Alexander Postels
Alexander Johann Gustav Filippowitsch Postels (russisch Александр Филиппович Постельс; * 24. Augustjul. / 5. September 1801greg. in Helmet; † 28. Junijul. / 10. Juli 1871greg. in Wyborg) war ein deutschbaltisch-russischer Naturforscher und Hochschullehrer.[1][2][3][4]
Leben
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Postels Eltern waren der Pastor Gottfried Ludwig Philipp Postels aus Stettin und seine Frau Antoinette Auguste geborene Mylius.[1] Postels begann das Studium 1816 am Pädagogischen Hauptinstitut in St. Petersburg, aus dem 1819 die Universität St. Petersburg hervorging. 1823 schloss er das Studium an der physikalisch-mathematischen Fakultät der Universität St. Petersburg mit einer Silbermedaille als Kandidat der physikalisch-mathematischen Wissenschaften ab. Er blieb an der Universität und wurde Magister für Mineralogie und Geologie.
1826 begann Postels eine Vorlesung über Anorganische Chemie. Im August 1826 wurde er als Mineraloge und Zeichner auf der Sloop Senjawin unter dem Kommando Friedrich Benjamin von Lütkes in Kronstadt angeworben, so dass Postels an Lütkes Weltumsegelung teilnahm. Er war der erste Absolvent der Universität St. Petersburg, der für eine solche große Expedition ausgewählt wurde.[2] Weitere Teilnehmer waren Karl Heinrich Mertens und Heinrich von Kittlitz.[5] Erforscht wurden insbesondere die Küsten Alaskas und des Fernen Ostens. Nach der Rückkehr 1829 nach Kronstadt ordnete und dokumentierte Postels in den folgenden Jahren die mitgebrachten überaus zahlreichen und vielfältigen naturgeschichtlichen Materialien.[6][7][8][9] Daraus entstanden umfangreiche Sammlungen von Säugetieren, Insekten, Vögeln, Pflanzen, Gesteinen und Mineralen. Alle Sammlungen wurden mit Skizzenalben ausgestattet. Die See-Palme Postelsia palmaeformis trägt Postels Namen.[10] Für seine veröffentlichten Arbeiten erhielt Postels 1841 den ungeteilten Demidow-Preis der Akademie der Wissenschaften (zusammen mit Franz Joseph Ruprecht) und den Orden des Heiligen Wladimir IV. Klasse.
1830 wurde Postels Assistent Dmitri Iwanowitsch Sokolows. Im Mai 1831 wurde er zum Adjunkt-Professor am Lehrstuhl für Mineralogie und Geognosie der Universität St. Petersburg ernannt. Gleichzeitig wurde er Kustos des Mineralogischen Museums der Akademie der Wissenschaften (bis 1837, dann Kustos des Ethnographischen Kabinetts). Im Februar 1833 wurde er Adjunkt am Pädagogischen Hauptinstitut (1836 Extraordinarius, 1839 Ordinarius). Ab 1835 lehrte er Mineralogie am Technologie-Institut.[11]
1835 wurde Postels Inspektor der privaten und öffentlichen Schulen St. Petersburgs. 1937 wurde er Direktor des 2. St. Petersburger Gymnasiums, in dem er sogleich dringend notwendige Reformen durchführte. Auch übernahm er den naturgeschichtlichen Unterricht für die Großfürstinnen Maria und Katharina und leitete die Erziehung der Kinder des Prinzen von Oldenburg, wofür er 1845 den Orden des Heiligen Wladimir III. Klasse erhielt. Im gleichen Jahr wurde er Wirkliches Mitglied der Russischen Geographischen Gesellschaft.[12] 1849 folgte die Ernennung zum Wirklichen Staatsrat (4. Rangklasse).[13] Er wurde 1850 Mitglied des Komitees zur Überprüfung der Schulverwaltungen, 1855 Mitglied der Kommission zur Inspektion der Marineausbildungseinrichtungen und 1856 Mitglied der Schulhauptverwaltung neben seinem Gymnasiumsdirektorenamt. 1862 war er Mitglied des Komitees für die Neugestaltung der Ausbildung an den Marineausbildungseinrichtungen. Dazu wurde er zum Geheimrat befördert (3. Rangklasse). Nach der Auflösung der Schulhauptverwaltung 1863 wurde Postels Berater des Volksbildungsministers. 1866 wählte die Akademie der Wissenschaften Postels zum Ehrenmitglied.[14]
Postels Sohn Friedrich wurde Direktor des St. Petersburger Forsttechnik-Instituts. Postels Enkel Friedrich von Postels war russischer und US-amerikanischer Architekt.
