dadurch, dass ihre Sprossachsen gestaucht sind und die Laubblätter dicht in Rosetten zusammen stehen und sich überdecken. Die parallelnervigen Laubblätter sind ganzrandig und meist schwertförmig. Diese unbeschuppten Bromelien können sehr groß werden, mit Trichterdurchmessern von über 1 Meter. Sie brauchen viele Jahre bis zur Bildung ihres Blütenstandes.
Die großen Hochblätter der 3 bis 5 Meter hohen Blütenstände sind bei vielen Arten lange haltbar. Die Blütenstände können unverzweigt oder verzweigt sein. Die zwittrigen Blüten sind dreizählig. Es sind drei Kelchblätter vorhanden. Die drei freien Kronblätter sind relativ lang, linealisch und rollen sich spiralig ein. Es sind zwei mal drei Staubblätter vorhanden. Die drei Fruchtblätter sind zu einem halbunterständigen Fruchtknoten verwachsen.
Der Gattungsname Alcantarea ehrt den Kaiser von Brasilien Dom Pedro II. de Alcântara (1840 bis 1889).[3] Ein Synonym für Alcantarea(E.Morren ex Mez) Harms ist Glaziouia hort. ex Carr.[4]
Die Systematik der Unterfamilie Tillandsioideae ist wegen der Abgrenzungsproblematik der Gattungen und neuerer phylogenetischer Untersuchungen, nach denen die ursprüngliche Gattung Vriesea in drei Gattungen (Vriesea, Alcantarea und Werauhia) aufgeteilt wurde, steten Veränderungen unterworfen. Diese Arten waren in der Gattung Vriesea eingegliedert, 1995 stellte sie Jason R. Grant wieder in eine eigenständige Gattung Alcantarea und zuletzt war es eine Untergattung Alcantarea innerhalb der Gattung VrieseaLindl.
Die Alcantarea-Arten gedeihen auf Felsaufschlüssen nur im östlichen Brasilien.[1]
Es gibt 2016 30 bis 40 Arten in der Gattung Alcantarea[4] (bei Luther 2008 erst 23 Arten[5]):
Alcantarea acuminatifoliaLeme: Sie wurde 2013 aus dem brasilianischen Bundesstaat Minas Gerais erstbeschrieben. Sie gedeiht an senkrechten Granitfelswänden im Gebiet des Mata Atlântica in Höhenlagen von etwa 400 Metern.[4]
Alcantarea aurantiacaVersieux: Sie wurde 2015 aus dem brasilianischen Bundesstaat Minas Gerais erstbeschrieben.[6]
Alcantarea brasiliana(L.B.Sm.) J.R.Grant (Syn.: Vriesea regina sensu Mez): Sie gedeiht an Felsen in Höhenlagen von etwa 500 Metern nur im brasilianischen Bundesstaat Rio de Janeiro.[4]
Alcantarea burle-marxii(Leme) J.R.Grant: Sie gedeiht an Felsen nur im brasilianischen Bundesstaat Minas Gerais.[4]
Alcantarea cerosaLeme, A.P.Fontana & O.B.C.Ribeiro: Sie wurde 2010 aus dem brasilianischen Bundesstaat Bahia erstbeschrieben. Sie gedeiht an senkrechten Granitfelswänden in voller Sonne in Höhenlagen von etwa 323 Metern.[4]
Alcantarea compactaLeme & O.B.C.Ribeiro: Sie wurde 2010 aus dem brasilianischen Bundesstaat Minas Gerais erstbeschrieben. Sie gedeiht an Felsen in „Campos Rupestres“-Aufschüssen in Höhenlagen von 1200 bis 1400 Metern.[4]
Alcantarea distractilaLeme & Paula: Sie wurde 2008 aus dem brasilianischen Bundesstaat Minas Gerais erstbeschrieben. Sie gedeiht in großen Beständen an fast senkrechten Felswänden in Höhenlagen von etwa 300 Metern.[4]
Alcantarea duarteana(L.B.Sm.) J.R.Grant: Sie gedeiht an Felskuppeln in Höhenlagen von 1250 bis 1450 Metern nur im brasilianischen Bundesstaat Minas Gerais.[4]
Alcantarea extensa(L.B.Sm.) J.R.Grant: Sie gedeiht an Felsvorsprüngen in voller Sonne nur im brasilianischen Bundesstaat Espírito Santo.[4]
