Alexander Ginsburg (Generalsekretär)
Alexander Ginsburg (geboren am 22. Juni 1915 in Dvinsk, Russisches Kaiserreich; gestorben am 5. Januar 1996 in Köln) war ein deutscher Jurist[1] und Funktionär der jüdischen Gemeinschaft.
Leben
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Ginsburg kam aus einer chassidischen Familie und schloss 1940 an der Universität Riga sein Jurastudium ab. Er war führendes Mitglied von Betar, der zionistisch-revisionistischen Bewegung in Lettland. Nach dem deutschen Einmarsch war er von 1941 bis 1943 Häftling im Rigaer Ghetto und anschließend bis 1945 in den Konzentrationslagern Kaiserwald im Stadtgebiet von Riga, Stutthof bei Danzig und Buchenwald. Sein Vater, sein Bruder und viele Verwandte wurden von der SS ermordet. Aus der sowjetischen Zone Deutschlands floh Ginsburg 1946 in den Westen. Von 1948 bis 1973 war er im öffentlichen Dienst des Landes Nordrhein-Westfalen mit Fragen der Wiedergutmachung nationalsozialistischer Unrechtstaten betraut. Von 1960 bis 1988 stand er als ehrenamtliches Vorstandsmitglied an der Spitze der Synagogen-Gemeinde Köln und machte sich einen Namen in überregionalen und internationalen jüdischen Gremien. Von 1973 bis 1988 war er hauptamtlicher Generalsekretär des Zentralrats der Juden in Deutschland.[2] Schwerpunkte seiner Arbeit waren die Stärkung jüdischer Bildungseinrichtungen und der Jugend- und Kulturarbeit sowie der Abschluss der materiellen Entschädigung jüdischer Individuen und Institutionen durch die Bundesregierung.[3] 1988 stellte sich nach dem Tod des Zentralratsvorsitzenden Werner Nachmann heraus, dass dieser Zinserträge aus bis dahin nicht ausgegebenen Wiedergutmachungsgeldern veruntreut hatte. Jüdische Gemeindefunktionäre verdächtigten Ginsburg der Mitwisserschaft an den Unregelmäßigkeiten und zwangen ihn zum Rücktritt. Trotz entsprechender informeller Bemühungen von Seiten des Zentralrats sah die in Sachen des verstorbenen Nachmann ermittelnde Staatsanwaltschaft Karlsruhe allerdings keinen Grund zu Ermittlungen gegen Ginsburg.[4]
Alexander Ginsburg wurde auf dem Jüdischen Friedhof Köln-Bocklemünd bestattet.
Ehrungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Ginsburg wurde am 18. September 1986 mit dem Verdienstorden des Landes Nordrhein-Westfalen ausgezeichnet.[5]
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Hans Jakob Ginsburg: Der Lebensretter. Über Alexander Ginsburg. In: Oeming, Manfred und Liss, Hanna, Juden in der Bundesrepublik Deutschland – Dokumentationen und Analysen (= Trumah, Band 14), Heidelberg 2005, ISBN 3-8253-1561-4, S. 13–36.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Synagogen-Gemeinde Köln / Juni 2005 (PDF; 967 kB), S. 24
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Pressemitteilungen der SPD: 1958 - 1998
- ↑ Bibliothek der Friedrich-Ebert-Stiftung
- ↑ vgl. Ginsburg, Lebensretter, S. 57
- ↑ vgl. Ginsburg, Lebensretter, S. 62
- ↑ Verdienstordenträgerinnen und -träger seit 1986. Staatskanzlei des Landes Nordrhein-Westfalen, archiviert vom (nicht mehr online verfügbar) am 31. März 2019; abgerufen am 11. März 2017. Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
Personendaten | |
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NAME | Ginsburg, Alexander |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Jurist und Funktionär der jüdischen Gemeinschaft |
GEBURTSDATUM | 22. Juni 1915 |
GEBURTSORT | Dünaburg, Russisches Kaiserreich |
STERBEDATUM | 5. Januar 1996 |
STERBEORT | Köln |