Postels wurde in St. Petersburg auf dem lutherischen Teil des Smolensker Friedhofs begraben.
Ehrungen, Preise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Demidow-Preis (1841)
- Orden des Heiligen Wladimir IV. Klasse, III. Klasse
- Sankt-Stanislaus-Orden I. Klasse
- Russischer Orden der Heiligen Anna II. Klasse
- Ehrenmitglied der Russischen Akademie der Wissenschaften in St. Petersburg[15]
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ a b Baltische Historische Kommission (Hrsg.): Eintrag zu Postels, Alexander* Johann Gustav. In: BBLD – Baltisches biografisches Lexikon digital
- ↑ a b Erich Donnert: Russlands Ausgreifen nach Amerika - Ein Beitrag zur eurasisch-amerikanischen Entdeckungsgeschichte im 18. und beginnenden 19. jahrhundert. Peter Lang, Frankfurt am Main 2009, ISBN 978-3-631-58362-3, S. 143.
- ↑ Б. Гарский: Постельс, Александр Филиппович. In: Русский биографический словарь А. А. Половцова. Band 14, 1910, S. 626–628 (s:ru:РБС/ВТ/Постельс, Александр Филиппович [abgerufen am 3. August 2018]).
- ↑ Постельс (Александр Филиппович, 1801–1871). In: Brockhaus-Efron. XXIVa, 1898, S. 708 (s:ru:ЭСБЕ/Постельс, Александр Филиппович [abgerufen am 3. August 2018]).
- ↑ Andreas W. Daum, German Naturalists in the Pacific around 1800: Entanglement, Autonomy, and a Transnational Culture of Expertise. In: Explorations and Entanglements: Germans in Pacific Worlds from the Early Modern Period to World War I, hg. von Hartmut Berghoff et al. Berghahn Books, New York, 2019, S. 70‒102, hier S. 84, 88, 89, 95.
- ↑ A. Postels: Bemerkungen über die Vulkane der Halbinsel Kamtchatka. In: Мемуарах Академии наук. Band II, 1833.
- ↑ Voyage autour du monde, executé par ordre de sa Majesté l’empereur Nicolas I sur la corvette „Le Seniavine“ dans les années 1826, 1827, 1828 et 1829, par Fréderic Lütke. T. III-me, contenant les travaux de mm. les naturalistes, rédigé par Alex. Postels. Paris 1836.
- ↑ A. Postels, F. Ruprecht: Illustrationes algarum in itinere circa orbem, jussu Imperatoris Nicolai I atque auspiciis nanarchi Friderici Lütke annis 1826, 1827, 1828 et 1829 in celoce Seniavin execute in oceano Pacifico, imprimis septemtrionali ad littora Rossica asiatico-americana, collectarum. St. Petersburg 1840.
- ↑ A. Postels; F. Ruprecht: Illustrationes algarum. Cramer, Weinheim 1963.
- ↑ Postels, Alexander Philipou (1801–1871) (abgerufen am 3. August 2018).
- ↑ Пятидесятилетний юбилей С.-Петербургского практического технологического института (abgerufen am 3. August 2018).
- ↑ Временный устав Русского географического общества. St. Petersburg 1845.
- ↑ Список гражданским чинам первых IV классов: Состояние чинов на 1 июля 1860. S. 87 ([1] [abgerufen am 3. August 2018]).
- ↑ Russische Akademie der Wissenschaften: Постельс Александр Филиппович (abgerufen am 3. August 2018).
- ↑ Ehrenmitglieder der Russischen Akademie der Wissenschaften seit 1724: Постельс, Александр Филиппович. Russische Akademie der Wissenschaften, abgerufen am 7. März 2021 (russisch).
Personendaten | |
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NAME | Postels, Alexander |
ALTERNATIVNAMEN | Postels, Alexander Johann Gustav Filippowitsch (vollständiger Name); Постельс, Александр Филиппович (russisch) |
KURZBESCHREIBUNG | deutschbaltisch-russischer Naturforscher und Hochschullehrer |
GEBURTSDATUM | 5. September 1801 |
GEBURTSORT | Helmet |
STERBEDATUM | 10. Juli 1871 |
STERBEORT | Wyborg |