Alcantarea farneyi(Martinelli & A.Costa) J.R.Grant: Sie gedeiht an Felsen in Höhenlagen von 1500 bis 1600 Metern nur im brasilianischen Bundesstaat Rio de Janeiro.[4]
Alcantarea galacteaCoser & Versieux: Sie wurde 2013 aus dem brasilianischen Bundesstaat Espı́rito Santo erstbeschrieben. Sie gedeiht an Gneiss-Granit-Felsen von nur drei Inselbergen in Höhenlagen von 300 bis 630 Metern.[4][7]
Alcantarea geniculata(Wawra) J.R.Grant: Sie gedeiht an Felsen nur im brasilianischen Bundesstaat Rio de Janeiro.[4]
Alcantarea glaucifoliaLeme & L.Kollmann: Sie wurde 2015 aus dem brasilianischen Bundesstaat Espírito Santo erstbeschrieben.[6]
Alcantarea glaziouana(Lem.) Leme: Sie gedeiht an Felsen nur im brasilianischen Bundesstaat Rio de Janeiro.[4]
Alcantarea hatschbachii(L.B.Sm. & R.W.Read) Leme: Sie kommt nur im brasilianischen Bundesstaat Minas Gerais.[4]
Alcantarea heloisaeJ.R.Grant: Sie wurde 2003 aus dem brasilianischen Bundesstaat Rio de Janeiro erstbeschrieben. Sie gedeiht an Felsen.[4]
Alcantarea imperialis(Carrière) Harms (Syn.: Vriesea giganteaLem., Vriesea glaziouana sensu Carrière, Vriesea imperialisCarrière, Tillandsia regina sensu Baker non Vell., Tillandsia blokiiHemsley, Vriesea blokii hort. ex Hemsl., Vriesea blokii(Hemsley) Mez): Sie gedeiht an hohen Felswänden in Höhenlagen von 1300 Metern nur im brasilianischen Bundesstaat Rio de Janeiro.[4]
Alcantarea lanceopetalaLeme: Sie wurde 2014 aus dem brasilianischen Bundesstaat Minas Gerais erstbeschrieben. Sie gedeiht an Granit-Felsen im Mata Atlântica in Höhenlagen von etwa 1000 Metern.[4]
Alcantarea longibracteataLeme & Fraga: Sie gedeiht an geneigten Felsen zwischen krautiger oder strauchiger Vegetation in Höhenlagen von 170 bis 600 Metern nur im brasilianischen Bundesstaat Espírito Santo.[4]
Alcantarea luridaLeme: Sie wurde 2008 aus dem brasilianischen Bundesstaat Minas Gerais erstbeschrieben.[4]
Alcantarea martinelliiVersieux & Wand.: Sie wurde 2009 aus dem brasilianischen Bundesstaat Rio de Janeiro erstbeschrieben. Dieser Endemit gedeiht an Felsen nur an zwei Granit-Aufschlüssen in Höhenlagen von 1000 bis 1300 Metern in der Serra dos Órgãos nur in der Nähe von Petrópolis.[4]
Alcantarea mucilaginosaLeme: Sie wurde 2009 aus dem brasilianischen Bundesstaat Espírito Santo erstbeschrieben. Dieser Endemit gedeiht an steilen Granit-Felsen entlang der Straße in Höhenlagen von etwa 700 Metern nur in der Nähe von Venda Nova dos Imigrantes.[4]
Alcantarea nahoumii(Leme) J.R.Grant: Sie gedeiht an Felsen nur im brasilianischen Bundesstaat Bahia.[4]
Alcantarea nanaLeme: Sie wurde 2014 aus dem brasilianischen Bundesstaat Minas Gerais erstbeschrieben. Sie gedeiht lithophytisch nur auf den Gipfelbereichen von Bergen in Höhenlagen von 1000 bis 1200 Metern.[4]
Alcantarea nevaresiiLeme: Sie gedeiht an Felsen nur im brasilianischen Bundesstaat Rio de Janeiro.[4]
Alcantarea nigripetalaLeme & L.Kollmann: Sie wurde 2008 aus dem brasilianischen Bundesstaat Minas Gerais erstbeschrieben. Sie wurde bisher nur entlang der Straße von Santa Luzia do Córrego Azul nach Nova Belém gefunden und gedeiht an schrägen Granit-Felsen in Höhenlagen von 610 bis 630 Metern.[4]
Alcantarea occultaLeme: Sie wurde 2013 aus dem brasilianischen Bundesstaat Minas Gerais erstbeschrieben. Sie gedeiht terrestrisch oder manchmal lithophytisch in Höhenlagen von 90 bis 1550 Metern.[4]
