Alessandro Bellardita

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Alessandro Bellardita (geboren 1981 in Modica, Sizilien) ist ein deutscher Jurist, Publizist und Hochschullehrer.[1]

Jugend und Ausbildung

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bellardita ist der Sohn sizilianischer Einwanderer, die Anfang der 80er Jahre vor den von der Mafia geschaffenen Verhältnissen nach Deutschland flohen.[2] Er machte 1999 das Abitur an der Europäischen Schule Karlsruhe. Anschließend studierte er Rechtswissenschaft an den Universitäten Mannheim und Heidelberg. An der Universität Mannheim wurde er 2010 mit der Arbeit Der Absender im frachtrechtlichen Schuldverhältnis und seine Haftung promoviert.[3]

Er arbeitete zunächst in Heidelberg als Rechtsanwalt, trat aber 2012 in den Justizdienst ein und war am Amtsgericht Heidelberg tätig. 2015 wechselte er in die Staatsanwaltschaft Heidelberg und war dort für den Bereich der organisierten Kriminalität zuständig.[4] Seit 2017 ist Bellardita Richter in Karlsruhe; von September 2023 bis September 2024 war er Strafrichter am Landgericht Karlsruhe. Seit September 2024 ist er Vorsitzender Richter des Jugendschöffengerichts am Amtsgericht Karlsruhe.[2]

Bis Juli 2023 war er Dozent an der Hochschule für Rechtspflege Schwetzingen in den Fächern Europarecht, Staats- und Verwaltungsrecht. Zudem unterrichtet er beim Deutschen Roten Kreuz zum Thema „Recht im Rettungsdienst“.[3]

In zahlreichen Vorträgen referiert er zu Themen wie „Freiheit und Recht“ oder „Mafia in Deutschland“.[5]

Seit 2005 veröffentlichte Bellardita juristische Artikel in deutschen und italienischen Zeitungen und Zeitschriften.[4] Beim Corriere della Sera hat er seit 2007 die Kolumne „Rubrica legale“. Für die Schwetzinger Zeitung schreibt er Beiträge unter der Rubrik „Gesellschaft & Recht“. In juristischen Fachzeitschriften veröffentlicht er Artikel zu unterschiedlichen juristischen Themen. Außerdem nahm er an Radio- und Fernsehsendungen sowie an dem Podcast „Mafialand“ von ARD und SWR teil.

2020 veröffentlichte er sein erstes Buch zum italienischen Cantautore Fabrizio De André. Diesem folgten weitere zu juristischen Themen und zur Mafia.

2021 veröffentlichte er seinen ersten Roman über den deutsch-italienischen Staatsanwalt De Benedetti.[3] Thema der Krimiserie ist die Mafia in Deutschland. Daher ist der zweite, 2024 erschienene Band dem sizilianischen Richter Rosario Livatino gewidmet, der als erster die Verbindungen der Mafia nach Deutschland aufdeckte und deswegen 1990 ermordet wurde.[4]

Thema: Mafia in Deutschland

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bellardita macht in Vorträgen, Interviews und seinen Romanen darauf aufmerksam, dass die Mafia in Deutschland ein weitgehend ungestörtes Aktionsgebiet gefunden hat. Seit den 1960er Jahren war Deutschland für die Mafia ein Ort des Rückzugs vor der italienischen Justiz. Nachdem die Mafia in den 1980er Jahren noch mit Schutzgelderpressungen vor allem in Mannheim auffiel, hat sie sich inzwischen wieder aus der Öffentlichkeit zurückgezogen und agiert in Deutschland im Hintergrund im Drogenschmuggel und, um Geld zu waschen. Bellardita warnt davor, dass in Deutschland dasselbe passieren könnte wie in Norditalien, wenn man die Entwicklung nicht erst nimmt. Das würde bedeuten, dass nach und nach Verwaltungs- und auch Politikpositionen von Leuten besetzt werden, die direkt oder indirekt mit der Mafia in Verbindung stehen. Da sie über große Geldmengen verfügt, ist es auch nicht schwierig einheimischen Unternehmen mit Konkurrenzunternehmen in den Ruin zu treiben oder Gastronomen mit unschlagbaren Produktpreisen von sich abhängig zu machen.

Bellarditi fordert einen Lehrstuhl zum Thema Organisierte Kriminalität, eine Bargeldobergrenze und eine unabhängig Staatsanwaltschaft, die nicht an den Justizminister berichten muss.[2]

  • 2022: Premio Mannozzi des Vereins „Incontri Berlinesi“, ausgelobt für eine Person, die die Nähe zwischen Deutschland und Italien lebt[6]

Veröffentlichungen

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Fachpublikationen

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  • Der Absender im frachtrechtlichen Schuldverhältnis und seine Haftung (= Schriften zum Europäischen Transport- und Verkehrsrecht. Band 12). Lit, Berlin / Münster 2012, ISBN 978-3-643-11094-7 (Zugleich: Dissertation an der Universität Mannheim, 2010).
  • Recht im Rettungsdienst: Grundlagen, Strafrecht, Zivilrecht, Arbeitsrecht. Stumpf + Kossendey, Edewecht 2021, ISBN 978-3-96461-041-6.
  • I Vostri diritti in Germania: un orientamento nella società tedesca. Tredition, Hamburg 2021, ISBN 978-3-347-33131-0 (italienisch).
  • mit Theodor Morvillus, Kurt Stöber, Anahita Wesely: GBO-Verfahren und Grundstückssachenrecht: Einführung und Lehrbuch. 4. Auflage. C. H. Beck, München 2023, ISBN 978-3-406-77006-7.
  • Fabrizio de André – die Essenz der Freiheit. Tredition, Hamburg 2020, ISBN 978-3-347-09837-4.
  • La fine delle mafie – a lezione da Giovanni Falcone. Tredition – AltreMenti, Hamburg 2022, ISBN 978-3-347-50229-1 (italienisch).

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Bellardita, Alessandro. In: Gemeinsame Normdatei. Deutsche Nationalbibliothek, abgerufen am 10. September 2024.
  2. a b c "Wer die neue Mafia verstehen will, muss nach Deutschland". br - Bayerischer Rundfunk, 18. Mai 2023, abgerufen am 10. September 2024.
  3. a b c zum Autor. Alessandro Bellardita, abgerufen am 9. September 2024.
  4. a b c Sieben Fragen an Alessandro Bellardita. Kriminetz, 13. Mai 2024, abgerufen am 10. September 2024.
  5. Dr. Alessandro Bellardita: „Freiheit ist meist etwas ganz Banales“. Schwetzinger Zeitung, 29. März 2024, abgerufen am 10. September 2024.
  6. linardi: Premio Mannozzi 2022 per Alessandro Bellardita. Corriere d'Italia, 9. Januar 2023, abgerufen am 10. September 2024 (italienisch).