Alcide Berloffa
Alcide Berloffa (* 23. Juli 1922 in Sardagna bei Trient; † 25. Februar 2011 in Bozen) war ein italienischer Politiker, der maßgeblich an der Einrichtung und Gestaltung der Autonomie Südtirols mitwirkte.
Leben
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Berloffa wurde am 23. Juli 1922 in Sardagna geboren, übersiedelte allerdings 1926[1] mit seiner Familie nach Bozen und wuchs dort im Stadtteil Rentsch auf.[2] 1948 wurde er auf der Liste der Democrazia Cristiana in den Bozner Gemeinderat gewählt, dem er bis 1957 angehörte.[3] Er war von 1953 bis 1968 und von 1972 bis 1976 Abgeordneter seiner Partei in der Camera dei deputati, einer der beiden italienischen Parlamentskammern.[4] Berloffa war maßgeblich an der Einrichtung und Gestaltung der Autonomie Südtirols beteiligt: Von 1961 bis 1964 war er Mitglied der Neunzehnerkommission, die das sogenannte Südtirol-Paket erarbeitete; von 1968 bis 1994 war der enge Vertraute Aldo Moros Experte und Berater im italienischen Ministerratspräsidium für Südtirol betreffende Fragen; von 1972 bis 1994 fungierte er als Vorsitzender der Sechser- und Zwölferkommission, die die Durchführungsbestimmungen zur Weiterentwicklung der Autonomie ausarbeiten.[5] Von 1977 bis 1994 war er Mitglied des italienischen Staatsrats.[6]
Berloffa erfuhr wegen seiner autonomie-freundlichen Haltung zunächst von Teilen der italienischsprachigen Bevölkerung Südtirols deutliche Ablehnung.[7] Später wurde er hingegen – in Analogie zum Verhandlungsführer der deutschsprachigen Südtiroler, seinem langjährigen Freund Silvius Magnago – als „italienischer Vater“ der Südtiroler Autonomie gewürdigt.[2][7] Er erhielt als erster italienischsprachiger Südtiroler das Ehrenzeichen des Landes Tirol,[5] 2001 wurde er mit dem Bischof-Joseph-Gargitter-Preis ausgezeichnet.[2] Berloffa war von 1998 bis 2002 Mitglied des Gründungsrats und von 2002 bis 2006 Vizepräsident des Universitätsrats der Freien Universität Bozen.[8][9] Nachdem er in den letzten Jahren seines Lebens an Altersdemenz gelitten hatte, starb er am 25. Februar 2011 in der Bozner Marienklinik.[2]
Berloffas Archivunterlagen wurden 2012 von dessen Erben dem Südtiroler Landesarchiv für 20 Jahre zur wissenschaftlichen Aufarbeitung überlassen.[10]
Auszeichnungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- 1993: Großes Silbernes Ehrenzeichen am Bande für Verdienste um die Republik Österreich[11]
- 2001: Bischof-Joseph-Gargitter-Preis
- Ehrenzeichen des Landes Tirol
- 2021: Benennung des Bozner Bahnhofsparks in Alcide-Berloffa-Park samt Widmung einer Installation dort im Rahmen eines zugleich auf dem Silvius-Magnago-Platz eingerichteten Autonomieparcours'[12]
Memoiren
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Gli anni del Pacchetto. Ricordi raccolti da Giuseppe Ferrandi. Edition Raetia, Bozen 2004, ISBN 978-88-7283-212-7.
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Alcide Berloffa: Gli anni del Pacchetto. Ricordi raccolti da Giuseppe Ferrandi. Edition Raetia, Bozen 2004, ISBN 978-88-7283-212-7, S. 9.
- ↑ a b c d „Italienischer Paketvater“ Alcide Berloffa ist tot. stol.it, 25. Februar 2011, archiviert vom am 2. April 2015; abgerufen am 26. Juni 2011.
- ↑ Gemeinderäte von 1948 bis 2010. (PDF; 586 kB) Amt für Statistik und Zeiten der Stadt Bozen, abgerufen am 26. Juni 2011.
- ↑ Dati personali e incarichi nella II Legislatura. BERLOFFA Alcide. Italienische Abgeordnetenkammer, abgerufen am 26. Juni 2011 (italienisch). , Dati personali e incarichi nella III Legislatura. BERLOFFA Alcide. Italienische Abgeordnetenkammer, abgerufen am 26. Juni 2011 (italienisch). , Dati personali e incarichi nella IV Legislatura. BERLOFFA Alcide. Italienische Abgeordnetenkammer, abgerufen am 26. Juni 2011 (italienisch). , Dati personali e incarichi nella VI Legislatura. BERLOFFA Alcide. Italienische Abgeordnetenkammer, abgerufen am 26. Juni 2011 (italienisch).
- ↑ a b Günther Pallaver: Aufbruch zum Pluralismus. Südtirols Parteien und Parteiensystem. In: Gottfried Solderer (Hrsg.): Das 20. Jahrhundert in Südtirol. Autonomie und Aufbruch. Band IV: 1960–1979. Edition Raetia, Bozen 2002, ISBN 88-7283-183-0, S. 63.
- ↑ Berloffa im Portal der Südtiroler Landesverwaltung , abgerufen am 25. Februar 2011.
- ↑ a b Bolzano: morto Alcide Berloffa, uno dei padri dell’autonomia altoatesina. Alto Adige, 25. Februar 2011, archiviert vom am 21. März 2011; abgerufen am 26. Juni 2011 (italienisch).
- ↑ Auguri vicepresidente! Freie Universität Bozen, 23. Juli 2002, archiviert vom am 2. April 2015; abgerufen am 26. Juni 2011 (italienisch).
- ↑ Bericht Universitätsrat 2002–2006. (PDF; 1,4 MB) Freie Universität Bozen, archiviert vom am 2. April 2015; abgerufen am 26. Juni 2011.
- ↑ Landesarchiv übernimmt Archiv Alcide Berloffa – LH Durnwalder unterzeichnet Vertrag. Pressemitteilung der Autonomen Provinz Bozen – Südtirol, 19. Januar 2012, archiviert vom am 8. Januar 2013; abgerufen am 7. Oktober 2012.
- ↑ Aufstellung aller durch den Bundespräsidenten verliehenen Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich ab 1952 (PDF; 6,9 MB)
- ↑ Maurizio Ferrandi: Scusate, posso sedermi su Alcide? Girando attorno ad un cerchio rosso. Salto.bz, 11. September 2021, abgerufen am 11. September 2021 (italienisch).
Personendaten | |
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NAME | Berloffa, Alcide |
KURZBESCHREIBUNG | italienischer Politiker |
GEBURTSDATUM | 23. Juli 1922 |
GEBURTSORT | Sardagna bei Trient |
STERBEDATUM | 25. Februar 2011 |
STERBEORT | Bozen |
- Mitglied der Abgeordnetenkammer (Italien)
- Politiker (Bozen)
- Politiker (Südtirol)
- Staatsrat (Italien)
- Träger des Ehrenzeichens des Landes Tirol
- Träger des Großen Silbernen Ehrenzeichens am Bande für Verdienste um die Republik Österreich
- Person (Freie Universität Bozen)
- Italiener
- Mitglied der Democrazia Cristiana
- Geboren 1922
- Gestorben 2011
- Mann