Alcantarea odorata(Leme) J.R.Grant: Sie gedeiht in großen Gruppen in der Sonne an Felsen nur im brasilianischen Bundesstaat Rio de Janeiro.[4]
Alcantarea pataxoanaVersieux: Sie wurde 2012 aus dem brasilianischen Bundesstaat Bahia erstbeschrieben. Sie gedeiht in dichten Gruppen in voller Sonne an Granitfelsen im Mata Atlântica in Höhenlagen von etwa 536 Metern.[4][2]
Alcantarea patriaeVersieux & Wand.: Sie wurde 2007 aus dem brasilianischen Bundesstaat Espírito Santo erstbeschrieben. Sie gedeiht in der Sonne auf Felsen in Höhenlagen von 120 bis 400 Metern.[4][8]
Alcantarea recurvifoliaLeme: Sie wurde 2014 aus dem brasilianischen Bundesstaat Minas Gerais erstbeschrieben. Sie wurde bisher nur in der Campos-Rupestres-Vegetation des Diamantina-Plateaus gefunden und gedeiht in voller Sonne auf blanken Quarzitfelsen in Höhenlagen von etwa 1350 Metern.[4]
Alcantarea regina(Vellozo) Harms (Syn.: Tillandsia reginaVell., Vriesea regina(Vell.) Beer,[4]Vriesea hillegeerianaBaker, Tillandsia blokiiHemsl., Vriesea blokii(Hemsl.) Mez, Vriesea edmundoiLeme, Alcantarea edmundoi(Leme) J.R.Grant): 2009 wurde erkannt, dass Alcantarea edmundoi ein Synonym ist und dass das Verbreitungsgebiet damit größer ist. Sie kommt in den brasilianischen Bundesstaaten südöstliches Minas Gerais, südliches Rio de Janeiro sowie nordöstliches São Paulo vor.[9]
Alcantarea roberto-kautskyiLeme: Sie wurde 1999 aus dem brasilianischen Bundesstaat Espírito Santo erstbeschrieben. Sie gedeiht lithophytisch.[4]
Alcantarea simplicistichaLeme & A.P.Fontana: Sie wurde 2008 aus dem brasilianischen Bundesstaat Espírito Santo erstbeschrieben. Sie gedeiht an Felsen in Höhenlagen von 180 bis 360 Metern.[4]
Alcantarea tortuosaVersieux & Wand.: Sie wurde 2007 aus dem brasilianischen Bundesstaat Rio de Janeiro erstbeschrieben. Sie gedeiht in der Sonne an blanken Felsen in Höhenlagen von etwa 1900 Metern.[4][10]
Alcantarea trepidaVersieux & Wand.: Sie wurde 2010 aus dem brasilianischen Bundesstaat Espírito Santo erstbeschrieben. Sie gedeiht in der Sonne an steilen Felsen und auf den Plateaus der Inselberge in Höhenlagen von 300 bis 900 Metern.[4]
Alcantarea turgidaVersieux & Wand.: Sie wurde 2007 aus dem brasilianischen Bundesstaat Minas Gerais erstbeschrieben. Sie gedeiht an Felsen in Höhenlagen von 1200 bis 1300 Metern.[4][10]
Alcantarea vasconcelosianaLeme: Sie wurde 2009 aus dem brasilianischen Bundesstaat Minas Gerais erstbeschrieben. Sie gedeiht auf Inselbergen an schrägen Granitfelsen, die von einer krautigen bis strauchigen Vegetation bedeckt sind, in Höhenlagen von etwa 1000 Metern.[4]
Alcantarea vinicolor(E.Pereira & Reitz) J.R.Grant: Sie wurde 1995 aus dem brasilianischen Bundesstaat Espírito Santo erstbeschrieben.[4]
Werner Rauh: Bromelien – Tillandsien und andere kulturwürdige Bromelien. Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart 1990, ISBN 3-8001-6371-3
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Christian Lexer, Fabienne Marthaler, Sarah Humbert, Thelma Barbará, Marylaure de la Harpe, Eligio Bossolini, Margot Paris, Gustavo Martinelli, Leonardo M. Versieux: Gene flow and diversification in a species complex of Alcantarea inselberg bromeliads. In: Botanical Journal of the Linnean Society, Volume 181, Issue 3, Juli 2016, S. 505–520. doi:10.1111/boj.12372
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